Wahnschaffe, Felix
- Lebensdaten
- 1851 – 1914
- Geburtsort
- Kaltendorf bei Oebisfelde (Landkreis Börde)
- Sterbeort
- Charlottenburg bei Berlin
- Beruf/Funktion
- Glaziologe ; Geologe ; Bodenkundler
- Konfession
- evangelisch
- Namensvarianten
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- Wahnschaffe, Gustav Albert Bruno Felix
- Wahnschaffe, Felix
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Wahnschaffe, Gustav Albert Bruno Felix
Glaziologe, Geologe, Bodenkundler, * 27.1.1851 Kaltendorf bei Oebisfelde (Landkreis Börde), † 20.1.1914 Charlottenburg bei Berlin, ⚰ Berlin-Kreuzberg, Jerusalems- und Neue Kirche Friedhof IV an der Bergmannstraße. (evangelisch)
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Genealogie
V →Bruno (1815–77), aus Bründel b. Bernburg, Justitiarius, Kreisrichter u. Kreisger.rat in Oe., S d. →Engel († 1824), Oberamtmann v. Hessen b. Wolfenbüttel (Altmark), u. d. Felicitas Breymann († v. 1845);
M Mathilde (Therese) (1823–94), T d. →Friedrich Wahnschaffe (1793–1871), preuß. Intendanturassessor, Geh. Kriegsrat, u. d. Therese Küstner (1801–92);
2 B Bruno Richard (* 1848), Robert (* 1863), 2 Schw Elise (* 1846, ⚭ Friedrich Stolze), Helene (* 1855);
– ⚭ Magdeburg 1878 Therese Bach (1856–1931);
2 S u. a. Günther (* 1887), Bergreferendar in Bonn, Bergassessor in Dortmund, 3 T Martha (* 1879, ⚭ Carl Hemmleb), Else (* 1881), Meta (* 1884). -
Biographie
Nach dem Abitur am Pädagogium des Klosters Unserer Lieben Frau in Magdeburg 1871 studierte W. in Leipzig Naturwissenschaften, besonders Mineralogie, Geologie und Chemie. Großen Einfluß hatte →Hermann Credner (1841–1913), mit dem ihn das Interesse an den Eiszeiten, eiszeitlich geformten Landschaften und urzeitlichen Lebewesen verband und zu dessen Ehren W. 1911 die Hermann-Credner-Stiftung zur Förderung der Geologie ins Leben rief. 1874 wechselte er an die Univ. Jena, wo er sein Studium 1875 mit der Promotion zum Dr. phil. bei →Ernst Erhard|Schmid (1815–85) beendete. W. wurde sogleich Assistent am Laboratorium der Kgl. Preuß. Geologischen Landesanstalt Berlin; hier beeindruckte ihn ein Vortrag des schwed. Geologen Otto Torrell über dessen Inlandeistheorie, die ein neues Zeitalter im Verständnis der Quartärgeologie einläutete. 1879 etatmäßiger Assistent, 1886 Landesgeologe, seit 1900 Leiter der Landesaufnahme und 1901 zum Abteilungsdirigenten für die Flachlandaufnahme ernannt, war W. bis zu seinem Tod mit der geologischen und bodenkundlichen Landesaufnahme des norddt. Flachlands befaßt. Nach der Habilitation an der Univ. Berlin 1886 für Allgemeine Geologie und Bodenkunde hielt er seit 1887 auch Vorlesungen an der der Landesanstalt angeschlossenen Bergakademie Berlin (1892 Prof.).
W. sind zahlreiche glaziogeologische Erstnachweise sowie die Kartierung und Erklärung vieler glaziogener Phänomene (Gletscherschrammen, Löß, Dreikanter, Faltungen des Untergrunds) in Norddeutschland zu verdanken und die erstmalige Darstellung, Beschreibung und Bezeichnung der Urstromtäler und Endmoränen Norddeutschlands. Pionierleistungen in mechanischer und chemischer Untersuchungsmethodik erbrachte er auf dem Gebiet der Bodenkunde. Seit 1887 publizierte er zwei Lehrbücher, zugleich W.s wichtigste Werke, die postum noch in 4. Auflage (v. Friedrich Schucht bearb.) erschienen und bis heute nachwirken (Anleitung z. wiss. Bodenunters., 1887, ⁴1924, engl. 1891; Die Ursachen d. Oberflächengestaltung d. norddt. Flachlandes, 1891, ⁴1921). Zahlreiche Einzelarbeiten befaßten sich mit Bodenkunde, Landwirtschaft, Quartärfauna und -flora, Torflagern, Glazialphänomenen, Klimaänderungen, Stratigraphie sowie dem Landschafts- und Naturdenkmalschutz. W. kartierte über 3000 km², produzierte 34 Kartenblätter im Maßstab 1 : 25 000 mit Erläuterungen und sorgte als Revisor für die methodische Einheitlichkeit und Qualität der geologisch-bodenkundlichen Kartierungen Norddeutschlands. Er war Mitorganisator und Exkursionsleiter mehrerer nationaler und internationaler wissenschaftlicher Tagungen sowie Mitbegründer der Zeitschriften „Internationale Mitteilungen für Bodenkunde“ und „Zeitschrift für Gletscherkunde“. Als Rezensent seit 1884 und Übersetzer (u. a. aus dem Schwedischen) seit 1886 erschloß er über 240 internationale quartärgeologische Arbeiten für ein dt.sprachiges Fachpublikum; zahlreiche Vorträge und Lehrveranstaltungen mit Exkursionen sowie populärwissenschaftliche Publikationen galten der Lehrer- und Volksbildung.
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Auszeichnungen
A Mitgl. d. Dt. Geol. Ges. (1875, stellv. Vors. 1903, Vors. 1912), d. Dt. Chem. Ges. (1875), d. Ges. f. Erdkde. (1888, stellv. Vors. 1907 u. Vors. 1909) u. d. Leopoldina (1888);
3. (1900), 2. (1907) u. 1. (1910) Vors. d. dt. Ges. f. volkstüml. Naturkde.;
Geh. Bergrat (1902);
Mitgl. u. im Ehrenausschuß d. Ges. f. Heimatkde. d. Prov. Brandenburg z. Berlin;
preuß. Kronenorden 3. Kl. (1909);
Kommandeurkreuz 2. Kl. d. schwed. Wasaordens (1911);
Ehrenmitgl. d. Geogr. Ges. in Lübeck (1912) u. d. Geogr. Ges. in Greifswald (1913);
– W.str. in Berlin-Niederschönhausen (1937–62, heute Leonhard-Frank-Str.). -
Werke
Weitere W Über d. Porphyrite d. Öhrenstocker Feldes b. Ilmenau, 1875 (Diss.);
Unters. d. Bodens d. Umgegend v. Berlin, 1882 (mit E. Laufer);
Erll. z. geol. Specialkarte v. Preussen u. d. Thür. Staaten Bl. Rüdersdorf, 1883, ⁴1923;
Die Quartärbildungen d. Umgegend v. Magdeburg, 1885;
Die geol. Verhältnisse d. Umgegend v. Rathenow, 1886: Die Bedeutung d. balt. Höhenrückens f. d. Eiszeit, 1889;
Die Lagerungsverhältnisse d. Tertiärs u. Quartärs d. Gegend v. Buckow, 1894;
Unsere Heimat z. Eiszeit, 1896;
Über d. Vorkommen v. Glacialschrammen auf d. Culmbildungen d. Magdeburgischen b. Hundisburg, 1899;
Zur Kritik d. Interglazialbildungen in d. Umgegend v. Berlin, 1906;
Anzeichen f. d. Veränderungen d. Klimas seit d. letzten Eiszeit im norddt. Flachlande, 1910;
Über d. Gliederung d. Glazialbildungen Norddtld. u. über d. Stellung d. norddt. Randlösses, 1911;
Über d. Entstehung d. Förden Schleswig-Holsteins, 1912;
Gefährdung u. Schutz geol. Naturdenkmäler, 1912;
Über d. Quartär u. Tertiär b. Fürstenwalde an d. Spree, 1916 (postum);
– Nachlaß: BA Koblenz;
Dt. Geol. Ges. an d. Univ. Potsdam u. Archiv d. Geol. Vereinigung an d. Univ.bibl. Freiburg (Br.). -
Literatur
L Nachrufe in: Berliner Tagebl. v. 21. 1. 1914, 24. 1. 1914 (1. Beibl.), 29. 1. 1914 (Beil. Welt-Spiegel) (P);
P. Krusch, in: Zs. d. dt. geol. Ges. 66, 1914, H. 2, S. 65–80 (W-Verz., P);
F. Schucht, in: Internat. Mitt. f. Bodenkde. 4, 1914, H. 2 / 3, S. 97–104 (P);
H. Menzel, in: Himmel u. Erde 26, 1914, S. 235–37 (P);
O. v. Linstow, in: Zs. f. Gletscherkde. 9, 1915, S. 207–17 (W);
K. Keilhack u. F. Beyschlag, in: Jb. d. preuß. geol. Landesanstalt z. Berlin 35 / 1914, 1916, H. 3, S. 513–42 (W-Verz., P,);
– O. Wagenbreth, Gesch. d. Geol. in Dtld., 1999, S. 93, 122–27 u. a. (P);
Magdeburger Biogr. Lex. (P);
Pogg. III–V. -
Porträts
|Photogr., um 1884 (Montanhist. Dok.zentrum b. Dt. Bergbau-Mus. Bochum);
Photogrr., um 1910 (Leibniz-Inst. f. Länderkde. Leipzig;
Archiv d. Dt. Mus. München). -
Autor/in
Markus Moser -
Zitierweise
Moser, Markus, "Wahnschaffe, Felix" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 261-262 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz138305.html#ndbcontent