Pollak, Rudolf
- Lebensdaten
- 1864 – 1939
- Geburtsort
- Wien
- Sterbeort
- Wien
- Beruf/Funktion
- Jurist ; Professor für österreichisches Zivilprozeßrecht an der Universität Wien ; Professor für kaufmännisches Recht an der Hochschule für Welthandel in Wien
- Konfession
- jüdisch
- Normdaten
- GND: 140273972 | OGND | VIAF: 85867464
- Namensvarianten
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- Pollak, Rudolf
- Pollak, Rudolf K.
- Pollak, Rudolf Karl Adolf
- Pollak, Rudolph
- Pollak, Rudolf Karl Adolph
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Pollak, Rudolf
Jurist, * 9.6.1864 Wien, † 27.2.1939 Wien. (jüdisch)
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Genealogie
V Heinrich (s. 1);
M Henriette Schapira;
⚭ N. N. -
Biographie
P. studierte in Wien seit 1882 Rechtswissenschaften (1887 Dr. iur.). 1889 legte er die Richteramtsprüfung und 1893 die Advokatenprüfung ab. 1894-97 praktizierte er als Hof- und Gerichtsadvokat in Wien, trat dann in den Gerichtsdienst über, wo er rasch avancierte: 1897 Einzelrichter am Handelsgericht, 1908 Rat des Landesgerichts, 1912 Rat des Oberlandesgerichts, 1920-26 Hofrat des Obersten Gerichtshofes. Parallel zur Richterlaufbahn verlief P.s akademische Karriere: 1894 habilitierte er sich an der Univ. Wien für österr. Zivilprozeßrecht und Verfahren außer Streitsachen, 1907 erhielt er den Titel eines ao., 1913 den eines o. Professors. Seit 1896 gehörte P. auch dem Lehrkörper der Exportakademie an. Nach deren Umwandlung in die Hochschule für Welthandel 1919 war er dort 1926 bis zu seiner Emeritierung 1934 Professor des kaufmännischen Rechts.
P. zählte bereits im Urteil seiner Zeitgenossen zu den Koryphäen des Zivilprozeß- und des Insolvenzrechts. Entsprechend seiner zweigleisigen Berufslaufbahn verstand er es hervorragend, Theorie und Praxis gleichermaßen zu vertreten und zu verbinden, ohne Erörterungen de lege lata mit Erörterungen de lege ferenda in unzulässiger Weise zu verquicken. Er wirkte entscheidend mit bei der Einführung und wissenschaftlichen Untermauerung der von →Franz Klein (1854–1926) initiierten Prozeßrechtsreformen seit 1895. Besondere Verdienste erwarb sich P. bei der Reform des österr. Insolvenzrechtes 1914, und zwar unter steter Berücksichtigung internationaler Entwicklungen. Er nahm auch zu zahlreichen Fragen der Rechts- und Justizpolitik (z. B. Geldentwertung, Gerichtsorganisation, Verhältnis Einzelrichter – Senatsgerichtsbarkeit, Wiedereinsetzung in den vorigen Stand) Stellung. Mutig war insbesondere sein Aufsatz über „Die demokratische Republik und ihre Volksvertretung“ (1924), mit dem er sich entschieden gegen das Erschlaffen demokratischer Einrichtungen aussprach. Klarsichtig erkannte er die Tragödie Österreichs 1938. Sein Tod im Februar 1939 ersparte ihm wohl den Leidensweg, den viele seiner Kollegen jüd. Glaubens gehen mußten.
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Werke
Widerklage, 1889;
Gerichtl. Geständniss im Civilprocesse, 1893;
Das Concursrecht, 2 T., 1897;
System d. Oesterr. Zivilprocessrechtes mit Einschluss d. Exekutionsrechtes, 2 Bde., 1903–06, 2. Aufl. 3 Bde., 1930-32;
Gutachten üb. d. Reform d. Konkursrechts, 1908;
Grundriß d. kaufmänn. Rechtslehre (Bürgerl. u. Handelsrecht), 1922, 2. Aufl.: Grundriss d. kaufmänn. Rechtes, 1927;
zahlr. Aufss. in Fachzss. – Hg. (mit R. Bartsch): Kommentar z. Konkurs-, Ausgleichs-, Anfechtungsordnung, Einf.verordnung u. Geschäftsaufsichtsgesetz, 1916/17, ³1937. – Bearb. (mit R. Bartsch u. K. Warhanek): Jb. höchstrichterl. Entscheidungen 1-11, 1929-38. -
Literatur
Kürschner, Gel.-Kal. 1926-35;
H. Schima, in: Jur. Bll. 68, 1946, S. 458 ff.;
ÖBL;
Wininger. -
Autor/in
Werner Ogris -
Zitierweise
Ogris, Werner, "Pollak, Rudolf" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 602 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd140273972.html#ndbcontent