Boltz, Valentin
- Lebensdaten
- erwähnt 1534, gestorben 1560
- Geburtsort
- Rufach (Elsass)
- Sterbeort
- Binzen (Baden)
- Beruf/Funktion
- Dramatiker ; evangelischer Geistlicher ; Theologe ; Künstler ; Pfarrer ; Schriftsteller
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 129669121 | OGND | VIAF: 62634539
- Namensvarianten
-
- Bolz, Valentin
- Boltz, Valentin
- Bolz, Valentin
- Boltz von Rufach, Valentin
- Boltz von Ruffach, Valentin
- Boltz von Ruffach, Valentinus
- Boltz, Valentinus
- Rufach, Valentin Boltz von
- Ruffach, Valentin Boltz von
- Ruffach, Valentinus Boltz von
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Boltz (Bolz), Valentin
evangelischer Geistlicher, Dramatiker und Übersetzer, * Rufach (Elsass), † 1560 Binzen (Baden).
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Genealogie
V Valentin, 1489 als Zunftmitglied in Rufach belegt; zweimal verheiratet und beide Male geschieden.
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Biographie
B. trat als Geistlicher 1534 in den Dienst Herzog Ulrichs von Württemberg, wurde 1539 Diakon in Tübingen, 1540 Prädikant in Schorndorf. Von 1542 an war er in der Schweiz tätig: 1542-44 als Pfarrer in Mollis (Glarus), 1544 bis 1546 in Schwanden (Glarus), dann in Laufen (Bistum Basel) und 1547-55 als Spitalprediger in Basel. 1555 ist er in Ungershausen bei Memmingen, 1559 in Binzen nachweisbar. Mit seinen volkstümlichen Predigten errang B. besonders die Gunst der untern Schichten. Er bekämpfte Laster und Sittenlosigkeit, zumal auch der obern Stände. Von seinen Dramen sind nur drei erhalten, rücksichtslose Sittenbilder von mehr kulturhistorischem als künstlerischem Wert. Sie wirkten durch derbe Satire und großen Aufwand. In seinen Übertragungen des Terenz und Seneca setzte sich B. in damals ungewohnter Weise für die Muttersprache ein. Er schrieb auch ein Buch über die Kunst, Farben herzustellen, das erste Werk dieser Art seit Erfindung des Buchdrucks.
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Werke
Schauspiele: Sant Pauls Bekehrung (gespielt In Basel 1546), Basel 1551;
Ölung Davidis, ebenda 1554;
Der Welt Spiegel, gespielt u. gedr. ebenda 1550, ²1551, m. Holzschnitten u. Melodien f. d. Chöre, Neudr. hrsg. v. A. Geszler (mit Einl.), in: Schweiz. Schauspiele d. 16. Jh. II, 1891;
Übersetzungen: Publii Terentii Aphri sechs verteutschte Comedien, o. O. 1539 (5 weitere Aufl., u. a. Tübingen 1540, 1567);
Senece Gesprächbüchlin (in Reimen), Basel 1552;
Farbbuch od. Illuminierbuch, ebenda 1549 (oft neu aufgelegt, z. T. m. abgeändertem Titel, letzte Aufl. 1672, dän. Übers. 1648). -
Literatur
ADB III;
J. Bächtold, Gesch. d. dt. Lit. in d. Schweiz, 1892, S. 341-47;
F. Mohr, Die Dramen d. V. B., Diss. Basel 1916 (L);
E. Ermatinger, Dichtung u. Geistesleben d. Schweiz, 1933, S. 201 f.;
Goedeke II, 1886, S. 275, 317, 337, 348;
HBLS II;
Kosch, Lit. Lex. I (W). -
Autor/in
Alfred Zäch -
Zitierweise
Zäch, Alfred, "Boltz, Valentin" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 435-436 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129669121.html#ndbcontent
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Boltz, Valentin
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Biographie
Boltz: Valentin B. von Ruffach im Oberelsaß, deutscher Dramatiker. Als Diaconus in Tübingen übersetzte er 1539 den Terenz für „die armen Schülerlein, so nit allwegen mögen interpretes haben“ in deutsche Prosa und weist die Meinung zurück, daß ein Kirchendiener sich nicht mit dergleichen abgeben dürfe. Als beliebter Spitalprediger zu Basel ließ er 1546 Pauli Bekehrung aufführen, worin alte und neue Lehre, Pfaffen und Christus sich wie in der Reformationszeit gegenüberstehen: 1550 den Weltspiegel, eine Satire auf alle Stände welche nebenbei für die Erneuerung der eidgenössischen Bünde plaidirt; 1554 die Oelung Davids, worin der Kampf mit Goliath aus der Monomachia Rodolphi Gualtheri Tigurini entnommen war. B. läßt gerne große Massen agiren, aber ihre höchst einfache Gliederung erinnert an die ältesten Baseler Spiele. Die Composition ist lose, zerstückt, manchmal sogar widerspruchsvoll: doch bewährt er im einzelnen entschiedene Gestaltungskraft. Seine Stärke ist die Satire, er übte sie auf der Kanzel wie auf der Bühne, er ist ein geistiger Nachkomme Kaisersberg's. Außer Drama und Predigt verstand B. aber auch die Technik der Malerei: sein Illuminirbuch 1549 lehrt die Farbenbereitung. Weller, Schweiz. Volkstheater 29. 287, (Gottsched) Beiträge zur crit. Hist. III. 578. Nöth. Vorrath I. 80. Degen, Uebersetz. Rö. II. 460.
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Autor/in
W. Scherer. -
Zitierweise
Scherer, Wilhelm, "Boltz, Valentin" in: Allgemeine Deutsche Biographie 3 (1876), S. 114 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129669121.html#adbcontent