Pudor, Heinrich
- Lebensdaten
- 1865 – 1943
- Geburtsort
- Loschwitz bei Dresden
- Sterbeort
- Leipzig
- Beruf/Funktion
- Publizist ; völkischer Literat ; Schriftsteller ; Musiker ; Maler
- Konfession
- konfessionslos
- Normdaten
- GND: 11630734X | OGND | VIAF: 57363380
- Namensvarianten
-
- Scham, Heinrich (Pseudonym)
- Pudor, Heinrich
- Scham, Heinrich (Pseudonym)
- scham, heinrich
- Deutsch, Ernst
- Pudor, Carl Heinrich
- Pudor, H.
- Pudor, Heinrich von
- Pudor, Karl Heinrich
Vernetzte Angebote
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Pudor, Heinrich (Pseudonym Heinrich Scham)
völkischer Literat und Publizist, * 31.8.1865 Loschwitz bei Dresden, † 22.12.1943 Leipzig. (evangelisch, später konfessionslos)
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Genealogie
V →Friedrich (1835–87), aus Debitz b. L., Gründer u. Leiter d. kgl. Konservatoriums f. Musik in D., sächs. Hofrat (s. Wi. 1909), S d. →Karl Ottomar (1818–94), Sup. in Lauban, u. d. Marie-Luise Klemm (* 1819);
M Elisabeth Schultz (1835–1918), aus Berlin;
B →Julius Friedrich (* 1863), sächs. Gen.-major, →Ottomar Max (* 1868), Kaufm., Farmer in d. USA, →Wilhelm (1872–1912), Dr. iur., RA in L., →Richard (1875–1950), Kaufm. in L.;
– ⚭ 1) um 1895 (⚮ um 1902) Susanne (Sanna) Jacobi, N d. jüd. Kommerzienrätin N. N. Dannenberg, 2) um 1902 Linda Prill;
2 T aus 1) Hilda (* 1893, ⚭ N. N. Görtitz, Kunstmaler in L.), Margot (* 1895, ⚭ →Friedrich v. Coester, 1888–1928, Musikhist.), 1 S, 3 T aus 2); Verwandte →Carl (1855–1927), Deichrentmeister, Major, Stadtältester v. Elbing (s. Altpreuß. Biogr. II u. IV) u. dessen S →Fritz (1899–1977), Dr. rer. pol., Wirtsch.schriftleiter d. „Hann. Kurier“, 1935-45 Hauptschriftleiter d. „Ruhr- u. Rhein-Wirtsch.ztg.“, 1949 Gründer d. „Wirtschaftspublizist. Vereinigung“, Verlagsdir. d. „Ind.kurier“ u. d. „Handelsbl.“ in Düsseldorf, Wirtsch.hist. (s. Altpreuß. Biogr. IV; L). -
Biographie
P. studierte 1884-89 in Heidelberg Philosophie, Archäologie und Musik und wurde bei Kuno Fischer über Philosophiegeschichte promoviert. 1890 wurde er in Nachfolge seines Vaters zum Direktor des Konservatoriums für Musik in Dresden bestellt. 1893-1906 schrieb er unter Pseudonym zahlreiche Aufsätze zur Freiluft- und Nacktkultur, für deren Begründung er wichtig wurde, sowie zur Sexualtheorie, seit 1904 einige Reportagen seiner Nordlandfahrten. Seit der Jahrhundertwende ausschließlich literarisch tätig, verschrieb sich P. um 1905 der antisemitischen Agitation. Seine auflagenstarken Schriften schürten nachhaltig das antisemitische Denken in Deutschland. Er sah sich als einen „der ersten Bahnbrecher … in der antijüd. Bewegung“ (1940). Um 1911 trat P. dem Alldeutschen Verband bei. Als Kriegsfreiwilliger kämpfte er 1915/16 an der Westfront. 1917 scheiterte er mit der Gründung einer völkischen Dachorganisation („Dt. Volksrat“). Mehrfach verstieß er gegen das Vorzensur-Gebot. 1924 wurde P. wegen der Herausgabe der Zeitschrift „Hakenkreuz“ zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Seit 1933 geriet er auch mit den neuen Machthabern zusehends in Konflikt, obwohl die NSDAP seine „Verdienste“ um die literarische Verbreitung der völkisch-antisemitischen Weltanschauung würdigte. Schon Anfang der 30er Jahre völlig verarmt, erhielt P. vom „Führer“ monatlich RM 300,- Ehrensold. Die Aufnahme in die NSDAP wurde ihm jedoch verwehrt. Von Herbst 1933 bis Juli 1934 wegen „Verächtlichmachung führender Persönlichkeiten der Reichsregierung“ in „Schutzhaft“ genommen, mußte sich der „antisemitische Eigenbrötler“ 1934 vor dem Landgericht Leipzig wegen „Kritik an den Regierungsmaßnahmen“ verantworten. Die Reichsschrifttumskammer beschlagnahmte seine als „schädlich“ und „unerwünscht“ eingestuften Publikationen, die auch vor der Beleidigung fremder Staatsoberhäupter nicht zurückschreckten.
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Werke
Jüd. Liberalismus u. dt. Christentum, in: Dt.-Soz. Bll. 27, Nr. 56, 13.7.1912, S. 657 f.;
Dtld. f. die Deutschen! Vorarbb. zu Gesetzen gegen jüd. Ansiedlung in Dtld., 2 Bde., 1912/13;
Landwirtsch. u. Judentum, 1913;
Der internat. Jude – ein Weltproblem, in: Volk. Beobachter v. 21.8.1921;
Judenherrschaft in Amerika, ebd. v. 28.8.1921;
Dr. H. P., Ein Vorkämpfer d. Dt.tums u. d. Antisemitismus, 1934 (Autobiogr., W);
Mein Leben, Kampf gegen Juda f. d. arische Rasse, 1.-15. Lfg., 1939-41;
– Hg. zahlr. Zss., u. a.: Antisemit. Rüstzeug, 1912/13;
Hakenkreuz, Sonntagsbl. fürs dt. Volk, 1919 ff.;
Die Dt. Partei, Eine pol. Halbmonatsschr., 1923. -
Literatur
A. Mohler, Die Kons. Rev. in Dtld. 1918-1932, ³1989, S. 358-60;
M. Peters, Der Alldt. Verband am Vorabend d. Ersten Weltkrieges (1908–1914), Ein Btr. z. Gesch. d. völk. Nationalismus im spätwilhelmin. Dtld., ²1996;
Uwe Schneider, in: U. Puschner, W. Schmitz u. J. H. Ulbricht (Hg.), Hdb. z. „Völk. Bewegung“ 1871-1918, 1996, S. 921 f.;
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Quellen
Qu BA Berlin; BA Potsdam. – Zur Fam.: Fritz Pudor, Die Fam. P., 1925.
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Autor/in
Michael Peters -
Zitierweise
Peters, Michael, "Pudor, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 759 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11630734X.html#ndbcontent