Paasche, Hermann
- Lebensdaten
- 1851 – 1925
- Geburtsort
- Burg bei Magdeburg
- Sterbeort
- Detroit (USA)
- Beruf/Funktion
- Politiker ; Nationalökonom ; Volkswirt ; Staatswissenschaftler ; Hochschullehrer ; Abgeordneter
- Konfession
- evangelisch?
- Normdaten
- GND: 116011300 | OGND | VIAF: 69670814
- Namensvarianten
-
- Paasche, Hermann
- Paasche, H.
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Paasche, Hermann
Politiker und Volkswirtschaftler, * 24.2.1851 Burg bei Magdeburg, † 11.4.1925 Detroit (USA). (evangelisch)
-
Genealogie
V N. N.;
M N. N.;
⚭ Elise Faber (1858–1943) aus Magdeburg, Schriftst.;
1 S →Hans (s. 2), 1 T. -
Biographie
Nach dem Abitur 1870 und einer Ausbildung zum Landwirt studierte P. seit 1872 in Halle bei →Johannes Conrad Nationalökonomie; 1875 wurde er promoviert, zwei Jahre darauf habilitierte er sich. 1879 erhielt er eine Professur für Staatswissenschaften in Aachen, wechselte jedoch schon nach einem Semester nach Rostock, 1884 nach Marburg und 1897 an die TH (Berlin-)Charlottenburg. Als Wissenschaftler trat P. zunächst mit Arbeiten zur Statistik hervor; auf ihn geht der – heute kaum noch benutzte – Paasche-Index zurück. Zwischen 1890 und der Aufgabe seiner Professur 1906 konzentrierte er sich auf Arbeiten zur Weltzuckerwirtschaft.
Parallel dazu engagierte er sich zunehmend in der Politik. Bereits 1881-84 war P. Reichstagsabgeordneter für Rostock, damals noch für die sich nach links orientierende Liberale Vereinigung. 1893 wurde er als Nationalliberaler in den Reichstag und preuß. Landtag gewählt. P. spielte eine zentrale Rolle bei der Bewältigung der Krise der deutschen Zuckerwirtschaft durch einen Wechsel von protektionistischer zu marktwirtschaftlich-konsumorientierter Politik. Seitdem prägte er die|gesamte nationalliberale Wirtschaftspolitik maßgeblich mit. Seit 1898 Mitglied des nationalliberalen Zentralvorstands, 1903-09 und 1912-18 auch Vizepräsident des Reichstags, gehörte er zu der neuen Parteiführung unter Ernst Bassermann, die um 1900 neue sozial- und außenpolitische Initiativen entwickelte. Dazu gehörten auch Forderungen nach einer „Gleichberechtigung des Bürgertums“ mit den traditionellen Adelseliten und einer Aufwertung des Reichstags. Während der Daily-Telegraph-Affäre 1908 ging P. aber mit einer scharfen öffentlichen Attacke auf den Kaiser, die mit der Reichstagsfraktion nicht abgesprochen war, vielen seiner Parteifreunde zu weit. Bei den Wahlen zum preuß. Landtag im selben Jahr wurde er nicht mehr gewählt. Im 1. Weltkrieg sprach er sich gegen den uneingeschränkten U-Boot-Krieg und für die Friedensresolution des Reichstags (1917) aus. Obwohl bisher eher der linken Parteiminderheit zuzurechnen, schloß sich P. 1919 der DVP an, allerdings ohne in ihr wieder führende Positionen einzunehmen.
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Werke
u. a. Stud. üb. d. Natur d. Geldentwertung, 1878;
Zuckerindustrie u. Zuckerhandel d. Welt, 1891;
Die Zuckerproduktion d. Welt, 1905. -
Literatur
H. Kalkoff, Nat.liberale Politiker, 1917 (P);
J. Fischart, Das alte u. d. neue System, 1919, S. 175-83;
Von Bassermann zu Stresemann, Die Sitzungen d. Nat.liberalen Zentralvorstandes 1912-1917, bearb. v. K.-P. Reiß, 1967;
G. Vascik, Rural Politics and Sugar in the German Kaiserreich, Diss. Univ. of Michigan 1987;
Biogr. Hdb. d. Preuß. Abg.hauses, 1988 (P);
Lebenserinnerungen August Weber, S. 69 (BA Koblenz);
Kosch, Lit.-Lex.³ -
Autor/in
Christoph Nonn -
Zitierweise
Nonn, Christoph, "Paasche, Hermann" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 734-735 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116011300.html#ndbcontent