Boisserée, Sulpice
- Lebensdaten
- 1783 – 1854
- Geburtsort
- Köln
- Sterbeort
- Bonn
- Beruf/Funktion
- Kunsthistoriker ; Kunstsammler ; Mäzen
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 11851301X | OGND | VIAF: 7483155
- Namensvarianten
-
- Boisserée, Johann Sulpice Melchior Dominikus
- Boisserée, Sulpiz
- Boisserée, Sulpice
- boisseree, sulpice
- Boisserée, Johann Sulpice Melchior Dominikus
- boisseree, johann sulpice melchior dominikus
- Boisserée, Sulpiz
- boisseree, sulpiz
- Boisserée, Sulpiz
- Boisserée, Johann Sulpice Melchior Dominikus
- Boisserée, Johann Sulpiz Melchior
- Boisserée, Johann Sulpiz Melchior Dominikus
- Boisserée, Sulpice
- Boisserée, Sulpitz
- Boisserrée, Sulpice
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- NDB 6 (1964), S. 563 (Goethe, Johann Wolfgang von)
- NDB 6 (1964), S. 565 (Goethe, Johann Wolfgang von)
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Boisserée, Johann Sulpice Melchior Dominikus
Kunstsammler, * 2.8.1783 Köln, † 2.5.1854 Bonn. (katholisch)
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Genealogie
V Nicolas (legte den Adel ab, 1736-92) aus Stockem bei Maastricht, Handelsherr in Köln, S des Adrian de Boisserée, Beamter in Lüttich, Huy, später Stockem, und der Maria de Tongre aus Lüttich;
M Maria Magd. († 1790), T des Kaufmanns Anton Brentano in Köln und der Gertrud Mültgens;
B →Melchior s. (2);
⚭ Stuttgart 1828 Mathilde (evangelisch), T des Heinrich Rapp, Bankdirektor, und der Eberhardine Friederike Walz. -
Biographie
Für den Stand des Großkaufmanns bestimmt, ging B. 1798 in die Lehre nach Hamburg, wo er indessen meist in gelehrten und schöngeistigen Kreisen verkehrte. Ende 1799 kehrte er nach Köln zurück und ergab sich, von seinem älteren Freunde, dem Kölner Juristen J. B. Bertram beeinflußt, nunmehr ganz philosophisch-ästhetischen und kunsthistorischen Studien im Geiste der Frühromantik. Durch die kulturelle Atmosphäre des katholischen Rheinlandes, durch den täglichen Anblick der Kölner Kirchen und der gewaltigen Domruine, besonders aber durch den Einfluß der deutschen Romantik erwachte in B. die lebensbestimmende Vorliebe für gotische Architektur und überhaupt für mittelalterliche Kunst, zumal für altdeutsche Gemälde. 1803 reiste er mit seinem Bruder Melchior nach Holland, um gotische Baudenkmäler kennen zulernen, im gleichen Jahr dann mit Melchior und dem Freunde Bertram nach Paris, um die dort befindlichen Schätze mittelalterlicher Kunst zu sehen und Friedrich Schlegel, den Wortführer der deutschen Frühromantik, zu besuchen. Schlegel, der damals vorübergehend in Paris lebte, nahm die drei Freunde in sein Haus auf und gab ihnen Privatvorlesungen. Der Einfluß, den die Brüder B. mit ihrer echt gewachsenen mittelalterlichen Kunstbegeisterung auf Schlegel ausübten, erwies sich bald als derart stark, daß dieser den drei Jünglingen auf einer gemeinsamen Kunstreise durch Belgien nach Köln folgte, sich dort niederließ und konvertierte.
In Köln begann nach 1804 die kunsthistorisch und kulturell bedeutsame Tätigkeit der Brüder B.. Durch Schlegel literarisch unterstützt, im Besitz eines großen ererbten Vermögens, von ihrer Aufgabe ganz erfüllt, kenntnisreich und weltgewandt, kaufmännisch wie organisatorisch begabt, setzten sich die Brüder, stets nun zusammenwirkend und in Gemeinschaft mit dem kritischen Kenner Bertram, für die Erhaltung der niederrheinischen Kunstwerke und zumal für die Wiederherstellung des Kölner Doms, für gotische Architektur und altdeutsche Malerei ein, begannen auch schon mit ihrer später weltberühmten Bildersamlung. Melchior B. bewährte sich vor allem im Aufspüren und Aufkaufen mittelalterlicher Kunstwerke; Sulpice, der Organisator und Führer des Unternehmens, war mehr wissenschaftlich tätig, suchte und fand aber daneben Kontakt mit einflußreichen Freunden und Gönnern. Mitten im Zusammenbruch der staatlichen und kirchlichen Institutionen (1802 Säkularisierung, 1803 Reichsdeputationshauptschluß, 1806 Auflösung des alten Deutschen Reichs) wurde unter abenteuerlichen Umständen das deutsche Mittelalter in|bisher verborgenen und nun meist herrenlosen, untergangsbedrohten Schätzen entdeckt und von den Brüdern B. in Einzelstücken gesammelt, wobei Sammlung und Forschung „Hand in Hand gingen“ (Waetzold). Bald umfaßte die Galerie über 200 Bilder vom Ende des 13. bis zum Ende des 16. Jahrhunderts aus den Rhein- und Niederlanden, Franken und Schwaben; sie wurde in einer Zeit des nationalen Erwachens zu einem romantisch-deutschen Kulturbegriff, zu einem Besuchsziel für Künstler und Gelehrte gleicherweise wie für kunstsinnige Damen, Staatsmänner und Könige. 1810 waren die drei Freunde mit ihrer Sammlung nach Heidelberg übergesiedelt, wo Goethe, den B. 1811 in Weimar besuchte, im Herbst 1814 von den altdeutschen Bildern stark beeindruckt wurde und enge Freundschaft mit ihm schloß. In Heidelberg blieben die Brüder mit ihrem Freunde Bertram, stets in nahem Verkehr mit romantischen Kreisen und Besuchern aus allen Teilen Deutschlands, bis 1819: dann übersiedelten sie nach Stuttgart, wo die inzwischen weitbekannte „B.sche Sammlung“ bereits öffentlich gezeigt wurde. 1827 erwarb König Ludwig I, von Bayern die Sammlung, hauptsächlich für die Münchner Alte Pinakothek. Wieder zogen die drei Freunde mit ihren Bildern um und wohnten nun in München, wo B. 1835 zum bayerischen Oberbaurat und Generalkonservator ernannt wurde. Nachdem Bertram 1841 gestorben war, erlebte B. zu seiner großen Freude 1842 die Grundsteinlegung zum Vollendungsbau des Kölner Doms und kehrte 1845 aus Gesundheitsrücksichten in seine rheinische Heimat zurück.
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Werke
Gesch. u. Beschreibung v. Köln, 1823-32 (2. umgearb. Aufl. 1842);
Denkmale d. Baukunst am Niederrhein v. 7. bis z. 15. Jh., 72 Bll., 1831–33, ²1842-44;
Der Dom zu Köln, 1842;
Kaiser-Dalmatika, 1842;
S. B.s Briefwechsel nebst Aufzeichnungen aus seinem eigenen Leben, hrsg. v. seiner Witwe Mathilde geb. Rapp, 2 Bde., 1661, darin wichtig im Sinne eines Aufsatzes: Brief an F. Schlegel v. 13.2.1811, abgedr. z. T. b. Firmenich-Richartz (s. L); Hss. u. Briefe:
Kölner Stadtarchiv, Univ.bibl. Bonn, Goethe- u. Schiller-Archiv Weimar, Geh. Staatsarchiv München. -
Porträts
Zeichnung v. J. J. Schmeller, 1827 (Goethe-Mus. Weimar);
Stich v. J. N. Strixner nach P. Cornelius, 1830 (Slg. A. Kippenberg Leipzig). -
Autor/in
Paul Arthur Loos -
Zitierweise
Loos, Paul Arthur, "Boisserée, Sulpice" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 426-427 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11851301X.html#ndbcontent