Lehmann, Marcus
- Lebensdaten
- 1831 – 1890
- Geburtsort
- Verden
- Sterbeort
- Mainz
- Beruf/Funktion
- Rabbiner ; Schriftsteller
- Konfession
- jüdisch
- Normdaten
- GND: 128979178 | OGND | VIAF: 76318785
- Namensvarianten
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- Lehmann, Meir
- Lehmann, Marcus
- Lehmann, Meir
- Lehman, M.
- Lehman, Majer
- Lehman, Marcus
- Lehman, Meir
- Lehman, Meʾir
- Lehmann, M.
- Lehmann, Markus
- Lehmann, Meir Markus
- Lehmann, Meyer
- Lehmann, Meʾir
- Leman, Markus
- Leyhman, M.
- Lēhman, M.
- ליהמן, מ.
- לעהמאן, מאיר
- לעהמאנן, מאיר
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Lehmann, Marcus (Meir)
Rabbiner, Schriftsteller, * 29.12.1831 Verden, † 14.4.1890 Mainz. (israelitisch)
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Genealogie
V Ascher Laemle Weldt gen. L. (1769-1858), Talmudgelehrter aus Zeckendorf b. Bamberg, dann in Verden;
M Röschen Susmann;
⚭ Mainz Therese, T d. Mainzer Kaufm. →Samuel Bondi (1794–1877), d. ebenso wie d. Dresdener →Fam.zweig v. Isaak († 1713) aus Prag abstammt;
K, u. a. →Oscar (1858–1928), Journalist, gab d. hinterlassenen Schrr. L.s heraus, leitete seit 1890 einige Jahre lang den „Israelit“ (s. Enc. Jud. X), →Jon (s. 2);
E →Julian (1886–1943), Chefredakteur d. Israelit. Fam.blattes;
N →Jonas Bondi (1816–96), L.s Nachfolger als Rabbiner in M. -
Biographie
L. war Schüler von →Israel Hildesheimer in Halberstadt und →Salomon Rapoport in Prag. Hier schloß er Freundschaft mit →Salomon Kohn, der sein schriftstellerisches Schaffen entscheidend beeinflußte. In Berlin, Prag und Halle studierte er Philosophie und Philologie (1854 Dr. phil.). Als →Joseph Aub (1805–80) 1853 bei der Einweihung der neuen Synagoge in Mainz die deutsche Predigt und die Orgelmusik einführte, gründeten die strenggläubigen Gemeindemitglieder unter Führung von Jonathan Mayer, Samuel Bondi, M. Teblée und Jakob Levy die „Israelit. Religionsgesellschaft“, die ca. 150 von insgesamt 2 600 Mainzer Juden umfaßte. Vorbild war die Abspaltung der orthodoxen Juden in Frankfurt a. M. zwei Jahre zuvor unter →Samson Raphael Hirsch. Die Religionsgesellschaft berief 1854 L., der sich als Anhänger Hildesheimers empfahl, zu ihrem Rabbiner. 1856 bezog man eine eigene Synagoge in der Margarethengasse, die 1879 umgebaut und erweitert wurde; 1945 fiel sie den Bomben zum Opfer. Bis 1876 verblieb die orthodoxe Gemeinde – gemäß dem preuß. Gesetz zur Regelung der Trennung von Religionsgemeinschaften vom 23.7.1847 – bei der jüd. Gesamtgemeinde. Die endgültige Trennung wurde erst durch das Gesetz vom 28.7.1876 möglich, das dem Einsatz Ed. Laskers sowie der jahrelangen publizistischen Vorarbeit von L., Hirsch und Hildesheimer zu verdanken war. Gleich nach seiner Berufung nach Mainz gründete L. eine Religionsschule, die 1869 zu einer allgemeinen Elementarschule ausgebaut und damals von 52 jüd., 48 kath. und 4 ev. Knaben besucht wurde; 1933 wurde sie aufgehoben. Als Gegengewicht zu Ludwig Philippsons „Allg. Zeitung des Judentums“ gründete er 1860 die Wochenschrift „Der Israelit“, die bis zu ihrem Verbot im Nov. 1938 das Organ der jüd. Orthodoxie im deutschsprachigen Raum war. Sie wurde 1890 von L.s Sohn Oscar weitergeführt, dann von Jakob Bondi und Julius Lorsch, bis →Jakob Rosenheim (1870–1965) sie 1906 nach Frankfurt a. M. holte und fortan ihren Kurs bestimmte. 1871-79 erschien auch eine hebräische, 1873-79 eine jiddische Ausgabe. 1870-82 war mit dem „Israelit“ Hirschs Monatsschrift „Jeschurun“ verbunden. L. veröffentlichte im „Israelit“ zahlreiche Romane und Erzählungen aus dem jüd. Milieu und der jüd. Geschichte. Sie erfreuten sich großer Beliebtheit und erschienen z. T. später in Buchform in den Sammlungen „Aus Vergangenheit und Gegenwart“ (6 Bde., 1872–88), „Lehmanns jüd. Volksbücherei“ (1902 ff.) und „Lehmanns jüd. Hausbücherei“ (1925) und wurden ins Hebräische, Jüd.-Arabische sowie in andere Sprachen übersetzt. Die Romane und Erzählungen sind weniger von literarischer als von religiös-erzieherischer Bedeutung. Auf wissenschaftlichem Gebiet machte sich L. einen Namen durch die Übersetzung und Erklärung der „Sprüche der Väter“ (3 Bde., 1921–23), der „Hagadah schel Pessach“ (1906, ⁵1926, Nachdr. 1962, engl. 1969) und des Pentateuch (1873, ⁶1913).
L. gehörte mit Hirsch und Hildesheimer zu den Führern des orthodoxen Judentums in Deutschland, neigte aber – ähnlich wie Rapoport und →Seligmann Baer Bamberger (1807–78) – dazu, einen Mittelweg zwischen Reformern und Orthodoxen zu beschreiten, was ihm von Hildesheimer als „Zwitterstellung“ angekreidet wurde.
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Werke
Weitere W u. a. Die Orgel in d. Synagoge v. Mainz, 1862;
Die Abschaffung d. Kol Nidre u. Herr Dr. Aub in Mainz, 1863;
Meir Natib, 1874;
Akiba, Hist. Erz. aus d. Zeit d. letzten Kämpfe d. Juden gegen d. röm. Weltmacht, ²1920;
Rabbi Joselmann v. Rosheim, Hist. Erz. aus d. Zeit d. Ref., 2 Bde., 1925. -
Literatur
Jon Lehmann (S), M. L., 1910;
J. Bondi, Der „Israelit“ u. s. Begründer, in: Der Israelit v. 6.1.1910;
S. Levi (Hrsg.), Magenza, 1927 (P);
H. Schwab, The Hist. of Orthodox Jewry in Germany, 1950;
I. Hildesheimer, Briefe, hrsg. v. M. Eliav, 1965;
P. Arnsberg, Die jüd. Gemeinden in Hessen, Bilder-Dokumente, 3 Bde., 1971 ff. (P);
E. L. Rapp, Chronik d. Mainzer Juden, Die Mainzer Grabdenkmalstätten, 1977;
Brümmer;
Enc. Jud. X, 1934;
Enc. Jud. X, 1971 (P). -
Autor/in
Franz Menges -
Zitierweise
Menges, Franz, "Lehmann, Marcus" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 73 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd128979178.html#ndbcontent