Lebensdaten
1882–1967
Geburtsort
Ruhla (Thüringen)
Sterbeort
Moskau
Beruf/Funktion
Journalistin ; kommunistische Funktionärin ; Schriftstellerin
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 11775319X | OGND | VIAF: 47547898
Namensvarianten
  • Alexander, Gertrud Mathilde Bertha
  • Gaudin, Gertrud
  • Alexander, Gertrud
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Alexander, Gertrud, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11775319X.html [18.10.2024].

CC0

  • Gertrud Alexander engagierte sich während des Ersten Weltkriegs im Spartakusbund und schloss sich 1919 der KPD an. Sie war bis 1925 für das Feuilleton der Parteizeitung „Die Rote Fahne“ verantwortlich und trat 1923 als Mitverfasserin des „Kulturpolitischen Notprogramms“ der KPD hervor. Im Dezember 1925 übersiedelte sie nach Moskau, wo sie in die KPdSU eintrat und u. a. im Internationalen Frauensekretariat der Komintern arbeitete.

    Lebensdaten

    Geboren am 7. Januar 1882 in Ruhla (Thüringen)
    Gestorben am 22. März 1967 in Moskau
    Konfession evangelisch
  • Lebenslauf

    7. Januar 1882 - Ruhla (Thüringen)

    1888 - Jena

    Übersiedlung der Familie

    ca. 1888 - ca. 1898 - Jena

    Schulbesuch (Abschluss: Abitur)

    Lyzeum

    1898 - 1900 - Jena

    Studium der Literatur und Philosophie

    Universität

    1900 - 1901 - Eisenach

    Ausbildung

    Großherzoglich Sächsische Kunsthochschule

    1901 - 1903 - Berlin

    Studium der Kunstgeschichte und Malerei

    Königliche Kunsthochschule

    1903 - 1908 - Berlin

    Zeichenlehrerin

    Höhere Töchterschule

    1906

    Mitglied

    SPD

    seit 1906

    Journalistin; freie Mitarbeiterin

    u. a. Die Neue Zeit (Zeitschrift); Die Gleichheit (Zeitschrift)

    April 1909 - Magdeburg

    Übersiedlung

    1911 - Berlin

    Übersiedlung

    August 1914 - Berlin

    Mitglied

    Gruppe Internationale (seit 1916 Spartakusgruppe)

    1919 - 1933

    Mitglied

    KPD

    1919 - 1925 - Berlin

    Leiterin des Feuilletons

    Die Rote Fahne (Zeitung)

    1924 - 1925 - Berlin

    Redakteurin; Lektorin

    Zentralkomitee der Internationalen Arbeiterhilfe; Neuer Deutscher Verlag

    Dezember 1925 - Moskau

    Übersiedlung

    Februar 1926 - Moskau

    Mitglied

    KPdSU

    1926 - 1929 - Moskau

    Referentin im Internationalen Frauensekretariat

    Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale

    1926 - 1930 - Moskau

    Korrespondentin des Feuilletons

    Die Rote Fahne (Zeitung)

    1929 - 1931 - Moskau

    Mitarbeiterin

    Marx-Engels-Institut

    1931 - 1939 - Moskau

    Mitarbeiterin

    Hauptamt für Literatur und Verlagswesen (Gawlit)

    1931 - 1939 - Moskau

    Redakteurin

    Staatliche Zentralbibliothek; Leninbibliothek

    16.6.1939

    Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft

    1939 - 1944 - Ischim (Oblast Omsk, Sowjetunion)

    Evakuierung

    1944 - 1949 - Moskau

    freie Übersetzerin; Redakteurin

    u. a. Sowjetisches Informationsbüro (Sowinformbüro); Sowjetliteratur (Zeitschrift)

    1956; 1960 - DDR

    Besuche

    22. März 1967 - Moskau
  • Genealogie

    Vater Richard Franz Jeorme Gaudin 20.1.1854–1888 aus Magdeburg; Dr. med.; Arzt
    Großvater väterlicherseits Friedrich Wilhelm Ferdinand Gaudin geb. vor 1831 Schriftsetzer in Magdeburg
    Großmutter väterlicherseits Mathilde Therese Julie Gaudin, geb. Schulz geb. vor 1831
    Mutter Anna Gaudin, geb. Meyer Zahnärztin
    Geschwister fünf jüngere Geschwister
    Heirat 19.7.1909 in Berlin
    Ehemann Eduard Ludwig Alexander 14.3.1881–1.3.1945 aus Essen; Dr. iur.; seit 1909 Rechtsanwalt in Magdeburg, seit 1911 in Berlin; 1919 Gründungsmitglied der KPD; Journalist; 1928–1930 Mitglied des Reichstags; nach 1933 tätig für die deutsch-sowjetische Handelsgesellschaft in Berlin; seit August 1944 interniert im Konzentrationslager Sachsenhausen, auf dem Transport in das Konzentrationslager Bergen-Belsen ermordet; 1929 in 2. Ehe verh. mit Maria Seyring (1895–1991), Dr. med., Ärztin
    Schwiegervater Louis Alexander geb. 2.7.1846 aus Dessau; Kaufmann; Prokurist der Fried. Krupp AG in Essen
    Schwiegermutter Louise Alexander, geb. Hirzel geb. um 1858 aus St. Gallen; Tochter einer Schweizer Patrizierfamilie
    Sohn Karl Alexander 1.3.1912–1.10.1990 Architekt
    Tochter Susanne Alexander 13.5.1917–5.2.2007
    Scheidung 1928
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Alexander, Gertrud (1882–1967)

