Müllensiefen, Peter Eberhard
- Lebensdaten
- 1766 – 1847
- Geburtsort
- Ründeroth (Bergisches Land)
- Sterbeort
- Crengeldanz bei Witten/Ruhr
- Beruf/Funktion
- Fabrikant ; Politiker ; Unternehmer
- Konfession
- evangelisch?
- Normdaten
- GND: 11933240X | OGND | VIAF: 5738821
- Namensvarianten
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- Müllensiefen, Peter Eberhard
- Müllensiefen, Peter Eberhard
- Müllensiefen, Peter E.
- Müllensiefen, Pether Eberhard
- Müllensiefen, Pether Eberhard
- Müllensiefen, Pether E.
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Müllensiefen, Peter Eberhard
Fabrikant, Politiker, * 7.3.1766 Ründeroth (Bergisches Land), † 10.4.1847 Crengeldanz bei Witten/Ruhr. (evangelisch)
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Genealogie
Die Fam. ist seit 1634 in Müllensiefen b. R. nachweisbar, wo sie d. Landwirtsch. nachging. – V →Johann Peter (1729–1804), Beamter, S d. Michael (1681–1754) u. d. Katharina König (1686–1759);
M Anna Maria († 1770), T d. Johann Eberhard Birkenbach in Strombach u. d. Anna Christina Heuser;
Stief-M (seit 1772) Magdalena, T d. Peter Nörrenberg in Neustadt/Haardt u. d. Anna Katharina Pamphus aus Eckenhagen;
⚭ 1) 1794 Henriette Wilhelmine Elisabeth (1775–97), T d. →Johann Caspar Rumpe (1748–1833), Kaufm. in Altena, u. d. Henriette Wilhelmine Maste (1748–1803), 2) 1798 Wilhelmina (1777–1814), T d. →Johann Gisbert Riedel (1737–85), Kaufm. in Iserlohn, u. d. Christina Maria Middendorf (1744–93);
5 S, 5 T, u. a. →Gustav (1799–1874), Glasfabr., seit 1825 kaufmänn. Leiter d. Glasfabr. in C., seit 1865 alleiniger Inh., Bergwerksbes., wesentl. beteiligt an d. Entwicklung d. Ruhrkohlenbergbaus, seit 1856 1. Vors. d. neugegründeten IHK Bochum, →Theodor (s. 2), →Julius (1811–93), Theologe in Berlin, Luise Wilhelmine (1797–1884, ⚭ →Johann Ferdinand Franz v. Oppeln-Bronikowski, 1791–1851, Orientalist);
E →Hermann (1837–97), 1890-93 nat.liberaler Reichstagsabg. (s. BJ IV, Tl.), →Theodor (1845–1926), KR, beide Glasindustrielle in C., →Hans Hermann v. Oppeln-Bronikowski (1826–1902), Gen.lt. (s. Priesdorff VIII, S. 148 f.). -
Biographie
Mit 13 Jahren verließ M., der nur über eine Grundschulbildung verfügte, seine oberberg. Heimat, um bei Johann Caspar Rumpe in Altena eine Handelslehre zu beginnen. Er begleitete Rumpes Aufstieg zu einem der bedeutendsten Unternehmer der Gfsch. Mark, half ihm, den span. Markt für Altenaer Draht zu erschließen, und wurde später sein Sozius und Schwiegersohn. Zeitweilig hatte M. den Plan, eine Weinflaschenfabrik für den Export nach Spanien zu gründen. 1783 errichtete er gemeinsam mit Rumpe eine Nähnadelmanufaktur, erprobte neue Produktionsmethoden und war maßgeblich an der Einführung engl. Technologien in der Herstellung von Stahlnadeln beteiligt. Nach dem Tode seiner ersten Frau überwarf er sich mit seinem Schwiegervater und gründete 1800 gemeinsam mit seinem Schwager Johann Hermann Altgeld eine eigene Manufaktur in Iserlohn. Die Firma Müllensiefen & Altgeld vertrieb|Nähnadeln und andere Iserlohner Metallwaren und ging frühzeitig systematisch vom Messe- zum Fabrikantenhandel über, d. h. man konzentrierte sich auf den Direktabsatz durch Reisende in ganz Nord- und Westeuropa. Das Unternehmen hatte aber mit den Handelshemmnissen durch die Napoleonischen Kriege zu kämpfen. 1817 schied M. aus der Firma aus. Seit 1825 beriet und unterstützte er seine Söhne Gustav und Theodor bei der Gründung ihrer Glasfabrik in Crengeldanz.
Erfolgreicher als in seinen Unternehmungen war M. als Politiker und preuß. Beamter. Er wurde bald nach 1800 gemeinsam mit Friedrich v. Scheibler Sprecher der Iserlohner Kaufmannschaft und bekleidete auch zahlreiche kirchliche und kommunale Ehrenämter. In der Franzosenzeit plädierte er als glühender Verehrer →Napoleons noch 1811/12 für einen Anschluß des Ghzgt. Berg an Frankreich, um handelspolitische Nachteile abzugleichen. 1813 votierte er um so nachdrücklicher für Preußen, für das er eine konstitutionelle Monarchie erhoffte. Nach der Einrichtung der Landkreise in der neuen preuß. Provinz Westfalen wurde M. 1816 erster Landrat im gewerbereichen Kreis Iserlohn. Als einziger westfäl. Landrat mit kaufmännischer Erfahrung beriet er den Oberpräsidenten v. Vincke als Gutachter in zahlreichen Fragen von Handel und Gewerbe und verfaßte mehrere wichtige Stellungnahmen zur Kinderarbeit, zur Gewerbefreiheit in den westlichen Provinzen Preußens und zum Außenhandel. 1835 schied er aus dem Staatsdienst aus und verbrachte den Lebensabend bei seinen Kindern in Crengeldanz. M. war Mitglied der Literarischen Gesellschaft für die Gfsch. Mark und selbst schriftstellerisch tätig. In jungen Jahren von Rousseau und später von Hegel beeinflußt, wurde er im Alter Anhänger der pietistisch-spiritistischen Swedenborg-Sekte. Seine postum veröffentlichte Autobiographie ist eine der wichtigsten Quellen zur Frühindustrialisierung Westfalens.
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Werke
Ein dt. Bürgerleben vor 100 J., Selbstbiogr. d. P. E. M., hrsg. v. F. v. Oppeln-Bronikowski, 1931 (P).
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Literatur
E. Lülff, Landrat P. E. M., 1963;
D. Wegmann, Die leitenden staatl. Verw.beamten d. Prov. Westfalen 1815-1918, 1969;
C. Wischermann, Handlungsspielräume d. frühindustriellen Unternehmerschaft zw. Paternalismus u. Liberalismus, in: W. Köllmann, W. Reininghaus u. K. Teppe (Hrsg.), Bürgerlichkeit zw. gewerbl. u. industrieller Wirtsch., 1994, S. 89 f.;
W. Reininghaus, Die Stadt Iserlohn u. ihre Kaufleute 1700-1815, 1995. -
Autor/in
Wilfried Reininghaus -
Zitierweise
Reininghaus, Wilfried, "Müllensiefen, Peter Eberhard" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 310-311 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11933240X.html#ndbcontent