Plener, Ignaz Freiherr von
- Lebensdaten
- 1810 – 1908
- Geburtsort
- Wien
- Sterbeort
- Wien
- Beruf/Funktion
- Politiker
- Konfession
- katholisch?
- Normdaten
- GND: 118595016 | OGND | VIAF: 67258036
- Namensvarianten
-
- Plener, Ignaz Freiherr von
- Plener, Ignaz von
- Plener, Ignatz von
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Plener, Ignaz Freiherr von (österreichischer Adel 1856, Freiherr 1906)
* 21.5.1810 Wien, † 17.2.1908 Wien. (katholisch)
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Genealogie
Aus elsäß. Fam.;
V →Ignaz Johann Vinzenz Edler v. (1784–1863, 1856 Edler), aus W., Sektionsrat im k. k. Finanzmin., stand in Kontakt mit F. Schubert u. F. Grillparzer, S d. Ignaz P. († 1821), Prof. am Theresianum in W.;
M Augustina, T d. Michael Mikos v. Tarródháza († 1855) u. d. Maria Walpurga Rossol;
Schw Auguste (1812–70, ⚭ →Ludwig Frhr. v. Holzgethan, 1810–76, Dr. iur., k. k. u. k. u. k. Finanzmin., GR, s. ADB 13; ÖBL);
– ⚭ Wien 1836 Pauline Edle v. Schuster (1812–50), aus Industr.fam., welche d. Landstandschaft in Niederösterr. besaß u. später verarmte;
1 S Ernst (s. 2, L), 1 T (früh +). -
Biographie
Nach dem Rechtsstudium (1827–31) und der Promotion zum Dr. iur. (1833) in Wien begann P. seine Karriere als Finanzbeamter 1836 in Eger (seit 1836) und Prag (seit 1848) und war dann in besonderer Mission in Ofen. Als Finanzlandesdirektor in Preßburg (1851–57) und Lemberg (1857–59) war er wesentlich an der Durchsetzung der neoabsolutistischen Steuerverwaltung beteiligt. Im „verstärkten Reichsrat“ von 1859 entwickelte er ein besonderes Engagement für die parlamentarische Finanzkontrolle. Nach dem Selbstmord des Finanzministers Karl Frhr. v. Brück 1860 wurde P. dessen Nachfolger. Gemeinsam mit dem Außenminister Bernhard Gf. Rechberg-Rothenlöwen war er an der Berufung Anton v. Schmerlings zum Staatsminister und damit am Wechsel vom altkonservativ-föderalistischen „Oktoberdiplom“ (1860) zum liberalzentralistischen „Februarpatent“ (1861) beteiligt. Mit Schmerling, Josef Frhr. v. Kalchberg und Hans v. Perthaler gehörte P. dem Komitee an, das die Februarverfassung ausarbeitete. Im Sept. 1860 verabschiedete P. den ersten parlamentarisch behandelten Staatsvoranschlag; schon 1862 waren die Staatsfinanzen saniert. Eine rigide Sparpolitik und die Reduktion des Banknotenumlaufes führten zwar zur „Plenerschen Deflationskrise“, umgekehrt schuf aber P.s Finanzpolitik die Grundlagen für den wirtschaftlichen Aufschwung der „Gründerzeit“ nach 1867. Als 1865 die Verfassung sistiert wurde, trat P. in den zeitweiligen Ruhestand. Nach der Rückkehr zum Konstitutionalismus 1867/68 beteiligte er sich als Handelsminister an der Arbeit des „Bürgerministeriums“ unter Carlos Fürst Auersperg. Die von Reichskanzler Friedrich Ferdinand Gf. Beust geforderte und vom Führer des föderalistischen Flügels im Ministerium, Alfred Gf. Potocki, versuchte verfassungspolitische Wende zum Föderalismus machte P. nicht mit. Seit 1873 vertrat er im Herrenhaus mit Schmerling, Joseph Frhr. v. Lasser, Leopold v. Hasner und Johann Frhr. v. Chlumecky den konservativen Flügel der altliberalen „Verfassungspartei“.|
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Auszeichnungen
Rr. I. Kl. d. Ordens d. Eisernen Krone (1862);
Großkreuz d. Leopoldordens (1869). -
Literatur
G. Kolmer, Parl. u. Vfg. in Österr., 2 Bde., 1902/03;
F. Schütz, Werden u. Wirken d. Bürgermin., 1909;
Ernst Plener, I. v. P.;
ders., in: BJ 16, S. 262-313;
Briefe z. dt. Pol. Österr. 1848-1918, hg. v. P. Molisch, 1934;
F. Walter, Die österr. Zentralverw. III/3, 4 (1848-1867), 1970;
H. Rumpler, Der Kampf um d. Kontrolle d. Staatsfinanzen 1859/60. Ein Btr. z. Gesch. d. parl. Budgetrechtes, in: G. A. Ritter (Hg.), Ges., Parl. u. Reg., Zur Gesch. d. Parlamentarismus in Dtld., 1974, S. 155-88;
M. Wolf, I. v. P., Vom Schicksal e. Min. unter Ks. Franz Joseph, 1975 (P);
J. Liese, Staatskredit u. Defizitfinanzierung 1860-1867, 1993;
Die Protokolle d. österr. Min.rates 1848-1867, V. Abt. (1861–1865), 9 Bde., hg. v. H. Brettner-Messler u. a., 1977-97;
BJ 13, Tl.;
ÖBL;
Egerländ. Biogr. Lex. -
Porträts
Lith. v. J. Bauer (Bildarchiv d. Österr. Nat.bibl.;
Abb. in: M. Wolf, s. L). -
Autor/in
Helmut Rumpier -
Zitierweise
Rumpler, Helmut, "Plener, Ignaz Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 529 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118595016.html#ndbcontent