Ofner, Julius
- Lebensdaten
- 1845 – 1924
- Geburtsort
- Horschenz (Böhmen)
- Sterbeort
- Wien
- Beruf/Funktion
- Jurist
- Konfession
- jüdisch
- Normdaten
- GND: 118831240 | OGND | VIAF: 54945221
- Namensvarianten
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- Ofner, Julius
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Ofner, Julius
Jurist, * 20.8.1845 Horschenz (Böhmen), † 26.9.1924 Wien. (israelitisch)
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Genealogie
V N. N., Kaufm. u. Landwirt;
M N. N.; ledig. -
Biographie
O. studierte Rechtswissenschaften seit 1863 in Prag und seit 1865 in Wien, wo er vor allem durch Lorenz v. Stein, Josef Unger und Julius Glaser beeinflußt wurde, 1869 promovierte und sich 1877 als Rechtsanwalt niederließ. 1896-1902 gehörte er dem niederösterr. Landtag als Mitglied der „Deutschen Demokraten“ an, 1901-18 war er fraktionsloser Abgeordneter des Reichsrates, 1919 der verfassunggebenden Nationalversammlung. 1913 wurde O. auf Vorschlag der sozialdemokratischen Fraktion an das Reichsgericht berufen, seit 1919 gehörte er dem neu errichteten Verfassungsgerichtshof als ständiger Referent an.
O.s umfangreiches literarisches Werk, das u. a. auch eine bis heute maßgebliche Edition der Beratungsprotokolle zum Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch umfaßt, ist getragen von dem Gedanken, daß das positive Recht in einer engen Wechselbeziehung zu den sozialen Verhältnissen seiner Zeit stehe und deswegen fortlaufend an die gesellschaftlichen Veränderungen anzupassen sei. Der Rechtswissenschaft kam nach O.s Sicht deswegen u. a. die Aufgabe zu, gestaltend an der Schöpfung „sozialen Rechts“ mitzuwirken. Diese Überlegungen, die sich letztlich gegen die Vorherrschaft der Pandektistik richteten und die in ihrem sozialreformerischen Ansatz teilweise die Thesen Anton Mengers (1841–1906) vorwegnahmen, prägten auch die intensive rechtspolitische Tätigkeit O.s. Insbesondere die Gesetzgebung zum Schutz der Arbeiter und kleinen Angestellten sowie gegen die Kinderarbeit, zur partiellen Emanzipation der Frauen und zur Strafrechtsreform (u. a. „lex Ofner“ z. Heraufsetzung d. Schadensgrenze f. Verbrechen) wurde von O. angeregt und entscheidend beeinflußt.|
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Auszeichnungen
Vizepräs, d. Wiener RAkammer, d. Ethischen Ges. (1894) u. d. Wiener Jurist. Ges (1907);
Vorstandsmitgl. d. Österr. Ges. f. Arbeiterschutz. -
Werke
u. a. Der Servitutenbegriff nach röm. u. österr. Recht, Eine krit. Stud., 1884 (Neudr. 1970);
Der Ur-Entwurf u. d. Berathungs-Protokolle d. Österr. Allg. Bürgerl. Gesetzbuches, 1889 (Neudr. 1976);
Das Sachenrecht, Im Grundriss systemat. dargest., in: Compendien d. österr. Rechtes 7, 1893;
Stud. sozialer Jurisprudenz, 1894;
Die Revision d. allg. bürgerl. Gesetzbuches, 1907;
Recht u. Gesellschaft, Ges. Vorträge u. Aufss., hg. v. W. Eckstein, 1931 (Einl. d. Hg.: S. VII-XXI, P). -
Literatur
J. O. z. 70. Geb.tag, 1915 (Neudr. 1987, S. 241-63: unvollst. Bibliogr., P);
Jur. Wschr. 33, 1924, S. 1801 f.;
P. Landau, Juristen jüd. Herkunft im Kaiserreich u. in d. Weimarer Rep., in: Dt. Juristen Jüd. Herkunft, hg. v. H. Heinrichs u. a., 1993, S. 133-213, 149;
B. Dölemeyer, in: Juristen, Ein biogr. Lex., hg. v. M. Stolleis, 1995, S. 462;
Wininger;
NÖB (P);
Kosch, Biogr. Staatshdb.;
ÖBL;
Enc. Jud. 1971 (P). -
Porträts
Denkmal, 1934, Wien (Glockengasse-Ecke Taborstraße), 1943 abgetragen, 1954 neu errichtet, Abb. in Enc. Jud.
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Autor/in
Andreas Thier -
Zitierweise
Thier, Andreas, "Ofner, Julius" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 485 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118831240.html#ndbcontent