Cohn, Jonas
- Lebensdaten
- 1869 – 1947
- Geburtsort
- Görlitz
- Sterbeort
- Birmingham
- Beruf/Funktion
- Philosoph ; Psychologe ; Pädagoge ; Pflanzenphysiologe
- Konfession
- jüdisch
- Normdaten
- GND: 118669664 | OGND | VIAF: 29575945
- Namensvarianten
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- Cohn, Jonas
- Cohn, J.
- Cohn, Jonas Ludwig
- Kohn, Jonas
- Kohn, J.
- Kohn, Jonas Ludwig
Vernetzte Angebote
- * Antragsstellende der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft/Deutschen Forschungsgemeinschaft (GEPRIS Historisch – Forschungsförderung von 1920 bis 1945) [2021]
- * Neue Deutsche Biographie (NDB) [1957] Autor/in: Kautz, Heinrich (1957)
- * Biographien aus den biographischen Sammelwerken der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg [1875-1935, 2011-]
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Landeskunde Entdecken Online - Baden-Württemberg (LEO-BW) [2015-]
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- Isis Bibliography of the History of Science [1975-]
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte München - Berlin
- Index Theologicus (IxTheo)
- Kalonymos. Beiträge zur deutsch-jüdischen Geschichte aus dem Salomon Ludwig Steinheim-Institut an der Universität Duisburg-Essen
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
Verknüpfungen
- NDB 16 (1990), S. 120 (Marck, Siegfried)
- NDB 17 (1994), S. 466 (Mie, Gustav)
- NDB 18 (1997), S. 488 (Müller-Braunschweig, Carl)
- NDB 20 (2001), S. 128 (Paulsen, Friedrich)
- NDB 21 (2003), S. 550* (Rickert, Heinrich John)
- NDB 21 (2003), S. 551 (Rickert, Heinrich John)
- NDB 25 (2013), S. 265 in Artikel Stepun, Fedor
Orte
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Cohn, Jonas
Philosoph, Psychologe und Pädagoge, * 2.12.1869 Görlitz, † 12.1.1947 Birmingham. (israelitisch)
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Genealogie
V Phil. (1829–78), Kaufm.;
M Anna Gottschalk (1846–1907);
⚭ 1903 Elise (1872–1953), T des Glashüttenbesitzers Wilh. Ebstein u. der Math. Hausmann. -
Biographie
Nach Studium ab 1888 in Leipzig, Berlin, Heidelberg und Promotion in Systematischer Botanik Berlin 1892 habilitierte sich C. 1897 für Philosophie und Pädagogik in Freiburg (Breisgau). Hier lehrte er ab 1901 als außerordentlicher und seit 1919 als ordentlicher Professor für Philosophie, Psychologie und Pädagogik. 1938 emigrierte er nach England.
C.s philosophisches Denken geht aus von einer Kritik der mechanistischen Naturauffassung. Demgegenüber will er für Ethik, Ästhetik und Pädagogik eine eigene Bewußtseinsgrundlegung schaffen. Dabei zeigt er sich als Vertreter des Neukantianismus, speziell der „Südwestdeutschen Schule“ von W. Windelband und H. Rickert. In der Erkenntniskritik verbleibt er bei Kants Auffassung, dagegen lehnt er Kants Formalismus für die Ethik, Ästhetik und Pädagogik ab und bietet das fehlende Materialobjekt dar in einer kritisch-dialektischen Wertlehre. Zu deren Wesenheit gehört vor allem das Widerspiel zwischen der empirischen Realität und der ihr prinzipiell übergeordneten transzendentalen Idealität, diese vorab als Selbstzeugung des denkenden Bewußtseins ausgelegt, sodann die prinzipielle Aufhebung der Einheit von Sein und Wert im Gegensatz zur realistischen Metaphysik.
