Lochner, Rudolf
- Lebensdaten
- 1895 – 1978
- Geburtsort
- Prag
- Sterbeort
- Lüneburg
- Beruf/Funktion
- Pädagoge ; Pädagoge ; Lehrer
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 118728660 | OGND | VIAF: 169927
- Namensvarianten
-
- Lochner, Rudolf
- Lochner, Rudolph
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Lochner, Rudolf
Pädagoge, * 3.9.1895 Prag, † 23.4.1978 Lüneburg. (katholisch)
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Genealogie
V Rudolf (1867–1934), Privatbeamter b. d. Ringhoffer-Eisenbahnwaggonwerken in P., S. d. Kaufm. Sebastian in P. u. d. Schauspielerin Josephine Reinhard;
M Marie, T d. Polizeibeamten Anton Poleschensky in P. u. d. Josephine Steiner;
⚭ Gablonz/Neisse 1926 Luise (* 1902), T d. Gustav Palme, Stadtkämmerer v. Gablonz, u. d. Clementine Wittinger;
4 S, u. a. →Reinhard (* 1927), Marineschriftsteller u. Dolmetscher in Hamburg, →Norbert (* 1928), Dr. rer pol., Beamter d. Europ. Parlaments in Luxemburg, Vf. v. Schrr. üb. Heimvolkshochschulen, →Burckhardt (* 1940), Vors. Richter am Verwaltungsgericht Hamburg. -
Biographie
L. studierte 1918-22 an der Deutschen Univ. Prag, wurde 1922 mit einer Arbeit über Grimmelshausen promoviert und habilitierte sich 1927 ebenda über „Deskriptive Pädagogik“. Seit 1929 Privatdozent in Prag, habilitierte er sich 1935 nochmals in Breslau. 1922/23 war L. Gymnasiallehrer in Karlsbad, 1923-24 hauptberuflicher Geschäftsführer des Deutschen Stadtbildungsausschusses in Reichenberg. 1934 erhielt er an der Hochschule für Lehrerbildung in Hirschberg eine Professur für Pädagogik und Grenzlandkunde, seit 1936 lehrte er auch in Breslau und Hirschberg. 1946 wurde L. an die Pädagogische Hochschule Celle berufen, 1952 an die Pädagogische Hochschule Lüneburg, wo er bis zu seiner Emeritierung 1963 lehrte.
Beeinflußt von der Jugendbewegung, wandte sich L. schon früh pädagogischen Problemen zu. Dabei dominierten zunächst Einflüsse der Tradition Otto Willmanns und der personalistischen Psychologie William Sterns. Unter dem Einfluß des Prager Genetikers Oskar Bail entwickelte L. den Gedanken, daß man die Erziehungswissenschaft nicht nur auf Philosophie und Psychologie, sondern auch auf naturwissenschaftliche Erkenntnisse gründen müsse. Dies erforderte die wissenschaftstheoretische Begründung einer empirischen Erziehungswissenschaft, der L. sein Lebenswerk widmete.
L. griff dabei Gedanken einer funktionalen Erziehungwissenschaft (E. Krieck) auf, die mit Hilfe der formalen Soziologie (L. v. Wiese, R. Vierkandt) zur „Deskriptiven Pädagogik“ (1927, Nachdr. 1967) entwickelt wurden. Er bezog sich dabei auch auf Max Webers Trennung von Werten und Tatsachen und konzipierte eine „wertfreie“, rein theoretische Erziehungswissenschaft, die von der praktischen Pädagogik unterschieden ist. Seine eigentliche Theorie der Erziehung ist strukturell angelegt, wobei ein handlungstheoretischer Grundzug zum Tragen kommt, mit dem das klassische Erzieher-Zögling-Modell neu formuliert werden kann. In seinen letzten Jahren wandte er sich Erkenntnissen der biologischen Anthropologie zu. Praktisch hat L. vor allem in der Erwachsenenbildung gearbeitet, in der er Konzepte einer Gemeinschaftserziehung vertrat, die im Zusammenhang mit der Sudetenfrage der 20er und 30er Jahre stehen und zur nationalen Identität der deutschen Minderheit im tschechischen Staat beitragen sollten.
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Werke
Weitere W u. a. Entfaltung d. Gemeinschaft, Eine Lehre v. d. Grundlagen u. Zielen d. Volksbildung, 1930;
Erziehungswiss., 1934;
Dt. Erzichungswiss., 1963;
Phänomene d. Erziehung, 1975;
zahlr. Aufsätze in Fachzss. -
Autobiogr. in: Päd. in Selbstdarst. III, 1978. | -
Nachlass
Nachlaß: in Fam.-bes. in Luxemburg.
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Literatur
W. Brezinka, Von d. Päd. z. Erziehungswiss., 1971;
H. Ruprecht, Die erfahrungswissenschaftl. Tradition d. Erziehungswiss., in: H. Thiersch u. a., Die Entwicklung d. Erziehungswiss., 1978;
Lex. d. Päd. III, 1954. -
Autor/in
Jürgen Oelkers -
Zitierweise
Oelkers, Jürgen, "Lochner, Rudolf" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 2 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118728660.html#ndbcontent