Lebensdaten
1880 – 1967
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Berlin-West
Beruf/Funktion
Evangelischer Theologe ; Bischof ; Geistlicher
Konfession
evangelisch-lutherisch
Normdaten
GND: 11852514X | OGND | VIAF: 71430931
Namensvarianten
  • Dibelius, Friedrich Karl Otto
  • Dibelius, Otto
  • Dibelius, Friedrich Karl Otto
  • mehr

Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Dibelius, Otto, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11852514X.html [16.07.2024].

CC0

  • Otto Dibelius gehörte als Pfarrer, Generalsuperintendent, Bischof und Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland zu den einflussreichsten protestantischen Kirchenführern des 20. Jahrhunderts. Sein besonderer Einsatz galt der Unabhängigkeit der Evangelischen Kirche gegenüber dem Staat sowohl in der Zeit des Nationalsozialismus als auch des geteilten Deutschlands.

    Lebensdaten

    Geboren am 15. Mai 1880 in Berlin
    Gestorben am 31. Januar 1967 in Berlin-West
    Grabstätte Parkfriedhof Lichterfelde, Grabstelle: Abt. 3 c Nr. 87/88 (Ehrengrab der Stadt Berlin) in Berlin-Lichterfelde
    Konfession evangelisch-lutherisch
    Otto Dibelius, Imago Images (InC)
    Otto Dibelius, Imago Images (InC)
  • Lebenslauf

    15. Mai 1880 - Berlin

    1893 - 1899 - Berlin; Lichterfelde (heute Berlin-Lichterfelde)

    Schulbesuch (Abschluss: Abitur)

    Luisenstädtisches Gymnasium; Realgymnasium Groß-Lichterfelde

    1899 - 1903 - Berlin

    Studium der Evangelischen Theologie

    Universität

    16.7.1902 - Gießen

    Promotion (Dr. phil.)

    Universität

    November 1903 - Berlin

    Erste Theologische Prüfung

    Königliches Konsistorium

    Mai 1906 - Berlin

    Zweite Theologische Prüfung

    Königliches Konsistorium

    26.5.1906 - Berlin

    Promotion (Lic. theol.)

    Universität

    25.10.1906 - 30.9.1907 - Guben (Brandenburg)

    Hilfsprediger

    Klosterkirche

    23.12.1906 - Berlin

    Ordination zum Evangelischen Pfarrer

    Königliches Konsistorium

    1.10.1907 - 30.6.1910 - Crossen (heute Krosno, Polen)

    Archidiakonus

    1.7.1910 - 30.9.1911 - Danzig (heute Gdansk, Polen)

    2. Pfarrer

    Kirchengemeinde Peter und Paul

    1.10.1911 - 31.7.1915 - Lauenburg (Pommern, heute Lębork, Polen)

    Oberpfarrer

    1.8.1915 - 31.7.1925 - Berlin-Schöneberg

    2. Pfarrer

    Kirchengemeinde zum Heilsbronnen

    1917 - Berlin

    Mitglied

    Deutsche Vaterlandspartei; seit 1919 Deutschnationale Volkspartei

    25.8.1921 - 31.1.1925 - Berlin

    Mitglied des Evangelischen Oberkirchenrats als Oberkonsistorialrat im Nebenamt

    Evangelische Kirche der altpreußischen Union (APU)

    1.2.1925 - 7.9.1933 - Berlin

    Generalsuperintendent der Kurmark

    APU

    7.9.1933 - 3.12.1945 - Berlin

    Generalsuperintendent im Ruhestand

    APU

    1.12.1933 - 1.7.1934 - St. Remo (Italien)

    Kurprediger

    Deutsche Evangelische Kirche

    1934 - 1945 - Berlin

    Mitarbeiter im brandenburgischen Bruderrat der Bekennenden Kirche

    APU

    1937 - 1945 - Berlin

    Mitglied im Bruderrat der Bekennenden Kirche

    APU

    9.5.1945 - 3.12.1945 - Berlin

    Generalsuperintendent der Kurmark und geschäftsführender Generalsuperintendent von Berlin

