Stolz, Robert
- Lebensdaten
- 1880 – 1975
- Geburtsort
- Graz
- Sterbeort
- Berlin (West)
- Beruf/Funktion
- Komponist ; Dirigent ; Schriftsteller
- Konfession
- keine Angabe
- Normdaten
- GND: 118618652 | OGND | VIAF: 19867137
- Namensvarianten
-
- Stolz, Robert Elisabeth
- Bonelli, Gino
- Ostwig, Hans
- Stolz, Robert
- Stolz, Robert Elisabeth
- Bonelli, Gino
- Ostwig, Hans
- Stoltz, Robert
- Stolz, R.
Vernetzte Angebote
- LeMO - Lebendiges Museum Online [1998]
- * Neue Deutsche Biographie (NDB) [2013] Autor/in: Semrau, Eugen (2013)
- * Filmportal [2010-]
- * Österreichisches Musiklexikon online [2002-2006]
- * Bayerisches Musikerlexikon Online (BMLO) [2005-]
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- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
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-
Stolz, Robert Elisabeth (Pseudonym Gino Bonelli, Hans Ostwig)
Komponist, Dirigent, * 25. 8. 1880 Graz, † 27. 6. 1975 Berlin (West), ⚰ Wien, Zentralfriedhof, Ehrengrab. (katholisch)
-
Genealogie
V →Jakob (1832–1919, aus G., Dirigent, Komp., Schüler v. Simon Sechter u. Anton Bruckner, Kapellmeister am Grazer Stadttheater, Musikschuldir. in G. (s. Wurzbach; Hall-Renner);
M →Ida Bondy (1841–1903), aus G., Pianistin, Musiklehrerin in G.; 11 ältere Geschw (5 früh †) u. a. B →Leopold (1866–1957), Dirigent, →Max (Ps. Max Friedrich) (* 1868), Schausp., Schw Susanne (Susi) († 1933), Musiklehrerin, →Pauline Prochaska, Pianistin, Maria (Mizzi) (* 1870, ⚭ →Albin Lesky, Realschuldir., HR), Elisabeth Giurco (* 1873);
– ⚭ 1) 1904 ⚮ 1912 →Margarete Schweinburg, geb. Hirsch (Ps. Grete Holm) (* 1884, verschollen n. 5. 3. 1941 Ghetto Modliborzyce b. Lublin), aus Brünn, Sängerin (s. Kutsch-Riemens), 2) 1912 ⚮ 1919 Franziska (Franzi) Ressel, Chansonette, 3) Berlin 1926 ⚮ 1927 Margarete (Lilli) Egerer, geb. Karner (* 1899), aus Temesvar, 4) Wien 1932 →Josefa Maria (Josefine, Fini) Zernitz (1902–56), aus Brünn, Soubrette, 5) Reno (Nevada, USA) 1946 →Yvonne Louise (Einzi) Ulrich (eigtl. Bermann) (1912–2004, jüd.), aus Warschau, Präs. d. Internat. Robert-Stolz-Ges. (s. L);
1 Adoptiv-T aus 5) Clarissa Henry (* 1938), Schausp.;
N →Albin Lesky (1896–1981, o. Prof. d. klass. Philol. in Innsbruck u. W. (s. NDB 14). -
Biographie
Der musikalisch hochbegabte S. begann schon als Mittelschüler zu komponieren, ein ordnungsgemäßes Musikstudium ist allerdings nicht belegt. Nach Stationen als Opernkorrepetitor am Grazer Stadttheater, sowie als Kapellmeister in Marburg/Drau und am Stadttheater Salzburg (1902/03) wurde S. 1903 an das Dt. Theater in Brünn engagiert, wo er u. a. mit →Hubert Marischka (1882–1959) und →Maria Jeritza (1887–1982) arbeitete. 1905–10 wirkte S. als erster Kapellmeister am Theater an der Wien. Dort betreute er u. a. die Uraufführungsproben von Franz Léhars „Graf von Luxemburg“, Leo Falls „Dollarprinzessin“, Emmerich Kálmáns „Herbstmanöver“ und Oskar Straus’ „Der tapfere Soldat“. 1914–18 leistete er Kriegsdienst im Regiment der k. u. k. Hoch- und Deutschmeister. In dieser Periode entstanden bereits einige seiner bis heute noch gespielten Lieder und Schlager (u. a. Im Prater blüh’n wieder die Bäume, 1916).
Der Versuch, sich 1924 mit der „Robert StolzBühne“ in der Wiener Annagasse selbständig zu machen, scheiterte nach einigen Monaten und führte zum Konkurs. Auf der Flucht vor den Gläubigern ging S. nach Berlin, wo er rasch Fuß fassen und sich in den folgenden Jahren mit Operetten und Schlagern als einer der wichtigsten und produktivsten Komponisten von Unterhaltungsmusik etablieren konnte. Bekannte Interpreten, wie etwa Joseph Schmidt (1904–42), Leo Slezak (1873–1946) oder →Liane Haid (1895–2000), machten seine Musik populär; international bekannt wurde S. durch den Tonfilm (z. B. Zwei Herzen im Dreivierteltakt, 1930).
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten drohten S., der nach den Nürnberger Rassengesetzen als „Arier“ galt, Repressionen, da er an seinen jüd. Librettisten, v. a. an Robert Gilbert (eigtl. →David Robert Winterfeld, 1899–1978), festhielt. Daher übersiedelte S. 1936 von Berlin wieder nach Wien. Nach dem „Anschluß“ Österreichs verließ er 1938 aus Protest gegen die nationalsozialistische Rassenpolitik seine Heimat. Er emigrierte über Zürich nach Paris, wo er nach Ausbruch des 2. Weltkriegs als „feindlicher Ausländer“ interniert wurde. Dort lernte er seine spätere fünfte Gattin Yvonne Luise Ulrich kennen, die ihm die Ausreise in die USA ermöglichte. S. ging mit ihr gemeinsam nach New York, wo er auch die Kriegsjahre verbrachte. Nachdem er alle Angebote des NS-Regimes ausschlug, „in Ehren“ nach Deutschland zurückzukehren, wurde er im Aug. 1941 ausgebürgert und sein Vermögen beschlagnahmt.
In den USA war es S. nicht möglich, sich als Komponist – trotz zweier Nominierungen für den Filmmusik-Oscar – gegen die Broadway-Konkurrenz durchzusetzen, doch trat er als kongenialer Dirigent wienerischer Musik mit einer Serie von Open-Air-Konzerten und Operettenproduktionen auf.
1946 kehrte S. nach Wien zurück, konnte aber an seine früheren Erfolge nicht mehr anknüpfen. Was jetzt auf die Bühne kam, waren v. a. Bearbeitungen oder Neufassungen alter Werke. Seit 1952 begann S., die Musik für die legendäre „Wiener Eisrevue“ zu liefern und komponierte insgesamt 19 Eis-Operetten, für welche er zahlreiche seiner altbekannten Melodien verwendete. 1963 ermöglichte es ihm der damalige Wiener Opernchef Herbert v. Karajan, erstmals die traditionelle Silvester-Vorstellung der „Fledermaus“ in der Staatsoper zu leiten, die in der Folge zum festen Bestandteil des Wiener Musiklebens wurde. In diesen Jahren erhielt S. auch dank seiner Freundschaft mit dem Musikmanager Egmont (Monti) Lüftner (1931–2009) die Gelegenheit, repräsentative Wiener Operetten und zahlreiche eigene Werke auf Platten einzuspielen. Diese Aufnahmen dokumentieren den schwelgerischen und rubatoreichen Dirigierstil des Altmeisters. Im letzten Vierteljahrhundert seines Lebens bildeten sich um S. zahlreiche Legenden, für deren Entstehen hauptsächlich seine letzte Gattin und →Marcel Prawy (1911–2003) verantwortlich waren, die auch S.s Ruf als letzter Meister der Wiener Operette begründeten.
