Pereira-Arnstein, Freiherren von
- Lebensdaten
- unbekannt
- Beruf/Funktion
- Familie
- Konfession
- mehrkonfessionell
- Normdaten
- GND: 138741956 | OGND | VIAF: 90997801
- Namensvarianten
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- Pereira (bis 1810)
- Pereira-Arnstein, Freiherren von
- Pereira (bis 1810)
- pereira
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Personen im NDB Artikel
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- Pereira-Arnstein, Heinrich Freiherr von
- Pereira-Arnstein, Heinrich Freiherr von
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Pereira-Arnstein, Freiherren von (seit 1812).
(jüdisch, seit 1810 katholisch)
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Biographie
Der Bankier →Heinrich (Aaron) Pereira (1773–1835), dessen männliche Vorfahren aus Portugal stammten, wurde von dem in Wien tätigen Bankier →Nathan Adam Frhr. v. Arnstein (1748–1838, s. NDB I*) in Amsterdam als vermögender Jude zum Schwiegersohn ausgewählt. Deshalb übersiedelte Heinrich nach Niederösterreich und heiratete 1802 Arnsteins einzige Tochter →Henriette (Judith) (1780–1859). 1806 erhielt Heinrich als zweiter Jude nach Adam Arnstein in Wien die Grundbesitzfähigkeit. 1810 wurde er von seinem Schwiegervater adoptiert, um den Namen Arnstein zu bewahren; im selben Jahr traten Heinrich und Henriette zum Katholizismus über, nachdem ihre Kinder im Einverständnis mit Ebf. →Sigismund Anton v. Hohenwarth (1730–1820) schon vorher im geheimen getauft worden waren (Taufpate: Joseph v. Sonnenfels, 1732-1817). Mit der Erlaubnis, sich „Pereira-Arnstein“ zu nennen, wurde Heinrich 1812 in den Freiherrenstand ar hoben und trotz Widerspruchs der Stände 1815 in den niederösterr. Herrenstand aufgenommen, denn er besaß u. a. die niederösterr. Herrschaften Erlakloster, Neudegg, Dobra, Waldreichs, Krumau zu Wetzlas, Schwarzenau und Allentsteig. Heinrich, der zu den bedeutendsten Bankiers in Wien zählte, erwarb sein großes Vermögen vornehmlich mit der Auflage von Staatsanleihen während der Napoleonischen Kriege und wandte sich dann der Finanzierung des im Aufbau befindlichen Eisenbahnwesens zu. Henriette, selbst eine talentierte Pianistin, führte die Tradition des berühmten literarisch-musikalischen Salons ihrer Mutter →Fanny v. Arnstein (1758–1818, 1798 Freifrau v., s. NDB I) weiter. Ihr Sohn →Ludwig (Louis) (1803–58) besaß die Herrschaften Altenberg (Niederösterr.) sowie Böös (Ungarn) und war seit 1834 öffentlicher Gesellschafter des Bankhauses „Arnstein & Eskeles“, das mit seiner großen Baumwollspinnerei in Lochowitz (Böhmen) und den Zuckerfabriken in Graz und Laibach auch in der Industrie tätig war. Er war Verwaltungsrat der Staatsbahngesellschaft, kgl. schwed. Generalkonsul und seit 1845 Mitglied des niederösterr. Landtages, wo er für einen verstärkten Einfluß der Ständevertreter eintrat. Auch künstlerisch als Maler und Bildhauer tätig, beteiligte er sich 1832-47 an den Ausstellungen der Akademie bei St. Anna in Wien. Sein Palais in Wien ließ er nach den Plänen des Architekten →Ludwig Förster (1797–1863) errichten. Verheiratet war er mit der Hofratstochter Theresia Freiin v. Diller (1806–43) und nach deren Tod mit Henriette Gfn. Larisch v. Moennich (1817–61). Dieser Ehe entstammte →Alfons (1845–1931). Er nahm als Linienschiffsfähnrich an der Schlacht bei Lissa teil, reiste im Gefolge des späteren Kaisers Maximilian nach Mexiko, beteiligte sich an der Ostasienexpedition des Admirals Beck und verbrachte längere Zeit auf Java. Nach seiner Heirat 1873 mit Anna Freiin Vranyczany v. Dobrinovic (1855–1924) wurde er Botschaftssekretär in Rom und dann ao. Gesandter in Stuttgart. Ludwigs Bruder →August (1811–47), Herr auf Allentsteig und Schwarzenau, heiratete durch die Verehelichung mit Seraphine Gfn. Amadé de Várkony (1814–48) in den Hochadel ein. Ihr Sohn →Heinrich (1836–1903), Erbe des Gutes Allentsteig, war mit der ungar. Gräfin Dorothea Széchényi (1841–92) verheiratet, sein Bruder →Viktor (1838–1902), verehelicht mit Viktoria Gfn. v. Fries (1845–1912), besaß Schloß Bergheim und nützte die Möglichkeiten der noch jungen Verfassung: Die Kurie der Großgrundbesitzer entsandte ihn, den Konservativen, 1871 und 1884 in den oberösterr. Landtag, er war in Oberösterreich Landeshauptmann-Stellvertreter, gab jedoch 1889 sein Mandat zurück und übersiedelte nach Wien. Sein Enkel →Ferdinand (1898–1934), noch im Geldgeschäft als Vorstand der Tresorverwaltung der „Von der Heydt's-Bank A.G.“ tätig, verheiratete sich mit Maria Gfn. v. Mensdorff-Pouilly (1894–1987). So integrierten sich die ursprünglich jüd. Bankiers P. dank Großgrundbesitz und Heiraten in die kath. großbürgerlich-aristokratische Gesellschaft, die zumindest in der österr. Reichshälfte des ausgehenden 19. Jh. bestimmend war. Was die ersten beiden Generationen geschaffen und erworben hatten, konnten die folgenden Generationen nur teilweise halten:|Das Bankhaus ging in Konkurs, den Großgrundbesitz teilten sich die zahlreichen Nachkommen, er ging teilweise verloren.
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Literatur
Wiener Ztg. v. 23.8.1931;
H. Jäger-Sunstenau, Die geadelten Judenfam. im vormärzl. Wien, Diss. Wien 1950, 2. Bd., S. 160 f.;
ders., Wappen, Stammbaum u. kein Ende, 1986, S. 170 f.;
R. Komanovits, Der Wirtsch.adel unter Ks. Franz II. (I.) in d. Zeit v. 1792 bis 1815, phil. Diss. Wien 1974, S. 227 f., 258;
S. Walther, Der „zweite Adel“, Kultur u. Ges. vor 1848, in: Bürgersinn u. Aufbegehren, Biedermeier u. Vormärz in Wien 1815-1848, Ausst.kat. Wien 1988, S. 315;
I. Mittenzwei, Zw. gestern u. morgen, Wiens frühe Bourgeoisie an d. Wende v. 18. z. 19. Jh., 1998, S. 95, 129, 319;
Weimarer hist. gen. Tb. des ges. Adels jehud. Ursprungs, 1912, S. 192-94, 1913, S. 374-78;
Goth. gen. Tb. Frh. Häuser, 1855, S. 492-94, 1931, S. 367-69;
ÖBL;
Österr.-Lex. II, 1995;
Hist. Lex. Wien. | -
Quellen
Qu Wiener Stadt- u. Landesarchiv, Biogr. Slg.
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Autor/in
Josef Mentschl -
Zitierweise
Mentschl, Josef, "Pereira-Arnstein, Freiherren von" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 180-181 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138741956.html#ndbcontent