    APU

    28.6.1945 - 31.12.1951 - Berlin

    Präsident des Evangelischen Oberkirchenrats

    APU

    18.10.1945 - 19.10.1945 - Stuttgart

    Verfasser des Entwurfs des Stuttgarter Schuldbekenntnisses und Mitunterzeichner

    Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)

    November 1945 - Berlin

    Mitgründer; Mitglied

    CDU

    4.12.1945 - 31.3.1966 - Berlin

    Bischof mit der Amtsbezeichnung Evangelischer Bischof von Berlin

    Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg

    August 1948 - November 1961

    Mitglied des Zentralausschusses

    Ökumenischer Rat der Kirchen (Weltkirchenrat)

    1949 - 1961

    Vorsitzender des Rats

    EKD

    1954 - 1961

    einer von sechs Präsidenten

    Ökumenischer Rat der Kirchen (Weltkirchenrat)

    31. Januar 1967 - Berlin-West
  • Genealogie

    Vorfahren väterlicherseits aus Pommern; gelangten über Prenzlau (Brandenburg) nach Berlin
    Vater Otto Andreas Dibelius 30.11.1842–8.7.1926 Geheimer Regierungsrat, Postrat im Reichspostamt, Berlin
    Großvater väterlicherseits Friedrich Wilhelm Eduard Dibelius 6.12.1806–9.3.1887 Oberlehrer am Gymnasium in Prenzlau
    Großmutter väterlicherseits Luise Henriette Franziska Dibelius, geb. Wiese 13.3.1810–28.5.1885
    Onkel väterlicherseits Franz Wilhelm Dibelius 6.1.1847–20.1.1924 Dr. phil.; evangelischer Theologe; Stadtsuperintendent und Oberhofprediger in Dresden
    Mutter Laura Erdmute Margarete Dibelius, geb. Käuffer 23.8.1852–18.6.1914 Pfarrerstochter
    Großvater mütterlicherseits Moritz Käuffer evangelischer Theologe, Pfarrer in Gerlachsheim (Schlesien, heute Grabiszyce, Polen)
    Großmutter mütterlicherseits Maria Käuffer, geb. Käuffer Cousine ihres Ehemanns
    Bruder Otto Franz Wilhelm Dibelius 23.4.1876–28.1.1931 Professor für Anglistik in Hamburg (1911), Bonn (1918) und Berlin (1925)
    Bruder Conrad Ernst Walter Dibelius 1878–17.1.1887
    Bruder Johannes Rudolf Franz Dibelius 24.8.1881–19.8.1916 evangelischer Pfarrer; Privatdozent für christliche Kunst und Neues Testament an der Universität Bonn (1914); als Soldat gefallen
    Bruder Moritz Eduard Dibelius 18.4.1884–18.4.1884
    Heirat 13.11.1907 in Crossen (heute Krosno, Polen)
    Ehefrau Frida Josephine Armgard Dibelius, geb. Wilmanns 18.9.1883–2.12.1952
    Schwiegervater Hilmar Franz Günter Wilmans 1847–1912 kaufmännischer Angestellter bei der Firma Hildebrand & Co. in Durango (Mexiko); preußischer Vizekonsul; in 2. Ehe verh. mit Else Wilmans, geb. Diestel (1865–1942)
    Schwiegermutter Frida Emilie Elisabeth Wilmans, geb. Elsner 1859–1891
    Sohn Hilmar Otto Richard Dibelius geb. 26.8.1908 Oberkirchenrat in Bonn
    Sohn Wolfgang Ernst Wilhelm Dibelius 22.4.1910–1943 evangelischer Pfarrer; als Soldat in der Sowjetunion gefallen
    Tochter Johanna Modesta Franziska Dibelius geb. 24.1.1914
    Tochter Christel Armgard Meta Dibelius geb. 24.1.1914
    Tochter Margarete Frida Elisabeth Dibelius 15.10.1916–7.7.2011
    Sohn Franz Gerhard Dibelius 16.4.1920–1940 als Soldat in Frankreich gefallen
    Cousin väterlicherseits Martin Franz Dibelius 14.9.1883–11.11.1947 evangelischer Theologe; Professor für Neues Testament in Heidelberg
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Dibelius, Otto (1880 – 1967)

