Langenbruch, Wilhelm
- Lebensdaten
- 1860 – 1932
- Geburtsort
- Aplerbeck bei Dortmund
- Sterbeort
- Berlin
- Beruf/Funktion
- Graphologe ; gerichtlicher Schriftexperte
- Konfession
- lutherisch
- Normdaten
- GND: 116707097 | OGND | VIAF: 62307274
- Namensvarianten
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- Langenbruch, Wilhelm
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Langenbruch, Wilhelm
Graphologe, gerichtlicher Schriftexperte, * 23.12.1860 Aplerbeck bei Dortmund, † 8.1.1932 Berlin. (lutherisch)
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Genealogie
V Friedrich (* 1833), Bergmann, Schichtmeister, aus Unna;
M Caroline Rhode (* 1842) aus Recklinghausen;
⚭ d Bonn 1888 Julia (1860–1925), T d. Kaufm. Geldermann;
1 S →Hans (1889–1964), Graphologe. -
Biographie
Nach dem Besuch der Höheren Bürgerschule in Unna ging L. nach Bonn in eine kaufmännische Lehre und war anschließend als Buchhalter tätig. Daneben versuchte er sich mit Erfolg in handwerklichen Tätigkeiten wie Schlosserei, Klempnerei, Tischlerei, Uhrmacherei und machte verschiedene Erfindungen.
1881 wurde L. auf die in ihren Anfängen steckende Graphologie aufmerksam. Er machte sich mit der damals maßgeblichen Fachliteratur (Michon; Crépieux-Jamin) vertraut und fand in Eugen Schwiedland einen graphologischen Lehrer und Förderer. Durch diesen trat er in Verbindung mit „Schorers Familienblatt“, in dem er bald den „Graphologischen Briefkasten“ übernahm. Auf Drängen des Herausgebers Schorer siedelte er 1891 nach Berlin über, trat in die Redaktion des Blattes ein, eröffnete eine photographische Kunstanstalt und gemeinsam mit Schorer ein „Graphologisches Bureau“, das er nach Einstellung der Zeitschrift selbständig weiterführte. Nach Aufsätzen und Abhandlungen veröffentlichte er 1895 mit den „Graphologischen Studien“ sein erstes Buch; 1911 folgte seine „Praktische Menschenkenntnis auf Grund der Handschrift“ mit einem „Autographen-Album bedeutender und interessanter Persönlichkeiten“. L.s Publikationen fallen durch gediegenes Wissen, besonnenes Urteil und Praxisnähe auf.
Daß der Physiologe Wilhelm Preyer und der Philosoph →Ludwig Klages sich zur wissenschaftlichen Beschäftigung mit der Graphologie entschlossen, ist überzeugenden Gutachten zu verdanken, die L. von ihren Handschriften angefertigt hatte.
Wichtig war L.s Wirken für die Reform der gerichtlichen Schriftexpertise. Diese lag in den Händen von Kalligraphen, Schreib- und Zeichenlehrern und hatte viele Fehldiagnosen aufzuweisen. Erst L. hat die Voraussetzungen entwickelt, auf denen eine zuverlässige Schriftexpertise möglich ist. Er hat für den Schriftsachverständigen eine graphologische Vorbildung gefordert und wurde selbst 1892 als erster Graphologe beim Landgericht I Berlin als Schriftexperte vereidigt. Als Veröffentlichungen auf diesem Gebiet sind seine Aufsätze „Die Handschrift vor Gericht“ (1893 in „Schorers Familienblatt“) und „Über Schriftvergleichung“ (1894 in der „Zukunft“) zu nennen. Seit April 1895 gab L. gemeinsam mit Erlenmeyer und Preyer „Die Handschrift, Blätter für wissenschaftliche Schriftkunde und Graphologie“ heraus. Hier veröffentlichte er eine Artikelserie „Die gerichtliche Schriftvergleichung und ihre Reformierung“. Er blieb bis zu seinem Tode in Berlin als Schriftexperte und Graphologe tätig und hat in seinem Sohn Hans auf beiden Gebieten seinen tüchtigen Nachfolger gefunden.
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Werke
Weitere W u. a. Grapholog. Stud., 1895;
Prakt. Menschenkenntnis auf Grund d. Handschrift, Zugleich e. Autographen-Album bedeutender u. interessanter Persönlichkeiten, 1911, ³1929. -
Hrsg. (mit A. Erlenmeyer u. W. Preyer): Die Handschrift, Bll. f. wiss. Schriftkde. u. Graphol. -
Literatur
W. Preyer, Handschrift u. Charakter, Zur Physiol. u. Psychol. d. Schreibens, in: Dt. Rdsch. 20, 1894, Bd. 79, S. 262-94;
H. H. Busse, Die Graphol., e. werdende Wiss., 1895;
I. v. Ungern-Sternberg, Nietzsche im Spiegelbilde s. Schrift, 1902;
Das geistige Berlin, hrsg. v. R. Wrede u. H. Reinfels, I, 1897, S. 276-78 (autobiogr. Angaben L.s);
H. E. Schröder, in: Zs. f. Menschenkde. 46, 1982, S. 285-93. -
Eigene Archivstud. -
Porträts
Gem. v. A. L. Ratzka (in Fam.bes.);
Selbst-P (ebd.). -
Autor/in
Hans Eggert Schröder -
Zitierweise
Schröder, Hans Eggert, "Langenbruch, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 585-586 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116707097.html#ndbcontent