Meggendorfer, Lothar
- Lebensdaten
- 1847 – 1925
- Geburtsort
- München
- Sterbeort
- München
- Beruf/Funktion
- Zeichner ; Kinderbuchautor ; Maler ; Redakteur ; Schriftsteller ; Illustrator
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 118732528 | OGND | VIAF: 100268519
- Namensvarianten
-
- Meggendorfer, Lothar
- Luo da Mai jin duo fu
- Luoda-Maijinduofu
- Maijinduofu, Luoda
- Meggendorfer, L.
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Meggendorfer, Lothar
Zeichner, Kinderbuchautor, * 6.11.1847 München, † 7.7.1925 München. (katholisch)
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Genealogie
V →Joh. Nepomuk (1790–1860), Wirt in Wies, dann Obertaxator in M.;
M Karoline (1803–85), T d. →Johann v. Sicherer (1747–1817), Kanzleidir. d. Unterdonaukr. in Passau, u. d. Katharina v. Eckher († 1832);
24 Geschw;
– ⚭ München 1873 Elise Roedel (1851–1927);
2 S, 4 T. -
Biographie
Nach einer Mechanikerausbildung an der Gewerbeschule besuchte M. seit 1862 die Münchener Kunstakademie und studierte bei Alexander Wagner, Wilhelm v. Diez (Malklasse) und Alexander Strähuber (Holzschnitt). Sein Studium finanzierte er durch Unterricht im Zitherspiel. Seit 1866 war er Mitarbeiter an den „Fliegenden Blättern“, seit 1868 auch an den „Münchener Bilderbogen“, von denen er insgesamt 64 gestaltete. 1878 veröffentlichte er sein erstes Bilderbuch „Für die ganz Kleinen“. Im selben Jahr fertigte er für seine Kinder zu Weihnachten ein erstes bewegliches Bilderbuch, „Lebende Bilder“, auf das weitere folgten. Mit ihnen vervollkommnete M. die Technik beweglicher Bilderbücher.
Nachdem M. 1886 mit dem Kunstverlag W. Spemann in Stuttgart den für Deutschland frühesten, aber wenig erfolgreichen Versuch einer durchgehend farbig illustrierten Zeitschrift, „Der Sonnenschein“, unternommen hatte, führte die Zusammenarbeit mit dem Verleger Max Schreiber Ende 1888 zur Gründung einer humoristischen Zeitschrift, die zunächst unter dem Titel „Humoristischer Hausschatz. Aus L. M.s lustiger Bildermappe“ zweimonatlich, bald monatlich, seit 1891 sogar wöchentlich erschien. Seit 1898 firmierte sie unter dem Titel „Meggendorfer Blätter“, nachdem 1891 die Redaktion von Esslingen nach München verlegt worden war. Das Organ versuchte vor allem, durch den Einsatz von Farbe die altmodisch werdenden „Fliegenden Blätter“ zu überrunden. Während die ersten Hefte von M. allein illustriert wurden, traten bald auch andere Künstler als Mitarbeiter hinzu. 1905 schied M. als Mitarbeiter aus und übernahm 1906-08 die Redaktion eines Konkurrenz-Witzblattes, das unter dem Titel „Lustige Woche“ in Neurode (Schlesien) herauskam. Der wirtschaftliche Erfolg M.s schlug sich 1882 im Bau einer Villa durch G. v. Seidl in München, 1891 im Erwerb des Gutes Jägerhaus bei Bad Kohlgrub (Oberbayern) nieder, auf dem M. Landwirtschaft betrieb.
