Martin von Amberg
- Lebensdaten
- erwähnt 1370, gestorben um 1400
- Beruf/Funktion
- Prediger ; Inquisitor
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 100964672 | OGND | VIAF: 315082494
- Namensvarianten
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- Martin
- Martin von Prag
- Martin von Amberg
- Martin
- Martin von Prag
- Martin, von Amberg
- Amberg, Martin von
- Martin, von Prag
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- * Neue Deutsche Biographie (NDB) [1990] Autor/in: Werbow, Stanley N. (1990)
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Martin von Amberg (von Prag)
Prediger, Inquisitor (?), wirkte circa 1370-1400.
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Biographie
Der Verfasser einer volkssprachigen Schrift des „Gewissensspiegels“ (ca. 1370-82), war vielleicht identisch mit dem Altarpriester der Marienkirche vor dem Teyn in der Prager Altstadt und dem Inquisitor gleichen Namens, vielleicht auch mit dem „Editor“ eines jetzt dem Engländer Richard von Thetford zugeschriebenen „Modus praedicandi“ (codex latinus monachensis 3764. Bl. 35-40, s. Charland, 1936, S. 69). In der Überschrift zu diesem Werk heißt es, es sei „editus a domino Martino Inquisitore hereticorum Amberge“. Auch im Cod. Vind. 3748. Bl. 149 v. spricht Johannes Triteminus von einem „Magister Martinus inquisitor … a sede apostolica deputarus“ (s. Kieckhefer, 1979, S. 132). All dies liefert allerdings noch immer keinen zwingenden Beweis für die Identität des Verfassers des „Gewissensspiegels“ mit dem Inquisitor.
Die Laufbahn eines M. als „inquisitor heretice pravitatis“ zur Bekämpfung der Waldenser, vielleicht in päpstlicher, wahrscheinlich aber nur in erzbischöflicher Prager Kommission, wäre urkundlich (z. T. zusammen mit Peter Zwicker) belegt: 1374 Straßburg, 1380er Jahre Regensburg, 1391 Würzburg und Erfurt, 1396 Prag, 1399 Nürnberg, wo er mit einem städtischen Weingeschenk honoriert und „Meister mertin ketzermeister“ genannt wird, sowie Bamberg, 1400-01 Tyrnau (Slowakei), Hartberg in der Steiermark und Ödenburg.
Der „Gewissensspiegel“, der in 34 Handschriften überliefert ist, ragt unter der katechetischen Literatur der Zeit inhaltlich und formal hervor. Mit ihm sollte für Lateinunkundige eine kurze Einführung in die wichtigsten christlichen Glaubenslehren gegeben werden. Verordnet von der Prager Provinzialsynode von 1355 und verlangt auf dem Concilium Vaurense in Südfrankreich 1368, entsprach der „Gewissensspiegel“ einem dringenden Bedürfnis der Zeit. Als Auftraggeber werden genannt Herr Hans v. Scharfeneck, „des … hern ludwigez küngez von ungern dalmatzien hoster rat“, und in der Heidelberger Handschrift (Pal. germ. 439) „Elysabeth Pfallenczgrefinn bei rein und herczogin in beirn“. Wie G. Steer 1968 gezeigt hat, ist das Werk in den Hauptteilen - dem Glaubensbekenntnis, den zehn Geboten und den sieben Hauptsünden - von dem „Compendium theologicae veritatis“ des Hugo Ripelin von Straßburg abhängig. Auch die deutschen Schriften und Übersetzungen des Prager Kanzlers Johann von Neumarkt, die M. vermutlich während einer seelsorgerischen Tätigkeit in Prag um 1380 kennenlernte, beeinflußten Inhalt und Stil des Werkes.
Gewirkt hat der „Gewissensspiegel“ auf Hans Vintlers „Pluemen der Tugent“ und auf Stephan von Landskrons „Hymelstrasz“.
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Werke
Der Gewissensspiegel, hrsg. v. S. N. Werbow. 1958.
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Literatur
ADB 52;
Th.-M. Charland, O. P., Les Auteurs d'Artes Praedicandi au XIIIe siècle d'après les manuscrits, in: Études d'Histoire Littéraire et Doctrinale du XIIIe Siècle, 1932, S. 41-60;
ders., Artes Praedicandi, Contributions à l'Histoire de la Rhétorique au Moyen Age, 1936, S. 69;
E. Weidenhiller, Unterss. z. dt.sprachigen katechet. Lit. d. späten MA, 1965, S. 134-40;
M. Schwinger, M. v. A., Der Gewissensspiegel, Zur hs. Überlieferung, Diss. Graz, 1966 (ungedr.);
G. Steer, Der Gewissensspiegel M.s v. A. u. d. „Compendium theologicae veritatis“ Hugos v. Straßburg, in: Paul-Braune-Btrr. 90, 1968, S. 285-302;
R. Kieckhefer, The Inquisition in Fourteenth Century Germany, Diss. Univ. of Texas at Austin, 1972;
ders., Repression of Heresy in Medieval Germany, 1979;
A. Patschovsky, Qu. z. böhm. Inquisition im 14. Jh., 1979;
G. Steer, Hugo Ripelin v. Straßburg, Zur Rezeption u. Wirkungsgesch. d. „Compendium Theologiae Veritatis“ im dt. Spät-MA, 1981, bes. S. 441 f.;
Vf.-Lex. d. MA III u. V;
dass., 2. Aufl., VI (S. N. Werbow). -
Autor/in
Stanley N. Werbow -
Zitierweise
Werbow, Stanley N., "Martin von Amberg" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 277-278 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100964672.html#ndbcontent
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Amberg, Martin von
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Biographie
Amberg: Martin v. A., ein Predigermönch, wahrscheinlich aus Amberg in der Oberpfalz gebürtig, Verfasser eines „Gewissensspiegels“, den er auf Wunsch eines Herrn Hans von Scharfeneck, des Königs von Ungarn höchsten Rathes, nach einem lateinischen Poenitentiarius bearbeitete. Die Handschriften (in Wien und Heidelberg) gehen nicht über das 14. Jahrhundert zurück, und das Werk ist, nach Sprache und Stil zu urtheilen, wol auch nicht älter.
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Literatur
v. d. Hagen, Germania 2. 63. Wilken, S. 478. Hoffmann, Wiener Hschrften. S. 335, 336.
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Autor/in
K. Bartsch. -
Zitierweise
Schmidt, Wilhelm; Haupt, Herman, "Martin von Amberg" in: Allgemeine Deutsche Biographie 1 (1875), S. 390 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100964672.html#adbcontent