Mischnick, Wolfgang
Mischnick, Wolfgang
1921 – 2002
Geschäftsführer, Parlamentarier, Bundesminister
- Dates of Life
- 1921–2002
- Place of birth
- Dresden-Neustadt
- Place of death
- Bad Soden (Hessen)
- Occupation
- Geschäftsführer ; Parlamentarier ; Bundesminister ; Journalist ; Politiker ; Versicherungsmakler
- Religious Denomination
- evangelisch-lutherisch
- Authority Data
- GND: 118582739 | OGND | VIAF: 110636202
- Alternate Names
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- Mischnick, Wolfgang
- Mischnick, Wolfgang Friedrich Adolf
- Mischnick, Wolfgang Friedrich Adolph
Biografische Lexika/Biogramme
Quellen(nachweise)
- * Kalliope-Verbund
- Archivportal-D
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- * Personen im Personenverzeichnis der Fraktionsprotokolle KGParl [1949-]
- CDU - Bundesvorstands-Protokolle
- Diplomatische Dokumente der Schweiz 1848-1975 (via metagrid.ch) [2019]
- * Filmothek des Bundesarchivs [2015-]
- * Kabinettsprotokolle der Bundesregierung [2003-]
- * Historisches Lexikon Bayerns
- * Nachlassdatenbank beim Bundesarchiv
Literatur(nachweise)
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte München - Berlin
- Sächsische Bibliographie
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
Objekt/Werk(nachweise)
Porträt(nachweise)
Relations
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Genealogical Section (NDB)
Life description (NDB)
- Erich Mende (1916–1998)
- Hans-Dietrich Genscher (1927–2016)
- Helmut Kohl (1930–2017)
- Helmut Schmidt (1918–2015)
- Herbert Wehner (1906–1990)
- Hermann Otto Solms (geb. 1940)
- Konrad Adenauers (1876–1967)
- Manfred Gerlach (1928–2011)
- Otto Graf Lambsdorff (1926–2009)
- Walter Scheel (1919–2016)
- Willy Brandt (1913–1992)
Personen in der GND - familiäre Beziehungen
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Wolfgang Mischnick gehörte zu jenen aus der SBZ bzw. DDR vertriebenen Liberalen, die den Kurs der FDP zwischen 1968 und 1990 stark prägten. Zunächst Jugend-, dann Sozialpolitiker, wurde er Minister im letzten Kabinett Konrad Adenauers (1876–1967). Nach seinem Amtsverzicht aus Parteiräson 1963 fand Mischnick seit 1968 in der Führung der FDP-Bundestagsfraktion seine politische Lebensaufgabe.
Dates of Life
Geboren am 29. September 1921 in Dresden-Neustadt Gestorben am 6. Oktober 2002 in Bad Soden (Hessen) Grabstätte Friedhof Frankfurter Str. in Kronberg im Taunus Konfession evangelisch-lutherisch -
Curriculum Vitae
29. September 1921 - Dresden-Neustadt -
Genealogy
Vater Walter Mischnick 1885–1967 Soldat, Heeres-Zivilangestellter, infolge des Militärdienstes ertaubt Großvater väterlicherseits Adolf Mischnick gest. 1901 Aufwärter im Königlich-Sächsischen Landes-Medicinal-Collegium in Dresden Großmutter väterlicherseits Pauline Mischnick gest. 1935 Mutter Marie Röllig 1885–1975 Großvater mütterlicherseits Friedrich Röllig gest. 1929 Lebensmittelhändler in Dresden-Neustadt Großmutter mütterlicherseits Helene Röllig, geb. Rebenstock 1. Heirat 3.6.1944 in Dresden Scheidung 24.3.1948 in Dresden Ehefrau Margot Kästner geb. 1921 Schwiegervater Max Kästner 1879–1959 Bahnbeamter Schwiegermutter Lydia Kästner, geb. Fischer 1886–1955 Tochter Gudrun Jonas, geb. Mischnick geb. 1945 Kinderkrippenerzieherin in Dresden Sohn Lothar Mischnick geb. 1947 Leitender Angestellter der Hoechst AG von 1977 