Fromm, Friedrich
- Lebensdaten
- 1888-1945
- Geburtsort
- Berlin-Charlottenburg
- Sterbeort
- Brandenburg an der Havel
- Beruf/Funktion
- Chef der Heeresrüstung ; Befehlshaber des Ersatzheeres ; Generaloberst
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 118843338 | OGND | VIAF: 35253644
- Namensvarianten
-
- Fromm, Friedrich Wilhelm Waldemar
- Fromm, Friedrich
- Fromm, Friedrich Wilhelm Waldemar
- Fromm, Fritz
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- Adolf Hitler (1889–1945)
- Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim (1905–1944)
- Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907–1944)
- Ernst John von Freyend (1909–1980)
- Friedrich Olbricht (1888–1944)
- Heinrich Himmlers (1900–1945)
- Joseph Goebbels (1897–1945)
- Ludwig Beck (1880–1944)
- Walther von Brauchitsch (1881–1948)
- Werner Freiherr von Fritsch (1880–1939)
- Werner von Blomberg (1878–1946)
- Werner von Haeften (1908–1944)
- Wilhelm Keitel (1882–1946)
- Willi Ruge
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Fromm, Friedrich Wilhelm Waldemar
1888 – 1945
Chef der Heeresrüstung, Befehlshaber des Ersatzheeres, Generaloberst
Friedrich Fromm verantwortete als militärischer Organisationsfachmann seit 1930 die Aufrüstung des Heeres. Seit 1941 forderte er angesichts hoher Verluste ein Ende des Krieges und schloss sich, teilweise entmachtet, 1943 dem militärischen Widerstand an. Verantwortlich für die Erschießung der Hauptbeteiligten des 20. Juli 1944, wurde er selbst durch das NS-Regime hingerichtet.
Lebensdaten
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Autor/in
→Bernhard R. Kroener (Schallstadt-Mengen)
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Zitierweise
Kroener, Bernhard R., „Fromm, Friedrich“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118843338.html#dbocontent
Aus einer Offiziersfamilie stammend, trat Fromm im Januar 1907 in das 2. Thüringische Feldartillerieregiment Nr. 55 in Naumburg an der Saale ein. Bis 1914 und während des Ersten Weltkriegs wurde er als Adjutant in verschiedenen Dienststellungen an der Südost- und Westfront verwendet. Nach Abschluss des 9. Generalstabskursus in Sedan diente er seit 1919 im Grenzschutz Ost und wurde im Mai 1919 als Hauptmann in die vorläufige Reichswehr übernommen. Aufgrund seiner organisatorischen Fähigkeiten im Sommer 1927 vom Wehrkreiskommando III in das Wehramt des Reichswehrministeriums nach Berlin abkommandiert, war Fromm hier bis Januar 1933 als Haushaltsreferent tätig. In dieser Funktion wurde er auch mit Aufgaben der personellen Rüstung betraut, etwa mit Maßnahmen der durch den Versailler Vertrag verbotenen Mobilmachungsvorbereitungen und mit der Federführung der Verhandlungen zum offenen und geheimen Wehrhaushalt. Als nationalkonservativ orientierter „Vernunftrepublikaner“ unterstützte er im Rahmen seiner Aufgaben loyal die Reichsregierung.
Infolge der NS-Rüstungspolitik wurde das Wehramt im April 1934 in Allgemeines Heeresamt (AHA) umbenannt und personell erheblich erweitert. Von Werner von Blomberg (1878–1946) zum Chef des AHA befördert, verantwortete Fromm die personelle und materielle Ausstattung des Heeres. Dabei geriet er in Gegensatz zum Chef des Generalstabs des Heeres, Ludwig Beck (1880–1944), dessen Planungen für eine „Risikowehrmacht“ ihm zu überhastet und wirtschaftlich problematisch erschienen. In einer Denkschrift vom August 1936 warnte er den Oberbefehlshaber des Heeres (ObdH), Werner Freiherr von Fritsch (1880–1939), vor den Folgen, die zu einem Kollaps der Volkswirtschaft oder einem verfrühten Einsatz der Wehrmacht führen müssten.
Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs zum Chef der Heeresrüstung und Befehlshaber des Ersatzheeres ernannt, leitete Fromm mit dem AHA, dem Heereswaffenamt und dem Heeresverwaltungsamt wesentliche kriegsministerielle Bereiche. Während des Kriegs steuerte er den personellen und materiellen Ersatz des Heeres und als Vorgesetzter der Wehrkreisbefehlshaber die Einziehungspraxis der gesamten Wehrmacht. Im Sommer 1940 sicherte er Adolf Hitler (1889–1945) die Aufrüstung des Heeres für einen räumlich und zeitlich begrenzten Feldzug gegen die Sowjetunion zu.
Angesichts rapide steigender Verluste und erheblichen materiellen Verschleißes ließ Fromm im August 1941 für den ObdH, Walther von Brauchitsch (1881–1948), eine Denkschrift erarbeiten, in der er einen baldigen Friedensschluss vorschlug. Im Sommer 1942 erneuerte er seine Ansicht mit Nachdruck gegenüber Hitler. Diese Denkschrift und entsprechende Demarchen von Joseph Goebbels (1897–1945) sowie dem Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, Wilhelm Keitel (1882–1946), führten dazu, dass Fromm seit Ende 1942 Teilbereiche seines Aufgabengebiets entzogen und seine Ablösung ins Auge gefasst wurde.
