Debye, Peter
- Lebensdaten
- 1884 – 1966
- Geburtsort
- Maastricht (Niederlande)
- Sterbeort
- Ithaka (New York, USA)
- Beruf/Funktion
- Physiker ; Physikalischer Chemiker ; Chemiker ; Hochschullehrer ; Nobelpreisträger
- Konfession
- römisch-katholisch
- Normdaten
- GND: 116042621 | OGND | VIAF: 108518274
- Namensvarianten
-
- Debye, Peter Joseph Wilhelm
- Debije, Petrus Josephus Wilhelmus
- Debye, Peter
- Debye, Peter Joseph Wilhelm
- Debije, Petrus Josephus Wilhelmus
- Debye, Peter J. W.
- Debai, Peter
- Debaī, Peter
- Debaĭ, Peter
- Debije, Pie
- Debye, P.
- Debye, P. J. W.
- Debye, P.J.W.
- Debye, Peter J.
- Debye, Peter J.W.
- Debye, Peter Josef William
- Debye, Peter Josephus Wilhelmus
- Debye, Petrus Josephus Wilhelmus
- Debye, Wilhelm Peter
- Debye, Pether
- Debye, Pether Joseph Wilhelm
- Debye, Pether J. W.
- Debai, Pether
- Debaī, Pether
- Debaĭ, Pether
- Debye, Pether J.
- Debye, Pether J.W.
- Debye, Pether Josef William
- Debye, Pether Josephus Wilhelmus
- Debye, Wilhelm Pether
Vernetzte Angebote
- * Antragsstellende der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft/Deutschen Forschungsgemeinschaft (GEPRIS Historisch – Forschungsförderung von 1920 bis 1945) [2021]
- * Historisches Lexikon der Schweiz (HLS) [2001-2014] Autor/in: Günter Scharf (2015)
- National Academy of Science: biographical Memoirs [1877-]
- Professorenkatalog der Universität Leipzig [2000-2009]
- Personen (Anteil) im Het Biografisch Portaal van Nederland [2010-]
- * Sächsische Biografie [1999-]
- Biografisch Portaal van Nederland [1830-2020]
- * Kalliope-Verbund
- Archivportal-D
- Members of the Russian Academy of Sciences since 1724 [2017]
- Historische Mitglieder der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) [2005-]
- Mitglieder der Sächsischen Akademie der Wissenschaften (SAW) [2003-]
- Mitglieder der Heidelberger Akademie der Wissenschaften (HAW) [2003-]
- Mitglieder der Leopoldina [2006-]
- Mitglieder der Deutschen Physikalischen Gesellschaft 1845 bis 1945 (DPG) (eingestellt) [2006-]
- Personendaten-Repositorium der BBAW [2007-2014]
- Pressemappe 20. Jahrhundert
- * Mitglieder der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (BAdW)
- Nomination Database - Nobelprize.org [2014-]
- * Historisches Lexikon Bayerns
- * Nachlass Sommerfeld beim Deutschen Museum
- * Nachlassdatenbank beim Bundesarchiv
- * Nachlass Wien beim Deutschen Museum (eingestellt)
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- Isis Bibliography of the History of Science [1975-]
- Nordrhein-Westfälische Bibliographie (NWBib)
- * Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte München - Berlin
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
- Nomination Database - Nobelprize.org [2014-]
Verknüpfungen
Personen im NDB Artikel
- Albert Einstein (1879–1955)
- Arnold Sommerfeld (1868–1951)
- Carl D. Anderson (1905–1991)
- Erich Hückel (1896–1980)
- Felix Bloch (1905–1983)
- Friedrich Hund (1896–1997)
- Fritz Zwicky (1898–1974)
- Gerhard Dickel (1913–2017)
- Hans Falkenhagen (1895–1971)
- Hertha Sponer (1895–1968)
- Klaus Clusius (1903–1963)
- Lars Onsager (1903–1976)
- Ludwig Bewilogua (1906–1983)
- Max Wien (1866–1938)
- Otto Loewi (1873–1961)
- Paul Scherrer (1890–1969)
- Rudolf Peierls (1907–1995)
- Sir Henry Dale (1875–1968)
- Victor F. Hess (1883–1964)
- Werner Heisenberg (1901–1976)
- Willem van der Grinten (1907–1989)
- NDB 22 (2005), S. 704 in Artikel Scherrer, Paul (Scherrer, Paul Hermann)
- NDB 22 (2005), S. 261 (Runge, Wilhelm Tolmé)
- NDB 23 (2007), S. 579 in Artikel Schrödinger, Erwin
- NDB 23 (2007), S. 578 (Schrödinger, Erwin Rudolf Josef Alexander)
- NDB 24 (2010), S. 568 in Artikel Sommerfeld, Arnold (Sommerfeld, Arnold Wilhelm Johannes)
Orte
Symbole auf der Karte
Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.
