Perron, Oskar
- Lebensdaten
- 1880 – 1975
- Geburtsort
- Frankenthal (Pfalz)
- Sterbeort
- München
- Beruf/Funktion
- Mathematiker ; Hochschullehrer
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 116082410 | OGND | VIAF: 110565316
- Namensvarianten
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- Perron, Oskar
- Perron, O.
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Perron, Oskar
Mathematiker, * 7.5.1880 Frankenthal (Pfalz), † 22.2.1975 München. (evangelisch)
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Genealogie
V →Heinrich (1850–1925), Kaufm. u. Bankier in F., S d. →Valentin (1807–88), Lederhändler in F., u. d. Katharina Schaaff (1818–65), aus Oggersheim (Pfalz);
M Auguste (1857–1924), T d. →Ludwig Leinenweber (1826–70), Gerbereibes. in Pirmasens, u. d. Katharina Vongerickten (1835–78), aus Offenbach;
B Heinrich (⚔ 1918, ⚭ Ellen, T d. →Carl Benz, 1844–1929, Ing. u. Erfinder, s. NDB II);
– ⚭ 1906 Hermine (1883–1961), T d. →Georg Perron (1856–1931), Kaufm. in F., u. d. Katharina Heß (1856–1902);
3 T; Verwandte →Philipp (1840–1907), Bildhauer, seit 1868 in M. (s. BJ XII, S. 116 f.), →Carl (1858–1928), Sänger, Ehrenmitgl. d. Sächs. Staatsoper, S e. Kunsthändlers u. Numismatikers (s. DBJ X. Tl.), Walter, Maler u. Bildhauer. -
Biographie
Nach der Reifeprüfung 1898 am humanistischen Gymnasium in Worms studierte P. Mathematik und Physik an den Universitäten München und Berlin. 1902 promovierte er bei →Ferdinand v. Lindemann (1852–1939) in München und bestand im selben Jahr den zweiten Abschnitt der Lehramtsprüfung für Mathematik und Physik. 1906 wurde er nach Aufenthalten in Göttingen (bei David Hilbert) und Tübingen Privatdozent für Mathematik an der Univ. München. 1910-14 war P. ao. Professor in Tübingen, anschließend o. Professor in Heidelberg. 1915-18 leistete er seinen Militärdienst beim Landsturm, später als Leutnant in einer Vermessungsabteilung. 1922 übernahm er als Nachfolger seines Lehrers →Alfred Pringsheim (1850–1941) einen Lehrstuhl für Mathematik an der Univ. München und wurde mit seinen Kollegen →Constantin Carathéodory (1873–1950) und →Heinrich Tietze (1880–1964) als „Münchner Dreigestirn der Mathematik“ bekannt. Während des Dritten Reichs zeichnete sich P. durch seine entschiedene Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus aus. Bei den Auseinandersetzungen 1938-44 um einen Nachfolger für Carathéodory setzte er die Berufung des dem NS-Regime nicht nahestehenden hochqualifizierten →Eberhard Hopf (1902–83) durch. Zudem bemühte sich P., oft allerdings vergeblich, parteiideologisch motivierte Habilitationen und Lehrauftragsvergaben zu verhindern. 1951 wurde er emeritiert, blieb aber wissenschaftlich tätig und hielt bis 1960 Vorlesungen.
Zwischen 1902 und 1973 behandelte P. mit außerordentlichem Erfolg zahlreiche Fragen der „klassischen“ Mathematik, während er die „moderne“, abstraktere Mathematik wenig schätzte. Diophantische Approximationen („Perronsche Übertragungssätze“) beschäftigten ihn jahrzehntelang; auch mit Kettenbrüchen („Jacobi-Perronscher Kettenbruchalgorithmus“) befaßte sich P. wiederholt von seiner Habilitation bis zu seiner letzten Publikation. Asymptotische und unendliche Reihen wurden ebenso wie Differenzen-, gewöhnliche und partielle Differentialgleichungen behandelt, wobei besonders das „Perronsche Integral“ und die Perronsche Methode bei der Behandlung des „Dirichlet-Problems“ Berühmtheit erlangten. Darüber hinaus widmete er sich beispielsweise himmelsmechanischen Problemen, der Matrizentheorie („Satz von Frobenius und Perron“) und nach seiner Emeritierung der nichteuklidischen Geometrie. Seiner außergewöhnlichen Qualität als Lehrbuchautor – z. B. über Irrationalzahlen und über Algebra – entsprach P.s Fähigkeit und Beliebtheit als Dozent.|
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Auszeichnungen
Mitgl. d. Leopoldina (1919), d. Heidelberger (1917) u. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (1924) u. d. Ges. d. Wiss. zu Göttingen (1928);
Dr. h. c. (Tübingen 1956, Mainz 1960);
Vors. d. Dt. Math.-Vereinigung (1934);
Geh. Reg.rat (1928);
Bayer. Verdienstorden (1959). -
Werke
u. a. Über d. Drehung e. starren Körpers um seinen Schwerpunkt bei Wirkung äußerer Kräfte, Diss. München 1902;
Grundlagen f. e. Theorie d. Jacobischen Kettenbruchalgorithmus, Habil.schr. Leipzig 1906;
Die Lehre v. d. Kettenbrüchen, 1913, ³1954, 1957 (2 Bde.), Nachdr. 1977;
Irrationalzahlen, 1921, ⁴1960;
Algebra I, II, 1927, ³1951;
Nichteuklid. Elementargeometrie d. Ebene, 1962;
ca. 200 Btrr. in Fachzss. -
Literatur
H. Schmidt, in: Jb. d. Bayer. Ak. d. Wiss. 1976, S. 217-27 (P);
E. Hlawka, Das Werk P.s auf d. Gebiete d. diophant. Approximationen, in: Jber. d. Dt. Math.-Vereinigung 80, 1978, S. 1-12;
K. Seebach, Verz. d. unter O. P. angefertigten Dissertationen, ebd. 90, 1988, S. 198 f.;
J. Heinhold, in: Jb. Überblicke Mathematik 1980, S. 121-39 (W-Verz., P);
E. Frank, in: Journal of Number Theory 14, 1982, S. 281-91 (W-Verz., P);
F. Litten, O. P. – Ein Beisp. f. Zivilcourage im Dritten Reich, in: Frankenthal einst u. jetzt, H. 1/2, 1995, S. 26-28 (P);
Pogg. V – VII a;
Kürschner, Gel.kal. 1940/41-1976;
Drüll, Heidelberger Gel.lex. I. – Eigene Archivstud. -
Autor/in
Freddy Litten -
Zitierweise
Litten, Freddy, "Perron, Oskar" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 196-197 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116082410.html#ndbcontent