Ludwig Anton
- Lebensdaten
- 1660 – 1694
- Geburtsort
- Düsseldorf
- Sterbeort
- Lüttich
- Beruf/Funktion
- Pfalzgraf von Neuburg ; Hochmeister des Deutschen Ordens ; Bischof von Worms ; Bischof ; Superior
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 118888536 | OGND | VIAF: 52487653
- Namensvarianten
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- Ludwig Anton von Worms
- Ludwig Anton von Neuburg
- Ludwig Anton von der Pfalz
- Ludwig Anton
- Ludwig Anton von Worms
- Ludwig Anton von Neuburg
- Ludwig Anton von der Pfalz
- Ludwig Anton, Worms, Bischof
- Ludovicus Antonius, Worms, Bischof
- Ludwig Anton Pfalz-Graf bey Rhein
- Ludwig Anton Pfalzgraf bei Rhein
- Ludwig Anton, Neuburg, Pfalzgraf
- Ludwig Anton, Pfalz-Neuburg, Pfalzgraf
- Ludwig Anton, bei Rhein, Pfalzgraf
- Ludwig Anton, bey Rhein, Pfalz-Graf
- Ludwig Anton, von der Pfalz
- Neuburg, Ludwig A. von
- Pfalz-Neuburg, Ludwig A.
- Ludwig Anton, Worms, Bischoph
- Ludovicus Antonius, Worms, Bischoph
- Ludwig Anton, Neuburg, Pfalzgraph
- Ludwig Anton, Pfalz-Neuburg, Pfalzgraph
- Ludwig Anton, bei Rhein, Pfalzgraph
- Ludwig Anton, bey Rhein, Pfalz-Graph
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Ludwig Anton, Pfalzgraf von Neuburg
Hoch- und Deutschmeister (seit 1684), Propst von Ellwangen (seit 1689), Bischof von Worms und Koadjutor von Mainz (seit 1691), * 9.6.1660 Düsseldorf, † 4.5.1694 Lüttich, ⚰ Düsseldorf, Jesuitenkirche.
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Genealogie
Aus d. Haus Wittelsbach;
V Hzg. →Philipp Wilhelm v. Pfalz-Neuburg (1615–90), seit 1685 Kf. v. d. Pfalz;
M →Elisabeth Amalie (1635–1709), T d. Landgf. →Georg II. v. Hessen-Darmstadt († 1661, s. NDB VI);
B Kf. →Joh. Wilhelm v. d. Pfalz († 1716), Kf. Karl III. Philipp v. d. Pfalz († 1742), →Alexander Sigismund (1663–1737), Bischof v. Augsburg, →Franz Ludwig († 1732), Kf. u. EB v. Trier, seit 1729 v. Mainz (s. NDB V);
Schw Eleonore (⚭ Kaiser →Leopold I., † 1705, s. NDB 14), Maria Sophia (⚭ Kg. →Peter II. v. Portugal, 1648–1706), Maria Anna (⚭ Kg. →Karl II. v. Spanien, 1661–1700). -
Biographie
Als nachgeborener Sohn des nach politischer Größe im Reich strebenden, streng katholisch gesinnten pfalz-neuburg. Herzogs und nachmaligen pfälz. Kf. Philipp Wilhelm wurde L., um seinen Aufstieg in der Reichskirche vorzubereiten, von Kindheit an mit zahlreichen Domkanonikaten versehen: Köln 1664, Mainz 1668, Straßburg 1669, Speyer 1674, Münster 1676, Lüttich 1679, Brixen (1679 zugunsten seines Bruders Wolfgang Georg resigniert); 1673 wurde er zudem als Kommendatarabt von Fécamp päpstlich bestätigt.
Seine Erziehung lag in den Händen von Jesuiten. Am 10.12.1679 erfolgte seine Einkleidung als Deutschordensritter, sechs Tage später seine Wahl zum Koadjutor des Hoch- und Deutschmeisters. Am 9.9.1684 fiel ihm das Amt des Hoch- und Deutschmeisters zu. Die Neigungen des jungen, ehrgeizigen Prinzen richteten sich jedoch weit mehr auf den Kriegs- denn auf den Kirchendienst. Er nahm an der Entsatzschlacht um Wien (12.9.1683) und an den Feldzügen gegen die Türken in Ungarn teil, und Leopold I., mit dem er verschwägert war, lohnte ihm den tapferen Einsatz mit der Ernennung zum kaiserl. Obrist-Feldwachtmeister (1683). Beim Kampf um Ofen 1686 trug er eine schwere Verwundung davon. Als 1688 Ludwig XIV. im Zuge seiner hegemonialen Bestrebungen für seinen Günstling Kardinal Wilhelm Egon v. Fürstenberg die Nachfolge im Kurfürstentum Köln zu erzwingen trachtete, entschloß sich L. am Tag vor der Wahl zum Empfang der Subdiakonatsweihe, um als Domkapitular mit Sitz und Stimme dem Wahlakt beiwohnen zu können. Zusammen mit seinem Bruder Franz Ludwig, der ebenfalls Kölner Domkapitular war, entschied er am 19.7.1688 die Wahl zugunsten des bayer. Prinzen →Joseph Clemens als des kaiserl. und päpstl. Kandidaten und rettete so dem verwandten Haus Bayern die köln. „Sekundogenitur“. Obwohl bei der Belagerung von Mainz 1689 von einer Kugel schwer getroffen, ließ er sich dennoch nicht abhalten, im selben Jahr bei der Bezwingung Bonns und der endgültigen Vertreibung Fürstenbergs aus dem Erzstift mitzuwirken, nahm aber seit 1690 allmählich vom Kriegsdienst Abschied, um seine (mit dem Kriegshandwerk unvereinbare) geistliche Laufbahn nicht zu gefährden. Am 22.8.1689 war er nämlich zum Fürstpropst von Ellwangen erhoben worden, und während er 1690 seine Schwester Maria Anna zur Vermählung mit dem letzten span. Habsburger, dem kranken Karl II., nach Valladolid begleitete, wurde seine Postulation zum Koadjutor des Kurfürsten von Mainz und Erzkanzlers des Hl. Röm. Reiches vorbereitet. Sie fand am 19.4.1691 statt, gefolgt von seiner Postulation zum Fürstbischof von Worms am 12.11.1691.
