Le Seur, Paul
- Lebensdaten
- 1877 – 1963
- Geburtsort
- Berlin
- Sterbeort
- Potsdam
- Beruf/Funktion
- evangelischer Pfarrer ; Evangelischer Theologe
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 118727753 | OGND | VIAF: 42633036
- Namensvarianten
-
- Le Seur, Paul
- LeSeur, Paul
- Seur, Paul le
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Le Seur, Paul
evangelischer Pfarrer, * 15.7.1877 Berlin, † 13.3.1963 Potsdam.
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Genealogie
⚭ 1906 Clara (1887–1949), T d. →Wilhelm van Randenborgh (* 1851), Pastor, seit 1903 Konsistorialrat in Posen, u. d. Klara Blomeyer; kinderlos.
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Biographie
L. studierte in Berlin ev. Theologie. Seit 1896 wirkte er, angeregt von Eberhard v. Rothkirch, engagiert im „Christlichen Verein Junger Männer“ (CVJM). Nach einem Jahr am Predigerseminar in Naumburg am Queiß und einer Zwischentätigkeit als Hauslehrer in Mecklenburg sowie als Vikar in Posen berief ihn Adolf Stoecker 1905 als Missionsinspektor der Berliner Stadtmission. Er wurde schließlich Stoeckers Nachfolger als Pastor an der Stadtmissionskirche und blieb in diesem Amt bis 1925. Wie Stoecker vermochte auch L., eine große Gemeinde, in der es nicht an Angehörigen des Adels, der Generalität und an hohen Beamten mangelte, dauernd um sich zu versammeln. 1914-18 war er Garnisonspfarrer in Brüssel. Seine Äußerungen zum Krieg waren wie die vieler anderer zwiespältig: Während er einerseits auf die Frevelhaftigkeit des Krieges hinwies und dazu aufforderte, auch im Feind den von Gott geliebten Mitmenschen zu sehen, sah er andererseits in den durch den Krieg hervorgebrachten Leiden eine Chance für die Nation, ein „großer Organismus“ zu werden. L.s besondere Begabung als Jugendseelsorger erwies sich, als er im CVJM Berlin-Süd, der durch ihn gegründet worden war und nach dem Vereinsblatt „Freie Jugend“ hieß, Diskussionsabende veranstaltete, durch die er auch die der Kirche entfremdete sozialistische und kommunistische Jugend erreichte. Wie Stoecker vertrat er einen „biblischchristlichen Sozialismus im Sinne der Bergpredigt“. – Weltweite Beziehungen gewann L. durch den Amerikaner John Mott, den Präsidenten des Christlichen Studentenweltbundes, der Weltmissionskonferenz und des Weltbundes der Christlichen Vereine Junger Männer, der ihn zu internationalen Konferenzen hinzuzog. Vortragsreisen führten L. während seiner Berliner Zeit durch ganz Europa und Nordamerika. Durch die Vermittlung des Erzbischofs von Uppsala, Söderblom, mit dem er befreundet war, wurde L. 1925 Leiter der neuen ev. Jugendhochschule Hainstein b. Eisenach. Im Herbst 1933 erwirkte er seine Entlassung, da es seiner Meinung nach der bevorstehende Arbeitsdienst unwahrscheinlich machte, daß junge Männer weiterhin an den Veranstaltungen teilnehmen könnten. Nach anfänglicher Offenheit für das 3. Reich hielt er sich kirchenpolitisch zurück. Er wirkte als freier Evangelist, der mit seinen Vortragsreisen in deutschen Großstädten viele Zuhörer anzog. Nach 1945 lebte er zurückgezogen bei Potsdam. – D. theol. (Greifswald).
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Werke
u. a. Herrscher, herrsche, 1911, ²1924;
Der Sozialismus Jesu, 1914 (Vortrag). -
Kriegspredigten: Der Krieg, in: Der Hochweg 1, 1913/14, 2, 1914/15;
Frohbotschaft in Feindesland, 1915;
Die Seligpreisungen im Kriege, in: Die Furche 5, 1915, S. 230 ff.;
Dtld. im Haß d. Völker, 1916;
Vom werdenden Dtld., 1916. -
Die Anklage gegen d. Christen, 1925;
A. Stoecker, d. Prophet d. 3. Reiches, 1933;
Heldische Lebensgestaltung u. d. christl. Botschaft, 1934;
Das Ziel d. Weltgesch. u. unsere völk. Pflicht, 1934;
Nach d. Sterben, ³1950;
Aus meines Lebens Bilderbuch, 1955 (P). - Hrsg.: Der Hochweg, Ein Mbl. f. Leben u. Wirken, 1913-33. -
Literatur
W. Pressel, Die Kriegspredigt 1914-18 in d. ev. Kirche Dtld.s, 1967;
RGG³. -
Autor/in
Erich Beyreuther -
Zitierweise
Beyreuther, Erich, "Le Seur, Paul" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 327-328 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118727753.html#ndbcontent