Detroit, Carl
- Lebensdaten
- 1827 – 1878
- Geburtsort
- Magdeburg
- Sterbeort
- Djakovo
- Beruf/Funktion
- osmanischer Feldmarschall ; Feldmarschall ; Gesandter
- Konfession
- mehrkonfessionell
- Normdaten
- GND: 136192335 | OGND | VIAF: 80579387
- Namensvarianten
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- Detroit, Ludwig Carl Friedrich
- Detroy, Carl
- Detroy, Lduwig Carl Friedrich
- Ali-Pascha, Mehemed
- Ali Pascha, Mehemed
- Mehemed-Ali-Pascha
- Mehemed Ali Pascha
- Detroit, Carl
- Detroit, Ludwig Carl Friedrich
- Detroy, Carl
- Detroy, Lduwig Carl Friedrich
- Ali-Pascha, Mehemed
- Ali Pascha, Mehemed
- Mehemed-Ali-Pascha
- Mehemed Ali Pascha
- Detroy, Ludwig Carl Friedrich
- Pascha, Mehemed Ali-
- Detroit, Karl
- Detroit, Ludwig Karl Friedrich
- Detroy, Karl
- Detroy, Lduwig Karl Friedrich
- Detroy, Ludwig Karl Friedrich
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Detroit (Detroy), Ludwig Carl Friedrich (Mehemed Ali-Pascha)
osmanischer Feldmarschall, * 18.11.1827 Magdeburg, ermordet 7.9.1878 Djakovo. (französisch-reformiert, dann islamisch)
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Genealogie
V Carl Frdr. (* 1791), preußischer Kammermusiker, Titular-Prof. der Musik, S des Abr. Dan. (1771-v. 1827, franz.-ref.), Koch, dann Bürger u. Instrumentenmacher in Berlin (S des Raphael [† 1777], Regie-Einnehmer in Berlin, wanderte als Katholik aus Frankreich ein), u. der Friederike Carol. Rhein aus Spandau;
M Henriette Jeanette, T des Joh. Joachim Severin, Bürger in Magdeburg, u. der Maria Dor. Funke;
⚭ Türkin;
4 T. -
Biographie
In der Klosterschule zu Magdeburg über die Tertia nicht hinausgekommen, dann Lehrling in einem Materialdetailgeschäft, Ende 1843 Schiffsjunge auf einer mecklenburgischen Brigg, entfloh der 16jährige D. im Hafen von Konstantinopel seinem Kapitän durch einen Sprung ins Wasser. Dabei hatte er das Glück, vom Boot des späteren Großwesirs Aali (1815–71) aufgenommen zu werden, der bis zu seinem Tode D.s Gönner blieb. Trotz Einschaltung des protestantischen Geistlichen an der preußischen Gesandtschaft trat D. zum Islam über und erhielt den Namen Mehemed Ali. Er lernte fließend Türkisch, war 1846 bereits Schüler der osmanischen Kriegsschule und trat 1853 als Seconde-Lieutenant in die Armee ein. Während des Krimkrieges fiel D. dem Oberkommandierenden der osmanischen Donauarmee, dem kroatischen Renegaten Omer Pascha-Latas, durch Initiative, Mut und Intelligenz auf. Er wurde dessen Ordonnanz-Offizier, kam in den Generalstab und war bei Kriegsende Major. In den nicht abreißenden Aufständen und Krisen der beiden nächsten Jahrzehnte wurde D. bald in Montenegro (1861/62), dann auf Kreta (1867), an der griechischen Grenze in Thessalien und im Epirus (1873), in Bosnien und der Herzegowina (1875) sowie gegen Montenegro und Serbien (1876/77) eingesetzt. Inzwischen avancierte er zum Feldmarschall und erhielt im russisch-türkischen Krieg 1877 den Oberbefehl über die nördlich des Balkans versammelten Truppen. D. schlug die Russen wiederholt, mußte dann aber, wohl infolge der nicht durchzusetzenden Koordinierung der einzelnen Truppenführer, zurückgehen und wurde am 2.10.1877 abberufen. Nach dem Fall von Plevna erhielt er den Auftrag, zum Schutze Konstantinopels eine neue Armee aufzustellen, deren Oberbefehlshaber er am 9.1.1878 wurde, und Waffenstillstandverhandlungen zu führen. Zum Berliner Kongreß wurde er als zweiter osmanischer Bevollmächtigter entsandt. Man glaubte, daß →Bismarck die Wahl eines geborenen Deutschen begrüßen werde. Doch faßte sie dieser im Gegenteil als eine „Taktlosigkeit“ auf, und die deutschen Offiziere gingen dem Renegaten aus dem Wege. D., der in Auftreten, Lebensweise, Gebaren und mit einem niemals weichenden ironischen Lächeln „ganz türkisch“ wirkte, war seinerseits stolz darauf, in solcher Stellung in Berlin amtieren zu dürfen, doch schrieb zum Beispiel Fürst Hohenlohe von ihm, „er mache den Eindruck eines klugen Mannes, flöße aber wenig Vertrauen ein“. Einige Wochen nach Beendigung des Kongresses ist D., betraut mit der Aufgabe, die Grenzziehung zwischen Montenegro und dem albanischen Siedlungsgebiet des osmanischen Reiches zu realisieren, in Djakovo von Albanern erschlagen worden. Als einer der letzten großen Renegaten des ausgehenden 19. Jahrhunderts hatte er sich für das Wohl seiner Wahlheimat geopfert.
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Literatur
Mehemed-Ali-Pascha, in: Unsere Zeit, Dt. Revue d. Gegenwart, NF, 13. Jg., 2. Hälfte, 1877, S. 626-29 (anonym);
Denkwürdigkeiten d. Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst II, 1907, S. 234, 236, 251;
Aufzeichnungen u. Erinnerungen d. Botschafters J. M. v. Radowitz II, 1925, S. 31;
J. Risse, Mehemed Ali Pascha, in: Mitteldt. Lb. III, 1928, S. 469-80 (P);
B. Fürst v. Bülow, Denkwürdigkeiten IV, 1931, S. 449, 451;
L. Raschdau, Ein sinkendes Reich, Erlebnisse e. dt. Diplomaten im Orient 1877-79, 1934, S. 69, 175, 206, 253. -
Porträts
Gem. v. A. v. Werner „Der Kongreß in Berlin im J. 1878“ (1. v. re., stehend), Abb. in: F. Bamberg, Gesch. d. oriental. Angelegenheit, 1892, S. 531.
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Autor/in
Johann Albrecht von Reiswitz -
Zitierweise
Reiswitz, Johann Albrecht Freiherr von, "Detroit, Carl" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 620 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136192335.html#ndbcontent