Jaenecke, Gustav
- Lebensdaten
- 1908 – 1985
- Geburtsort
- Berlin
- Sterbeort
- Bonn
- Beruf/Funktion
- Eishockeyspieler ; Tennissportler
- Konfession
- evangelisch-lutherisch
- Normdaten
- GND: 126678057 | OGND | VIAF: 3472698
- Namensvarianten
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- Jaenecke, Gustav
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Personen in der NDB Genealogie
- Amalie Ebert (1900–1931)
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- Hesto Hesterberg (1895–nach 1967)
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Jaenecke, Gustav
1908 – 1985
Eishockeyspieler, Tennissportler
Gustav Jaenecke zählt zu den Pionieren und erfolgreichsten Vertretern des deutschen Eishockeysports seit dessen Etablierung nach kanadischem Vorbild in den 1920er Jahren. Als eines der seltenen Doppeltalente feierte er in derselben Zeit auch große Erfolge im Tennissport, in dem er 1931 Platz 3 der nationalen Rangliste belegte, 1932 den Meistertitel im Einzel gewann und von 1932 bis 1934 zur deutschen Davis-Cup-Auswahl zählte.
Lebensdaten
Geboren am 22. Mai 1908 in Berlin Gestorben am 30. Mai 1985 in Bonn Grabstätte Friedhof in Bad Neuenahr (Rheinland-Pfalz) Konfession evangelisch-lutherisch -
Autor/in
→Stefan Jordan (München)
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Zitierweise
Jordan, Stefan, „Jaenecke, Gustav“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/126678057.html#dbocontent
Kindheit und Jugend
Jaeneckes Elternhaus zählte zum gehobenen Berliner Bürgertum. Seit 1919 besuchte er die Kaiserin-Augusta-Schule in Charlottenburg bei Berlin, wohin seine Familie kurz zuvor gezogen war. Nach dem Abitur 1928 absolvierte er ein Volontariat bei dem Berliner Bankhaus F. W. Krause und eine Ausbildung zum Schuhmacher im elterlichen Betrieb, in den er nach Abschluss der Lehre 1931 eintrat. Weil der Betrieb nach 1939 als „kriegswichtig“ eingestuft wurde, erhielt Jaenecke die „uk“-Stellung. Zwar war er nicht Mitglied der NSDAP, doch ließ er sich als prominenter Sportler für die Propaganda des NS-Systems vereinnahmen.
Bereits Anfang der 1920er Jahre war Jaenecke dem renommierten, 1893 gegründeten Berliner Schlittschuh-Club (B.S.C.) beigetreten und hatte begonnen, die noch junge Sportart Eishockey zu spielen. Zudem erlernte er das Tennisspiel auf den vereinseigenen Anlagen.
Erfolge im Eishockeysport
Noch in den 1920er Jahren stieg Jaenecke als linker Außenstürmer des B.S.C. an der Seite von Horst Orbanowski (1908–1981) und später Rudi Ball (1910–1975), zeitweilig auch als Verteidiger, zu einem der besten Eishockeyspieler Europas auf. Zwischen 1926 und 1937 gewann er in einer Zeit, in der es im Eishockey noch keinen Ligabetrieb gab, sowohl für die nationale wie für die internationale Auswahl des B.S.C. zahlreiche Spiele: So errang er 1926 und 1928 den Spengler-Cup in Davos (Kanton Graubünden) und holte mit dem B.S.C. zwischen 1926 und 1937 neun deutsche Meistertitel; ein weiterer folgte 1944 unter stark eingeschränkten Kriegsbedingungen. 1947 wechselte er zum SC Rießersee nach Garmisch-Partenkirchen, mit dem er 1947, 1948 und 1950 deutscher Meister wurde. Im März 1951 beendete Jaenecke, der in seiner Laufbahn insgesamt rund 900 Partien absolvierte, seine Eishockeykarriere beim Spiel gegen den Zürcher SC.
Seit 1926 gehörte Jaenecke zur deutschen Nationalmannschaft, für die er bis 1942 in 82 Länderspielen 43 Tore schoss und mit der er 1928 erstmals, allerdings erfolglos, an den Olympischen Winterspielen in St. Moritz (Kanton Graubünden) teilnahm. 1930 besiegte er mit der Nationalmannschaft beim Endspiel im Berliner Sportpalast das Team der Schweiz und wurde Europameister sowie nach einer Niederlage gegen die als unschlagbar geltenden kanadischen Eishockeyspieler im selben Jahr am selben Ort Vize-Weltmeister. 1932 errang die Mannschaft mit seiner Beteiligung die Bronze-Medaille bei den Olympischen Winterspielen in Lake Placid (Maine, USA), 1934 in Mailand erneut die Europameisterschaft nach einem 2:1-Finalsieg über die Schweiz. Bei den Olympischen Spielen 1936 in Garmisch-Partenkirchen, bei denen Jaenecke das deutsche Team als Kapitän anführte, schied er nach der Zwischenrunde aus.
