Maync, Harry
- Lebensdaten
- 1874 – 1947
- Geburtsort
- Berlin
- Sterbeort
- Marburg
- Beruf/Funktion
- Literaturhistoriker ; Germanist ; Literaturwissenschaftler
- Konfession
- reformiert
- Normdaten
- GND: 116972920 | OGND | VIAF: 13072594
- Namensvarianten
-
- Maync, Harry
- Maync, Harry Wilhelm
- Maync, Heinrich Wilhelm Harry
- Maync, Henricus Guilelmus
- Mayne, Harry
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Maync (sprich: Menk), Harry
Literarhistoriker, * 6.9.1874 Berlin, † 19.3.1947 Marburg. (reformiert)
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Genealogie
V →Carl Wilh. (1835–1902), Geh. Rechnungsrat b. d. Reichsbank in B., S d. Carl August (1792–1865);
M Katharina Armgard (1848–1917), T d. →Friedrich Wilh. Henke (1806–55), Kreisgerichtsrat in Quedlinburg;
B →Reginald (1875–1926, ⚭ 1921 Magda Haack, s. u.), Bankdir. in Landau/Pfalz, →Siegfried (1883–1948), Pfarrer;
– ⚭ 1) 1908 (⚮ 1931) Ida (1884–1978), T d. →Adolf v. Steiger (1859–1925), Berner Stadtpräs. 1899-1918 u. Eidgenöss. Bundeskanzler 1918–25, 2) 1932 Magda Haack (1892–1978, Schwägerin);
1 S, 3 T aus 1), u. a. →Wolf Wilh. (* 1911), Mikropaläontologe, Erika Marianne (* 1909, ⚭ Walter Feitknecht, 1899-1975, Univ.-Prof. u. Dir. d. Inst. f. anorgan. Chemie in Bern), →Susy Elisabeth (* 1911). Schriftstellerin; 1 Stief-T (N). -
Biographie
Nach dem Abitur am Luisenstädtischen Gymnasium in Berlin nahm M. 1894 das Studium der Germanistik, Geschichte, Klassischen Philologie und Philosophie an der Univ. Berlin auf. →Erich Schmidt und Heinrich v. Treitschke wirkten am stärksten auf ihn, auch bei →Wilhelm Dilthey und Ulrich v. Wilamowitz-Moellendorff hörte er Vorlesungen. 1899 promovierte er über „Uhlands Jugenddichtung“. Im selben Jahr begann M., zeitgenössische Literatur zu besprechen, zuerst in „Die Gesellschaft“ und vor allem in „Das literarische Echo“ (1898/99 - 1921/22), später u. a. in der „Deutschen Rundschau“. Mit pointierendem und gelegentlich polemischem Urteil nahm er in diesen Rezensionen Anteil am literarischen Leben seiner Zeit. Dieselbe Anteilnahme zeigt sich auch in den|oft langjährigen Briefwechseln mit Autoren wie Heinrich Vierordt, →Julius Rodenberg, →Heinrich Federer, →Hermann Hesse und →Wilhelm Schäfer (seit 1923). 1902 veröffentlichte M. seine Mörike-Biographie, deren Erfolg dazu beitrug, daß er, nach kurzer Tätigkeit als Redaktor der Klassikerausgaben des Bibliographischen Instituts in Leipzig (1904) und nach einer Privatdozentur in Marburg (seit 1905), bereits 1907 als Nachfolger von Oskar Walzel an die Univ. Bern berufen wurde. Als Ergänzung zur Biographie erschien 1909 M.s dreibändige Mörikeausgabe: Beide Publikationen haben bis heute Bestand. 1911 gab M. das ein Jahr zuvor in Zürich entdeckte Romanfragment „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“, die ursprüngliche Fassung von Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahre“, heraus, zuerst bei Cotta und dann auch in der Weimarer Sophienausgabe (Bd. 51 u. 52). 1920-25 verfaßte er, unter bewußter Anlehnung an Dilthey, vier Biographien (über Liliencron, Immermann, Keller und C. F. Meyer) und begründete 1922 die Reihe „Die Schweiz im deutschen Geistesleben“. 1926/27 war M. Rektor der Univ. Bern. 1927 stellte er unter dem programmatischen Titel „Deutsche Dichter“ frühere Reden und Abhandlungen zusammen. Zwei Jahre später (1929) wurde er, seinem Wunsch gemäß, an einer deutschen Universität zu lehren, nach Marburg berufen und dort 1939 emeritiert.
Die Gattung der Biographie wurde von M. bevorzugt und gefördert. Dies und die mehr erzählende als kausal erklärende Art, in der er die Zusammenhänge der mit philologischer Gründlichkeit recherchierten Daten stiftet und auf die „litterarische Persönlichkeit“ (E. Schmidt) hin orientiert, erweisen M. als einen Vertreter des späten Positivismus. Seine kritischen und kommentierten Ausgaben bestätigen diese Zuordnung. Bezeichnend für viele Germanisten seiner Generation ist jedoch M.s geistesgeschichtlich motivierte Öffnung des Erlebnisbegriffs, der nun dem Literarhistoriker nahelegt, in erster Linie die Aneignung und Ausbildung von Weltanschauungen und Ideen durch die bedeutende Dichterpersönlichkeit zu verstehen. Seine deutschnationale Gesinnung wuchs in den Schweizer Jahren, sie trug kulturvermittelnde Früchte und warf in den letzten Jahren – trotz parteipolitischer Abstinenz – auch einzelne Schatten; einer davon ist die veränderte, negative Einschätzung Heines in der letzten Auflage seines Mörike-Buches.
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Werke
Eduard Mörike, 1902, ⁵1944;
Die Altdt. Fragmente v. König Tirol u. Fridebrant, e. Unters., 1910;
Dichtung u. Kritik, 1912;
Gesch. d. dt. Goethe-Biogr., ²1914;
Detlev v. Liliencron, 1920;
Immermann, 1921;
→Gottfried Keller, 1923;
Conrad Ferdinand Meyer u. s. Werk, 1925;
Dt. Dichter, 1928. – Hrsg.: Immermanns Werke, 5 Bde., 1906;
Mörikes Werke, 3 Bde., 1909, ²1914;
Sprache u. Dichtung, 1-73, 1910 ff.;
Goethe, Wilhelm Meisters theatral. Sendung, 1911;
Gottfried Kellers Werke, 6 Bde., 1921/22;
Die Schweiz im dt. Geistesleben, 1-89, 1922-43, III. R., 1-24, 1923-42;
Festgabe f. Samuel Singer II, 1930. | -
Nachlass
Nachlaß: Marbach, Dt. Lit.archiv; Marburg, Univ.bibl.
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Literatur
Kürschner, Lit.-Kal., 1900-37/38;
Mitt. d. Univ.-bundes, Marburg, 1929, Nr. 23, S. 8, 1939, Nr. 3, S. 79;
Wi. 1935;
I. Auerbach, Catalogus professorum academiae Marburgensis, 1979, II;
Kosch, Lit.-Lex.³;
Rhdb. (P). -
Autor/in
Christoph König -
Zitierweise
König, Christoph, "Maync, Harry" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 557-558 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116972920.html#ndbcontent