Murer, Christoph
- Lebensdaten
- 1558 – 1614
- Geburtsort
- Zürich
- Sterbeort
- Winterthur
- Beruf/Funktion
- Glasmaler ; Radierer ; Formschneider ; Kupferstecher ; Dramatiker ; Topograph ; Künstler ; Schriftsteller ; Kartograf
- Konfession
- reformiert?
- Normdaten
- GND: 11885254X | OGND | VIAF: 59881488
- Namensvarianten
-
- Maurer, Christoph
- Murer, Christoph
- Maurer, Christoph
- Maurrer, Christoph
- Murer, Christoff
- Murer, Christoffel
- Murer, Stoffel
- Mürer, Christoffel
- Murer, Christof
- Maurer, Christof
- Maurrer, Christof
- Murer, Christofph
Vernetzte Angebote
- SIKART - Lexikon zur Kunst in der Schweiz [2006-]
- * Historisches Lexikon der Schweiz (HLS) [2001-2014] Autor/in: Matthias Oberli (2012)
- Theaterlexikon der Schweiz online [2005]
- * Neue Deutsche Biographie (NDB) [1997] Autor/in: Tanner, Paul (1997)
- * Allgemeine Deutsche Biographie (ADB) [1875-1912] Autor/in: Franck, Jakob; Rahn, Johann Rudolf (1884)
- Database of Scientific Illustrators
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Thesaurus des Consortium of European Research Libraries (CERL)
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 16. Jahrhunderts (VD 16)
Verknüpfungen
Personen in der NDB Genealogie
Orte
Symbole auf der Karte
![Marker Geburtsort](/img/marker-geburtsort.png)
![Marker Wirkungsort](/img/marker-wirkungsort.png)
![Marker Sterbeort](/img/marker-sterbeort.png)
![Marker Begräbnisort](/img/marker-grabort.png)
Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.
-
Murer, Christoph
Glasmaler, Radierer, Dramatiker, * Februar 1558 Zürich, † 27.3.1614 Winterthur. (reformiert)
-
Genealogie
V →Jos (s. 1);
M Barbara Schön (* 1535);
B →Josias (s. Gen. 1), Maler in M.s Werkstatt;
– ⚭ Zürich 1586 Margareth od. Marina Schmid. -
Biographie
M. wuchs in einem geistig regen Milieu auf. Die Lehrzeit verbrachte er wohl in der Werkstatt seines Vaters. Um 1579/80 war er in Basel tätig, wo er von dem Arzt und Alchemisten Leonhard Thurneysser mit einem Zyklus von Glasgemälden zur Verherrlichung von dessen Gelehrtenleben beauftragt wurde. 1580 entstand eine mehrteilige Radierung mit der Darstellung der eidgenöss. Gründungssage. Seit 1583 ist M. in Straßburg nachweisbar, wo er sich intensiv mit den Holzschnitten von Tobias Stimmer, seinem wichtigsten Vorbild, auseinandersetzte. Mit ihm entwarf er Illustrationsfolgen, die teilweise erst nach dessen Tod (1584) erschienen. Für Mgf. Philipp II. von Baden führte M. um 1586/90 einen Zyklus von Glasmalereien aus. Seit 1586 hielt er sich wieder in Zürich auf, wo er in die Saffranzunft aufgenommen wurde und heiratete. Seine Werkstatt, in die 1588 auch sein Bruder Josias eintrat, erhielt zahlreiche Aufträge für Glasmalereien; M. bemühte sich aber auch um Aufträge für Buchillustrationen bzw. führte Vorhaben der Stimmer-Werkstatt zu Ende. Seit 1587 erschienen bei Bernhard Jobin in Straßburg die Vitenwerke des Nicolaus Reusner mit zahlreichen Holzschnittbildnissen meist deutscher Gelehrter und Reformatoren. 1588 wurden Holzschnitte mit Stadtansichten von Zürich, Straßburg, Lissabon und Wien publiziert, 1590 das „New Jägerbuch“ von Jakob von Fouilloux, beide ebenfalls bei Jobin. 1591 brachte Georg Gruppenbach in Tübingen eine Lutherbibel heraus, deren zahlreiche Holzschnitte größtenteils von M. stammen. Bei Johannes Wolf erschien 1597 eine weitere deutsche Bibel. Zudem enstanden Zierleisten, Titelblätter und Druckerzeichen. Hauptsächlich aber unterhielt M. eine florierende Glasmalerwerkstatt, die auch Aufträge von kath. Seite erhielt, so 1591 für mehrere Visierungen zu Fenstern des Kreuzganges des Zisterzienserinnenklosters Rathausen. 1597/98 entstanden vier Scheiben für den Nürnberger Rat, weitere für Speyer und St. Gallen. 1606 erhielt er den Auftrag, für das Rathaus in Luzern Scheiben zu visieren und auszuführen. Acht Jahre nach seinem Tod erschien 1622 das Büchlein „XL Emblemata miscella nova“ mit seinen Radierungen. Mit dem Historienspiel „Scipio Africanus“, das er 1596 zur Hochzeit von Caspar Nürenberger schrieb, trat M. auch als Schriftsteller hervor. Ende der 90er Jahre schrieb er das monumentale Drama „Edessa“, das die Christenverfolgung zum Thema hat. 1600 wurde M. zum Mitglied des Zwölfer Rates, bzw. des Großen Rates der Stadt Zürich gewählt. Als er, wie Jahrzehnte vorher sein Vater, Amtmann von Winterthur wurde, gab er seine künstlerische Tätigkeit weitgehend auf.
M. ist vor allem durch seine Zeichnungen für Glasgemälde und Holzschnitte im Gedächtnis geblieben. Sie zeichnen sich durch einen reichen allegorischen Apparat aus. Die runde und klare Figurenbildung, wie er sie bei Stimmer kennengelernt hatte, wich im Laufe der Jahre einer manieristischen Bewegtheit. Details wurden zunehmend wichtiger und zu einem ornamentalen Teppich verwoben. Außer den Buchillustrationen sind die Holzschnittfolgen zu erwähnen, so jene zur Fabel „Vom Bauer und seinem Esel“ (mit einer Maurerkelle signiert), die „Dorfhochzeit“, der „Ball“, die „kirchliche“ und die „weltliche Hierarchie“. Im Gegensatz zu Stimmer, der nur für Holzschnitte gezeichnet hat, schuf M. auch Radierungen.
-
Literatur
ADB 23;
Schweizer. Künstler-Lex. II, 1908, S. 453-55;
F. Thöne, Ch. M.s Holzschnitte, in: Kunst- u. Antiquitäten Rdsch., 43, 1935, S. 25-31;
P. H. Boerlin, Leonhard Thurneysser als Auftraggeber, in: Öff. Kunstslg. Basel. Jb. 1967–73, S. 219-429;
W. Strauss, The German Single-Leaf Woodcut 1550-1600, II, 1974, S. 772-92;
Th. Vignau-Wilberg, Ch. M. u. d. „XL Emblemata Miscella Nova“, 1982;
Spätrenaissance am Oberrhein, Tobias Stimmer, Ausst.kat. Kunstmus. Basel 1984, S. 483-88;
Hollstein's German Engravings, Etchings and Woodcuts, 29, 1990, S. 115-202 (W-Verz. d. Druckgraphik v. T. Falk);
HBLS;
ThB;
Kosch, Lit.-Lex.³;
Killy;
Schweizer Lex. -
Autor/in
Paul Tanner -
Zitierweise
Tanner, Paul, "Murer, Christoph" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 608 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11885254X.html#ndbcontent
-
Maurer, Christoph
-
Biographie
Maurer: Christoph M. (Murer). Formschneider, Maler und Kupferstecher, geb. zu Zürich 1558 als der Sohn des Künstlers Josias M. (vgl. d. Art. Jos. Murer), † 1614 als Amtmann zu Winterthur. Anfangs Schüler seines Vaters und dann des Tobias Stimmer in Straßburg, arbeitete er später mit diesem letzten mehrere Jahre gemeinschaftlich, jedoch selbständig. Daher kömmt es auch, daß sich die Namensbuchstaben beider Künstler in einem gemeinschaftlichen Zeichen finden, das Nagler, Monogrammisten, II, Nr. 706 hat nachbilden lassen. Man findet dieses Zeichen z. B. auf einer von Ludwig Frig in Holz geschnittenen Ansicht der Stadt Zürich in Vogelperspective aus den Jahren 1558 und 1595 und wiederholt in den Drucken: „Ordentliche Beschreibung welcher Gestalt die .. Bündniß .. der .. Freyen Stätt Zürich, Bern vnd Straßburg .. ernewert“, Straßburg 1588, 4 und in Münster's Cosmographey, Basel 1598 und 1628. M. erwarb sich als Zeichner und Maler ausgebreiteten Ruf. Er malte Bildnisse in Oel, verzierte Façaden an Häusern mit historischen und mythologischen Darstellungen und fand besonderen Beifall|mit seinen Cabinetstücken auf Glas. Die Werke der letzteren Art sind jedoch größtentheils zu Grunde gegangen und somit ist er jetzt nur noch durch Zeichnungen. Radirungen und Holzschnitte bekannt. Nach älteren Kunsthistorikern soll er auch mit Jost Amman (Bd. I, 401), dessen sich die Frankfurter Buchhändler Sigm. Feyrabend und Basseus bedienten, in Berührung gekommen sein, was jedoch von neueren bestritten wird, indem M. selbst ein allzuerfindungsreicher Künstler war, um Zeichnungen Ammans in Holz zu schneiden. Dagegen schreibt man ihm mit mehr oder weniger Gewißheit die Zeichnung zu einer Bordüre zu, welche als architektonische Einfassung zu dem Drucke eines Kalenders benutzt wurde: „DEss Röm. Kays. May .. Vnsers Herren Hoffgericht .. inn Rottweil, dieses 1618 Jahrs ..“ Da aber M. 1614 starb, so muß die Zeichnung schon längere Zeit vor 1618 benutzt worden sein. Und eben so ist die Zeichnung, nicht aber der Schnitt, zu einer Titeleinfassung der „Opera omnia Th. Paracelsi“, Straßburg, Zetzner 1603, Fol. von M. Ueber der Schrift sitzen zu beiden Seiten die Figuren der Alchimie und Pharmacie und auf dem Blasebalge, welchen letztere in Händen hält, stehen die Buchstaben C. M. Von den anderen Arbeiten des M. sind hervorzuheben: „Die Ermordung des Kaisers Albrecht I., mit mehreren Darstellungen aus der Geschichte der schweizerischen Conföderation". Die Gruppen sind numerirt, woraus hervorgeht, daß eine Beschreibung dazu bestimmt war. „Der lustige Arme und der traurige Reiche". Der erstere ist ein Soldat, zu dessen Füßen eine Heuschrecke und ein Kartenspiel liegen, der andere ein sitzender Alter, bei welchem eine Kiste Geld auf dem Boden steht, auf dem Deckel ein Frosch. Von seinen Holzschnitten verdienen folgende der Erwähnung: Blätter in dem Werke: „Titus Livius und Lucius Florus, von Ankunfft und Ursprung des Römischen Reichs“. Straßburg, Th. Rihel 1574, 1591, 1596, 1598, 1605. Fol. Die Bildnisse zu Reusner's Contrafacturbuch nach Stimmer's und theilweise nach Holbein's Zeichnungen. Straßburg, Bernh. Jobin 1587. 8. „Sieben Bücher von dem Feldbaw, teutsch von Melchior Sebizio“. Straßburg, B. Jobin 1588, 1592, 1598 u. ff. „New Jägerbuch Jacoben von Fouilloux, einer fürnemen Adelsperson inn Franckreich.“ Straßburg, Jobin 1590, 1605. Das Werk enthält im Ganzen 68 schöne Holzschnitte von M. und T. Stimmer, von ersterem 10 Blätter. Die Holzschnitte wurden auch für sich als Buch abgedruckt: „Künstliche wohlgerissene Figuren und Abbildungen etlicher jagdbaren Thiere.“ Straßburg 1605. „Torturalis quaestio, das ist, Gründliche Vnderweysung von Peinlichen Fragen, vermehrt durch Abraham Sauwrn“. Frankfurt a. M. 1593. Fol.; ein Blatt kommt auch in einem früheren Drucke Sauer's vor: „Formular, Jurament vnd Eidtbuch“ 1588. Fol. „XL. emblemata miscella nova. Das ist: XL vnderschiedliche Auserlesene Newradirte Kunststück: durch Weiland den Kunstreichen .. Christofs Murern inventirt .. An jetzo erstlich .. erklärt: Durch Johann Heinrich Rordorffen ..“ Zürich. Joh. Rud. Wolff 1622. Die 40 emblematischen Vorstellungen in diesem äußerst seltenen Werke scheint M. ursprünglich zur Illustration einer seiner schriftstellerischen Arbeiten, der Comödie: „Von den Drangsalen der Christlich Edessenischen Kirchen in Mesopotamien ..“ bestimmt zu haben, welche ungedruckt blieb. Erst nach dem Tode des M. wurden diese Bilder mit erklärenden Reimen von Rordorf herausgegeben und 1820, wo die Platten noch in gutem Zustande waren, eine neue Auflage unter dem alten Titel, jedoch mit der Jahrzahl 1622 veranstaltet; vgl. Weller, Annalen I, 383—384. Holzschnitte finden sich auch in dem Werke: „Nouae Sacrorum Bibliorum figurae versibus latinis et germanicis expositae, das ist: Newe biblische Figuren .. ausgelegt .. durch Samuelem Glonerum Poetam Lauretanum“. Straßburg, Christoph v. d. Heyden 1625; über Gloner vgl. Weller,|Ann. I, 161, 176, 388. II, 528, 530. Auch von der Druckervignette des Lazarus Zehner zu Straßburg, einer (vgl. auch Hager, Buchdruckerkunst III, 258) auf einem quadratischen Postamente sitzenden helmbebuschten Minerva, mit der Devise: Scientia Immutabilis, ist M. gleichfalls Verfertiger.
-
Literatur
Bartsch. Peintre-Graveur IX, 383—391. Passavant, Peintre-Graveur III, 665—668. Weigel, Kunstkatalog Nr. 21, 149. Deutsches Kunstblatt 1853, 417. Nagler, Künstlerlexikon VIII, 472—474 und dessen Monogrammisten I, Nr. 2412.
-
Autor/in
J. Franck. -
Zitierweise
Franck, Jakob; Rahn, Johann Rudolf, "Murer, Christoph" in: Allgemeine Deutsche Biographie 20 (1884), S. 697-699 unter Maurer [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11885254X.html#adbcontent