Meyer, Wilhelm
- Lebensdaten
- 1845 – 1917
- Geburtsort
- Speyer
- Sterbeort
- Göttingen
- Beruf/Funktion
- Philologe ; Bibliothekar ; Klassischer Philologe ; Mediävist ; Hochschullehrer
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 117569585 | OGND | VIAF: 44405315
- Namensvarianten
-
- Wilhelm Meyer aus Speyer
- Meyer, Wilhelm
- Wilhelm Meyer aus Speyer
- Meyer, Guilelmus
- Meyer, Wilhelm, aus Speyer
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Meyer, Wilhelm („Wilhelm Meyer aus Speyer“)
Bibliothekar, Philologe, * 1.4.1845 Speyer, † 9.3.1917 Göttingen. (evangelisch)
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Genealogie
V Johann Georg (1797–1878), aus Heidelsheim b. Bruchsal, Drechslermeister, S d. Schullehrers →Johann Ludwig († 1810) u. d. Anna Margaretha Obenauer († 1830);
M Gertrud (1799–1873), T d. Privatmannes →Ignatz Sillib († 1800) u. d. Henriette Späth († 1824) aus Hamburg;
⚭ 1) 1879 Pauline Riefstahl († 1885), 2) 1886 N. N. († 1896), T d. →Eduard Hobein (1817–82), Schriftst., Konsulent d. Hoftheaters in Schwerin u. Reg.kommissar d. Meckl. Hypotheken- u. Wechselbank (s. Brümmer);
1 S aus 1). -
Biographie
Nach dem Abschluß des Gymnasiums in Speyer 1863 belegte M. klassische Philologie zunächst an der Univ. Würzburg. Schon nach zwei Semestern wechselte er enttäuscht nach München, wo er bis 1867 vornehmlich bei →Karl Halm studierte. Nach vorübergehender Tätigkeit als Hilfslehrer in München und Bayreuth kam er 1872 zu Halm als „Sekretär“ für die Handschriftenkatalogisierung der Bayer. Staatsbibliothek in München. 1873-75 besuchte er ital. Bibliotheken, gefördert durch ein Stipendium, das er durch Erteilung von Privatstunden in Rom aufbessern mußte. 1875 erhielt er eine bescheidene feste Anstellung an der Münchener Bibliothek; Rufe an die Universitätsbibliothek Greifswald (1876) und als o. Professor an die Univ. Kiel (1885) schlug er aus. Neben ungezählten „Service-Leistungen“ für auskunftsuchende Gelehrte hatte er an der für die damalige Zeit mustergültigen Erschließung des Münchener Handschriften-Bestandes maßgeblichen Anteil und publizierte daneben noch zahlreiche Arbeiten zur antiken und mittelalterlichen Literatur auf der Grundlage seiner Funde in Italien und München. Auf Betreiben von Ulrich v. Wilamowitz-Moellendorff erging 1886 an M. ein Ruf auf den Lehrstuhl für klassische Philologie in Göttingen, den er annahm. 1889 wurde er von den Lehrverpflichtungen entbunden, um einen Katalog der Handschriften in Preußen zu erstellen. Das Ergebnis dieser fünfjährigen Tätigkeit waren zwei Bände, die den Göttinger Bestand teilweise umfassen. Das Ministerium war damit jedoch nicht zufrieden, das Projekt schien undurchführbar; M. wurde deshalb aus dem Vertrag entlassen.
1895 nahm er seine Lehrtätigkeit wieder auf, beschäftigte sich aber von da an ausschließlich mit Gegenständen des mittelalterlichen Lateins und mit Paläographie. Als akademischer Lehrer weder besonders begabt noch bemüht, hatte er kaum Hörer und begründete keine eigene Schule. M.s Bedeutung liegt in seinen Publikationen, die ihn in philologischen Kreisen rasch berühmt machten. Die für das Mittellatein wichtigsten und weiterhin gültigen Beiträge sind zusammengefaßt in drei Bänden, „Gesammelte Abhandlungen zurmittellat. Rythmik“ (I/II, 1905, III besorgt von W. Bulst, 1936). Auf dem Gebiet der klassischen Texte leistete M. Bleibendes vor allem für den Spruchdichter Publilius Syrus, den Horaz-Scholiasten Porphyrio, für Symmachus und Dracontius. Er machte aber auch den Brief Melanchthons an Camerarius bekannt, in dem dieser sich zu Luthers Heirat äußert (1876), und hielt eine Akademie-Festrede über Calderons Sibylle des Orients (1879). Sein sprödes, eher verschlossenes Wesen spiegelt sich auch in seinen Schriften wider.|
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Auszeichnungen
Mitgl. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (1877) u. d. Göttinger Ges. d. Wiss. (1892).
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Werke
Mehrere Bde. d. Gatalogus codicum latinorum bibl. reg. Monacensis, 1871-1892;
Verz. d. Hss. im preuß. Staate, I, Hannover, T. 1, 1893/94;
Btrr. z. Kritik d. Horazscholiasten Porphyrio, 1870;
Q. Aurelii Symmachi relationes, 1872;
Eine Slg. v. Sentenzen d. Publilius Syrus, 1872;
Pomponii Porphyrionis commentarii, 1874;
Zwei antike Elfenbeintafeln d. kgl. Staatsbibl., 1879;
Philolog. Bemerkungen zu Aventins Annalen u. Aventins Lobgedicht auf Albrecht V. v. 1507, 1886;
Der accentuierte Satzschluß in d.griech. Prosa v. 4. bis 16. Jh., 1891;
Die in d. Göttinger Bibl. erhaltene Gesch. d. Inkareiches v. Pedro Sarmiento de Gamboa, 1893;
Nürnberger Faustgeschichten, 1895;
Die Buchstabenverbindungen d. sog. goth. Schrift, 1897;
Der Ursprung d. Motett's, 1898;
Fragmenta Burana, 1901;
Der Gelegenheitsdichter Venantius Fortunatus, 1901;
Die Oxforder Gedichte d. Primas, 1907;
Die Arundel-Slg. mittellat. Lieder, 1908;
Spanisches zur Gesch. d. ältesten mittellat. Rythmik, Über d. rythmischen Preces d. mozarab. Liturgie, 1913;
Das Liebesconcil in Remiremont, 1914;
Der Rythmus üb. d. Hl. Placidas-Eustasius, 1915;
– Aus den Ges. Abhh. 1:
Radewins Gedicht üb. Theophilus u. d. Arten d. gereimten Hexameter, 1872/1905. | -
Nachlass
Nachlaß: Göttingen, Univ.archiv (üb. 1000 Briefe, z. T. ed. v. U. Pretzel, in: Mittellat. Jb. 5, 1968); Preuß. Ak. d. Wiss., Berlin.
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Literatur
E. Schröder, in: Nachrr. d. Göttinger Ges. d. Wiss. 1917, S. 76-84;
K. Plenio, in: Neue Jbb. f. d. klass. Altertum, Gesch. u. dt. Lit. 20, 1917, S. 269-77;
F. Vollmer, in: Jb. d. Bayer. Ak. d. Wiss. 1917, S. 20-23;
K. Langosch, W. M. aus Speyer u. P. v. Winterfeld, Begründer d. Mittellat. Wiss., 1936 (W-Verz., L, P);
F. Rädle, W. M., Prof. d. Klass. Philol., 1886–1917, in: Göttinger Univ.schrr. A, 14, 1989, S. 128-48 (L);
DBJ II. -
Porträts
F. Behrend, Gesch. d. dt. Philol. in Bildern, 1927, S. 71.
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Autor/in
Gabriel Silagi -
Zitierweise
Silagi, Gabriel, "Meyer, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 376-377 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117569585.html#ndbcontent