Sintenis, Renée
- Lebensdaten
- 1888 – 1965
- Geburtsort
- Glatz (Kłodzko, Schlesien)
- Sterbeort
- Berlin
- Beruf/Funktion
- Bildhauerin ; Graphikerin ; Grafikerin ; Künstlerin ; Malerin
- Konfession
- keine Angabe
- Normdaten
- GND: 11882208X | OGND | VIAF: 106977666
- Namensvarianten
-
- Sintenis, Renate Alice (eigentlich)
- Weiß, Renate Alice (verheiratete)
- Weiß-Sintenis, Renée (verheiratete)
- Sintenis, Renée
- sintenis, renee
- Sintenis, Renate Alice (eigentlich)
- sintenis, renate alice
- Weiß, Renate Alice (verheiratete)
- weiß, renate alice
- Weiß-Sintenis, Renée (verheiratete)
- weiß-sintenis, renee
- Sintenis, Renée
- Sintenis, Reneé
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Sintenis, Renée (eigentlich Renate Alice), verheiratet Weiß (auch Weiß-Sintenis)
Bildhauerin, Graphikerin, * 20. 3. 1888 Glatz (Kłodzko, Schlesien), † 22. 4. 1965 Berlin, ⚰ Berlin, Zehlendorf, Waldfriedhof. (evangelisch)
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Genealogie
V →Bernhard (1858–1916), aus Zittau, RA in Neuruppin, JR, S d. Johann Carl Heinrich Bernhard, Kaufm., u. d. Ludmilla Rosalie Eugenie Hertzsch;
M Elisabeth Margarethe Friedländer;
B Joachim (1890–1914 ⚔), Schw →Felicia (1889–1972, ⚭ →Erich Schwebsch, 1889–1953, Dr. phil., Musikwiss., Publ., Lehrer an d. Waldorf-Schule in Stuttgart-Sillenbuch, s. Kürschner, Gel.-Kal. 1950; Kosch, Lit.Lex.³; B. v. Plato, Anthroposophie im 20. Jh., 2003), Dr. phil., Lehrerin an d. Waldorf-Schule in Stuttgart-Sillenbuch (s. L);
– ⚭ Berlin 1917 Emil Rudolf (1875–1942, ⚭ 1] 1903–14 Johanna Schwan), Maler, Buch- u. Schriftgestalter, 1910–33 Prof. an d. Unterr.anstalt d. Kunstgewerbemus., seit 1924 Vereinigte Staatsschulen f. freie u. angewandte Kunst in B., 1922–37 Mitgl. d. Preuß. Ak. d. Künste (s. ThB; Vollmer; Bad. Biogrr. NF II; W, P), S d. Emil Weiß, städt. Polizeibeamter in Lahr, u. d. Elisabeth Löhr; kinderlos;
1 Stief-T Marianne Monika (* 1904). -
Biographie
S., deren Familie bald nach ihrer Geburt von Glatz nach Neuruppin gezogen war, ging in Neuruppin, Stuttgart und Berlin zur Schule. 1907 begann sie ein Studium an der Unterrichtsanstalt des Berliner Kunstgewerbemuseums im Fach dekorative Plastik bei dem Bildhauer →Wilhelm Haverkamp (1864–1929). Im Wintersemester 1909/10 brach S. auf Drängen des Vaters das Studium ab, um als Sekretärin in dessen Rechtsanwaltsbüro zu arbeiten. Dieser ungeliebten Tätigkeit entzog sie sich durch Flucht aus dem Elternhaus zu einer Freundin. In der Folge entwickelte S. autodidaktisch ihren eigenen Figurenstil; seit 1913 nahm sie an Ausstellungen teil und fand mit ihren Arbeiten positive Resonanz bei Kritikern und Sammlern. 1917 empfahl →Rainer Maria Rilke (1875–1926) ihre Werke dem Bankier und Sammler →Karl von der Heydt (1858–1922).
Im selben Jahr heiratete S. den v. a. als Buchund Schriftgestalter bekannten Emil Rudolf Weiß und illustrierte auch selbst einige Bücher. S.s erfolgreichste Zeit waren die 20er Jahre; damals wurde sie von dem Kunsthändler →Alfred Flechtheim (1878–1937) vertreten, der nicht nur ihre Plastiken populär machte, sondern auch die Künstlerin selbst. Sie verkörperte einen neuen, sportlichen Frauentyp mit eigenem Auto und Reitpferd und wurde in dieser Rolle auch von feministischer Seite besonders herausgestellt (Ada Schmidt-Beil, Hanna Kiel). 1931 wurde sie in die Preuß. Akademie der Künste aufgenommen.
1933 verlor S.s Ehemann seine Professur an den Vereinigten Staatsschulen, Berlin. Sie selbst wurde 1934 unter Hinweis auf die jüd.|Vorfahren ihrer Mutter aus der Akademie der Künste ausgeschlossen. S. blieb jedoch Mitglied in der Reichskammer der bildenden Künste und konnte somit weiterarbeiten, zumal ihre Kunst kaum als „entartet“ galt. Zurückgezogen gelang es ihr, die NS-Zeit zu überstehen. Bei der Kriegszerstörung ihrer Wohnung mit Atelier verlor sie 1945 ihre Habe und einen großen Teil ihres Werkes. Nach Kriegsende erhielt S. zahlreiche Auszeichnungen; an der Hochschule für bildende Kunst in Berlin hatte sie 1948–55 eine Professur für Bildhauerei inne.
S. begann ihr Schaffen mit selbstbildnishaften Frauenstatuetten, bevor sie sich auf ihr eigentliches Thema, die Tierfigur, konzentrierte. Für ihre Darstellungen meist junger Tiere – Fohlen, Rehkitze, Hunde –, wählte sie in der Regel das kleine Format; nur wenige dieser Kleinplastiken übertrug sie in ein größeres, immer noch unterlebensgroßes Format, wie „Grasendes Fohlen“, 1929 (Berlin, R.-S.-Platz) oder den „Esel von Seelow“ (Köln, Mus. Ludwig). Daneben modellierte S. in den 20er Jahren zeittypische Sportlergestalten (Polospieler, Boxer); in den 1950er Jahren entstanden mehrere Jünglingsstatuetten. Nicht sehr umfangreich, aber durchaus bedeutend ist das Porträtschaffen (Büste Joachim Ringelnatz, 1923, Berlin, Nat.gal.). Die eindrucksvollsten Köpfe sind ihre sieben plastischen Selbstbildnisse, in denen man die Entwicklung vom schüchternen jungen Mädchen über die moderne Frau bis zu der von Schmerz gezeichneten Überlebenden von Krieg und Terror erkennt.
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Auszeichnungen
Bronzemedaille b. Olymp. Kunstwettbewerb Amsterdam (1928);
Berliner Kunstpreis (1948);
Orden Pour le mérite f. Wiss. u. Künste (1952);
BVK (1952);
Gr. BVK (1953);
Mitgl. d. Ak. d. Künste, Berlin (West) (1955). -
Werke
Weitere W Torso mit Kopf, 1914 (Berlin, Nat.gal.);
Der Läufer Nurmi, 1926 (Berlin, Georg-Kolbe-Mus.), Fußballspieler, 1927 (Bremen, Kunsthalle);
Porträt André Gide, 1928 (Berlin, Nat.gal.);
Bildnis E. R. Weiß, 1929 (Privatbes.);
Große Daphne, 1930 (Lübeck, Behn-Haus);
Selbstbildnisse, 1914, 1915, 1923, 1926, 1931, 1933 u. 1944 (Privatbes. u. Berlin, Nat.gal.);
Pegasus, 1952 (Berlin, Nat.gal.);
Berliner Bär 1956, Preis d. Berliner Filmfestspiele;
Gr. Berliner Bär, 1956 (Berlin, Dreilinden);
– Badende Mädchen, 1919, Mappe mit 15 Radierungen;
– Ill. zu H. Siemsen, Das Tigerschiff, 1923;
Longus, Daphnis u. Chloë, 1939;
– Nachlaß:
Berlin, Nat.gal.;
chriftl. Teilnachlaß: Berlin, Georg-Kolbe-Mus. -
Literatur
G. E. Diehl (Hg.), R. S., o. J. (1926);
R. Crevel u. G. Biermann, R. S., 1930;
Die Entwicklung d. Künstlerin, in: A. Schmidt-Beil (Hg.), Die Kultur d. Frau, e. Lebenssymphonie d. 20. Jh., 1931, S. 274–81;
W. R. Valentiner, Rainer Maria Rilke u. R. S., in: Omnibus 1931, S. 52–54;
H. Kiel, R. S., 1935, ²1956;
Felicia Schwebsch, Das war verfemte Kunst, XII, R. S., in: Aussaat 1, 1946, H. 9, S. 39–42;
R. Hagelstange, C. G. Heise u. P. Appel, R. S., 1947;
R. S., Das plast. Werk, Zeichnungen, Graphik, Ausst.kat. Berlin 1958;
G. Marcks, in: Orden Pour le mérite f. Wiss. u. Künste, Reden u. Gedenkworte 7, 1965, S. 97–99;
R. S., Plastiken, Zeichnungen, Druckgraphik, Ausst.kat. Berlin 1984;
B. E. Buhlmann, R. S., Werkmonogr. d. Skulpturen, 1987;
U. Berger, Erfolgreicher Start e. Künstlerin, Die frühen Frauenfiguren v. R. S., in: Weltkunst, April 2000, S. 680–84;
Rhdb. (P);
Klimesch (P);
ThB;
Vollmer;
Dict. of Art;
– Film:
H. Cürlis, R. S. zeichnet u. modelliert e. Fohlen, 1957. -
Porträts
mehrere Gem. v. E. R. Weiß, u. a. 1929 (Düsseldorf, Mus. Kunst Palast);
Gem. v. E. Nolde, 1930 (Seebüll, Nolde-Stiftung);
Plakette v. R. Scheibe (Berlin, Nat.gal.). -
Autor/in
Ursel Berger -
Zitierweise
Berger, Ursel, "Sintenis, Renée" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 471-472 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11882208X.html#ndbcontent