Diese schrittweise Entmachtung, die Überzeugung, dass der Krieg nicht mehr zu gewinnen sei, und der Tod seines einzigen Sohns führten seit Frühjahr 1943 zu einer Annäherung Fromms an den militärischen Widerstand. Es waren weniger moralisch-ethische als militärisch-fachliche Erwägungen, die ihn zu diesem Schritt bewogen. Mit seiner Billigung wurden durch General Friedrich Olbricht (1888–1944) die Planungen für einen Einsatz des Ersatzheeres im Innern (Operation „Walküre“) aktualisiert. Fromm akzeptierte den Plan zur Tötung Hitlers, war jedoch angesichts der schwankenden Haltung vieler Wehrkreisbefehlshaber uneins mit den Verschwörern über den Zeitpunkt des Umsturzes. Als er diesen nicht mehr verhindern konnte, stand für ihn der Tod Hitlers und damit die Lösung der Eidbindung als zwingende Voraussetzung einer möglichen Abwendung des Militärs vom NS-Regime im Vordergrund.
Während Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907–1944) und Werner von Haeften (1908–1944) davon ausgingen, dass das Attentat vom 20. Juli 1944 geglückt sei, hatte Fromm verlässliche Aussagen von Keitels Adjutanten, Ernst John von Freyend (1909–1980), dass Hitler überlebt hatte. Um die Mitglieder des Widerstands in seinem Befehlsbereich zu schützen, verlangte er von den beiden, dem Regime inzwischen bekannten Attentätern, sich zu töten. Im Gegenzug wurde er von den Verschworenen in seiner Dienstwohnung unter Hausarrest gestellt. Nach seiner Befreiung durch Offiziere des AHA lieferte er Stauffenberg und von Haeften sowie Olbricht und Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim (1905–1944) nicht dem Regime aus, sondern ließ sie erschießen. Dieses Verhalten machte Fromm in den Augen seiner Gegner so verdächtig, dass ihn Goebbels als Reichsverteidigungskommissar von Berlin mit Zustimmung Heinrich Himmlers (1900–1945) als Befehlshaber des Ersatzheeres in der Nacht des 21. Juli inhaftieren ließ und er am 12. März 1945 nach einem Schauprozess vor dem Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde.
Unmittelbar nach Kriegsende attestierten Hinterbliebene der Opfer, dass Fromm ihren Angehörigen bewusst ein schlimmeres Schicksal erspart habe. Dennoch wurde er, nachdem der militärische Widerstand gegen das NS-Regime zum Identifikationsnarrativ der Bundesrepublik geworden war, in der öffentlichen Wahrnehmung zur undurchsichtigen Hintergrundfigur, deren Motive nicht genau entschlüsselt werden müssten.
1914 | Österreichisches Militärverdienstkreuz III. Klasse |
1915 | Eisernes Kreuz II. Klasse |
1915 | Hanseatenkreuz Hamburg |
1916 | Eisernes Kreuz I. Klasse |
1935 | Königlich Ungarisches Verdienstkreuz II. Klasse |
1939 | Königlich Jugoslawischer St. Sava Orden 1. Klasse |
1940 | Großkreuz des Ordens von der Krone von Italien |
1940 | Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes |
1941 | Großkreuz des Schwedischen Schwertordens |
1942 | Kaiserlich Japanischer Orden des Heiligen Schatzes |
Nachlass:
Bundesarchiv-Militärarchiv, Freiburg im Breisgau, N 830.
Weitere Archivmaterialien:
Bundesarchiv-Militärarchiv, Freiburg im Breisgau, RH 14 (Chef der Heeresrüstung und Befehlshaber des Ersatzheeres); RH 15 (Allgemeines Heeresamt).
Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung, Berlin, Nachlass Helga Heinke, geb. Fromm
Gedruckte Quellen:
Edition des Diensttagesbuches des Chefs des Stabes beim Chef der Heeresrüstung und Befehlshaber des Ersatzheeres (1938–1943) – in Vorbereitung, erscheint voraussichtlich 2024.
Gene Mueller, Generaloberst Friedrich Fromm, in: Gerd R. Ueberschär (Hg.), Hitlers militärische Elite, Bd. 1, 1998, S. 71–78.
Bernhard R. Kroener, Zwischen Blitzsieg und Verhandlungsfrieden. Der Chef der Heeresrüstung und Befehlshaber des Ersatzheeres fordert im Herbst 1941 die Beendigung des Krieges, in: Wolfgang Elz (Hg.), Internationale Beziehungen im 19. und 20. Jahrhundert. Festschrift für Winfried Baumgart zum 65. Geburtstag, 2003, S. 341–360.
Bernhard R. Kroener, Generaloberst Friedrich Fromm. Der starke Mann im Heimatkriegsgebiet. Eine Biographie, 2004. (P)
Monika Deniffel, Art. „Fromm, Fritz“, in: Hermann Weiß (Hg.), Biographisches Lexikon zum Dritten Reich, überarb. Neuausg., 22011, S. 136 f.
Bernhard R. Kroener, Friedrich Fromm – „Unser Verräter“. Hinterbliebenenversorgung im Kampf um Deutungshoheit, in: Haus der Geschichte Baden-Württemberg (Hg.), Verräter? Vorbilder? Verbrecher? Kontroverse Deutungen des 20. Juli 1944 seit 1945, 2016, S. 73–96.
zahlreiche Fotografien, Digitales Bildarchiv des Bundesarchivs.
zahlreiche Fotografien, Bildarchiv der Bayerischen Staatsbibliothek München, Sammlung Heinrich Hoffmann.