Aichel, Johann Santin der Jüngere
- Lebensdaten
- 1667 – 1723
- Geburtsort
- Prag
- Sterbeort
- Prag
- Beruf/Funktion
- Baumeister ; Architekt
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 119030837 | OGND | VIAF: 95763022
- Namensvarianten
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- Eichel, Johann Santin der Jüngere
- Aichl, Johann Santin der Jüngere
- Auchel, Johann Santin der Jüngere
- Euchel, Johann Santin der Jüngere
- Santini, Johann Santin der Jüngere
- Aichel, Johann Santin der Jüngere
- Eichel, Johann Santin der Jüngere
- Aichl, Johann Santin der Jüngere
- Auchel, Johann Santin der Jüngere
- Euchel, Johann Santin der Jüngere
- Santini, Johann Santin der Jüngere
- Santini, Giovanni
- Aichel, Johann Santin
- Aichel, Johann Santin der Jüngere
- Aichl, Johann Santin der Jüngere
- Auchel, Johann Santin der Jüngere
- Blažej Santini, Jan
- Eichel, Johann Santin der Jüngere
- Euchel, Johann Santin der Jüngere
- Santin Aichel, Johann
- Santini Aichel, Johann Blasius
- Santini, Johann Santin der Jüngere
- Santini-Aichl, Jan Blažej
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Aichel, Johann Santin der Jüngere
Baumeister, * 1667 Prag, † 7.12.1723 Prag. (katholisch)
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Genealogie
Aus einem aus Oberitalien eingewanderten Steinmetzgeschlecht (Santini, Aichl, Eichel, Auchel, Euchel).
V Johann Santin der Ältere (Santini). -
Biographie
A. ist der Begründer der österreichischen „Barockgotik“. Seine Ausbildung als Maler und Architekt erhielt er in Italien, und es ist anzunehmen, daß er sich mit den Werken F. Borominis vertraut gemacht hat, der ebenfalls in manchen Bauformen auf die Spätgotik zurückgreift. Wohl in Anlehnung an diese Formenwelt gelangt A. zu den eigentümlichen Abwandlungen spätgotischer Vorbilder, die in Böhmen noch durch die Arbeiten des Benedikt Ried bereichert wurden. Studienreisen nach England und Holland vervollständigten seine Ausbildung und erweiterten seinen Gesichtskreis. Über seine Tätigkeit als Maler im Sinne etwa der Asam läßt sich nach J. Morper nichts ermitteln. Einige erhaltene Zeichnungen weisen mehr in die Richtung der Architekturmalerei. Frühwerke von A. kennen wir nicht. Erst als fertiger Meister tritt er in unseren Gesichtskreis. Fast immer sind seine barocken Kirchen Zentralbauten mit innen konvex, außen konkav geschwungenen Mauern und einer weitgehenden Reduzierung der körperlichen Werte der Wand. Das Stütze-Last-System der Säulenordnung wird zugunsten wanddekorierender Gestaltung aufgegeben und eine Auflösung und Verfeinerung, wie sie die Spätbarockarchitektur erstrebte, erreicht (Kapellen in Plass 1698 und Mlatz 1708–10, Chor der Prokopkirche in Chotaun um 1705). Diese Bauten haben zusammen mit denen von Chr. Dientzenhofer in ihrer Zartheit der Wandformen vorbildlich auf die Entwicklung des böhmisch-mährischen Barocks und darüber hinaus bis nach Sachsen, Bayern und Franken gewirkt. Außer diesen vieleckigen Zentralräumen liebte A. Übereckformen mit ihren mannigfachen und bei jedem Schritt wechselnden Aussichten. Im Anschluß an die Wiener Peterskirche des L. von Hildebrandt baute er in Jungfern-Breschan bei Prag 1705 die erste Kirche Böhmens mit über Eck gestellten Türmen. Auch das Schaffen J. B. Fischer von Erlachs hat A. stark beeindruckt und angeregt. Seine besondere Vorliebe galt aber der „Barockgotik“, die in dem Umbau der Kirche zu Kladrau bei Pilsen 1717-26 und der Johanneskapelle auf dem grünen Berg in Saar (Mähren) 1719-22 ihren Höhepunkt fand. A. ist in diesen Bauten ein genialer Gestalter aller bis ins Kleinste eigenschöpferischen Formen und übernimmt nicht sklavisch wie später das 19. Jahrhundert die Stilelemente einer anderen Epoche. A. erfindet völlig neue Zierformen, die aus einer ganz persönlichen Auseinandersetzung mit der Spätgotik resultieren, und ein Einbinden in die eigene barocke Stilsphäre ermöglichten. Diese barockgotische Bauweise A.s ist in seiner Zeit eine einmalige Erscheinung geblieben. Mit seinen barocken Baugedanken hat er wesentlich auf den jüngeren Freund K. Dientzenhofer weitergewirkt.
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Werke
Weitere W Westfassade d. Zisterzienser Klosterkirche in Sedletz, 1703;
Kirche in Mariensteinitz, 1711–23;
Kirche in Tscheliv, 1717–20;
Kirche in Seelau, 1712;
Propstei des Klosters Freudenthal, 1714;
Palais Kolowrat-Thun in Prag, 1716;
Benediktinerkirche Raigern/Mähren, 1721;
ehem. Zisterzienserkloster in Königsaal b. Prag, 1721. -
Literatur
J. Hlavka, Topographie Böhmens XIV, 1901, XV, 1902;
K. M. Swoboda, Prag, Dt. Lande, dt. Kunst, 1941;
H. G. Franz, Die Kirchenbauten d. Ch. Dientzenhofer, in: Btrr. zur Gesch. d. Kunst im Sudeten- u. Karpathenraum V, 1942;
ders., Die dt. Barockbaukunst Mährens, 1943;
ders., Die Klosterkirche Banz u. d. Kirchen B. Neumanns in ihrem Verhältnis z. böhm. Barockbaukunst, in: Ztschr. f. Kunstwiss. I, 1947, S. 54 ff.;
ders., Gotik Barock im Werk d. J. S. A., in: Wiener Jb. f. Kunst-gesch., Bd. 14, 1950, S. 65-130;
D. Frey, Englisches Wesen in d. bildenden Kunst, 1943;
H. W. Hegemann, Die dt. Barockbaukunst Böhmens, 1943;
ThB (unter Aichl u. Santini). -
Autor/in
Margarete Braun-Ronsdorf -
Zitierweise
Braun-Ronsdorf, Margarete, "Aichel, Johann Santin der Jüngere" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 115-116 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119030837.html#ndbcontent