March, Ernst
- Lebensdaten
- 1798 – 1847
- Geburtsort
- Neu-Martinshagen bei Panknin (Pommern)
- Sterbeort
- Charlottenburg bei Berlin
- Beruf/Funktion
- Keramiker ; Tonwarenfabrikant ; Bildhauer ; Unternehmer
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 119004135 | OGND | VIAF: 57415330
- Namensvarianten
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- March, Ernst
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March, Ernst
Keramiker und Tonwarenfabrikant, * 30.6.1798 Neu-Martinshagen bei Panknin (Pommern), † 14.12.1847 Charlottenburg bei Berlin. (evangelisch)
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Genealogie
V Jakob (1761–1844), Soldat in Danzig, S d. Bauern Franz (1721–1802) in P.;
M Anna (1762–1847), T d. Bauern Kadolph in P.;
⚭ 1829 Sophie (1808–89), T d. Keramikfabr. →Karl Urban Keller (1767–1832) in Frankfurt/M.;
4 S, 4 T, u. a. →Paul (1830–1903), KR, Tonwarenfabr., Gründungsmitgl. u. 2. Vorsitzender d. Ver. z. Förderung d. Gewerbefleißes in Preußen, Stadtverordnetenvorsteher v. Charlottenburg (s. L), Emil, Tonwarenfabr., →Ernst (1841–1908?), Dir. d. Liebig-Fleischextraktwerke in Buenos Aires, →Otto (s. 2), Sophie (1839–1910, ⚭ →Julius Holtz, † 1911, Chemieindustrieller, s. NDB IX), Auguste (⚭ Richard Gardemin, Bgm. v. Spandau);
E (S d. Paul) →Albert (1859–1927), Dr.-Ing. E. h., Tonwarenfabr., Vorsitzender d. Dt. Ver. f. Ton-, Zement- u. Kalkindustrie (1904–22), →Martin (1866–1933), KR, Leiter d. China-Exportfirma Carlowitz & Co. in Hamburg, Vorsitzender d. Ostasiat. Ver. Hamburg-Bremen (s. Rhdb., P; Wenzel), →Werner (s. 3). -
Biographie
M. besuchte die Stadtschule in Rügenwalde und war dann Bürogehilfe beim Oberlandesgerichtsrat Gneist in Köslin. 1812 kam er mit Gneist nach Berlin, wo er 1813 Kunsttöpferlehrling in der Ofenfabrik von Tobias Feilner wurde. Feilner, der Schöpfer der weißen Berliner Kachelöfen, erkannte die künstlerischen Fähigkeiten M.s und ermöglichte ihm, sich an der Akademie der Künste fortzubilden, wo er ein Lieblingsschüler J. G. Schadows wurde. 1818-22 war M. in einem keramischen Betrieb in Eutin, dann bis 1824 in der Keramikfabrik seines späteren Schwiegervaters Keller in Offenbach und 1824-27 bei Villeroy & Boch in Wallerfangen (Saar) tätig. Auf Geschäftsreisen für diese Firma lernte er auch engl. und franz. Fabriken kennen. 1827-32 arbeitete er als Werkmeister der Steingutfabrik P. Utzschneider in Saargemünd. 1832 wieder in Berlin, war M. zunächst Teilhaber Feilners, eröffnete aber 1836 auf dem Thiergartenfeld Nr. 17 eine eigene Werkstatt.
M. lieferte anfangs Tonformen für die Zuckerindustrie, Gebrauchsgeschirr aus Hartsteingut und Feinchamotte. Als er jedoch begann, Terrakottaprodukte für die Ausschmückung monumentaler Bauten wie architektonische Ornamente, figürliche Darstellungen und Nachbildungen antiker Skulpturen, farbige Ziegel und Mosaiksteine herzustellen, fand er schnell Beachtung. M. gelang eine entscheidende Verbesserung: die Eigenschaft der Wetterbeständigkeit ist erst seine Erfindung in einer Zeit, als sich in Berlin aus der Kachelofenindustrie unter dem Einfluß Schinkels die Bauterrakotta entwickelte. Die Anregungen Schinkels zur Wiederbelebung der heimischen Ziegelbauweise und die Förderung des Kunstgewerbes durch den Kronprinzen, den nachmaligen König Friedrich Wilhelm IV., brachten dem jungen Unternehmen anhaltenden wirtschaftlichen Erfolg und führten zu enger Zusammenarbeit und persönlicher Freundschaft M.s mit maßgebenden Männern des Berliner Kunstlebens. Der König besuchte mehrmals den Betrieb. Die Architekturstücke zahlreicher Kirchen und Monumentalbauten Berlins (Schloßkuppel, Friese am Kunstgewerbemuseum und am Rathaus) wie auch anderer Städte stammten aus M.s Werkstatt. Sie bezeichneten eine neue Epoche der Baukeramik.
Nach M.s frühem Tod führte zunächst seine Witwe das Unternehmen weiter. 1852 trat der Sohn Paul in die Geschäftsleitung ein, übernahm 1863 gemeinsam mit seinem Bruder Emil die Firma und führte sie seit 1865 unter dem Namen „Ernst March & Söhne“ weiter. Vor allem in der künstlerischen Bearbeitung des Tons (dekorative Terrakotten und Majoliken) und in der Fertigung technischer Bauglieder errang das Unternehmen internationales Ansehen. Um 1875 wurden rund 180 Arbeiter beschäftigt. M.s Enkel Albert, der 1866 Teilhaber wurde und seit 1899 geschäftsführender Gesellschafter war, vereinigte 1902 das Familienunternehmen mit drei anderen Tonwarenfabriken zur „Vereinigte Tonwarenwerke AG, Charlottenburg“. Diese schloß sich 1904 mit der 1873 gegründeten „Deutsche Tonröhren- und Chamottefabrik AG“ in Münsterberg (Schlesien) zur „Deutsche Ton- und Steinzeugwerke AG“ zusammen. Im selben Jahr wurde das Charlottenburger Werk geschlossen.
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Werke
Ornamente u. Sculpturen nach Zeichnungen v. Persicus, Schinkel, Stüler, Strack, Stier u. anderen berühmten Architecten sowie nach antiken Modellen aus Chaussee-Staub u. Terra cotta gefertigt, 1. u. 2. H., 1848.
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Literatur
NND 25, 1849;
P. Hirschfeld, Berlins Großindustrie, 1897;
P. March, Erinnerungen an E. M., 1900 (P);
„Vereinigte Tonwaren AG“, früher „Ernst March Söhne, Charlottenburg“ (Hist.-Biogr. Bll. Berlin, Hrsg. J. Eckstein), 1904;
Tonindustrie-Ztg. v. 9.8.1904 (P);
Pommersche Lb. II, 1936 (L, P);
P. Torge, Rings um d. alten Mauern Berlins, 1939;
F. M. Feldhaus, Feilner u. March, Pioniere d. dt. Keramik, in: Keram. Zs. 2, 1950, S. 59 f.;
J. Schaefer, Dt. Ton- u. Steinzeugwerke AG, Diss. Saarbrücken 1964. – Zu S Paul: BJ VIII;
Hist.-Biogr. Bll. Berlin, 1903;
Verhh. d. Ver. z. Beförderung d. Gewerbefleißes, 1903, S. 189 (SB);
Erinnerungen an Paul March, f. d. Fam. aufgezeichnet, 1935 (P); – zu E Albert:
Zbl. d. Bauverwaltung 47, Nr. 38 v. 21.9.1927, S. 490;
F. Singer (Hrsg.), Die Keramik im Dienste v. Industrie u. Volkswirtsch., 1923, S. 12 f., 264 ff.;
H. Jakobowitz, Die keram. Industrie …, Diss. Gießen 1926, S. 49 ff. -
Porträts
Büste v. C. H. Gramzow (Berlin, Berlin-Mus.);
Ölgem. mit Fam. v. E. Gärtner, 1843 (in Fam.bes.). -
Autor/in
Hans-Henning Zabel -
Zitierweise
Zabel, Hans-Henning, "March, Ernst" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 109-110 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119004135.html#ndbcontent