Landmann, Ludwig
- Lebensdaten
- 1868 – 1945
- Geburtsort
- Mannheim
- Sterbeort
- Voorburg bei Den Haag (Niederlande)
- Beruf/Funktion
- Oberbürgermeister von Frankfurt am Main ; Kommunalpolitiker ; Politiker
- Konfession
- mehrkonfessionell
- Normdaten
- GND: 116677619 | OGND | VIAF: 13064527
- Namensvarianten
-
- Landmann, Ludwig
Vernetzte Angebote
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Landmann, Ludwig
Kommunalpolitiker, Oberbürgermeister von Frankfurt am Main, * 18.5.1868 Mannheim, † 5.3.1945 Voorburg bei Den Haag (Niederlande). (israelitisch, seit 1917 konfessionslos).
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Genealogie
V →Moritz (1836–1916), Handelsmann In Schifferstadt, seit 1867 Tabakgroßhändler in M., S d. Isaak (* 1801), Handelsjude in Schifferstadt, u. d. Eva Margarethe Loeb;
M Rosa (1843–1915), T d. Lazarus Kaufmann (1815–85), Bäckermeister aus Leutershausen/Bergstraße, u. d. Jette Wetterhahn;
⚭ 1) München 1910 Elisabeth (1877–1925), T d. jüd. Zahnarztes Georg Dentz in Amsterdam u. d. Emma Mermann, 2) Frankfurt 1927 Christiane (1881–1960), T d. Finanzamtdir. Allard Merens in Haarlem/Holland u. d. Christiana Jacoba Joh. Schepel. -
Biographie
L. ging zum Studium der Jurisprudenz (1886–90) nach München, Berlin und Heidelberg. Bleibende Eindrücke empfing er von Otto Gierke und von verschiedenen Vertretern der historischen Schule der Nationalökonomie. Die aus der deutschrechtlichen Interpretation des Genossenschaftsgedankens gewonnene Lehre von der ursprünglichen Wesensgleichheit aller Gebietskörperschaften gehörte später ebenso zu seinen politischen Grundüberzeugungen wie die Skepsis gegenüber der Konkurrenz als einzigem Regulativ der privatkapitalistischen Wirtschaftsordnung und die Bereitschaft zu einem gemeinwirtschaftlichen Interventionismus. Parteipolitisch schloß er sich, ohne indessen stärker hervorzutreten, dem Nationalsozialen Verein Friedrich Naumanns an. Als juristischer Hilfsarbeiter des Mannheimer Oberbürgermeisters →Otto Beck und seit 1898 als Stadtsyndikus wirkte er mit an der planmäßigen Umwandlung der Handelsstadt in ein Zentrum der Industrie. Der Sinn für gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge führte ihn als einen der wenigen Kommunalpolitiker seiner Zeit in den Verein für Socialpolitik. Seit 1909 hielt er nebenamtlich Vorlesungen über Staats- und Verwaltungsrecht an der Mannheimer Handelshochschule. Während des Ersten Weltkriegs übernahm er, selbst ein leidenschaftlicher Musikliebhaber, zweimal interimistisch die Intendanz des Nationaltheaters. Als Stadtrat in Frankfurt (1917–24) war er verantwortlich für die Neugründung der Messe und die Errichtung eines städtischen Wirtschaftsamtes und eines Siedlungsamtes. Sein Programm für eine systematische Stadtentwicklung, das eine Verbesserung der städtischen Infrastruktur durch mittelbare Wirtschaftsförderung, den Ausbau aller Verkehrssysteme und die Modernisierung der Energieversorgung bezweckte und mit einer ausgedehnten Eingemeindungs- und Bodenpolitik den Raum für Industrieansiedlung und Wohnungsbau schaffen wollte, war bestimmend für seine Wahl zum Oberbürgermeister 1924. Zum besonderen Merkmal seiner Amtsführung wurde die Ausweitung der Kommunalwirtschaft. Erheblichen überregionalen Einfluß übte er aus bei der Förderung der Wasserstraße Rhein-Main-Donau und im Aufsichtsratspräsidium der Lufthansa. Im Wirtschaftsamt ließ er baureife Pläne für die Fernstraße Hamburg-Frankfurt-Basel und für ein gesamtdeutsches Autobahnnetz ausarbeiten. Das Konzept einer südwestdeutschen Gasverbundwirtschaft scheiterte daran, daß die gemeinwirtschaftlichen Ziele unverhohlen an eine egoistische Frankfurter Interessenpolitik gekettet waren. Im Engeren Vorstand des Deutschen Städtetages unterstützte L. alle Bestrebungen, den Großstädten im Rahmen des dezentralisierten Einheitsstaates eine verfassungspolitische Sonderstellung zu verschaffen. Die Kritik an der hohen Verschuldung Frankfurts und die Radikalisierung der politischen Kämpfe nach 1930 brachten ihn als Mitglied der DDP und Repräsentanten der Weimarer Koalition in die politische Defensive. Von den Nationalsozialisten 1933 aus dem Amt gedrängt, emigrierte L. 1939 nach Holland, wo ihn später Freunde vor der Deportation bewahrten.
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Werke
u. a. Die kommunale Verkehrssteuer in Baden, 1903;
Die rechtl. u. soz. Grundlagen, sowie d. Verfassungs- u. Verwaltungsorganisation der Stadt Mannheim, in: Schrr. d. Ver. f. Socialpol. 120, T. 4, H. 3: Vfg.- u. Verwaltungsorganisation d. Städte. Ghzgt. Baden, 1906;
Das Siedlungsamt d. Großstadt, in: Landmann-Hahn-Gretscher, Kommunale Wohnungs- u. Siedlungsämter, 1919. -
Literatur
D. Rebentisch, L. L. Frankfurter Oberbgm. d. Weimarer Republik, 1975. (W-Verz., P).
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Autor/in
Dieter Rebentisch -
Zitierweise
Rebentisch, Dieter, "Landmann, Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 504 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116677619.html#ndbcontent