Erfolge im Tennissport
Zeitgleich zum Beginn seiner Karriere als Eishockeysportler errang Jaenecke zwischen 1924 und 1926 erste Erfolge im Tennis mit Siegen an den Höheren Schulen und beim Juniorensport in Berlin. 1925 und 1926 wurde er mit Fedor Hartz deutscher Juniorenmeister im Doppel. 1928 folgte der Sieg beim Landmann-Pokal des B.S.C, 1931 die Endspielteilnahme bei den Internationalen Tennis-Meisterschaften am Hamburger Rothenbaum, sodass Jaenecke Ende 1931 hinter Daniel Prenn (1904–1991) und Gottfried von Cramm (1909–1976) auf Platz 3 der nationalen Rangliste aufrückte. 1932 gewann er in Braunschweig die deutsche Meisterschaft im Einzel.
Von Juli 1932 bis 1934 zählte er in fünf Begegnungen zum deutschen Davis-Cup-Team, mit dem er am 17. Juli 1932 durch einen Sieg über Italien die Interzonenrunde erreichte. Nach seiner klaren Niederlage gegen Cramm bei den Deutschen Meisterschaften 1935 beendete Jaenecke seine Karriere als Tennissportler.
Am Ende der sportlichen Laufbahn
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs und der Verstaatlichung seines in Berlin-Ost liegenden Betriebs übersiedelte Jaenecke auf das Gut seiner Frau in Burgdorf bei Hannover. Im Januar 1947, dem Jahr seiner Scheidung, ließ er sich in München nieder und wurde in Garmisch-Partenkirchen Spielertrainer des SC Rießersee. Nachdem der Versuch, den Schuhbetrieb wieder aufzubauen, gescheitert war, nahm Jaenecke 1951 die ihm von dem Münchner Privatbankier August (Gustl) Lenz (1905–1960) angebotene Anstellung als Verwaltungschef der 1948 gegründeten Spielbank Bad Neuenahr an. 1975 wurde er deren Generaldirektor und fungierte seither zudem als persönlich haftender Gesellschafter der „Spielbank Berlin Gustav Jaenecke“ in Berlin.
Jaenecke wurde, auch von der ausländischen Presse, als Ausnahmetalent gefeiert und erlangte große mediale Popularität, wozu sein junges Eintrittsalter in den Sport und seine Körpergröße von 1,85 Meter ebenso beitrugen wie seine Freundschaft zur Eiskunstläuferin Sonja Henie (1912–1969) und die Ehe mit der Ex-Frau seines Konkurrenten Cramm. Jaenecke leistete Pionierarbeit, die aus Kanada stammende Form des Eishockeys in Europa zu etablieren, und galt wegen seiner Erfolge im Tennissport als eines der wenigen Talente mit zwei nahezu gleichgewichtigen sportlichen Begabungen. 2008 war er der erste Eishockeysportler, der in die neu gegründete Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen wurde.
Sportliche Erfolge
1984 | Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland |
1998 | Hall of Fame der International Ice Hockey Federation |
2008 | Hall of Fame des deutschen Sports |
Ehrenmitglied des Deutschen Eishockey-Bunds | |
Gedenktafel der Spielbank Berlin am Haus, Marlene-Dietrich-Platz 1, Berlin-Tiergarten (P) |
Nachlass:
nach dem Tod der zweiten Ehefrau versteigert. (Teile heute im Eishockey-Museum, Augsburg, und im Nachlass Heinrich Jaenecke)
Gustav Jaenecke, Jagd hinter dem Puck. Eishockey – herzhaft und humorvoll, 1939. (P)
Ulf May, Schläger, Puck und Bodychcecks, 1970. (P)
Alfons Arenhövel (Hg.), Arena der Leidenschaften. Der Berliner Sportpalast und seine Veranstaltungen 1910–1973, 1990, passim. (P)
Horst Eckert, Die großen Eishockeystars, 1991, S. 49–54. (P).
Horst Eckert, Eishockey-Weltgeschichte, 41993, S. 109–114. (P
Festschrift 100 Jahre Berliner Schlittschuh-Club 1893–1993, hg. v. Berliner Schlittschuh-Club e. V., o. J. [1993]. (P)
Sven Crefeld, Gustav Jaenecke. Idol auf dem Eis, 2008. (P)
Steffen Karas, 100 Jahre Eishockey in Berlin. Faszination durch Tradition, 2008, S. 65–74.
Ulrich Kaiser, Art. „Gustav Jaenecke. Der erste deutsche Eishockey-Star“, in: Hall of Fame des deutschen Sports, Mai 2008. (P) (Onlineressource)