    • Vater

      Otto Dibelius

      30.11.1842–8.7.1926

      Geheimer Regierungsrat, Postrat im Reichspostamt, Berlin

      • Großvater väterlicherseits

        Friedrich Wilhelm Eduard Dibelius

        6.12.1806–9.3.1887

        Oberlehrer am Gymnasium in Prenzlau

      • Großmutter väterlicherseits

        Luise Henriette Franziska Dibelius

        13.3.1810–28.5.1885

    • Mutter

      Margarete Dibelius

      23.8.1852–18.6.1914

      Pfarrerstochter

      • Großvater mütterlicherseits

        Moritz Käuffer

        evangelischer Theologe, Pfarrer in Gerlachsheim (Schlesien, heute Grabiszyce, Polen)

      • Großmutter mütterlicherseits

        Maria Käuffer

        Cousine ihres Ehemanns

    • Bruder

      Otto Franz Wilhelm Dibelius

      23.4.1876–28.1.1931

      Professor für Anglistik in Hamburg (1911), Bonn (1918) und Berlin (1925)

    • Bruder

      Walter Dibelius

      1878–17.1.1887

    • Bruder

      Johannes Rudolf Franz Dibelius

      24.8.1881–19.8.1916

      evangelischer Pfarrer; Privatdozent für christliche Kunst und Neues Testament an der Universität Bonn (1914); als Soldat gefallen

    • Bruder

      Eduard Dibelius

      18.4.1884–18.4.1884

    • Heirat

      in

      Crossen (heute Krosno, Polen)

      • Ehefrau

        Armgard Dibelius

        18.9.1883–2.12.1952

      • Großmutter mütterlicherseits

        Maria Käuffer

        Cousine ihres Ehemanns

  • Biografie

    Frühe Prägungen

    Dibelius wuchs in Berlin auf und besuchte seit 1893 das dortige Luisenstädtische Gymnasium und das Realgymnasium in Lichterfelde (heute Berlin-Lichterfelde). Beeinflusst von seinem Onkel, dem Dresdner Oberhofprediger Franz Dibelius (1847–1924), entschied er sich nach dem Abitur 1899 für ein Studium der Evangelischen Theologie. An der Universität Berlin prägte ihn der Kirchenhistoriker und Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, Adolf von Harnack (1851–1930), ohne dass er dessen liberale theologische Ansichten übernahm. Eine Rede des ehemaligen Hofpredigers und christlich-sozialen Politikers Adolf Stoecker (1835–1909) bewegte ihn zum Eintritt in den Verband Deutscher Studenten, in dem er seit 1900 leitend mitwirkte und Erfahrungen mit konservativen, nationalen und völkischen Politikern sammelte, die die Basis für seine späteren Positionierungen gegen die extreme völkische Rechte und für eine national ausgerichtete autoritär-konservative Politik mit antisemitischer Grundierung bildeten. Dibelius wandte sich gegen den Einfluss jüdischer Menschen in Politik, Wissenschaft und Kultur und trat dem Zuzug von Juden aus Osteuropa entgegen.

    1902 wurde Dibelius mit der Arbeit „Vorstellungen von Gebet und Vaterunser bei griechischen Schriftstellern der ersten Jahrhunderte nach Christus“ (gedr. 1903) bei dem Klassischen Philologen Albrecht Dieterich (1866–1908) an der Universität Gießen zum Dr. phil. und 1906 einer Arbeit über „Die valentinianische Gemeinde“ (gedr. 1906) bei Harnack in Berlin zum Lic. theol. promoviert.

    Wirken als preußischer Pfarrer (1906–1921)

    In den Jahren danach entwickelte Dibelius als Pfarrer in Guben (Brandenburg), Crossen (heute Krosno, Polen), Danzig (heute Gdansk, Polen), Lauenburg (Pommern, heute Lębork, Polen) und seit 1915 in Berlin-Schöneberg Gemeindekonzepte, die den Zusammenhalt der evangelischen Bevölkerung und ihre Abwehrbereitschaft gegenüber der Kirchenaustrittsbewegung („Gottlosenbewegung“) stärken sollten. Seine Publikationen zum presbyterial verfassten calvinistischen Christentum Schottlands (1911) und zur Geschichte des lutherischen Predigerseminars Wittenberg (1918) belegen seine sehr gute Kenntnis der Kirchengeschichte seit der Reformation und der angelsächsischen Christentumsgeschichte. Dibelius wirkte als Geschäftsführer verschiedener Kommissionen zum Staat-Kirche-Verhältnis mit und knüpfte in diesen Zusammenhängen Kontakte zu einflussreichen Persönlichkeiten wie dem späteren Bundespräsidenten Theodor Heuß (1884–1963). 1917 wurde er Mitglied der Deutschen Vaterlandspartei und nach deren Auflösung 1919 der Deutschnationalen Volkspartei.

