Viatis, Bartholomäus
- Lebensdaten
- 1538 – 1625
- Geburtsort
- Venedig (oder Pesari?, Venetien)
- Sterbeort
- Nürnberg
- Beruf/Funktion
- Kaufmann in Nürnberg ; Handelsherr ; Verfasser einer Autobiographie ; Stifter
- Konfession
- mehrkonfessionell
- Normdaten
- GND: 122943961 | OGND | VIAF: 20576551
- Namensvarianten
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- Viatis, Bartholomäus
- Viatis, Bartholomäus
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Viatis, Bartholomäus
|Kaufmann, * 18. 5. 1538 Venedig (oder Pesari?, Venetien), † 18.11.1624 Nürnberg. (katholisch, spätestens 1569 lutherisch)
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Genealogie
Aus Fam. in d. Rep. Venedig;
V →Bernardo (1504–74), Hausbes. in V.;
M Giovanna di Dressano;
⚭ 1) Nürnberg 1569 Anna (1530–85, ⚭ 1] Georg Scheffer, † 1568, Gewandschneider, Bürger in N., Teilh. e. Handelsges.), T d. →Michel Hitzler († 1559), Handelsmann, Montanuntern., Faktor d. Augsburger Manlich, 1556 Genannter d. Größeren Rats in N.), 2) Nürnberg (?) 1586 Florentina (1563/64–1628), T d. Wolff Jeger († 1586), Stadtmeister, Ratsherr in d. Reichsstadt Schwäb. Gmünd;
1 S aus 1) Bartholomäus d. J. (1573–1644), Handelsherr, 1609 Mitgesellschafter v. V., 1 T Maria (1571–1641, ⚭ Martin Peller [v. Schoppershof], 1559–1629, Handelsherr, seit 1581 Teilh. in V.s Handelsges., vertrat 1583 V. am Fondaco dei Tedeschi in V., s. NDB 20);
Ur-E (?) →Paul Martin (1621–83), Handelsherr, letzter direkter männl. Nachfahre v. V. -
Biographie
V. wurde 1550 von seinem Vater von Venedig aus zu dem Federmacher und Kaufmann Hans Vollandt (Wollandt) († 1574) nach Nürnberg in die Lehre geschickt. Nach siebenjähriger Lehrzeit ging V. in Vollandts Auftrag nach Lyon, wo er mit Schamlot und Rüstungen handelte und erste Kontakte zu anderen Nürnberger Handelshäusern, v. a. zu den Tucher und den Imhoff knüpfte. 1561 kam es zum Bruch mit Vollandt, und V. wechselte in den Dienst des Nürnberger Kaufmanns →Hans Anderson, der ebenfalls eine Niederlassung in Lyon betrieb. Der verschuldete Anderson schickte V. nach Bozen und Venedig, um dort geschäftliche Angelegenheiten zu regeln, was für V. zu persönlichen finanziellen Verlusten führte.
1563 quittierte V. den Dienst bei Anderson und kam über mehrere Zwischenstationen als Mitgesellschafter zu dem Mailänder Händler Daniel Igler, an dessen Federhandel mit Nürnberg er gut verdiente. Spätestens in Verbindung mit Igler kehrte V. nach Nürnberg zurück, wo er selbständig Handelskontakte mit dem Nürnberger Bürger und Gewandschneider Georg Scheffer († 1568) knüpfte, in dessen Auftrag er in Breslau mit Scheffers dortigem Handelspartner Georg Eben abrechnete. Nach Scheffers Tod kehrte V. als dessen Teilhaber nach Nürnberg zurück und erhielt 1569 das Nürnberger Bürgerrecht. Das kurz zuvor gekaufte und später nach ihm benannte „Viatishaus“ (Königstr. 2) erweiterte V. 1592 und gestaltete es zu einem der prachtvollsten und markantesten Gesamtensembles der Stadt um. 1569 verlieh Ks. →Maximilian II. V. und seinen Erben ein Wappen.
