Lewinsky, Josef
- Lebensdaten
- 1835 – 1907
- Geburtsort
- Wien
- Sterbeort
- Wien
- Beruf/Funktion
- Schauspieler ; Regisseur ; Sänger
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 116972130 | OGND | VIAF: 30301238
- Namensvarianten
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- Lewinsky, Josef
- Lewinski, Josef
- Lewinsky, Jos.
- Lewinsky, Josef Karl
- Lewinsky, Joseph
- Lewinski, Joseph
- Lewinsky, Josef Carl
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Lewinsky, Josef
Schauspieler, * 20.9.1835 Wien, † 27.2.1907 Wien. (katholisch)
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Genealogie
V →Josef (1799–1852), Kürschnermeister in W., S d. Kürschnermeisters Jan in Přelouč u. d. Dorothea Kalivoda;
M Theresia (1805–67), T d. Mil.-chirurgen Balthasar Stadler in Mannersdorf (Nd.-österreich);
⚭ 1) Wien 1869 (⚮ 1874) Minna (1826–1907), T d. Hofgärtners →Ludwig Lauterer († 1855), 2) Preßburg 1875 →Olga (1853–1935), Burgschauspielerin (s. ÖBL), T d. Beamten Precheisen;
1 S, 1 T aus 2). -
Biographie
Nach dem Tod seines Vater brach L. 1852 den Schulbesuch (5 Jahre Schottengymnasium und 1 Jahr Polytechnikum) ab, um bei W. Just Schauspielunterricht zu nehmen. Seinen Lebensunterhalt verdiente er als Statist an den Vorstadttheatern und am Burgtheater. Im Nov. 1854 erhielt er am Theater an der Wien sein erstes Engagement, aus dem er bereits im Juli 1855 als talentlos entlassen wurde. Es folgten das Stadttheater in Troppau und die Sommerarena in Bielitz und Biala. In Brünn spielte er im Febr. 1858 erstmals den Franz Moor. →Heinrich Laube verpflichtete ihn an das Burgtheater, wo sein erstes Auftreten am 4.5.1858 als Franz Moor ein durchschlagender Erfolg wurde, den seine Leistung als Carlos („Clavigo“) und Wurm noch verstärkte. Binnen kürzester Zeit zählte L. zu den gefeiertsten Schauspielern Wiens. 1865 wurde er zum Hofschauspieler und 1872 zum „wirklichen“ Regisseur – zuständig für die Tragödie – ernannt. Am 6.5.1906 verabschiedete er sich mit der Rolle des Bischofs von Bamberg („Götz von Berlichingen“) von der Bühne. Während seiner 48jährigen Zugehörigkeit zum Burgtheater spielte L. über 300 Rollen. Der Bogen spannte sich dabei von den Intriganten und Bösewichtern, wie Franz Moor, Carlos, Jago, Richard III., Muley Hassan („Die Verschwörung des Fiesco zu Genua“) und Zanga („Der Traum ein Leben“), über die großen Charakterrollen, wie Shylock, Nathan, Rudolf II., Meister Anton („Maria Magdalena“) und Cardillac („Fräulein von Scudery“ von →Otto Ludwig), zu den wichtigen Episodenrollen seiner Altersjahre. Mit eingeschlossen waren aber auch das Volksstück mit Weiler in Otto Ludwigs „Erbförster“, Wurzelsepp in „Der Pfarrer von Kirchfeld“ und Matthias Ferner in „Der Meineidbauer“, beide von →Ludwig Anzengruber, und der Bereich der Komik, den L. sich erst mit zunehmender Reife erschloß, darunter Argan in „Der eingebildete Kranke“ und Harpagon in „Der Geizige“. Obwohl durch seine kleine, zarte Gestalt mit imposantem Kopf und dunkelblonder Haarmähne nicht für den Schauspielberuf prädestiniert, verkörperte L. mit leidenschaftlichem Spieltemperament und ungeheuer ausdrucksfähiger Stimme mitreißende Bühnengestalten. Er deutete die Rollen als Charaktere im Sinne seiner Zeit, wobei sein psychologisch-realistisches Spiel stets ideell überhöht war. Seine Darstellungs- und Sprechkunst wirkten revolutionär. Obwohl er Wegbereiter der modernen Schauspielkunst der Jahrhundertwende war, erstarrte sein Spiel zuletzt in einer gewissen Formelhaftigkeit.
Herausragend war L. auch als Rezitator. Zu seinem 112 Autoren umfassenden Programm zählten die Sonette Shakespeares, Homers Odyssee, Goethes Hermann und Dorothea, deutsche Barocklyrik, aber auch wenig bekannte zeitgenössische Autoren. Er gastierte als Schauspieler – oft gemeinsam mit seiner Frau Olga – und als Rezitator im gesamten deutschsprachigen Raum, 1898 auch in Moskau und Petersburg. L., der in persönlichem Kontakt mit →Betty Paoli, →Otto Ludwig, →Franz Grillparzer, →Friedrich Hebbel u. a. stand, war nicht nur eine der prominentesten, sondern auch eine der gebildetsten Theaterpersönlichkeiten seiner Zeit. Er schrieb selbst die Einführungen für seine Vortragsabende und veröffentlichte zahlreiche theoretische Aufsätze zur Dicht- und Schauspielkunst.
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Werke
Eine Selbstbiogr., in: Die dt. Schaubühne 2, H. 11, 1861;
Kl. Schrr. dramaturg. u. theatergeschichtl. Inhalts, hrsg. v. Olga Lewinsky, in: Schrr. d. Ges. f. Theatergesch. 14, 1910. | -
Nachlass
Nachlaß: Stadtbibl. Wien.
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Literatur
H. Richter, J. L., 50 J. Wiener Kunst u. Kultur, 1926 (P);
H. K. Schmidt, J. L. (1835-1907), Diss. Wien 1968 (L, P);
Dt. Bühnen-Alm., 1884, S. 121-26;
J. Minor, J. L., in: Neuer Theater Alm. 1899, S. 61-72;
H. Laube, Das Burgtheater, 1891, S. 307 ff.;
P. Schlenther, Die Taten d. Meisters J. L. im k. k. Hofburgtheater, 1898;
J. Bab u. W. Handl, in: Dt. Schauspieler, 1908;
Wurzbach 15;
Eisenberg;
BJ XII;
Kosch, Theater-Lex.;
ÖBL. -
Porträts
Gem. (als Franz Moor) v. G. Gaul, 1874 (Wien, Ehrengal. d. Burgtheaters);
Gem. (als Carlos) v. G. Klimt, 1895 (Wien, Österr. Gal.);
zahlr. Phot. (Wien, Bildarchiv d. Nat.-bibl.). -
Autor/in
Edith Marktl -
Zitierweise
Marktl, Edith, "Lewinsky, Josef" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 416-417 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116972130.html#ndbcontent