Michel
- Lebensdaten
- unbekannt
- Beruf/Funktion
- Textilindustrielle
- Konfession
- keine Angabe
- Normdaten
- GND: 138361312 | OGND | VIAF: 173219862
- Namensvarianten
-
- Michel
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Michel
Textilinduslrielle.
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Biographie
Die Familie war im nordböhm. Bezirk Rumburg ansässig. →Philipp Jakob (1783–1816) war Landwirt und Bleicher in Schönlinde. Sein Sohn →Philipp (1814–83) erlernte die Strumpfwirkerei und gründete 1833 in Gärten bei Schönlinde einen Betrieb zur Erzeugung von Socken, Strümpfen und Mützen. In hausindustrieller Fertigung wurden vor allem ein- und mehrfarbige Socken und Strümpfe aus Baumwollgarn und handgesponnenem Leinengarn hergestellt. Der Absatz dehnte sich schon bald bis nach Wien, Budapest und Oberitalien aus. Seit 1848 wurde auch Wirkware aus engl. Garnen hergestellt, dazu Unterwäsche aus Schafwolle, Vigognegarn und Seide. 1866 traten Philipps Söhne →Ferdinand (1837–1901) und →Eduard (1840–1920) als Gesellschafter in die Firma ein, die in „Philipp Michels Söhne“ umbenannt wurde und als erste in Österreich 1864 Paget-Wirkstühle in Betrieb nahm. Moderne Baumwollverarbeitungsmaschinen folgten. Nach dem Ausscheiden des Gründers wurde 1866 Ferdinand kaufmännischer und Eduard technischer Leiter des Unternehmens, das in den 70er Jahren seinen Export in zahlreiche europ Länder stetig steigerte und zum führenden Hersteller seiner Branche in Österreich wurde. 1885 nahm es die Rechtsform einer offenen Handelsgesellschaft an, 1878 wurde eine Betriebskrankenkasse errichtet, 1886 eine Unfallversicherung. Ferdinand trat 1896 aus der Firma aus und begründete durch Nachlaßverfügungen bedeutende Stiftungen und Wohlfahrtseinrichtungen für Betriebsangehörige und Bedürftige in den umliegenden Gemeinden. Eduards Söhne →Karl (1870–1906) und →Eduard (1879–1939) wurden 1903 Teilhaber, letzterer 1906 Alleininhaber. Das ständig weiter ausgebaute Unternehmen erzeugte mit modernsten Maschinen Wirkwaren in allen Stärken und Maschenverbindungen: Strümpfe, Socken, Unterwäsche, Leibchen und Hosen, Trikots in waschechten Farben. In zahlreichen Städten des In- und Auslandes wurden Vertretungen und Niederlassungen unterhalten. 1912 waren in Gärten 450 Personen beschäftigt. Nach dem 1. Weltkrieg wurde die Produktion rückläufig und kam 1934 krisenbedingt zeitweilig zum Stillstand. Eduards Sohn →Karl Eduard (* 1910) führte die Firma seit 1935 als Alleininhaber weiter. Das Absatzgebiet konnte erneut ausgedehnt werden und umfaßte neben dem Deutschen Reich die Tschechoslowakei, Rumänien, Jugoslawien, Italien und Frankreich. Im Mai 1945 wurde der Betrieb enteignet und 1947 stillgelegt.
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Literatur
Amtl. Verz. d. Aussteller, denen v. d. internat. Jury Ehrenpreise zuerkannt worden sind, Weltausst. Wien 1873, S. 216;
Schematismus d. protokollierten Firmen in d. Österr.-ungar. Monarchie III, 1886, S. 115;
Mitt. d. Nordböhm. Exkursions-Klubs 12, 1889, S. 11 f.;
Die Großindustrie Österreichs III, 1908, S. 81-83;
F. Hantschel, Biogrr. dt. Industrieller aus Böhmen, 1920, S. 49 f.;
Industrie-Compass (Prag), 1927, S. 1595;
Sudetendt. Industrie-Compass (Wien) 1938, S. 412;
Die Großunternehmen im Dt. Reich VII, ²1944, S. 362;
J. Ruprecht, Schaffende Heimat, Folge 4, 1958, S. 5 f.;
Biographisches Lexikon Böhmen;
ÖBL. -
Autor/in
Erhard Marschner -
Zitierweise
Marschner, Erhard, "Michel" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 441-442 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138361312.html#ndbcontent