bis 1987, Prokurist von 1987 bis zur Auflösung der Hoechst AG 1997, Prokurist in der Hoechst-Folgefirma HiServ bis 2000, Prokurist in der Thyssen-Krupp Tochterfirma Triaton von 2000 bis 2004, Business Director bei HP von 2004 bis 2010 2. Heirat 7.3.1949 in Frankfurt am Main Ehefrau Christine Dietzsch 1923–2013 Schwiegermutter Friedel Dietzsch 1893–1977 Sohn Harald Mischnick geb. 1954 aus Frankfurt am Main, Genealoge in Kronberg im Taunus, Mitglied der FDP (Ortsvorstand Kronberg), Archivassistent im Archiv des deutschen Liberalismus in Gummersbach, Schriftleiter des Archivs für Familiengeschichtsforschung des Archivs der Arbeitsgemeinschaft für Mitteldeutsche Familienforschung der Mitteldeutschen Ortsfamilienbücher, mit Lars Brunner Autor eines Ortsfamilienbuchs zu Hormersdorf im Erzgebirge, erhielt 2015 Verdienstmedalle der Stadt Zwönitz in Silber Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.Mischnick, Wolfgang (1921–2002)
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Vater
Walter Mischnick
1885–1967
Soldat, Heeres-Zivilangestellter, infolge des Militärdienstes ertaubt
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Großvater väterlicherseits
Adolf Mischnick
gest. 1901
Aufwärter im Königlich-Sächsischen Landes-Medicinal-Collegium in Dresden
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Großmutter väterlicherseits
Pauline Mischnick
gest. 1935
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Mutter
Marie Röllig
1885–1975
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Großvater mütterlicherseits
Friedrich Röllig
gest. 1929
Lebensmittelhändler in Dresden-Neustadt
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Großmutter mütterlicherseits
Helene Röllig
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1.·Heirat
in
Dresden
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Ehefrau
Margot Kästner
geb. 1921
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2.·Heirat
in
Frankfurt am Main
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Ehefrau
Margot Kästner
geb. 1921
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Biografie
Mischnick stammte aus einem eher konservativen kleinbürgerlichen Milieu in Dresden-Neustadt. Sein Wunsch, ein Ingenieur-Studium zu beginnen, blieb unerfüllt wegen seiner Einberufung zum Kriegsdienst im Zweiten Weltkrieg, den er – mehrfach verwundet – fast von Beginn bis zum Ende mitmachte. Im Sommer 1945 trat er in Dresden der Liberal-demokratischen Partei (LDPD) bei, machte als Jugendpolitiker rasch Karriere, geriet aber in Konflikt mit der SED und der Besatzungsmacht. Vor politischen Repressalien floh er im April 1948 in den Westen, nahm am FDP-Gründungsparteitag 1948 teil, wurde über die Stationen hessischer Landesvorstand und Landtag 1957 Bundestagsabgeordneter und bei der Neuauflage der CDU-FDP-Koalition 1961 Bundesminister im letzten Kabinett Konrad Adenauers (1876–1967), wo er das Ministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte leitete. Den Ministerposten gab er bereits 1963 beim Kanzlerwechsel zugunsten des FDP-Vorsitzenden Erich Mende (1916–1998) auf und konnte so nur wenig eigene Akzente setzen; die von ihm mitgetragene und in der Regierungserklärung angekündigte Gleichstellung der SBZ-/DDR-Flüchtlinge mit den Heimatvertriebenen aus den ehemaligen Ostgebieten kam erst 1965 zustande.
Für den Amtsverzicht wurde Mischnick mit dem stellvertretenden Fraktionsvorsitz entschädigt. Seit 1968 bildete der nunmehrige Fraktionsvorsitzende Mischnick mit Walter Scheel (1919–2016) und Hans-Dietrich Genscher (1927–2016) die neue Führungstrias der FDP, die den Kurs der Partei neu ausrichtete. Als ausgewiesener Sozialpolitiker, der 1963 einen Reformvorschlag zur Liberalisierung und Ausweitung des Rentensystems mit einer Dreigliederung aus Grundrente, zeitlich befristeter Pflichtversicherung und freiwilliger Vorsorge vorgelegt hatte, und als Befürworter eines konstruktiven Dialogs mit den Staaten des Warschauer Paktes fand er ein Zusammengehen mit der Sozialdemokratie sinnvoll. Als dieses – in der FDP nicht unumstritten – nach der Wahl 1969 in Form des Kabinetts von Willy Brandt (1913–1992) zustande kam, suchte Mischnick die Mehrheit dafür in der FDP-Fraktion zu wahren, die aufgrund von Austritten bei beiden Koalitionsfraktionen gefährdet war. In den drei Wahlen seit 1972 erreichte die sozial-liberale Koalition jeweils eine parlamentarische Mehrheit, die durch die gute Zusammenarbeit Mischnicks mit dem ebenfalls aus Dresden stammenden SPD-Fraktionsvorsitzenden Herbert Wehner (1906–1990) fast reibungslos funktionierte.
Mischnick stellte eigene Ambitionen hinter die Loyalität zu den FDP-Vorsitzenden Scheel und dann Genscher zurück, auch in der Koalitionskrise von 1981/82. Eigentlich kein Anhänger eines Koalitionswechsels, sicherte er die v. a. von Otto Graf Lambsdorff (1926–2009) und Genscher betriebene Neuausrichtung in der Fraktion ab, u. a. mit einer vielbeachteten Bundestags-Rede aus Anlass des Konstruktiven Misstrauensvotums am 1.10.1982, als mit mehrheitlicher Unterstützung der FDP-Fraktion Helmut Kohl (1930–2017) zum Nachfolger des Kanzlers Helmut Schmidt (1918–2015) gewählt wurde.
Während der CDU-FDP-Koalition behielt Mischnick seine Funktion bei und wollte sich zu Ende der 1980er Jahre aus der Politik zurückziehen, nachdem er 1987 den Vorsitz der parteinahen Friedrich-Naumann-Stiftung übernommen hatte. Mit der Wiedervereinigung wurde Mischnick jedoch erneut und verstärkt in der Deutschlandpolitik, seit den 1960er Jahren einer seiner politischen Schwerpunkte, tätig. Er war mit Dresden eng verbunden geblieben, versuchte v. a. die Verbindungen zur LDPD aufrecht zu erhalten und zu intensivieren, was mithilfe seiner innerparteilich nicht unumstrittenen Kontakte zum LDPD-Vorsitzenden Manfred Gerlach (1928–2011) gelang; so war Mischnick 1987 Ehrengast beim LDPD-Parteitag. Als sich die Liberaldemokraten Ende 1989 aus dem SED-Herrschaftssystem lösten, war Mischnick der Moderator, der eine gemeinsame Liste der verschiedenen liberalen Gruppen zur Volkskammerwahl im März 1990 und dann die Vereinigung von West- und Ost-Liberalen anbahnte, die noch vor der staatlichen Vereinigung im August 1990 vollzogen wurde. Bei der anschließenden ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl war er, der häufig die Liste der hessischen FDP angeführt hatte, Spitzenkandidat der sächsischen FDP und erzielte in Dresden mehr Erst- als Zweitstimmen. Ein letztes Mal zog Mischnick in den Bundestag ein, gab aber den Fraktionsvorsitz an Hermann Otto Solms (geb. 1940) ab. 1994 schied er als Parlamentarier endgültig aus und verzichtete ein Jahr später auch auf den Vorsitz der Friedrich-Naumann-Stiftung. Diese hatte in seiner Amtszeit v. a. die Chance zur Expansion ihrer Auslandsarbeit in Osteuropa genutzt, aber auch im Inland durch die Errichtung neuer Bildungsstätten stark expandiert.
Mischnick erreichte auch Popularität als demonstrativer Fußballfan von Eintracht Frankfurt, wo er von 1975 bis 1990 im Verwaltungsrat saß. Die Sportförderung gehörte zu seinen parlamentarischen Schwerpunkten. Er engagierte sich auch – als Betroffener – für den Asthmatiker-Bund und nach der Wende für die Karl-May-Gesellschaft.
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Awards
1968 Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland 1973 Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland 1974 Großes Goldenes Ehrenzeichen der Republik Österreich 1975 Wilhelm-Leuschner-Medaille des Landes Hessen 1990 Hessischer Verdienstorden 2001 Reinhold-Maier-Medaille der Reinhold-Maier-Stiftung und der FDP Baden-Württemberg 2002 Sächsischer Verdienstorden -
Primary Sources
Nachlass:
Archiv des Liberalismus, Gummersbach, A 24 f, A 38–41, A 47.
Bundesarchiv, Koblenz, B 150. (Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte)
Gedruckte Quellen:
Gedanken zur Neugestaltung der Altersvorsorge von Wolfgang Mischnick „Mischnick-Plan“ (Vorgetragen auf dem FDP-Bundesparteitag in München vom 1.-3. Juli 1963). (Onlineressource)
Udo Wengst (Bearb.), FDP-Bundesvorstand. Die Liberalen unter dem Vorsitz von Thomas Dehler und Reinhold Maier. Sitzungsprotokolle 1954–1960, 1991.
Reinhard Schiffers (Bearb.), FDP-Bundesvorstand. Die Liberalen unter dem Vorsitz von Erich Mende. Sitzungsprotokolle 1960–1967, 1993.
Volker Stalmann (Bearb.), Die FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag. Protokolle 1949–1969, 2 Bde., 2016.
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Works
Gesellschafts- und Sozialpolitik. Selbstbestimmung, Mitbestimmung, Solidarität, in: Hans-Dietrich Genscher (Hg.), Liberale in der Verantwortung, 1976, S. 29–43.
Bundestagsreden und Zeitdokumente, 61981.
Wolfgang Mischnick (Hg.), Verantwortung für die Freiheit. 40 Jahre F.D.P., 1989.
Von Dresden nach Bonn. Erlebnisse – jetzt aufgeschrieben, 1991. (P)
Erinnerungen an Wilhelm Külz, 1995.
Die deutschlandpolitischen Aktivitäten der FDP 1945–1970. Autobiographische Reflexionen, in: Reinhard Hübsch/Jürgen Frölich (Hg.), Deutsch-deutscher Liberalismus im Kalten Krieg. Zur Deutschlandpolitik der Liberalen 1945–1970, 1997, S. 88–103.
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Literature
Ludwig Luckemeyer, Wolfgang Mischnick und die FDP Hessen, 1971.
Horst Dahlmeyer, Typisch Mischnick. Ein schlagkräftiger Liberaler, 41986. (P)
Johannes Volmert, Politikerrede als kommunikatives Handlungsspiel. Ein integriertes Modell zur semantisch-pragmatischen Beschreibung öffentlicher Rede, 1989.
Wolfgang Staudte, Liberale in Hessen seit 1945, 1996.
Jürgen Frölich, (K)Ein besonderer liberaler Weg zur Annäherung zwischen beiden deutschen Staaten? Die Kontakte zwischen FDP und LDPD in den 1970er und 1980er Jahren, in: Jahrbuch zur Liberalismus-Forschung 20 (2008), S. 199–212.
Sven Prietzel, Leidenschaftlich pragmatisch für Deutschland. Wolfgang Mischnick und der Liberalismus während der deutschen Teilung, 2015.
Lexikonartikel:
Art. "Mischnick, Wolfgang", in: Jochen Lengemann, Das Hessen-Parlament. Biographisches Handbuch des Beratenden Landesausschusses, der Verfassungsberatenden Landesversammlung Großhessens und des Hessischen Landtages 1.–11. Wahlperiode, 1986, S. 335 f.
Hermann Groß, Art. „Mischnick, Wolfgang“, in: Udo Kempf/Hans-Georg Merz (Hg.), Kanzler und Minister 1949 – 1998. Biografisches Lexikon der deutschen Bundesregierungen, 2001, S. 485–489.
Jürgen Frölich, Art. „Wolfgang Mischnick“, in: Rudolf Vierhaus/Ludolf Herbst (Hg.), Biographisches Handbuch der Mitglieder des Deutschen Bundestages 1949–2002, Bd. 1, 2002, S. 568 f. (L)
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Onlineressourcen
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Portraits
Fotografien, 1961–1992, Digitales Bildarchiv des Bundesarchivs.
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Author
→Jürgen Frölich (Bonn)
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Citation
Frölich, Jürgen, „Mischnick, Wolfgang“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118582739.html#dbocontent