Hansen, Gottfried

Lebensdaten
1881 – 1976
Geburtsort
Rendsburg bei Kiel
Sterbeort
Kiel
Beruf/Funktion
Admiral ; Verbandsfunktionär
Konfession
evangelisch-lutherisch
Normdaten
GND: 116455659 | OGND | VIAF: 57367345
Namensvarianten

  • Hansen, Gottfried Paul Leopold
  • Hansen, Gottfried
  • Hansen, Gottfried Paul Leopold
  • Hansen, G.

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Zitierweise

Hansen, Gottfried, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116455659.html [30.01.2025].

CC0

  • Hansen, Gottfried Paul Leopold

    1881 – 1976

    Admiral, Verbandsfunktionär

    Admiral Gottfried Hansen diente als Offizier in der Kaiserlichen Marine, der Reichsmarine sowie während des Zweiten Weltkriegs in der Kriegsmarine. Nach 1945 trat er als Vertreter der neu gegründeten militärischen Traditionsverbände hervor und engagierte sich führend für die Interessen ehemaliger Wehrmachtsangehöriger.

    Lebensdaten

    Geboren am 1. November 1881 in Rendsburg bei Kiel
    Gestorben am 16. Juli 1976 in Kiel
    Grabstätte Nordfriedhof (Ehrengrab) in Kiel
    Konfession evangelisch-lutherisch
    Gottfried Hansen, Stadtarchiv Kiel (InC)
    Gottfried Hansen, Stadtarchiv Kiel (InC)
  • 1. November 1881 - Rendsburg bei Kiel

    1888 - 1889 - Rendsburg bei Kiel

    Schulbesuch

    Bürgerschule

    1890 - 1898 - Rendsburg

    Vorschule; Schulbesuch (Abschluss: Abitur)

    Gymnasium

    12.4.1898 - Rendsburg

    Kadett

    Kaiserliche Marine

    1898 - 1899

    Ausbildung (April 1899 Fähnrich zur See)

    SMS Moltke (Schulschiff)

    1899 - Herbst 1900 - Kiel

    Ausbildung

    Marineschule

    Herbst 1900 - 1902 - Ostasien

    u. a. Teilnahme an der Niederschlagung des „Boxeraufstands“ (September 1901 Leutnant zur See)

    SMS Hansa

    1902 - Herbst 1904

    Wachoffizier

    SMS Freya; SMS Prinz Albert

    Herbst 1904 - Herbst 1906 - Friedrichsort bei Kiel

    Kompanieoffizier

    I. Matrosen-Artillerie-Abteilung

    Herbst 1906 - Herbst 1907

    Assistent für Minenwesen; Navigationsoffizier

    SMS Pelikan

    Herbst 1907 - Frühjahr 1908 - Kiel

    Adjutant (Januar 1908 Kapitänleutnant)

    I. Werftdivision

    1909 - 1911

    Artillerieoffizier

    SMS Hansa (Schulschiff)

    1911 - 1914

    2. Artillerieoffizier; seit 1912 1. Artillerieoffizier

    SMS Schleswig-Holstein

    1914 - 1915

    II. Admiralstabsoffizier

    II. Geschwader

    1916 - November 1918

    II. Admiralstabsoffizier beim Befehlshaber der Aufklärungsstreitkräfte

    SMS Seydlitz; SMS Lützow; SMS Hindenburg

    Oktober 1918 - 1925 - Berlin

    Mitarbeiter der Zentralabteilung; später Waffenabteilungschef (Mai 1922 Kapitän zur See)

    Reichsmarineamt; Marineleitung

    1925 - 1926

    Kommandant

    Braunschweig (Linienschiff); Schleswig-Holstein (Linienschiff)

    1926 - 1928 - Wilhelmshaven

    Artillerie-Inspekteur (Januar 1928 Konteradmiral)

    1928 - Herbst 1932 - Kiel

    Chef (Oktober 1930 Vizeadmiral); Verabschiedung mit dem Charakter als Admiral

    Marinestation der Ostsee

    1938 - 1944 - Berlin

    Herausgeber

    Nauticus. Jahrbuch für Deutschlands Seeinteressen (Marinezeitschrift)