M. gilt als Vollender des beweglichen Bilderbuches, das er aufs Einfallsreichste mit Zug- und Drehmechanismen ausstattete, aber auch in Aufstell-, Ausfalt- oder Leporelloform und als sog. Verwandlungsbilderbuch gestaltet hat. Von bastlerischem Erfindungsgeist, verband er vor allem in seinen Ziehbilderbüchern mechanisches mit illustratorischem Geschick. Im Widerspruch zu seiner akademischen Ausbildung und den gründerzeitlich-historistischen Tendenzen setzte er ganz auf simple, flächenhafte Wirkung und ungebrochene, leuchtende Farben, wie sie dem Kinderbuch gemäß sind, dort aber im allgemeinen erst mit den neuen Stilprinzipien um 1900 zur Entfaltung kamen. Antizipierte M. so Grundzüge moderner Illustrationskunst, so stand er doch zugleich der stilistischen Haltung des Jugendstils ablehnend gegenüber. Mitunter verrät sich eine kleinbürgerlich-konservative Gesinnung, doch erweisen sich die meisten seiner Einfälle als harmlos-vergnügliche, humoristische Effekte, die auf einer Psychologie des Allgemeinmenschlichen basieren. Der darauf gründende Erfolg reicht weit über Deutschland hinaus. Viele seiner meist in Auflagen von 30 000 Exemplaren erschienenen Bücher kamen vor allem auch in engl. und franz. Ausgaben heraus.
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Werke
Weitere W u. a. Münchener Kasperltheater, 1879;
Gute Bekannte in Bildern u. Reimen f. d. Kinderwelt, 1879;
Das Buch v. Klapperstorch, 1880;
Im Sommer, 1883;
Im Winter, 1883;
Für brave Kinder/Große Menagerie, 1884;
Auf d. Lande, 1885;
Immer lustig/Aus d. Kinderstube/Der Viehmarkt, 1886;
Internat. Circus, 1887;
Im Stadtpark, 1887;
Schau mich an!/Der zoolog. Garten, 1888;
Das Puppenhaus, 1889;
Der fidele Onkel/Die lustige Tante/Gemischte Ges., 1891;
Lustige Ziehbilder, 1892;
Lebendes Affentheater/Vor d. Thore, 1893;
Lach mit mir/Verwandlungsbilder, 1894;
Bilder aus d. Tierleben, 1895 (mit J. Beck);
Die Uhr, 1897;
Drehbilder-ABC/Prinz Liliput, 1898;
Die Frau ‚Bas', 1899;
Aufgepaßt!/Drollige Verwandlungen, 1900;
Die Arche Noah, 1903 (mit F. u. E. Krögel);
Bruder Straubinger, 1910 (mit J. Fumian);
ABC, 1914. -
Literatur
H. L. Köster, Gesch. d. dt. Jugendlit., ⁴1927, Neudr. 1971, S. 31 ff.;
D. v. Senger. L. M. u. d. Meggerdorfer Bll., Diss. München 1938;
K. Doderer u. H. Müller (Hrsg.), Das Bilderbuch, ²1975;
L. Hollweck, Karikaturen, 1973;
H. Krahé, Spielbilderbücher, in: K. E. Maier (Hrsg.), Hist. Aspekte z. Jugendlit., 1974;
U. Eichler, Münchener Bilderbogen, in: Oberbayer. Archiv 99, 1974;
H. Herbst, Die Illustrationen d. Meggendorfer Bll., ebd. 106, 1981;
The Publishing Archive of L. M., With an Appreciation by M. Sendak, 1975 (dt. in: L. M.s Lebende Bilderbücher, Ausst.kat. München 1980);
C. Pressler, Schöne alte Kinderbücher, 1980;
The M. Archive, Aukt.kat. London 1982;
H. Krahé, L. M.s Spielwelt, 1983 (L, W-Verz);
U. Rütten, Als Bewegung in d. Bilder kam, in: Künstler illustrieren Bilderbücher, Ausst.kat. Oldenburg 1986;
Lex. d. Kinder- u. Jugendlit. II, 1977 (L);
ThB. -
Autor/in
Hans Ries -
Zitierweise
Ries, Hans, "Meggendorfer, Lothar" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 611-612 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118732528.html#ndbcontent