-
Debye, Peter Joseph Wilhelm (Taufname: Petrus Josephus Wilhelmus Debije)
1884 – 1966
Physiker, Physikalischer Chemiker
Peter Debye forschte in München, Zürich, Göttingen, Leipzig und Berlin, ehe er 1940 in die USA emigrierte. Mit der Erkenntnis des permanenten molekularen Dipolmoments, der röntgenografischen Untersuchungsmethode und der Theorie der starken Elektrolyte gelangen ihm grundlegende Beiträge zur Festkörperphysik, Kristallografie und Physikalischen Chemie, wofür er 1936 den Nobelpreis für Chemie erhielt.
Lebensdaten
Geboren am 24. März 1884 in Maastricht (Niederlande) Gestorben am 2. November 1966 in Ithaka (New York, USA) Grabstätte Pleasant Grove Cemetery in Ithaka Konfession römisch-katholisch -
Autor/in
→Horst Kant (postume Publikation)
-
Zitierweise
Kant, Horst, „Debye, Peter“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.03.2024, URL: https://www.deutsche-biographie.de/116042621.html#dbocontent
Debye wuchs in Maastricht (Niederlande) auf und besuchte hier die Grundschule und seit 1896 die Hoogere Burger School (Oberrealschule). Seit 1901 studierte er Elektrotechnik an der TH Aachen, wo Max Wien (1866–1938) und Arnold Sommerfeld (1868–1951) zu seinen Lehrern gehörten. Nach dem Abschluss als Diplom-Ingenieur 1905 mit einer Arbeit zur Theorie der Wirbelströme begleitete er Sommerfeld als Assistent, der ihn für die Theoretische Physik begeistert hatte und 1906 auf den Lehrstuhl für Theoretische Physik an die Universität München berufen worden war. Hier wurde Debye 1908 mit der Dissertation „Der Lichtdruck auf Kugeln von beliebigem Material“ zum Dr. phil. promoviert.
Nach seiner Habilitation 1910 mit einem Beitrag zur Theorie der Elektronen in Metallen wurde Debye 1911 als Nachfolger von Albert Einstein (1879–1955) zum außerordentlichen Professor für Theoretische Physik an die Universität Zürich berufen. Es folgten Professuren an den Universitäten in Utrecht (1912–1914), Göttingen (1914–1920) und an der ETH Zürich (1920–1927), ehe er 1927 den Lehrstuhl für Experimentalphysik an der Universität Leipzig übernahm, an die zeitgleich Werner Heisenberg (1901–1976) als Professor für Theoretische Physik und Friedrich Hund (1896–1997) für Mathematische Physik kamen. Durch ihr Wirken wurde Leipzig binnen kürzester Zeit zu einem anerkannten Zentrum zur Erforschung der neuen Quantentheorie und der Struktur der Materie.
Im März 1936 wurde Debye rückwirkend zum Oktober 1935 Direktor des neu zu errichtenden Kaiser-Wilhelm-Instituts (KWI) für Physik in Berlin mit den Forschungsschwerpunkten Atom- und Tieftemperaturphysik (Arbeitsaufnahme Frühjahr 1937, offizielle Eröffnung 1938); zugleich übernahm er einen Lehrstuhl für Experimentalphysik an der Universität Berlin. Bei den Berufungsverhandlungen hatte er – nicht zuletzt aus politischen Gründen – durchgesetzt, die niederländische Staatsbürgerschaft beizubehalten. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs konnte Debye als Ausländer nicht länger Institutsdirektor bleiben und bekam am KWI Hausverbot. Eine bereits ergangene Vorlesungseinladung der Cornell University in Ithaka (New York, USA) nutzte er Anfang 1940 zur Emigration; hier war er bis zur Emeritierung 1952 als Professor für Chemie und Head des Departments für Chemie tätig (1946 US-amerikanischer Staatsbürger). Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs führten ihn Vortragsreisen wieder nach Europa und auch in die Bundesrepublik, z. B. 1961 als Gastprofessor an die Universität Göttingen.
Als Vorsitzender der Deutschen Physikalischen Gesellschaft von 1937 bis 1939 war Debye 1938 gezwungen, die verbliebenen jüdischen Mitglieder zum Austritt aufzufordern. An dem entsprechenden Rundschreiben entzündete sich 2006 eine Debatte um Debyes Nähe zum NS-Regime, an deren Ende deutlich wurde, dass Debye weder Antisemit war noch sich dem NS-Regime andiente, aber auch keinen Widerstand leistete.
Debye gilt als einer der vielseitigsten Forscher. Zwar war er vorwiegend Theoretischer Physiker, doch leistete er auch bedeutende Beiträge zur Experimentalphysik und verband Theorie und Experiment miteinander; zumeist bewegte er sich im Grenzgebiet zwischen Physik und Chemie. Von seinen zahlreichen Beiträgen ist die 1912 gefundene Erklärung der Temperaturabhängigkeit der Dielektrizitätskonstanten durch die Erkenntnis, dass Moleküle elektrische Dipole sind, bedeutsam. Ebenfalls 1912 gelang ihm eine Weiterentwicklung der Einsteinschen Theorie der spezifischen Wärme (Debye-Modell). In Göttingen entwickelte Debye mit seinem Assistenten, dem Physiker Paul Scherrer (1890–1969), im Dezember 1915 die als Debye-Scherrer-Verfahren berühmt gewordene Methode zur Bestimmung von Kristallstrukturen aus Pulver-Proben, die auf Interferenzerscheinungen monochromatischer Röntgenstrahlen basiert und bis heute zur Strukturaufklärung genutzt wird. Mit seinem Assistenten Erich Hückel (1896–1980) formulierte Debye 1923 in Zürich seine fundamentale Theorie elektrolytischer Lösungen, basierend auf der Annahme eines quasikristallinen Zustands der Flüssigkeit. Aus demselben Jahr stammt sein Konzept der adiabatischen Entmagnetisierung zur Erzeugung tiefster Temperaturen.
Schwerpunkt der Arbeiten Debyes in Leipzig war die Aufklärung von Molekülstrukturen, zum einen über die Weiterführung der Erforschung starker Elektrolyte, zum anderen über Streuexperimente mit Röntgenstrahlen und zunehmend mit Licht- und Ultraschallwellen. Von Debyes Berliner Arbeiten ist die Theorie für das 1938 von Klaus Clusius (1903–1963) und Gerhard Dickel (1913–2017) in München entwickelte Isotopentrennverfahren mittels Trennrohr erwähnenswert, nicht zuletzt, weil es im deutschen Uranprojekt zeitweilig von Bedeutung war. In den USA erforschte Debye Polymere mithilfe der Wechselwirkung von Strahlung und Materie.
Für seine Pionierarbeiten zur Strukturbestimmung im festen, flüssigen und gasförmigen Zustand aufgrund der Erkenntnis des molekularen Dipolmoments und der Untersuchungen mittels Röntgenstrahlung bekam Debye 1936 den Nobelpreis für Chemie und zahlreiche weitere Auszeichnungen; ihm zu Ehren ist die CGS-Einheit des elektrischen Dipolmoments mit Debye (D) benannt. Debye begründete keine Schule im eigentlichen Sinne, aber zu seinen Schülern kann man Ludwig Bewilogua (1906–1983), Felix Bloch (1905–1983), Hans Falkenhagen (1895–1971), Lars Onsager (1903–1976), Rudolf Peierls (1907–1995), Paul Scherrer (1890–1969), Hertha Sponer (1895–1968), Willem van der Grinten (1907–1989) und Fritz Zwicky (1898–1974) zählen.