    9.6.1939

    zur Verfügung der Kriegsmarine gestellt

    November 1941 - Juni 1943 - Berlin

    Leiter

    Luftwaffenlehrstab

    1950 - 1952

    Gründungsvorsitzender

    Bund versorgungsberechtigter ehemaliger Wehrmachtsangehöriger und ihrer Hinterbliebenen

    Januar 1952 - 1956

    Vorsitzender

    Verband deutscher Soldaten

    16. Juli 1976 - Kiel

    alternativer text
    Gottfried Hansen (dritter v.r.), BArch / Bildarchiv (InC)

    Hansen wuchs in einer streng protestantischen Familie in Rendsburg bei Kiel auf, wo er seit 1891 das humanistische Gymnasium besuchte. Nach dem Abitur trat er am 12. April 1898 als Kadett in die Kaiserliche Marine ein und durchlief eine Ausbildung auf dem Schulschiff SMS Moltke. Er besuchte seit 1899 Kurse an der Marineschule in Kiel, wurde seit Herbst 1900 in Ostasien eingesetzt und nahm an Bord des Großen Kreuzers SMS Hansa an der Niederschlagung des „Boxeraufstands“ teil. Nach seiner Rückkehr diente Hansen bis Herbst 1904 als Wachoffizier auf dem Großen Kreuzer SMS Freya, dann auf dem Großen Kreuzer „Prinz Adalbert“. Von 1904 bis 1906 war er Kompanieoffizier bei der I. Matrosen-Artillerie-Abteilung in Friedrichsort bei Kiel, anschließend bis 1907 Assistent und Navigationsoffizier auf dem Minenschiff SMS Pelikan, danach bis 1908 Adjutant der I. Werftdivision in Kiel, wo er am 27. Januar 1908 zum Kapitänleutnant befördert wurde.

    Nach anfänglich zwar guten, aber nicht unkritischen Beurteilungen – „neigt zum Widerspruch, zur Selbstzufriedenheit und ist empfindlich“ (1907) –, zeichnete sich Hansen in der Folgezeit v. a. als Artillerist aus. Seit 1909 war er Artillerieoffizier auf dem Großen Kreuzer SMS Hansa, von 1911 bis 1914 auf dem Linienschiff SMS Schleswig-Holstein und anschließend II. Admiralstabsoffizier des II. Geschwaders, das von Vizeadmiral Reinhard Scheer (1863–1928) geführt wurde. 1915 zum Korvettenkapitän befördert, tat Hansen von 1916 bis 1918 Dienst als II. Admiralstabsoffizier beim Befehlshaber der Aufklärungsstreitkräfte, Vizeadmiral Franz Ritter von Hipper (1863–1932), auf den Großen Kreuzern SMS Seydlitz, SMS Lützow und SMS Hindenburg. In dieser Funktion nahm er u. a. 1916 an der Schlacht im Skagerrak teil.

    Als einer von wenigen Marineoffizieren, die in die Reichsmarine übernommen wurden, war Hansen von 1918 bis 1924 in der Zentral-, der Waffen- und zuletzt in der Militärischen Abteilung der Marineleitung tätig. Seit 1922 Kapitän zur See, war er 1925/26 Kommandant der Linienschiffe Braunschweig und Schleswig-Holstein. 1926 wechselte Hansen als Artillerie-Inspekteur nach Wilhelmshaven, wo er zum 1. Januar 1928 zum Konteradmiral befördert wurde, und leitete seit Oktober 1928 als Nachfolger Erich Raeders (1876–1960) die Marinestation der Ostsee in Kiel. Im Oktober 1930 zum Vizeadmiral befördert, wurde Hansen im Herbst 1932 mit dem Charakter als Admiral verabschiedet.

    Hansen war nicht Mitglied der NSDAP oder anderer NS-Organisationen. Wie viele Nationalkonservative unterstützte er jedoch die Politik des NS-Regimes. Von 1938 bis 1944 gab er im Auftrag des Oberkommandos der Kriegsmarine die 1899 von Alfred von Tirpitz (1849–1930) begründete Marinezeitschrift „Nauticus. Jahrbuch für Deutschlands Seeinteressen“ heraus, die bis zuletzt uneingeschränkt die Politik Adolf Hitlers (1889–1945) unterstützte, den Hansen 1940 als „begnadeten Führer“ pries. Im Juni 1939 wurde Hansen zur Verfügung der Kriegsmarine als „charakterisierter Admiral“ gestellt und im September 1939 als Reichskommissar des Prisengerichts in Kiel eingesetzt, das aber nie zusammentrat. Von November 1942 bis Juni 1943 war er Leiter des Luftwaffenlehrstabs in Berlin und wurde am 31. Juli 1943 altersbedingt endgültig aus dem Militärdienst entlassen.

    Nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte sich Hansen zunächst informell im sog. Hansen-Kreis in Kiel, seit 1949 offiziell für die Interessen der ehemaligen Wehrmachtsoldaten und avancierte aufgrund seiner guten Kontakte zu ehemals führenden Wehrmachtsangehörigen und Politikern v. a. der CDU zu einem erfolgreichen Lobbyisten. Als Gründungsvorsitzender des Bunds versorgungsberechtigter ehemaliger Wehrmachtangehöriger und ihrer Hinterbliebenen, der im Frühjahr 1950 ca. 75 000 Mitglieder zählte und 1951 im Verband deutscher Soldaten (VdS) aufging, vertrat Hansen deren Forderung nach Anerkennung ihrer Rentenansprüche, machte sich gegen deren juristische Verfolgung als Kriegsverbrecher stark und setzte sich für die Begnadigung verurteilter ehemaliger Soldaten, darunter Raeder, ein. Seit Januar 1952 Vorsitzender des VdS, gelang es Hansen Ende 1952, Bundeskanzler Konrad Adenauer (1876–1967) zu einer „Ehrenerklärung“ für alle Wehrmachtssoldaten vor dem Deutschen Bundestag zu veranlassen. Hansen gehörte zu den wenigen ehemaligen Wehrmachtsangehörigen, die die militärischen Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 gegen den Vorwurf des Verrats verteidigten. 1956 legte er sein Amt als Vorsitzender des VdS nieder und setzte sich danach als Ehrenvorsitzender des Verbands weiterhin für die Interessen ehemaliger Wehrmachtsoldaten ein.

    Roter Adler-Orden 4. Klasse
    Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern
    Ritterkreuz I. Klasse des Albrechts-Ordens
    Österreichisches Militärverdienstkreuz III. Klasse mit Kriegsdekoration
    Eisernes Kreuz II. Klasse
    Eisernes Kreuz I. Klasse
    Rettungsmedaille am Bande
    Chinadenkmünze in Bronze
    1956 Großes Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
    1956 Ehrenvorsitzender des Verbands deutscher Soldaten

    Nachlass:

    Bundesarchiv-Militärarchiv, Freiburg im Breisgau, N 810. (weiterführende Informationen)

    Weitere Archivmaterialien:

    Bundesarchiv-Militärarchiv, Freiburg im Breisgau, Pers 6 / 2422. (Personalakte)

    James M. Diehl, The Thanks of the Fatherland. German Veterans after the Second World War, 1993.

    Norbert Frei, Vergangenheitspolitik. Die Anfänge der Bundesrepublik und die NS-Vergangenheit, 21997, S. 209, 223, 260, 267, 296 u. 334.

    Bert-Oliver Manig, Die Politik der Ehre. Die Rehabilitierung der Berufssoldaten in der frühen Bundesrepublik, 2004.

    Jörg Echternkamp, Soldaten im Nachkrieg. Historische Deutungskonflikte und westdeutsche Demokratisierung 1945–1955, 2014, bes. S. 197 f., 217 u. 220 f.

  • Autor/in

    Michael Epkenhans (Bardowick bei Lüneburg)

  • Zitierweise

    Epkenhans, Michael, „Hansen, Gottfried“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2024, URL: https://www.deutsche-biographie.de/116455659.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA