Petrus Damiani
- Lebensdaten
- 1006 oder 1007 – 1072
- Geburtsort
- Ravenna
- Sterbeort
- Faenza (Romagna)
- Beruf/Funktion
- Kardinalbischof von Ostia ; Heiliger ; Katholischer Theologe ; Kardinal
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 118593331 | OGND | VIAF: 50018008
- Namensvarianten
-
- Petrus
- Damiani, Petrus
- Petrus Damiani
- Petrus
- Damiani, Petrus
- Petrus, Kardinal, Heiliger
- Damian, Peter
- Damiani, Pier
- Damiani, Pietro
- Damiano, Pier
- Damianus, Peter
- Damianus, Petrus
- Damien, Pierre
- Peter, Damian
- Peter, Damiano
- Petrus, Cardinalis
- Petrus, Damiani, Kardinal, Heiliger
- Petrus, Damianus
- Petrus, Sanctus
- Pier, Damiani
- Pier, Damiano
- Pierre, Damien
- Pietro, Damiani
- Petrus, Cardinal, Heiliger
- Damian, Pether
- Damianus, Pether
- Pether, Damian
- Pether, Damiano
- Petrus, Kardinalis
- Petrus, Damiani, Cardinal, Heiliger
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Petrus Damiani
Kardinalbischof von Ostia (seit 1057), * 1006/07 Ravenna, † 22./23.2.1072 Faenza (Romagna).
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Genealogie
Eltern unbek.;
5 Geschw, u. a. Damianus, Priester in R., Marinus, Rodelinda, Sufficia. -
Biographie
Über P.s Jugend informiert nur die farbig ausgeschmückte Vita seines späteren Schülers Johannes von Lodi. Erst seit 1040 gibt es konkretere Auskünfte aus den eigenen Werken. Überliefert sind 180 ganz oder teilweise erhaltene Briefe, 54 Predigten, 7 Heiligenleben sowie zahlreiche Gedichte, Epigramme und Gebete. Durch die Unterstützung seines älteren Bruders Damianus konnte P. in Ravenna, Faenza und Parma studieren. Nach Abschluß seiner Studien unterrichtete er Rhetorik in Ravenna, wo er wohl auch die Priesterweihe erhielt. 1035 oder 1036 trat er in die Eremitenkongregation Fonte Avellana ein. 1040-42 wurde er zu Lehre und Predigt nach Pomposa, anschließend nach San Vincenzo bei Fossombrone gesandt. Zurückgekehrt, wurde er 1043 Prior in Fonte Avellana. Durch die Zusammenstellung von Vorschriften versuchte er dieser und anderen eremitischen Kongregationen Normen für ihr Zusammenleben zu geben, die in den 1045 und 1057 entstandenen Briefen 18 und 50 erhalten sind. Vor allem aber unterstützte P. die jetzt verstärkt einsetzenden Bestrebungen zur Reform der Kirche. Besonders rigoros wandte er sich gegen die sittlichen Laster des Klerus (sog. Liber Gomorrhianus, Brief Nr. 31, 1049). In seinem „Liber Gratissimus“ (Brief Nr. 40, 1052, Zusatz 1061) nahm er gegen die Simonie, die Käuflichkeit geistlicher Ämter, Stellung. Weihen, die von Inhabern erkaufter Ämter gespendet worden waren, erkannte er jedoch an, sofern diese nicht erkauft worden waren (wogegen Humbert von Silva Candida in seinen zw. 1054 u. 1058 entstandenen „Libri adversos simoniacos“ die Gültigkeit sämtlicher von Simonisten gespendeter Weihen bestritt).
Eine wirksame Reform der Kirche hielt P. nur in engem Zusammenwirken von geistlicher und weltlicher Gewalt für möglich. Bereits mit Papst Gregor VI. hatte er Kontakt aufgenommen, Kaiser Heinrich III. suchte ihn zur Unterstützung Clemens' II. zu gewinnen. P. bedachte Heinrich III. stets mit hohem Lob und begrüßte auch dessen Eingreifen in Sutri. Besonders eng wurden die Beziehungen zur Kurie unter Leo IX. und Stephan IX.; letzterer ernannte P. 1057 zum Kardinalbischof.
Die Anfänge der Auseinandersetzungen, die schließlich zum Investiturstreit führten, hat P. noch miterlebt. 1059 war er an der Redaktion des Papstwahldekrets beteiligt und trat im sog. Privilegium Romanae Ecclesiae (1059, Brief 65) für den Primat der röm. Kirche ein. Er bekämpfte 1061-64 den Gegenpapst Honorius II. (Cadalus v. Parma) und suchte in|Brief 89, der sog. Disceptatio synodalis, einem fingierten Streitgespräch zwischen einem Anwalt der Kirche und einem Vertreter des Königs, die irreguläre Wahl Alexanders II. zu rechtfertigen. Hildebrand, den späteren Papst Gregor VII., bezeichnete er 1058 als „meinen heiligen Satan“ (Brief 57, Bd. II, S. 167,1). Als Kaiserin Agnes 1063 nach der Entführung ihres Sohnes in Kaiserswerth nach Rom kam, unterstellte sie sich hier P.s geistlicher Leitung; dem Wunsch →Heinrichs IV. nach Scheidung seiner Ehe mit Berta von Turin trat P., als päpstl. Legat nach Deutschland entsandt, auf der Synode von Frankfurt 1069 jedoch energisch entgegen und erreichte, daß der König davon Abstand nahm. Drei Jahre später starb P. auf der Rückreise von Ravenna, wo er versucht hatte, die Stadt vom Bann zu lösen, der wegen ihres Festhaltens an Cadalus über sie verhängt worden war.
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Quellen
Qu Johannes v. Lodi, Vita Petri Damiani, hg. v. St. Freund, in: ders., Stud. z. lit. Wirksamkeit d. P. D., MGH Studien u. Texte 13, 1995, S. 177-265.
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Werke
u. a. Vita beati Romualdi, hg. v. G. Tabacco, Fonti per la storia d'italia 94, 1957;
Carmina et Preces, hg. v. M. Lokrantz, L'opera poetica di S. Pier Damiani, Studia latina Stockholmiensia 12, 1964;
Sermones, hg. v. G. Lucchesi, Corpus Christianorum, Continuatio mediaevalis 57, 1983;
Briefe, hg. v. K. Reindel, MGH Briefe d. dt. Kaiserzeit IV, 1-4, 1983-93 (Briefe 1-90 in engl. Übers. v. O. J. Blum, u. d. T.: P. D., Letters, 3 Bde., 1989–92). -
Literatur
O. J. Blum, St. Peter Damian, His Teaching of the Spiritual Life, 1947;
F. Dressler, P. D., Leben u. Werk, Studia Anselmiana 34, 1954;
J. J. Ryan, St. Peter Damian and his canonical sources, 1956;
J. Leclercq, St. Pierre Damien, Ermite et homme d'église, 1960;
Chr. Lohmer, „Heremi conversatio“, Studien zu d. monast. Vorschrr. d. P. D., 1991;
Th. Wünsch, Spiritalis intellegentia, Zur allegor. Bibelinterpretation d. P. D., 1992;
St. Freund, Stud. z. lit. Wirksamkeit d. P. D., MGH Studien u. Texte 13, 1995;
ders., Forschungen zu P. D. 1983-1995, in: Revue Mabillon NS 7 (= 68), 1996, S. 289-99;
ders., in: BBKL (Bibliogr.): LThK;
LThK²;
LThK³;
Vf.-Lex. d. MA²;
Lex. MA. -
Autor/in
Kurt Reindel -
Zitierweise
Reindel, Kurt, "Petrus Damiani" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 229-230 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118593331.html#ndbcontent