Als 1694 die Lütticher Bischofskathedra vakant wurde, meldete L., auf sein (ihm anläßlich der Kölner Wahl bayerischerseits eingeräumtes) „Vorrecht“ pochend, in erbitterter Konkurrenz zum Kölner Kf. Joseph Clemens seine Kandidatur an. Es kam zu einer Spaltung des Domkapitels: Eine knappe Mehrheit wählte am 20.4.1694 zum festgesetzten Termin einstimmig →Joseph Clemens, die beachtliche Minderheit am folgenden Tag, indem sie sich zur „pars sanior capituli“ erklärte, ebenso einstimmig L. zum Fürstbischof von Lüttich. Beide Konkurrenten riefen die Entscheidung des Papstes an. Doch ehe diese ergehen konnte, raffte eine in Lüttich ausbrechende Seuche den 34jährigen L., dessen Tatkraft und sittlich hochstehende Persönlichkeit allgemeine Anerkennung genoß, hinweg. Der Papst bestätigte daraufhin die Wahl von →Joseph Clemens.
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Literatur
B. Dudik, Des Hohen Dt. Ritterordens Münz-Slg. in Wien, 1858;
J. Voigt, Gesch. d. Dt. Ritterordens in s. zwölf Balleien in Dtld. II, 1859;
F. Schmidt, Gesch. d. Erziehung d. Pfälz. Wittelsbacher, 1899;
E. Böhmländer, Die Wahl d. Hzg. Joseph Klemens v. Bayern z. EB v. Cöln 1688, in: Oberbayer. Archiv 56, 1912, S. 173-247, 57, 1913, S. 224-84;
M. Braubach, Das Kölner Domkapitel u. d. Wahl v. 1688, in: Ann. d. Hist. Ver. f. d.|Niederrhein 122, 1933, S. 51-117;
ders., Kurköln. Gestalten u. Ereignisse aus zwei Jhh. rhein. Gesch., 1949;
ders., Wilhelm v. Fürstenberg (1629–1704) u. d. franz. Pol. im Za. Ludwigs XIV., 1972;
E. Ewig, Die Wahl d. Kf. Josef Clemens v. Köln z. Fürstbischof v. Lüttich 1594, in: Ann. d. Hist. Ver. f. d. Niederrhein 135, 1939, S. 41-79;
K. Jaitner, Reichskirchenpol. u. Rombeziehungen Philipp Wilhelms v. Pfalz-Neuburg v. 1662–90, ebd. 178, 1976, S. 91-144;
J. Heider, Neuburg, d. junge Pfalz u. ihre Fürsten, 1955;
M. Tumler, Der Dt. Orden im Werden, Wachsen u. Wirken, 1955;
H. H. Hofmann, Der Staat d. Dt.meisters, 1964;
R. Reinhardt, Unterss. z. Besetzung d. Propstei Ellwangen seit d. 16. Jh., in: V. Burr (Hrsg.), Ellwangen 764-1964, Bd. I, 1964, S. 316-79;
ders., Zur Reichskirchenpol. d. Pfalz-Neuburger Dynastie, in: HJb. 84, 1964, S. 118-28;
ders., Kontinuität u. Diskontinuität, Zum Problem d. Koadjutorie mit d. Recht d. Nachfolge in d. neuzeitl. Germania Sacra, in: J. Kunisch (Hrsg.), Der dynast. Fürstenstaat, 1982, S. 115-55;
H. Schmidt, Philipp Wilhelm v. Pfalz-Neuburg (1615–90) als Gestalt d. dt. u. europ. Pol. d. 17. Jh. I: 1615-58, 1973;
475 J. Fürstentum Pfalz-Neuburg, Ausst.kat. Schloß Grünau b. Neuburg, 1980;
W. Kohl, Das Domstift St. Paulus zu Münster, 1982;
Die Türken vor Wien 1683, Ausst.kat. Wien, 1983;
P. Hersche, Die dt. Domkapitel im 17. u. 18. Jh., 1984;
M. Weitlauff, Die Reichskirchenpol, d. Hauses Bayern unter Kf. Max Emanuel (1679–1726), 1985. -
Porträts
Ölgem. als Hoch- u. Dt.meister (Wien, Haus d. Dt. Ordens).
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Autor/in
Manfred Weitlauff -
Zitierweise
Weitlauff, Manfred, "Ludwig Anton" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 408-409 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118888536.html#ndbcontent