Luschin von Ebengreuth, Arnold Ritter
- Lebensdaten
- 1841 – 1932
- Geburtsort
- Lemberg
- Sterbeort
- Graz
- Beruf/Funktion
- Rechtshistoriker ; Numismatiker ; Jurist
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 117319848 | OGND | VIAF: 50000067
- Namensvarianten
-
- Luschin von Ebengreuth, Arnold Ritter
- Luschin von Ebengreuth, Arnold
- Ebengreuth, A. L. von
- Ebengreuth, A. Luschin v.
- Ebengreuth, A.L. von
- Ebengreuth, Arnold L. von
- Ebengreuth, Arnold L.-
- Ebengreuth, Arnold Luschin von
- Ebengreuth, Arnold Luschin-
- Ebengreuth, Luschin von
- Luschin von Ebengreuth, A.
- Luschin, Arnold
- Luschin, Arnold von
- Luschin-Ebengreuth, Arnold
- Люшин фон Эбенгройт, Арнольд
- Люшин, Арнольд
- Эбенгройт, Арнольд Люшин фон
- Luschin von Ebengreuth, Arnold Ritther
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Luschin von Ebengreuth, Arnold Ritter
Rechtshistoriker, Numismatiker, * 26.8.1841 Lemberg, † 6.12.1932 Graz. (katholisch)
-
Genealogie
Aus e. wohl aus Lussin nach Ravnidol (Krain) eingewanderten, ursprüngl. kleinbäuerl. Fam.;
V Andreas (österr. Adel als „L. v. E.“ [Verdeutschung d. Geburtsorts Ravnidol], 1807-79), Dr. iur., Landesgerichtspräs, in Laibach;
M →Therese (* 1812), T d. Staatsbeamten Anton Rudesch in Wien;
⚭ 1870 Bertha (1846–1905), T d. Kaufm. Heinrich Anton Macovitz in Triest;
1 T;
N Mary (⚭ →Victor Wolf Edler v. Glanvell, 1871–1905, Prof. d. Kirchenrechts in G., s. Wi. 1905). -
Biographie
Da sein Vater wiederholt den Dienstort wechselte, lernte L. schon in jungen Jahren weite Gebiete des Habsburgerstaates kennen. Seine frühe Jugend verbrachte er in Czernowitz und Zara; die Schule besuchte er in Rudolfswert (Neustadl) in Krain, Temesvár, Wien und Laibach (1860 Reifeprüfung). Beim Jusstudium in Wien zählte er den Germanisten →Heinrich Siegel sowie Jos. Unger, Th. v. Pachmann und L. v. Stein zu seinen Lehrern; in der Münzkunde förderten ihn Ed. Forchheimer d. Ä., J. v. Arneth u. J. v. Bergmann. Als Gast des Instituts für österr. Geschichtsforschung vervollkommnete er bei Th. v. Sickel und Alb. Jäger seine methodische Ausbildung. Nach Ablegung der jur. Staatsprüfungen trat L. im Herbst 1864 zunächst als Rechtspraktikant in den Gerichtsdienst in Graz, arbeitete jedoch nebenbei in dem unter der Leitung von J. v. Zahn stehenden Münzkabinett am Joanneum. 1866 wurde er zum Dr. iur. promoviert und trat im selben Jahr in den Dienst des Münzen- und Antikenkabinetts, 1867 in den des Steiermark. Landesarchivs. Von Zahn auf die Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte gewiesen, wandte er sich immer mehr der Erforschung der österr. Reichs- und Rechtsgeschichte zu, um deren Grundlegung und Ausbau er sich große Verdienste erwarb. Seit 1869 als Privatdozent für Geschichte des deutschen Rechts in Österreich in Graz habilitiert, wurde L. 1873 ao. Professor der Deutschen Reichs- und Rechtsgeschichte, 1881 Ordinarius der Deutschen und Österr. Reichs- und Rechtsgeschichte an der Univ. Graz, der er trotz Berufungen an andere Hochschulen treu blieb, bis er 1912 in den Ruhestand trat (1889/90 und 1898/99 Dekan, 1905 Rektor).