    • Vater

      Richard Gaudin

      20.1.1854–1888

      aus Magdeburg; Dr.·med.; Arzt

      • Großvater väterlicherseits

        Wilhelm Gaudin

        geb. vor 1831

        Schriftsetzer in Magdeburg

      • Großmutter väterlicherseits

        Mathilde Therese Julie Gaudin

        geb. vor 1831

    • Mutter

      Anna Gaudin

      Zahnärztin

    • Heirat

      in

      Berlin

      • Ehemann

        Eduard Ludwig Alexander

        14.3.1881–1.3.1945

        aus Essen; Dr.·iur.; seit 1909 Rechtsanwalt in Magdeburg, seit 1911 in Berlin; 1919 Gründungsmitglied der KPD; Journalist; 1928–1930 Mitglied des Reichstags; nach 1933 tätig für die deutsch-sowjetische Handelsgesellschaft in Berlin; seit August 1944 interniert im Konzentrationslager Sachsenhausen, auf dem Transport in das Konzentrationslager Bergen-Belsen ermordet; 1929 in 2.·Ehe verh. mit Maria Seyring (1895–1991), Dr.·med., Ärztin

  • Biografie

    Aus einer Ärztefamilie stammend, die väterlicherseits hugenottische Wurzeln besaß, besuchte Alexander das Lyzeum in Jena und begann 1898 ein Studium der Literatur und Philosophie an der Universität Jena, das sie 1900/01 durch eine Ausbildung an der Großherzoglich Sächsischen Kunsthochschule in Eisenach unterbrach. Von 1901 bis 1903 studierte Alexander Kunstgeschichte und Malerei an der Königlichen Kunsthochschule in Berlin, wo sie anschließend bis 1908 als Zeichenlehrerin tätig war. Seit 1906 Mitglied der SPD, lernte sie 1907 Clara Zetkin (1857–1933) kennen, von der sie politisch-ideologisch geprägt und gefördert wurde. Alexander trat seit dieser Zeit mit Arbeiten zu v. a. kunst- und literaturhistorischen Themen für die sozialdemokratische Presse hervor, u. a. für Zetkins Frauenzeitschrift „Die Gleichheit“ und für Karl Kautskys (1854–1938) Wochenschrift „Die Neue Zeit“.

    Im August 1914 schloss sich Alexander mit ihrem Ehemann der Gruppe Internationale an, aus der 1916 die von Karl Liebknecht (1871–1919) und Rosa Luxemburg (1871–1919) angeführte Spartakusgruppe hervorging, die sie organisatorisch und journalistisch (u. a. Artikel in der „Göppinger Volkszeitung“ und der „Freien Jugend“) unterstützte. Anfang 1919 gehörte Alexander zu den Gründungsmitgliedern der KPD, übernahm innerhalb der Agitpropabteilung die Leitung der Kulturarbeit und wurde unter Chefredakteur Ernst Meyer (1887 –1930) verantwortliche Redakteurin des Feuilletons der Parteizeitung „Die Rote Fahne“, für die sie bis 1925 rund 160 Beiträge verfasste. In ihrer feuilletonistischen Arbeit votierte Alexander, die bald als bedeutendste Kunst- und Kulturkritikerin ihrer Partei galt, für eine dezidiert politische Kunst, deren Hauptaufgabe darin bestehe, die Arbeiterschaft zum Kommunismus zu erziehen. Sie bewunderte die kulturellen Leistungen der jungen Sowjetunion und lehnte moderne Kunstrichtungen wie Expressionismus, Konstruktivismus und Kubismus ab; auch im Dadaismus, den sie 1920 des Vandalismus und der Perversität bezichtigte, sah sie eine mit kommunistischem Denken unvereinbare, rein bürgerliche Kunstform.

    1923 verfasste Alexander mit Hermann Duncker (1874–1960) und Karl-August Wittfogel (1896–1988) das „Kulturpolitische Notprogramm“ der KPD, das dazu dienen sollte, die Parteiführung und die Komintern bei der Vorbereitung des geplanten Umsturzversuchs („Deutscher Oktober“) unterstützen sollte. Es wurden Bündnispartner aus Kreisen der Intelligenz (v. a. Künstler, Ärzte und Lehrer) angesprochen und erste Maßnahmen nach Ergreifung der politischen Macht diskutiert. So sollten u. a. sämtliche Schulen, Universitäten, Akademien, Bibliotheken, Museen und Forschungsinstitute in staatliche Hände übergehen. Seit 1924 war Alexander als Redakteurin und Lektorin beim Zentralkomitee der Internationalen Arbeiterhilfe sowie in Willi Münzenbergs (1889–1940) Neuem Deutschen Verlag tätig.

