Mittelstädt, Otto
- Lebensdaten
- 1834 – 1899
- Geburtsort
- Schneidemühl (Provinz Posen)
- Sterbeort
- Rom
- Beruf/Funktion
- Jurist ; Journalist ; Staatsanwalt
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 1021136700 | OGND | VIAF: 204190278
- Namensvarianten
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- Mittelstädt, Otto
- Mittelstaedt, Otto
- Mittelstaedt, Ludovicus Otto
- Mittelstaedt, Ludwig Otto
- Mittelstaedt, Otto Samuel Ludwig
- Mittelstaedt, Samuel Ludwig Otto
- Mittelstädt, Otto
- Mittelstädt, Otto Samuel Ludwig
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Mittelstädt, Otto
Jurist, * 14.7.1834 Schneidemühl (Provinz Posen), † (Freitod) 18.11.1899 Rom. (evangelisch)
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Genealogie
V →Albert (1806–69), preuß. Justizrat, Rechtsanwalt in Posen, S d. Justizrats →Johannes (1769–1839) u. d Marie Ikier;
M Pauline Rauh;
⚭ 1864 Johanna (1835–1923), T d. Gutsbes. Hans Christoph Trappe in Chartowo (Posen);
1 S, 1 T, →Johannes (1869–1931), Dr. iur., Rechtsanwalt u. Geh. Justizrat in Leipzig (s. Wi. 1928), Margaretha (1866–1924, ⚭ →Georg Hirzel, 1867–1924, Verleger in Leipzig, s. NDB IX*);
E →Otto (1902–81), Physiker, Verlagsbuchhändler in Leipzig, seit 1958 Vorstandsvors. d. Bibliogr. Inst. in Mannheim;
Ur-E →Peter (* 1929), Prof. d. Physik in Köln (s. Kürschner, Gel.-Kal. 1992). -
Biographie
M. studierte nach seiner Ostrowoer und Posener Schulzeit 1853-55 in Berlin Jura und promovierte 1856 in Breslau. 1855-60 absolvierte er in Posen den juristischen Vorbereitungsdienst, ehe er in den folgenden Jahren als Staatsanwalt in Posen und Berlin tätig war. In Posen war er wegen seiner poln. Sprachkenntnisse häufig an politischen Prozessen beteiligt. 1866 beauftragte ihn das Preuß. Justizministerium mit der Aufklärung der Hintergründe des Attentats auf →Bismarck. 1867 übernahm M. die neugeschaffene Staatsanwaltschaft in Altona. 1869 gab die Hansestadt Hamburg die Einführung eines neuen Strafprozeßrechts und eines neuen Strafgesetzbuches in die Hände M.s, der hamburg. Oberstaatsanwalt wurde. 1870 trat M. als Richter in das Hanseatische Oberlandesgericht ein. Dort blieb er über die Stationen eines Obergerichtsrats (1877) und Oberlandesgerichtsrats (1879) bis zu seiner Berufung an das Reichsgericht (1881). Eine Übernahme in das neugeschaffene Reichsjustizamt war 1877 von →Bismarck persönlich wegen eines kritischen Artikels von M. (Der deutsche Reichskanzler und die Strafjustiz, in: Das neue Reich, 1876) verhindert worden. Wegen eines sich verschlimmernden Nervenleidens trat M. 1896 in den Ruhestand. Die fortschreitende Krankheit war schließlich für ihn der Grund, sich das Leben zu nehmen.
M. machte sich vor allem als juristischer und politischer Schriftsteller einen Namen. In seinen Büchern und Abhandlungen beschäftigte er sich neben der Darstellung politischer Tagesthemen einschließlich der sozialen Frage vor allem mit dem Strafrecht. Von 1890 bis zu seinem Tode war er Mitherausgeber des „Gerichts-Saals“, der führenden deutschen Strafrechtszeitschrift. M. war ein glänzender Stilist mit einer Neigung zu scharfer Polemik. Besondere Aufmerksamkeit erregte seine Schrift „Gegen die Freiheitsstrafe“, in der er die Mängel der kurzen Freiheitsstrafe darlegte. Die Internationale Kriminalistische Vereinigung nahm seine Anschauungen auf und verfolgte sie weiter, während andere, allen voran Oskar v. Schwarze, sie bekämpften. Es war jedoch M.s Verdienst, eine fruchtbare Diskussion über Sinn und Unsinn der Freiheitsstrafe in Gang gebracht zu haben. M. hat|auch zu politischen Geschehnissen seiner Zeit in Aufsätzen in den „Preuß. Jahrbüchern“, im „Grenzboten“ und später vor allem in Maximilian Hardens „Zukunft“ kritisch Stellung genommen, ohne dabei Zeitgenossen zu schonen. Allerdings minderte gelegentlich ein bizarrer Zug seiner Polemik die Wirkung seiner Zeitkritik.
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Werke
Weitere W u. a. Kaspar Hauser u. sein bad. Prinzenthum, 1876;
Gegend. Freiheitsstrafe, ²1879;
Für u. wider d. Freiheitsstrafen, in: Zs. f. d. gesamte Strafrechtswiss. 2, 1882, S. 419 ff.;
Vor d. Fluth, Sechs Briefe z. Pol. d. dt. Gegenwart, 1897;
Die Affaire Dreyfus, ²1899;
Aus d. Tagebuch e. preuß. Staatsanwaltes, in: Die Zukunft 23, 1898, S. 321-29;
Die Lebenserinnerungen d. Otto Samuel Ludwig M., 1939 (P). -
Literatur
Dt. Juristen-Ztg. 4, 1899, S. 479;
H. Goldschmidt, Bismarcks Stellung z. Justiz, ebd. 37, 1932, S. 437;
BJ IV;
H. Hattenhauer, Justizkarriere durch d. Provinzen, Das Beispiel O. M., 1987 (Ms., im Bes. d. Red.). -
Porträts
Ölgem. in Fam.bes.
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Autor/in
Jürgen Vortmann -
Zitierweise
Vortmann, Jürgen, "Mittelstädt, Otto" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 579-580 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1021136700.html#ndbcontent