Diese antinomische, kritisch-dialektische Denkstruktur eignet gleichfalls der von Schleiermacher beeinflußten Pädagogik C.s. Ihr Ziel lautet: Der Zögling soll gebildet werden zum autonomen Glied der historischen Kulturgemeinschaften, denen er angehört. Es geht ihm um eine Vereinigung zwischen der Freiheit des empirisch-realen Individuums und dessen Bindung durch die Selbstgesetzlichkeit der überzeitlichen Ideen und Wertgeltungen, die in den Kulturgemeinschaften (Familie, Volk, Staat) wirksam sind, also um eine Synthese zwischen Individual- und Sozialpädagogik sowie um die Verwebung der empirisch-induktiven mit der systematischdeduktiven Methode. Wie in der Philosophie setzt C. in seiner Psychologie ein bei einer kritischen Verwerfung der zu seiner Zeit noch vielfach herrschenden mechanistischen Auffassung des Psychischen und beteiligt sich im methodischen Gleichklang mit G. Th. Fechner, W. Wundt, H. Ebbinghaus und O. Külpe an dem Ausbau der aufblühenden experimentellen Psychologie. In seinen psychologischen Deutungsprinzipien tritt wieder maßgebend hervor die Bindung an die empirische Realität bei gleichzeitigem Festhalten an der Freiheit autonom geistiger Idealität.
C. gehört zu den erstrangigen Vertretern der neuzeitlichen theoretischen Pädagogik. Die Ungunst der Zeit sowie sein persönliches Schicksal haben die ihm gebührende Beachtung geschmälert, sein Werk bedarf noch weitgehend der wissenschaftsgerechten Sichtung und Auswertung.
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Werke
(außer d. b. Ueberweg IV, S. 461 angegebenen) Experimentelle Unterss. üb. d. Gefühlsbetonung d. Farben, in: Philos. Stud., 10, 1894;
Die Hauptformen d. Realismus, ebenda, 19, 1903;
Experimentelle Unterss. üb. d. Zusammenwirken d. akust.-motor. u. d. visuellen Gedächtnisses, in: Zs. f. Psychol. u. Physiol. d. Sinnesorgane, 15, 1904;
Unterss. üb. Geschlechts-, Alters- u. Begabungsunterschiede, 1911;
Widersinn u. Bedeutung d. Krieges, in: Logos, 5, 1915;
Erziehung z. sozialen Gesinnung, 1920;
Zur Psychol. d. Weltanschauungen, in: Kant-Stud. 26, 1921;
Befreien u. Binden. Zeitfragen d. Erziehung überzeitlich betrachtet, 1926;
Recht u. Sinn eines allgemein-gültigen Erziehungszieles, in: Die Erziehung, H. 3, 1927;
Führende Denker, ⁵1928;
Wertwiss., 1932;
Einführung in Toynbees Gesch.lehre, in: A. J. Toynbee, Der Gang d. Weltgesch., ²1949; Autobiogr. in:
Die dt. Philos. d. Gegenwart in Selbstdarst. II, ²1923 (P); hinterlassene, noch unveröff. W:
Wirklichkeit als Aufgabe;
Selbstüberschreitung;
Volkscharakter u. Menschheitsideal. -
Literatur
P. Barth, Elemente d. Erziehungslehre, 1906. 101923, S. 347, 361;
O. Külpe, Einleitung in d. Philos., 111917, §§ 5, 6, 10, 12;
Th. Litt, J. C., Geist d. Erziehung, in: Kant-Stud., 25, 1920, S. 254-58;
ders., Einl. in d. Philos., 1933, ²1949, S. 326;
A. Messer, Pädagogik d. Gegenwart, 1926, S. 25 f.;
S. Marck, Am Ausgang d. jüngeren Neu-Kantianismus, Ein Gedenkbl. f. R. Hönigswald u. J. C., in: Archiv f. Philos., 3, 1949, S. 144 ff.;
Ziegenfuß I (W, L);
H. Kautz, in: Lex. Päd. I, 1952 (W, L). -
Autor/in
Heinrich Kautz -
Zitierweise
Kautz, Heinrich, "Cohn, Jonas" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 316 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118669664.html#ndbcontent