Während in L.s wissenschaftlicher Arbeit anfänglich die Münzgeschichte dominierte, wandte er sich dann den österr. Rechtsquellen des Mittelalters zu (Geschichte des älteren Gerichtswesens in Österreich ob und unter der Enns, 1879). Für die Einführung der österr. Rechtsgeschichte als Pflichtfach in den juristischen Unterricht setzte er sich nachdrücklich ein. Als 1893 das Ziel erreicht worden war, widmete er der „Österr. Reichsgeschichte“ 1895/96 ein vortreffliches „Lehrbuch“, das er in 2. Auflage zu einem „Handbuch“ ausgestaltete (nur der 1., das Mittelalter behandelnde Band, 1914 erschienen). Für Studierende schuf er einen „Grundriß der Österr. Reichsgeschichte“ (1899), 1918 eine völlig neugestaltete 2. Auflage, die für die Zeit seit 1526 als Ersatz für den nicht erschienenen 2. Band des „Handbuches“ gelten muß. L. hatte mit der Darstellung der „Verfassung und Verwaltung der Germanen und des deutschen Reiches bis 1806“ für Hinnebergs „Kultur der Gegenwart II/2“ (1911, S. 198-342) zuviel Zeit aufgewendet, und unmittelbar nach 1918 war für eine gesamtstaatlich orientierte Reichsgeschichte des auseinandergebrochenen Reiches kein Bedarf mehr gegeben. L. ist der Schöpfer und „eigentliche Klassiker“ (Voltelini) einer neuen akademischen Disziplin: der Österr. Reichsgeschichte, die, 1935 in „Österr. Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte“ umbenannt, noch heute am Beginn des Jusstudiums steht. Die Krönung von L.s numismatischer Lebensarbeit bildet seine „Allgemeine Münzkunde und Geldgeschichte des Mittelalters und der neueren Zeit“ (1904, ²1926, Neudr. 1976). Seine Forschungen betrieb er in engem Zusammenhang mit der Wirtschafts- und Sozialgeschichte, wodurch er „zum anerkannten Führer der deutschen Geschichtswissenschaft auf dem Gebiete der Münzkunde und Geldgeschichte“ geworden ist (Lhotsky). Er förderte auch die Geschichte der Universitäten, vorab der deutschen Jurastudenten in Italien|
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Auszeichnungen
Korr. bzw. wirkl. Mitgl. d. Österr. Ak. d. Wiss. (1882 bzw. 1892), seit 1898 ihr Delegierter in d. Zentraldir. d. Monumenta Germaniae Historica;
Mitgl. d. Ak. d. Wiss. v. Berlin u. München u. d. Istituto Veneto di Scienze;
seit 1887 Präs. im Kuratorium d. Joanneums in Graz;
Lebenslängl. Mitgl. d. österr. Herrenhauses. -
Werke
Weitere W u. a. Die Entstehungszeit d. österr. Landesrechtes, in: Festschr. d. Univ. Graz, 1872;
Die steir. Landhandfesten, in: Btrr. z. Kde. Steiermark. Gesch.qu. IX, 1872;
Das Landschreiberamt in Steiermark, ebd. 29, 1898;
Österreicher an d. ital. Universitäten z. Z. d. Rezeption d. röm. Rechts, I. Abt., in: Bll. d. Ver. f. Landeskde. v. Niederösterreich, Jgg. 1880–82, II. u. III. Abt., Jgg. 1883-85;
Qu. z. Gesch. dt. Rechtshörer in Italien, in: SB d. Wiener Ak. d. Wiss. 113, 1886, 124, 1891, XI. Abh., S. 1-30, 127, 1892, II. Abh., S. 1-144;
Wiener Handel, Verkehr u. Münzwesen, in: Gesch. d. Stadt Wien I, 1897, S. 395-444, II, 1902, S. 739-866;
Die Münze, ²1918;
Umrisse e. Münzgesch. d. österr. Lande im MA, in: Numismat. Zs. NF 2, 1909;
zahlr. Art. in: Reallex. d. German. Altertumskde., hrsg. v. J. Hoops, 1.-4. Bd., 1911-19;
Wiener Münzwesen im MA, 1913;
Die Zerreißung d. Steiermark, Zwei Denkschrr., 1921;
Häuser- u. Gassenbuch d. inneren Stadt Graz, in: F. Popelka, Gesch. d. Stadt Graz I, 1928, Neudr. 1959. -
Literatur
M. Doblinger u. M. Rintelen, in: Zs. d. Hist. Ver. f. Steiermark 18, 1922, S. 1-26 (W-Verz.); Nachrufe:
M. Rintelen, ebd. 27, 1933, S. 1-13;
P. Puntschart, in: Alm. d. Wiener Ak. d. Wiss. 83, 1933, S. 191-207 (P);
ders., in: ZSRG 53, 1933, S. XXIX-LIV;
Bll. f. Münzfreunde 68, 1933, S. 593-600;
Numismat. Zs. 66, 1933, S. 7-16;
W. Erben u. F. Bilger, in: MIÖG 48, 1934, S. 189-97;
MA 50, 1935, S. 631. - Würdigungen:
H. v. Voltelini, Wiss. d. dt. Rechtes in Österreich, in: Dt. Akademikerztg. v. 27.7.1937, S. 1 f.;
H. v. Srbik, Geist u. Gesch. II, 1951, S. 115 u. 207;
G. v. Probszt, in: NÖB 16, 1965, S. 100-11;
A. Lhotsky, in: MIÖG Erg.bd. 7, 1954;
Schlern-Schrr. 69, 1951, S. 139 f.,|143 f., 147 ff.;
K. Ebert, in: ZSRGG 87, 1970, S. 279 ff. - Verz. d. numismat. u. wirtsch.geschichtl. Veröff.:
G. v. Probszt, Qu.kde. d. Münz- u. Geldgesch. d. ehem. Österr.-Ungar. Monarchie, 1953;
ders., Österr. Münz- u. Geldgesch., 1973;
ÖBL;
Hdwb. z. dt. Rechtsgesch. III. -
Autor/in
Nikolaus Grass -
Zitierweise
Grass, Nikolaus, "Luschin von Ebengreuth, Arnold Ritter" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 529-531 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117319848.html#ndbcontent