    Ende 1925 übersiedelte Alexander auf Einladung von Zetkin mit ihren Kindern nach Moskau, trat im Februar 1926 der KPdSU bei und begann im selben Jahr als Referentin im Internationalen Frauensekretariat des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale zu arbeiten. Von 1931 bis 1939 verdiente sie ihren Lebensunterhalt als Mitarbeiterin des Hauptamts für Literatur und Verlagswesen (Gawlit), der zentralen sowjetischen Zensurbehörde, sowie als Redakteurin an der Leninbibliothek und der Moskauer Staatlichen Zentralbibliothek. Während der Stalinschen Säuberungen 1937 kurzzeitig inhaftiert, wurde Alexander 1939 in den Oblast Omsk evakuiert. Seit 1944 zurück in Moskau, wo sie bis zu ihrem Tod lebte, arbeitete sie bis 1949 als freiberufliche Übersetzerin sowie als Redakteurin des Sowjetischen Informationsbüros (Sowinformbüro) und der Zeitschrift „Sowjetliteratur“, dem Organ des Sowjetischen Schriftstellerverbands. Ein anschließend begonnenes Buchmanuskript zur russischen und sowjetischen Kultur blieb unvollendet.

  • Auszeichnungen

  • Quellen

    Nachlass:

    Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde, Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR, NY 4225. (weiterführende Informationen)

    Weitere Archivmaterialien:

    Russisches Staatsarchiv für sozio-politische Geschichte (RGASPI), Moskau, 495/205/6 465. (Kaderakte)

    Politisches Archiv des Auswärtigen Amts, Berlin, RZ 214_099 795_028-033. (Ausbürgerungsakten)

    Gedruckte Quellen:

    Gertrud Alexander, Erinnerungen. An der Kulturfront, in: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung 23 (1981), Nr. 5, S. 714–721.

  • Werke

    Der Wiederaufbau Rußlands muß durch das internationale Proletariat gefördert werden, 1922.

    Kämpfende Frauen, 1924.

    Aus Clara Zetkins Leben und Werk, 1927.

    Mobilisierung der Frauen. Die imperialistische Kriegsgefahr und die Frauen, 1928.

    Gertrud Alexander/Fanny Njurina, Women in the Soviet Union. Two Impressions of the All-Russian Congress of Worker&Peasent Women with an Account of the Conference of Women Members of the Delegations to Russia at the Celebration of the 10th Anniversay of the Revolution, 1929.

    Ugroza vojny i rabotnicy zapada [Die Kriegsgefahr und die westlichen Arbeiterinnen], 1929.

  • Literatur

    Monografien und Artikel:

    Walter Fähnders/Martin Rector, Linksradikalismus und Literatur. Untersuchungen zur Geschichte der sozialistischen Literatur in der Weimarer Republik, 2 Bde., 1974, bes. Bd. 1, S. 99–130 u. 309–330.

    Michael Struss, Der Beitrag der Kunstkritik und -propaganda Gertrud Alexanders zu den ästhetischen und kulturpolitischen Verständigungsprozessen der revolutionären deutschen Arbeiterklasse, 1989.

    Brunhild Endler, „Ich stehe im politischen Tageskampf“. Gertrud Alexander, in: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung 24 (1982), Nr. 4, S. 588–594.

    N. N., Art. „Alexander, Gertrud“, in: Silvia Schlenstedt (Hg.), Lexikon sozialistischer deutscher Literatur von den Anfängen bis 1945, 1964, S. 53–55.

    Hermann Weber/Andreas Herbst, Art. „Alexander, Gertrud“, in: dies., Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945, 22008. (Onlineressource)

    Uwe Wieben, Eduard Alexander. Biographische Skizze eines nahezu vergessenen Politikers der Weimarer Republik, 2008, bes. S. 17–38. (P)

    Würdigungen und Nachrufe:

    Glückwunsch zum 80. Geburtstag durch das Zentralkomitee der SED, in: Neues Deutschland. Organ des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands v. 7.1.1962, S. 2.

    Nachruf, in: Neues Deutschland. Organ des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands v. 25.3.1967, S. 2.

    Ursula Eichelberger, Denkimpulse für unsere Kunstkritik. Zum 100. Geburtstag von Gertrud Alexander, in: Neues Deutschland. Organ des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands v. 9.1.1982, S. 13. (P)

  • Porträts

    Fotografie, ca. 1910, Abbildung in: Uwe Wieben, Eduard Alexander. Biographische Skizze eines nahezu vergessenen Politikers der Weimarer Republik, 2008, S. 19.

    Fotografie, 1920er Jahre, Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde, Bild Y 10–2446/80.

  • Autor/in

    Andreas Herbst (Berlin)

  • Zitierweise

    Herbst, Andreas, „Alexander, Gertrud“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2024, URL: https://www.deutsche-biographie.de/11775319X.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA