Merck, Heinrich Emanuel
- Lebensdaten
- 1794 – 1855
- Geburtsort
- Darmstadt
- Sterbeort
- Darmstadt
- Beruf/Funktion
- Chemiefabrikant ; Gründer der Chemiefabrik E. Merck in Darmstadt ; Obermedizinalrat ; Apotheker ; Unternehmer
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 116891270 | OGND | VIAF: 122116437
- Namensvarianten
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- Merck, Emanuel
- Merck, Heinrich Emanuel
- Merck, Emanuel
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Merck, Heinrich Emanuel
Apotheker, Chemiker, Fabrikgründer, * 15.9.1794 Darmstadt, † 14.2.1855 Darmstadt. (evangelisch)
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Genealogie
V →Johann Anton (1756–1805), Apotheker in D. (s. Pogg. I), S d. →Johann Justus (1727–58), Apotheker in D., u. d. Anna Sophie Adolphine Dem;
M Adelheid (1771–1845), T d. Johann Heinrich (s. 1);
⚭ 1820 Magdalene Hoffmann (1797–1877);
5 S, 3 T, u. a. →Carl (1823–85), Teilhaber u. kaufmänn. Leiter d. Fabrik, →Georg (1825–73), Dr. phil., Apotheker u. Chemiker, Teilhaber u. wiss. Leiter, →Wilhelm (1833–99), Chemiker, Teilhaber u. techn. Leiter;
E →Emanuel August (1855–1923), →Georg(e) (1867–1926), →Louis (1854–1913), alle Chemiefabrikanten (s. Einl.);
Ur-E →Fritz (1889–1969), Chemiefabr. -
Biographie
Nach Schuljahren auf dem Darmstädter „Pädagog“ und in einem Genfer Internat trat M. im Winter 1809/10 als Lehrling in die der Familie gehörende Engel-Apotheke in Darmstadt ein, die nach dem frühen Tod des Vaters verpachtet worden war. Im April 1810 ging er an das renommierte chemisch-pharmazeutische Ausbildungsinstitut von J. B. Trommsdorff in Erfurt, wo er eine gründliche praktische und theoretische Schulung erhielt. Hier entstand seine erste wissenschaftliche Arbeit, die 1811 in dem von Trommsdorff herausgegebenen „Journal der Pharmacie“ unter dem Titel „Chemische Analyse des gemeinen Erdrauchs“ veröffentlicht wurde. Nach zweijährigem Unterricht bei Trommsdorff arbeitete M. als Apothekergehilfe in Eisenach, Frankfurt/Main und Straßburg, ehe er Ostern 1815 zum Studium an die Berliner Universität ging. Dort hörte er u. a. den Analytiker M. H. Klaproth, den Botaniker F. G. Hayne, den Mineralogen Ch. S. Weiß und S. F. Hermbstaedt, der Phytochemie und chemische Technologie lehrte. Im Frühjahr 1816 bestand M. das preuß. Apothekerexamen und ging zur Fortsetzung seiner Ausbildung nach Wien. Der Tod des Pächters der väterlichen Apotheke veranlaßte ihn zu vorzeitiger Rückkehr und zur Übernahme der Apothekenleitung im Oktober 1816; zuvor hatte er das hess. Apothekerexamen in Darmstadt abgelegt.
Bald darauf begann M. sich neben der eigentlichen Berufstätigkeit mit wissenschaftlichen Forschungen auf dem damals beliebten Gebiet der Phytochemie zu beschäftigen, auf das schon Trommsdorff ihn hingelenkt hatte. Sein Hauptinteresse galt den Alkaloiden, einer eben entdeckten Gruppe von Pflanzenwirkstoffen, deren Erforschung seit F. W. A. Sertürners bahnbrechenden Veröffentlichungen über das Opium schnelle Fortschritte machte. M. beschäftigte sich zunächst mit der Klärung von Fragen, die das Opium und seine Zusammensetzung betrafen, bald aber auch mit anderen Alkaloiden: 1826 erschien im „Magazin für Pharmacie“ unter dem Titel „Über die Bereitung des Morphiums“ seine erste alkaloidchemische Veröffentlichung, der 1827 ein „Pharmaceutisch-chemisches Novitäten-Cabinet“ folgte. Es enthielt Muster von 16 Alkaloiden und eine Beschreibung der von M. selbst erprobten Herstellungsverfahren. Die Anerkennung seiner wissenschaftlichen Leistungen in der Fachwelt spiegelt sich auch darin, daß M. zeitweilig Mitherausgeber der „Annalen der Pharmacie“ war. Zudem fungierte M. als Medizinal-, später Obermedizinalrat des hess. Medizinalkollegiums. Er nahm die Examensprüfungen angehender Apotheker ab und lieferte Gutachten in gerichtsmedizinischen Angelegenheiten, bei Lebensmitteluntersuchungen und zu speziellen chemisch-technischen Problemen.
Als M.s eigentliches Lebenswerk ist jedoch die chemisch-pharmazeutische Fabrik anzusehen, die sich nach und nach aus seinem Apothekenlaboratorium entwickelte. Die deutsche chemische Industrie, vor allem die Feinchemikalienindustrie, steckte damals noch in ihren Anfängen, und M. wurde durch sein Werk einer ihrer Mitbegründer. Er begann in den 1820er Jahren, Pflanzenalkaloide über den Bedarf in der eigenen Apotheke hinaus darzustellen. Seine Erzeugnisse wurden bald weltweit bekannt; sie genossen den Ruf besonderer Reinheit, der M. von Anbeginn großes Gewicht beimaß. Nach 1840 begann M., die Produktion in ein vergrößertes Laboratorium außerhalb der Stadt zu verlegen, das seit etwa 1850 zur Fabrik ausgebaut wurde. Das Produktionsprogramm war von Anfang an sehr vielseitig und umfaßte außer den jeweils bekannten Alkaloiden zunehmend andere organische und anorganische Feinchemikalien; eine kurz nach M.s Tod erschienene Preisliste führte mehr als 800 Artikel auf.|
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Auszeichnungen
Ehrenmitgl. d. Hess. Apothekerver. u. d. Allg. Dt. Apothekerver. sowie d. Ver. hess. Ärzte.
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Werke
Weitere W u. a. Bemerkungen üb. d. Opium u. dessen Bestandtheile, in: Magazin f. Pharmacie 15, 1826, S. 147-69;
Btrr. z. näheren chem. Kenntniß mehrerer d. vorzüglichsten vegetabil. Basen, in: Neues Journal d. Pharmacie 20, 1830, S. 134-64;
Bemerkungen üb. d. Darst. e. reinen u. krystallisirten essigsauren Morphins, in: Ann. d. Pharmacie 24, 1837, S. 46-48;
Über e. neue in d. Sabadillsamen enthaltene Säure, ebd. 29, 1839, S. 188-90. -
Literatur
F. Herrmann (Hrsg.), H. E. M.s Briefe an seinen Sohn Georg, 1936 (P, Privatdr.);
C. Löw, H. E. M., 1951 (P);
W. Schneider, in: Pharmazeut. Industrie 17, 1955, S. 70-72 (P);
W.-H. Hein, in: Dt. Apothekerbiogr. II, 1978, S. 425 f.;
Pogg. I. -
Autor/in
Ingunn Possehl -
Zitierweise
Possehl, Ingunn, "Merck, Heinrich Emanuel" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 120-121 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116891270.html#ndbcontent