    Kirchenleitung, Amtsenthebung und Bekennende Kirche (1921–1945)

    1921 wurde Dibelius nebenamtliches Mitglied des Evangelischen Oberkirchenrats der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union (APU) und 1925 Generalsuperintendent der Kurmark, dem preußisch-brandenburgischen Kerngebiet um Berlin, wo er umgehend zukunftweisende Entscheidungen z. B. in der Presse- und Rundfunkarbeit sowie in der Diakonie traf, um den Zusammenhalt der Protestanten zu stärken. Zugleich war er als Publizist in konfessionellen und konservativen Tages- und Wochenzeitungen sowie im Rundfunk präsent.

    Dibelius blieb Zeit seines Lebens einem „positiven“ Christentum verbunden, das sog. Glaubenstatsachen wie Schöpfung, Tod und Auferstehung Christi, Sündenvergebung und endzeitliches Gericht nicht antastete. Einen Akzent setzte er, indem er in den Ereignissen seiner Zeit das geschichtsmächtige Handeln Gottes erkannte und dessen theologische Interpretation zum Kerngehalt seiner Predigten und Schriften machte. Diese kirchlich-theologische Programmatik prägte die einflussreichen Werke „Das Jahrhundert der Kirche“ (1926/27) und „Friede auf Erde?“ (1929/30), in denen er die Unabhängigkeit der Evangelischen Kirche und ihre gesellschaftliche Verantwortung („Wächteramt“) historisch und theologisch begründete.

    1933 begrüßte Dibelius die NS-Machtübernahme und rechtfertigte in publizistischen Beiträgen Maßnahmen der neuen Regierung, u. a. den Boykott jüdischer Geschäfte am 1. April 1933. Am Staatsakt in der Potsdamer Garnisonkirche am 21. März 1933 („Tag von Potsdam“) wirkte er nicht mit, hielt aber den Gottesdienst für die evangelischen Mitglieder des neuen Reichstags in der Nikolaikirche und predigte, dass Gottes Handeln in der neuen Regierung wirksam sei. Gleichwohl verstand Dibelius sich nicht als Gefolgsmann der Nationalsozialisten. Am 7. September 1933 wurde er aus seinem Amt als Generalsuperintendent durch die NS-nahen Deutschen Christen entfernt und geriet danach immer wieder in Konflikt mit Vertretern des NS-Staats und der NSDAP.

    1934 schloss sich Dibelius als einziger ehemaliger Generalsuperintendent der APU der Bekennenden Kirche um Martin Niemöller (1892–1984) an. Während Niemöllers Haft von 1937 bis 1945 übernahm er dessen Berlin-Dahlemer Gemeinde, vermied allerdings exponierte NS-kritische Äußerungen und beschränkte seine Publikationstätigkeit weitgehend auf Andachtsbücher und Bibelkommentare. Durch Kurt Gerstein (1905–1945), dessen Ehe er getraut hatte, war er persönlich über die Judenvernichtung detailliert informiert worden und gab diese Berichte an das Ausland weiter. Er wirkte aktiv in der akademischen Widerstandsgruppe des „Freiburger Kreises“ mit.

    Bischof von Berlin und Ratsvorsitzender der EKD im geteilten Deutschland (1945–1961 bzw. 1966)

    Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs beanspruchte Dibelius die Leitung der Landeskirche von Berlin-Brandenburg und die Amtsbezeichnung „Evangelischer Bischof von Berlin“ für sich. Es gelang ihm, sowohl gegenüber der Sowjetischen Militäradministration entschieden aufzutreten als auch in den Evangelischen Kirchen außerhalb Deutschlands das verlorene Vertrauen in den deutschen Protestantismus wiederherzustellen. Dibelius prägte den Wortlaut des Stuttgarter Schuldbekenntnisses vom 19. Oktober 1945, das herausragende Bedeutung für die Wiederaufnahme des deutschen Protestantismus in die weltweite Christenheit hatte.

    Im November 1945 gehörte Dibelius zu den Begründern der Berliner CDU und unterstützte als Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (1949–1961) die Westbindung der Bundesrepublik. Die Verhältnisse in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) bzw. DDR kritisierte er beständig und stimmte 1955 der Wiederbewaffnung sowie 1957 dem Militärseelsorgevertrag der Bundesrepublik zu, nachdem er sich zuvor für das im Grundgesetz festgeschriebene Recht auf Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen eingesetzt hatte. Besonders im isolierten Berlin-West und unter den Evangelischen der DDR galt er als Fürsprecher der deutschen Einheit. Seine öffentlichen Äußerungen, etwa zur Illegitimität der staatlichen Ordnung der SBZ/DDR im Rahmen des „Obrigkeitsstreits“ 1959, fanden in der sich wandelnden bundesrepublikanischen Öffentlichkeit der 1960er Jahre kaum noch positive Resonanz. Seine Berufung zu einem der sechs Präsidenten des Ökumenischen Rats der Kirchen (1954–1961) zeugt von der hohen Anerkennung, die Dibelius national wie international genoss, die aber stets von Kritik an seinen konservativ-reaktionären Grundüberzeugungen und politisch motivierter Polemik gegen sein Festhalten an der Einheit Deutschlands und seine Unterstützung der Westbindung der Bundesrepublik begleitet war.

  • Auszeichnungen

    1925 Dr. theol. h. c., Universität Gießen
    1936 Doctor of Divinity (D.D.), Eden Theological Seminary, Saint Louis (Missouri)
    15. Mai 1949 Dr. iur. h. c., Universität Marburg an der Lahn
    1950 Doctor of Divinity (D.D.), Universität Toronto (Kanada)
    1952 Doctor of Divinity (D.D.), Universität St. Andrews (Schottland)
    1952 Dr. h. c., Gettysburg College (Pennsylvania, USA)
    1953 Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
    1954 Doctor of Divinity (D.D.), Yale University, New Haven (Connecticut, USA)
    1958 Dr. iur. h. c., Universität Tokio
    15. Mai 1958 Ehrenbürger der Stadt Berlin-West
    1971 Wohnstift Otto Dibelius, Berlin-Alt-Mariendorf
    Otto-Dibelius-Straßen, Berlin-Charlottenburg und Oberhausen
  • Quellen

    Nachlass:

    Bundesarchiv, Zentralarchiv Berlin, N 1439/1–11. (Teilnachlass)

    Weitere Archivmaterialien:

    Evangelisches Landeskirchliches Archiv, Berlin, 105/ 59 u. 60. (Personalakte)

    Universitätsarchiv Marburg an der Lahn, 307b Nr. 3035. (Ehrenpromotion)

  • Werke

    Vorstellungen von Gebet und Vaterunser bei griechischen Schriftstellern der ersten Jahrhunderte nach Christus, 1903. (Diss. phil.)

    Das Vaterunser. Umrisse zu einer Geschichte des Gebets in der alten und mittleren Kirche, 1903.

    Unsere Großstadtgemeinden, ihre Not und deren Überwindung, 1910.

    Das kirchliche Leben Schottlands, 1911.

    Das Königliche Predigerseminar zu Wittenberg 1817–1917, 1918.

    Das Jahrhundert der Kirche. Geschichte, Betrachtung, Umschau und Ziele, 1927.

    Nachspiel. Eine Aussprache mit den Freunden und Kritikern des „Jahrhunderts der Kirche“, 1928.

    Friede auf Erden. Frage, Erwägungen, Antwort, 1930.

    Die Verantwortung der Kirche. Eine Antwort an Karl Barth, 1931.

    Wir rufen Deutschland zu Gott, 1937.

    Obrigkeit, 1963.

    Ein Christ ist immer im Dienst, 1963.

    In Gegensätzen leben. Dreißig Predigten, 1965.

    Reden – Briefe, hg. v. Jürgen Wilhelm Winterhager, 1970.

    Bibliografie:

    Bibliographie Otto Dibelius, in: Robert Stupperich, Otto Dibelius. Ein evangelischer Bischof im Umbruch der Zeiten, 1989, S. 677–694.

    Bibliographie der Veröffentlichungen von Otto Dibelius, in: Hartmut Fritz, Otto Dibelius. Ein Kirchenmann in der Zeit zwischen Monarchie und Diktatur, 1998, 543–568. (Onlineressource)

  • Literatur

    Robert Stupperich, Otto Dibelius. Ein evangelischer Bischof im Umbruch der Zeiten, 1989.

    Wolf-Dieter Zimmermann, Otto Dibelius, in: Martin Greschat (Hg.), Gestalten der Kirchengeschichte, 21994, S. 302–317.

    Hartmut Fritz, Otto Dibelius. Ein Kirchenmann in der Zeit zwischen Monarchie und Diktatur, 1998. (Onlineressource)

    Klaus Scholder, Otto Dibelius, in: ders./Dieter Kleinmann (Hg.), Protestanten. Von Martin Luther bis Dietrich Bonhoeffer, 21992, S. 324–337.

    Manfred Gailus, Protestantismus und Nationalsozialismus. Studien zur nationalsozialistischen Durchdringung des protestantischen Sozialmilieus in Berlin, 2001.

    Wolf-Dieter Hauschild, Otto Dibelius (1880–1967). Ein konservativer Reformer als Jahrhundertbischof der evangelischen Kirche, in: Jürgen Kampmann (Hg.), Protestantismus in Preußen. Lebensbilder aus seiner Geschichte, Bd. 4, 2011, S. 167–189.

    Lukas Bormann/Manfred Gailus (Hg.), Otto Dibelius. Neue Studien zu einer protestantischen Jahrhundertfigur, 2024.

    Lexikonartikel:

    Carsten Nicolaisen, Art. „Dibelius, Otto“ (1880–1967), in: Theologische Realenzyklopädie, hg. v. Gerhard Müller/Albrecht Döhnert/Hermann Spieckermann/Horst Balz/James K. Cameron/Brian L. Hebbletwaite/Gerhard Krause, Bd. 8, 1981, S. 729–731.

    Friedrich Wilhelm Bautz, Art. „Dibelius, Otto“, in: ders. (Bearb. u. Hg.), Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. 1, 1990, Sp. 1281–1283.

    Hartmut Fritz, Art. „Dibelius, Otto“, in: Religion in Geschichte und Gegenwart, hg. v. Hans Dieter Betz/Don S. Browning/Bernd Janowski/Eberhard Jüngel, Bd. 2, 41999, Sp. 833 f.

    Georg H. Schlatter Binswanger, Art. „Dibelius, Otto“, in: Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert, Bd. 6, hg. v. Konrad Feilchenfeldt, 2004, Sp. 165–167 (W, L)

  • Onlineressourcen

  • Porträts

    Büste v. Helga Hähnel (1918–2009), ca. 1966, Berliner Otto Dibelius Stift, Hausstockweg 57, 12 107 Berlin und Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Konsistorium, Berlin.

    Bronzerelief Bekennende Kirche mit Otto Dibelius v. Richard Heß (1937–2017), 1986/87, angebracht 1988, Wilhelmstrasse 34, 10 117 Berlin, Abbildung in: Ilka Heß/Jürgen Heß, Richard Heß – Bildhauer. Das plastische Werk 1960–2016, 2016, S. 179, Nr. 345.

    drei Gemälde v. Peter Paul Conrad (1881–nach 1951/52), 1949, v. Willy Fries (1881–1965), 1956, u. v. Erich Waske (1889–1978), 1966, Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Konsistorium, Berlin.

    Gemälde v. Peter Paul Conrad, 1949, Familienbesitz.

    Fotografien, 1930–1965, in: Digitales Bildarchiv des Bundesarchivs.

  • Autor/in

    Lukas Bormann (Marburg an der Lahn)

  • Zitierweise

    Bormann, Lukas, „Dibelius, Otto“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2024, URL: https://www.deutsche-biographie.de/11852514X.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA