Popert, Hermann
- Lebensdaten
- 1871 – 1932
- Geburtsort
- Hamburg
- Sterbeort
- Altona
- Beruf/Funktion
- Sozialpolitiker ; Jurist ; Landrichter ; Rechtsanwalt ; Schriftsteller
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 129574007 | OGND | VIAF: 28153882
- Namensvarianten
-
- Popert, Hermann Martin
- Fidelis (Pseudonym)
- Poppert, Hermann
- Popert, Hermann
- Popert, Hermann Martin
- Fidelis (Pseudonym)
- fidelis
- Poppert, Hermann
- Popert, Hermann M.
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Popert, Hermann Martin (Pseudonym Fidelis)
Sozialpolitiker, Kulturkritiker, * 12.11.1871 Hamburg, † 6.2.1932 Altona. (evangelisch)
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Genealogie
V Martin Anton, Kaufm. in H.;
M Emma Grote;
⚭ 1905 Anny Elisabeth, T d. Bremer Kaufm. Hermann D. Hegeler u. d. Elisabeth Borsdorff;
2 S, 2 T, u. a. Helmut (* 1911, s. L). -
Biographie
Nach dem Besuch einer Privatschule und des Wilhelm-Gymnasiums in Hamburg studierte P. Rechtswissenschaften in Straßburg und München. In Leipzig zum Dr. iur. promoviert, leistete er in Hamburg sein Referendariat und war dann als Rechtsassistent und Rechtsanwalt tätig. Zahlreiche Auslandsreisen führen P. in die Schweiz, nach Norditalien, England und Skandinavien. 1903-10 war er Land-, später Amtsrichter in Hamburg. Als Mitglied der Hamburger Bürgerschaft 1907-10 schloß sich P. den Vereinigten Liberalen unter Carl Petersen und Carl Julius Braband an. 1910/11 arbeitete er als Verlagsvolonteur in München.
P.s starkes sozialpolitisches Engagement gegen Alkohol- und Nikotinmißbrauch ist dokumentiert in seinen Aktionen als Ausschußmitglied des Allgemeinen Deutschen Zentralverbandes zur Bekämpfung des Alkoholismus sowie in zahlreichen Broschüren und Reden (Hamburg u. d. Alkohol, 1903; Wir u. d. Alkoholkapital, 1904); dem entsprach die Leitidee seines vom Dürerbund herausgegebenen Erfolgsromans „Helmut Harringa, Eine Geschichte aus unserer Zeit für das deutsche Volk“ (1910, 310. Tsd. 1925). Besonders die Protagonisten der Jugendbewegung zeigten sich begeistert von der Schilderung des mit autobiographischen Anklängen durchsetzen exemplarischen Lebenslaufs Harringas, der im Sinne einer „Abschreckungstheorie“ (Franz Herwig) auf soziale Mißstände des Volkslebens aufmerksam machen will. Gesellschaftskritik aus offener Frontstellung zum Katholizismus, idealistische Weltsicht, Vaterlandsliebe sowie Kritik an sozialen Strukturen verdichteten sich in P.s Werk. Seine Rede anläßlich des Freideutschen Jugendtages auf dem Hohen Meißner 1913 über Abstinenz, Bodenreform und Sozialpolitik brachte ihn in Opposition zu einer der wichtigsten Leitfiguren der Jugendbewegung, →Gustav Wyneken (1875–1964), der eine pädagogische Reform vorzog.
Vom Erfolg des „Helmut Harringa“ beflügelt, nahm P. seinen Abschied als Richter und gründete, abermals gefördert durch den Dürerbund, gemeinsam mit →Hans Paasche (1881–1920) den lebensreformerischen und pazifistischen „Vortrupp, Halbmonatsschrift für das Deutschtum unserer Zeit“ (ersch. v. 1.1.1912-30.3.1921). Hierin publizierte P. unter dem Pseudonym „Fidelis“ sozial- und|reformpolitische Aufsätze, die teilweise als „Vortrupp-Flugschriften“ auch separate Verbreitung fanden, und kämpfte in den letzten Kriegsjahren für einen Verständigungsfrieden und baldigen Kriegsschluß. Dieser von P. propagierte sog. „deutsche Pazifismus“ spiegelte sich im „Tagebuch eines Sehenden“ (1920) wider, das auf von der Militärzensur unterdrückte Kriegsessayistik und Beiträge aus dem „Vortrupp“ zurückgriff. Sein vaterländisches Drama „Wenn“ (1922) war ebenfalls diesen Ideen verpflichtet.
Nach finanziellen Schwierigkeiten in der Inflationszeit, die u. a. zur Einstellung des „Vortrupp“ führten, kehrte P. 1923-30 als Amtsrichter in Hamburg wieder in den Staatsdienst zurück. Nach eigener Einschätzung stand sein Leben im Zeichen eines „Kampf[es] gegen das Barbarentum im Menschen“.
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Werke
Weitere W Ein Schritt auf d. Wege z. Macht, Ein Wort an d. dt. Abstinenten u. d. dt. Anhängerinnen u. Anhänger d. Frauenstimmrechts, 1907;
Was will unsere Zeit v. d. dt. Studentenschaft?, 1908;
Der Fall Schifferer, 1912;
Das Lied v. d. weißen Kunst, 1913-14;
Hamburg u. d. Schundkampf, In zwei Büchern, 1926. -
Literatur
F. Herwig, Neue Romane [zu „Helmut Harringa“], in: Hochland 8, 1, 1910-11, S. 745-48;
H. Joelsohn, Vortrupp u. Zeitgenossen., in: Wiecker Bote 1, 1913/14, H. 2, S. 13 f.;
N. N., Mehr Verantwortungsgefühl, in: Der Gral 11, 1916/17, S. 215 f.;
Helmut Popert, in: H. Jantzen (Hg.), Namen u. Werke, Biogrr. u. Btrr. z. Soziol. d. Jugendbewegung, I, 1972, S. 237-40;
W. Ebert, Zum Weltbild kons. u. völk.-nat. Autoren um 1900/10: Gustav Frenssens „Jörn Uhl“, Paul Ernsts „Der schmale Weg z. Glück“ u. H. M. P.s „Helmut Harringa“, Drei Kapitel zu e. „anderen“ Lit.gesch., Diss. Leipzig, 1990;
K. Dohnke, in: Hdb. z. „Völk. Bewegung“ 1871-1918, hg. v. U. Puschner, W. Schmitz u. J. H. Ulbricht, 1996, S. 920. | -
Nachlass
Nachlaß: Dt. Zentralarchiv Potsdam.
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Autor/in
Uwe Schneider -
Zitierweise
Schneider, Uwe, "Popert, Hermann" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 619-620 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129574007.html#ndbcontent