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Auszeichnungen
A u. a. Oscar-Nominierung (Kategorie Bester Song) f. d. Lied Waltzing in the Clouds aus Spring Parade (1941);
Oscar-Nominierung (Beste Musik) f. It Happened Tomorrow (1945);
österr. Prof. h. c. (1946);
Gr. BVK (1962);
Erstes Ehrenmitgl. d. Volksoper Wien (1964);
Ehrenringe d. Stadt Graz (1965), d. Landes Steiermark (1968), d. Bregenzer Festspiele (1969) u. d. GEMA (1970);
Filmband in Gold (1969);
Ehrenbürger d. Städte Wien (1970) u. Graz (1970);
Ehrenmedaille d. Stadt Jerusalem (1970);
Österr. Ehrenzeichen f. Wiss. u. Kunst (1975);
Gedenktafeln am Wohnhaus Robert-Stolz-Platz 1, Wien, u. an d. Paulsborner Straße 81, Berlin-Wilmersdorf;
– Internat. R. S.-Ges., Wien. -
Werke
etwa 90 Bühnenwerke, Musik zu etwa 40 Filmen u. etwa 800 Einzeltitel;
Bühnenwerke u. a. Das Glücksmädel, UA Raimundtheater Wien 1910;
Der Favorit, UA Berlin 1916;
Die Rosen der Madonna (Oper), UA Roland-Bühne Wien 1920;
Das Sperrsechserl, UA Komödienhaus Wien 1920;
Venus in Seide, UA Stadttheater Zürich 1932;
Mr. Strauss goes to Boston, UA Shubert Theatre, Boston 1945;
Ballade v. lieben Augustin, UA Wiener Festwochen 1953;
Trauminsel, UA Bregenzer Festspiele 1962;
– Filmmusik
u. a. Das Lied ist aus, 1930;
Mein Herz ruft nach dir, 1934;
Frühjahrsparade, 1934;
Ich liebe alle Frauen, 1935;
Herbstmanöver, 1936;
Zauber der Bohème, 1937;
It Happened Tomorrow, 1944/ 45;
1. April 2000, 1952;
Die Deutschmeister, 1955 (Remake v. Frühjahrsparade);
Im Prater blüh`n wieder die Bäume, 1958;
– Einzeltitel
u. a. Servus Du, 1911;
Wien wird schön erst b. Nacht, 1915;
Du sollst d. Kaiser meiner Seele sein, 1916 (aus der Operette Der Favorit;
Salome, 1919;
Adieu, mein kleiner Gardeoffz., 1930 (aus d. Film Das Lied ist aus);
Auch du wirst mich einmal betrügen, 1930 (aus d. Film Zwei Herzen im Dreivierteltakt);
Die ganze Welt ist himmelblau, 1930 (aus d. Singspiel Im weißen Rößl v. R. Benatzky);
Auf der Heide blüh`n die letzten Rosen, 1935 (aus d. Film Herbstmanöver). -
Literatur
G. Holm (Ps. f. Robert Weil), Im Dreivierteltakt durch d. Welt, 1948 (unseriös);
O. Herbrich, R. S., König d. Melodie, 1975;
F. Hertel, Das Phänomen R. S., Diss. Wien 1978;
R. S. u. Einzi Stolz, Servus Du, R. S. u. sein Jh. (nach Tonbandaufzeichnungen v. A. Bakshian), 1980 (Grundlage d. S.-Legenden);
| A. Láng, Melodie aus Wien, R. S. u. sein Werk, 1980;
St. Pflicht, R. S. Werkverz., 1981;
K. Eidam, R. S., Biogr. e. Phänomens, 1989;
E. Semrau, R. S., Sein Leben, seine Musik, 2002 (mit CD);
Rhdb. (P);
Munzinger;
Hist. Lex. Wien (P);
BHdE II;
CineGraph;
Lex. verfolgter Musiker u. Musikerinnen d. NS-Zeit, 2007–10 (Internet) -
Porträts
| Bronzebüste v. R. Friedl, 1980 (Wien, Stadtpark, R. S.-Denkmal);
Bronzeplakette (ebd., Prater, R. S.Denkmal). -
Autor/in
Eugen Semrau -
Zitierweise
Semrau, Eugen, "Stolz, Robert" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 435-437 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118618652.html#ndbcontent