Nach der Eheschließung mit Scheffers Witwe behielt V. auch die Handelsverbindung mit dessen Partner →Melchior Lang bei. Die Gesellschaft (Scheffer-)Viatis-Lang handelte mit Leder, Leinwand, Federn und Metallwaren in Sachsen und Schlesien. 1570 kam mit dem aus Bamberg stammenden Georg Forst (Fürst) ein weiterer Mitgesellschafter hinzu; die Handelsgesellschaft Forst-Lang-Viatis (V. u. Mitverwandte) bestand bis 1581 und betrieb auch Kreditgeschäfte; Schwerpunkt waren der Textilhandel und die Verbindungen zu sächs., schles. und Lausitzer Leinenwebern. Der Aktionsradius dehnte sich auf Polen, Thüringen, die Niederlande, die Alpenländer|und Italien aus. Nach dem Ausscheiden Langs 1581 arbeiteten Forst und V. weitere zehn Jahre zusammen und handelten nun auch mit Gewürzen, v. a. Safran, und Weinen.
1576 wurde V. in den Größeren Rat der Reichsstadt berufen, 1583 zum Gassenhauptmann für den Bereich um die Barfüßerkirche ernannt und 1621 zum Marktvorsteher kooptiert. Er war damit einer der Verwalter der Nürnberger Marktordnung und einer der ersten Ansprechpartner in allen Markt- und Börsenangelegenheiten. Mit den Gewinnen seines florierenden Unternehmens kaufte V. 1589 aus der Konkursmasse der Handelsgesellschaft Gößwein-Rottenburger den Herrensitz Schoppershof.
1591 wurde die Handelsgesellschaft Viatis-Forst aufgelöst. →Georg Forst führte die Handelsgeschäfte östlich von Oder und Neiße, V. behielt die übrigen Rechte und gründete mit seinem Schwiegersohn Peller eine neue Handelsgesellschaft, die nach Forsts Tod 1600 dessen geographische Handelsräume übernahm. Im frühen 17. Jh. zählte Viatis-Peller zu den umsatzstärksten Nürnberger Handelsfirmen. Neben den ostmitteldt. Leinwandhandel trat der Handel mit Seiden- und Spezereiwaren, engl. Tuchen, Montanprodukten, Drahterzeugnissen und Waffen. Zentren des Handels waren auch Hamburg und Venedig. 1609 wurde V.s Sohn Bartholomäus d. J. Mitgesellschafter. V. und sein Schwiegersohn Peller waren seitens der Nürnberger Kaufmannschaft seit 1615 die Initiatoren der Gründung des Banco Publico, einer Depositen- und Girobank (gegründet 1621).
Nach V.s Tod 1624 erbten seine beiden Kinder aus erster Ehe, Maria und Bartholomäus d. J., sein riesiges Vermögen, das zeitgenössisch auf 16 t Gold geschätzt wurde, in der modernen Literatur mit über einer Mio. fl. beziffert. 1730 wurden V.s Nachkommen gerichtsfähig, 1818 in den einfachen bayer. Adel immatrikuliert, 1834 starb die Familie aus.
1625 stieg Peller zum Hauptgesellschafter der Handelsfirma auf, die Nachkommen Pellers und V.s führten das Unternehmen fort. V.s letzter direkter männlicher Nachkomme in der Gesellschaft war Paul Martin Viatis (1621–83), „Viatis“ blieb noch bis 1701 Bestandteil des Firmennamens. 1729 verkauften die Peller schließlich die Handelsgesellschaft (seit 1701 „Peller Gebrüder“) an den Nürnberger Kaufmann →Wolfgang Will.
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Quellen
Qu StadtA Nürnberg: E 1/1905 (eigenhändige Lebensbeschreibung V.s, 1579), E 1/1230, E 19.
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Literatur
L G. Seibold, Die V. u. Peller, Btrr. z. Gesch. ihrer Handelsges., 1977;
P. Fleischmann, Rat u. Patriziat in Nürnberg, 2008, S. 1174–76;
M. A. Denzel, Der Nürnberger Banco Publico, seine Kaufleute u. ihr Zahlungsverkehr (1621–1827), 2012;
M. Diefenbacher, B. V., Kaufm., Handelsherr u. Marktvorsteher, in: B. Korn u. a. (Hg.), Von nah u. fern, Zuwanderer in d. Reichsstadt Nürnberg, 2014, S. 145–50 (P);
Fränk. Lb. I, 1967; Stadtlex. Nürnberg. -
Porträts
P Öl/Lwd. v. J. Kreutzfelder, 1614 (Nürnberg, Stadtmus. Fembohaus)
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Autor/in
Michael Diefenbacher -
Zitierweise
Diefenbacher, Michael, "Viatis, Bartholomäus" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 788-789 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd122943961.html#ndbcontent