Moser, Karl
- Lebensdaten
- 1860 – 1936
- Geburtsort
- Baden Kanton Aargau
- Sterbeort
- Zürich
- Beruf/Funktion
- Architekt ; Hochschullehrer
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 118584413 | OGND | VIAF: 3263091
- Namensvarianten
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- Moser, Karl
- Moser, Karl Coelestin
- Moser, Carl
- Moser, Karl Koelestin
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Moser, Karl
Architekt, * 10.8.1860 Baden Kanton Aargau, † 8.2.1936 Zürich. (katholisch)
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Genealogie
V →Robert (1833–1901), Architekt in B., erhielt 1893 d. Silbermedaille b. d. Architekturausst. in Baltimore (s. HBLS), S d. →Johann (1798–1855), Steinmetz, Baumeister in B.;
M Julia Gubler († 1903);
⚭ Basel 1887 Euphemie Lorenz († 1945);
1 S, 4 T, u. a. →Werner Max (* 1896, ref.), Architekt, Prof. an d. ETH Zürich, Ehrenmitgl. d. Royal Inst. of British Architects, ao. Mitgl. d. Ak. d. Künste in Berlin (s. Wi. 1970);
E →Lorenz (* 1924), Architekt in Z.;
Ur-E →Elias (* 1955), Architekt in New York. -
Biographie
M. studierte am Eidgenössischen Polytechnikum Architektur und diplomierte bei dem Semper-Schüler A. F. Bluntschli. 1883/84 verbrachte er als Student von J. C. Pascal an der Ecole des Beaux-Arts in Paris und arbeitete nebenbei im Atelier von Reboul. Es folgte eine längere Praxis im Architekturbüro Lang in Wiesbaden, wo er den aus St. Gallen stammenden Architekten →Robert Curjel (1859–1925) kennenlernte. Auf Reisen 1912 und 1913 durch Italien skizzierte und aquarellierte M. Der Architektur, Plastik und Malerei von Antike und Renaissance galt sein hauptsächliches Interesse.
Seit 1888 arbeiteten Curjel und M. in Karlsruhe in einer Architektengemeinschaft zusammen. Wettbewerbserfolge führten in Südwestdeutschland und der Deutschschweiz zu zahlreichen herausragenden Bauten. Ihre akademische Ausbildung, ihre regionalen und objektbezogenen Künstlerkontakte, die Lehrmeinungen an der Karlsruher Hochschule und nationale Debatten bildeten in unterschiedlicher Intensität die Grundlagen ihrer Arbeiten. Stilistisch tragen ihre Bauten gattungsbezogen die Merkmale der zeitgenössischen Architektur. Volumetrisch führte ihr Weg zunächst von einer architektonisch stark gegliederten Raumordnung (kath. Kirche, Wettingen Kt. Aargau, 1894–99; ev. Christuskirche, Karlsruhe, 1896–1900; Villen, Baden Kt. Aargau, u. a. Villa Boveri, 1895–97, Villa Langmatt, 1899–1901, 1905/06, Villa Baumann, 1904/05) zu einer Minimierung des Detailschmuckes auf flächige, körperbetonende Reliefs (Wohnhäuser Eisenlohrstraße, 1897, Lutherkirche, 1905–07, Geschäftshäuser, 1898–1900, alle Karlsruhe; ev. Pauluskirche, Basel, 1897–1901). Später reduzierte sich die Grundform auf den einfachen, städtebaulich klar ordnenden Körper. Die Fassaden wurden nun nach klassischen Ordnungen gegliedert und zeigten Neuinterpretationen zum Teil regional geprägter klassizistischer Attribute (Ausstellungsgebäude u. Konzerthaus, Karlsruhe, 1913–15; Wohnhaus Moser, 1915, ev. Kirche, Fluntern, 1914–20, beide Zürich). Die Berufung M.s als Professor für Baukunst an die ETH Zürich führte 1915 zur Trennung der Partner. Curjel arbeitete anschließend als beratender Architekt in Karlsruhe. 1915-28 lehrte M. an der ETH. Seit 1923/24 entstand die Basler Antoniuskirche, die erste Sichtbetonkirche in der Schweiz. Städtebaulich setzte sie einen neuen räumlichen Schwerpunkt, typologisch ist sie der Tradition verpflichtet. Neue Materialien und Konstruktionsweisen bestimmten den architektonischen Ausdruck. M.s letzte Bauten seit Mitte der 20er Jahre reflektierten „moderne“ Themen: körperhafte Volumen, klare Strukturen, funktional disponierte, lichtdurchflutete Räume, neue (sichtbare) Materialien (u. a. Erweiterungsbau Schweizer. Bankgesellschaft, Zürich). M.s Tendenz zum Einfachen, Wesentlichen und die Debatten im Umfeld junger Architekten, namentlich Le Corbusier, führten zu einem eigenen Resultat. Sein radikaler Vorschlag zur Sanierung des Zürcher Niederdorfes (1933) – M. ersetzte die mittelalterliche Bausubstanz bis auf wenige Monumente durch klare, kubische Neubauten – entstand vor diesem Hintergrund. Beim internationalen|Wettbewerb für den „Palais des Nations“ in Genf (1927) exponierte sich M. als Preisrichter für das – abgelehnte – Projekt von Le Corbusier und P. Jeanneret. Den 1928 gegründeten Congrès Lnternationaux d'Architecture Moderne (CIAM) stand er bis 1930 als erster Präsident vor.
M. war um und nach 1900 der bedeutendste Schweizer Architekt. Mit seiner Kompetenz verhalf er der modernen Gesinnung zum Durchbruch und der Architektur in diesem Kulturraum zu breiter Akzeptanz. Durch seine Reorganisation der Architektenausbildung in der Schweiz und seine unermüdliche Förderung junger Talente entwickelte sich bald eine eigenständige, international beachtete Schweizer Architektur.|
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Auszeichnungen
Bad. Prof.titel (1907);
Dr. phil. h. c. (Univ. Zürich 1914). -
Werke
Eigene W Kosthaus Bally, Schönenwerd, 1917-20;
kath. Antoniuskirche, Basel, 1923-27;
Erweiterungsbau Schweizer. Bankges., Zürich, 1928-30 (1957 abgebrochen);
Post am Bahnhofplatz, Baden Kt. Aargau, 1926-31;
Erweiterungsbau Georg Fischer AG, Schaffhausen, 1929–32. – Arbb. d. Architektengemeinschaft: Villa Brown („Römerburg“), Baden Kt. Aargau, 1898-1900 (1957 abgebrochen);
Bankhaus Homburger, 1898–1901, Wohn- u. Geschäftshäuser „Weiss & Kölsch“ u. „Sexauer“, 1898-1900, Villa Koelle, 1900-02 (zerstört), alle Karlsruhe;
Kunsthaus, Zürich, 1904–10, 1919-24;
Univ. Zürich, 1908-14;
Bad. Bahnhof, Basel, 1908–13. – Schrr.: Neue holländ. Architektur, Bauten v. W. M. Dudok, Hilversum, in: Das Werk, Nr. II, 1922, S. 205-14. | -
Nachlass
Nachlaß: Archiv d. Inst. f. Gesch. u. Theorie d. Architektur, ETH Zürich; Bad. Gen.landesarchiv, Karlsruhe.
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Literatur
H. Kienzle, K. M., Neuj.bl. d. Zürcher Kunstges., 1937;
H. Curjel, in: Biogr. Lex. d. Kt. Aargau 1803-1957, 1958 (ausführl. Biogr., L);
U. Jehle Schulte-Strathaus, Das Zürcher Kunsthaus, e. Mus.bau v. K. M., 1982;
St. v. Moos, K. M. u. d. moderne Architektur, in: Fünf Punkte in d. Architekturgesch., 1985, S. 248-75;
E. Strebel, K. M.s neuklassizist. Architektur, ebd., S. 230-47;
W. Rössling, Curjel + M., Architekten in Karlsruhe, e. Werkkat. f. d. Zeitspanne v. 1888 bis 1915 unter bes. Berücksichtigung v. zwei Kirchen in Karlsruhe (ausführl. L-Verz.), 1986;
ders. (Red.), Curjel + M., Städtebaul. Akzente um 1900 in Karlsruhe, 1987 (P);
D. Huber (Red.), Die Antoniuskirche in Basel, 1991;
ThB;
Vollmer;
Künstler Lex. d. Schweiz XX. Jh.;
Schweizer Lex. (P). -
Autor/in
Erast Strebel -
Zitierweise
Strebel, Ernst, "Moser, Karl" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 196-197 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118584413.html#ndbcontent