1913 | Mitglied der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (1937–1939 Vorsitzender) |
1920 | korrespondierendes Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin (seit 1936 ordentlich) (weiterführende Informationen) |
1928 | ordentliches Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften (seit 1935 korrespondierend) (weiterführende Informationen) |
1932 | Mitglied der Leopoldina (weiterführende Informationen) |
1933 | Rumford-Medaille der Royal Society, London |
1935 | Lorenz-Medaille der Königlich-Holländischen Akademie, Amsterdam |
1935 | Dr. h. c., Universität Liége |
1936 | Nobelpreis für Chemie (weiterführende Informationen) |
1937 | Franklin-Medaille des Franklin-Instituts, Philadelphia (Pennsylvania, USA) |
1947 | Mitglied der National Academy of Sciences, USA |
1949 | Willard-Gibbs-Medaille der American Chemical Society |
1950 | Max-Planck-Medaille der Deutschen Physikalischen Gesellschaft |
1955 | Dr. h. c., ETH Zürich |
1959 | Dr. h. c., Universität Mainz |
1960 | Peter Debye Award in Physical Chemistry der American Chemical Society (jährlich) (weiterführende Informationen) |
1960 | National Medal of Science, USA |
1963 | Priestley-Medaille der American Chemical Society |
1970 | Mondkrater Debye |
1998 | Skulptur „Dipoolmomenten“ von Felix van de Beek, Maastricht, Peter Debyeplein |
2002 | Asteroid Debye |
CGS-Einheit Debye (D) | |
Peter-Debye-Institut für Physik der weichen Materialien, Universität Leipzig (weiterführende Informationen) | |
P. Debyelaan, Maastricht | |
Peter Debyeplein, Maastricht | |
Debyestraße, Aachen und Leipzig | |
Peter-Debye-Weg, Zürich |
Nachlass:
Archiv der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin.
Archiv der ETH Zürich.
weitere Archivmaterialien:
Archiv der Universität Göttingen.
Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde, DS8 000, A0014.
Universitätsarchiv der Humboldt-Universität zu Berlin.
Werkausgaben:
The Collected Papers of Peter J. W. Debye, 1954, Nachdr. 1988. (Die Auswahl enthält etwa ein Viertel aller Arbeiten Debyes.)
Aufsätze und Monografien:
Methoden zur Bestimmung der elektrischen und geometrischen Struktur von Molekülen. Nobelvortrag, 1937. (engl. 1936, Onlineressource)
Armin Hermann (Hg.), Die Quantentheorie der spezifischen Wärme. Einstein, Debye, Born, Kármán, 1967.
Monografien und Aufsätze:
Horst Kant, Peter Debye, in: Karl von Meyenn (Hg.), Die großen Physiker. Bd. 2, 1997, S. 263–275.
Gijs van Ginkel, Prof. Peter J. W. Debye (1884–1966) in 1935–1945. Brilliant Scientist, Gifted Teacher, 2006.
Dieter Hoffmann/Mark Walker (Hg.), „Fremde“ Wissenschaftler im Dritten Reich. Die Debye-Affäre im Kontext, 2011.
Philipp Ball, Serving the Reich. The Struggle for the Soul of Physics under Hitler, 2013.
Lexikonartikel:
J. C. Poggendorffs biographisch-literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften, Bd. 5, 1925, S. 266 f., Bd. 6, 1936, S. 535 f., Bd. 7a, 1955, S. 386 f. u. Bd. 8, 2000, S. 801-803. (L)
Walter Kaiser, Art. „Debye, Peter Joseph William“, in: Fritz Krafft (Hg.), Große Naturwissenschaftler. Biographisches Lexikon, 21986, S. 98 f.
Charles P. Smyth, Art. „Debye, Peter Joseph William“, in: Charles Coulston Gillispie (Hg.), Dictionary of Scientific Biography, Bd. 3, 1981, S. 617–623.
Horst Kant, Art. „Debye, Peter Joseph Wilhelm“, in: Hans-Ludwig Wußing (Hg.), Fachlexikon abc. Forscher und Erfinder, 1992, S. 149 f.
Günter Scharf, Art. „Peter Debye“, in: Historisches Lexikon der Schweiz, 2015. (P) (Onlineressource)
Nachrufe:
Mansel Davies, Peter Jospeh Wilhelm Debye, in: Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society (London) 16 (1970), S. 175–232. (P) (Onlineressource)
J. W. Williams, Peter Joseph Wilhelm Debye, in: Biographical Memoirs of the National Academy of Sciences Washington 46 (1975), S. 23–68. (P, W) (Onlineressource)
Büste, Universität Leipzig, Foyer.
Fotografien, Universität Göttingen, Universität Zürich, Archiv der Leopoldina, Halle an der Saale u. Archiv der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin.