Kuehl, Gotthardt
- Lebensdaten
- 1850 – 1915
- Geburtsort
- Lübeck
- Sterbeort
- Dresden
- Beruf/Funktion
- Maler
- Konfession
- lutherisch
- Normdaten
- GND: 118934783 | OGND | VIAF: 40177439
- Namensvarianten
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- Kühl, Gotthardt
- Kuehl, Gotthardt
- Kühl, Gotthardt
- Kühl, Gotthard
- Cuehl, Gotthardt
- Cühl, Gotthard
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Kuehl, Gotthardt
Maler, * 28.11.1850 Lübeck, † 9.1.1915 Dresden. (lutherisch)
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Genealogie
V Simon Heinrich (1814–88), Lehrer u. Küster, S d. Gärtners Joh. Hinrich u. d. Anna Margaretha Lang;
M Henriette Carol. Margaretha (1815–84), T d. Matrosen Joachim Hinrich Borgwaldt u. d. Anna Margaretha Elisabeth Borchers;
⚭ Lübeck 1888 Henriette (* 1860), T d. Porträtmalers →David Simonson (1831–96) in D. (s. ThB); Schwager →Ernst Oskar Simonson-Castelli (1864–1929), Maler in D. (mehrere Altarbilder in Sachsen u. Italien, s. ThB);
1 T. -
Biographie
1867-70 war K. Schüler an der Dresdener Akademie bei J. C. Baehr und K. W. Schurig. Seit 1870 studierte er an der Münchener Kunstakademie bei →W. v. Diez. 1873 stellte er auf der Weltausstellung in Wien mit seiner „Leihanstalt“ zum ersten Mal ein Bild aus. Dort erhielt er auch die ersten Eindrücke von den franz. Impressionisten. 1878 übersiedelte er nach Paris und arbeitete zunächst unter dem Einfluß von Fortuny y Carló. Später wurde für ihn vor allem Bastien-Lepage wichtig, daneben auch Manet. In der Pariser Zeit fuhr K. häufig nach Holland und studierte die alten Meister, von denen besonders Pieter de Hooch und Vermeer bestimmend wurden, deren Werke er kopierte. Hier trat er in Beziehung zu Jozef Israels und →Max Liebermann. Letzterer wurde mit seinen Werken die wichtigste Orientierung für K.s Schaffen, seine Malweise blieb ständig in K.s Bildern präsent und schlug sich später auch noch in den Arbeiten der Schüler nieder. Ohne das Vorbild Liebermanns wären auch thematisch K.s bedeutendste Bilder, „Im Waisenhaus Danzig“ (1885, Leipzig, Mus. d. bild. Künste), „Altmännerhaus in Lübeck“ (1886, Berlin-West, Nat.gal.) und „Im Lübecker Waisenhaus“ (Triptychon 1896, Dresden, Gem.gal.) nicht entstanden. 1889-93 war K. wieder in München, wo er gemeinsam mit Fritz v. Uhde versuchte, das Triptychon wieder als Bildform in der Malerei zu verwenden, das jedoch der Freiheit des Impressionismus nicht entsprach. Seit 1893 lebte er in Dresden und wurde 1895 Professor an der Akademie. 1897 führte er an Stelle der veralteten Akademieausstellungen die großen internationalen Kunstausstellungen ein, die dazu führten, daß der Impressionismus in Sachsen bekannt wurde. 1901 gründete K. mit Freunden und Schülern die Künstlergruppe der Elbier. Das Jahr 1905 verbrachte er in Überlingen, wo mehrere Bilder entstanden, 1907 unternahm er eine Studienreise nach Italien, weitere Reisen gingen nach Nord- und Süddeutschland (Salzburg). K.s Wirken an der Dresdener Akademie wurde entscheidend für den sich dort neu entwickelnden Realismus, nachdem diese Anstalt bis dahin von den Spätromantikern beherrscht worden war. – Ein Hauptthema K.s wurden die Interieurs, die anfangs noch ganz in der Tradition der Genremalerei standen, sich in Dresden dann vereinfachten und das impressionistische Spiel des Lichts aufnahmen, was zuletzt besonders bei den Bildern von barocken Kirchenräumen sichtbar wurde. Seine Stadtansichten entwickelten sich in Paris nach den franz. Vorbildern (Pariser Kai, nach 1880, Dresden, Gem.gal.), denen sie auch immer verpflichtet blieben. Besonders seine Dresdener Ansichten übertrugen dann den franz. Impressionismus in die deutsche Malerei, wobei die Farbigkeit gegenüber den Vorbildern zurückging. Das beste Bild gelang K. mit seiner „Augustusbrücke in Dresden“ (um 1904, Leipzig, Mus. d. bild Künste), bei dem das Geflimmer von Licht und Luft gleichsam eine Vision der Stadt entstehen ließ. In dieser Gattung brachten bei K. die kleinen Formate besonders intensive Wirkung hervor. – Als Lehrer war K. sehr erfolgreich, seine zahlreichen Schüler setzten seine Ideen in der sog. Kuehl-Schule fort. In Dresden war er zunächst von der Kritik und vom Publikum stark angefeindet worden,|mit der Zeit erkannte man ihn jedoch vor allem als den meisterhaften Maler der Dresdener Stadtbilder an.
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Auszeichnungen
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Werke
Weitere W Kopf e. alten Dauern, 1871 (Dresden, Slg. J. Lehmann);
Mädchenbildnis, 1875 (ebd., Gem.gal.);
Der Organist, 1880er J. (ebd.);
Waisenhauskinder in Lübeck, 1886 (ebd.);
Promenade in Paris, 1886 (ebd., Stadtmus.);
Johanniskirche (Augustinerkloster) in München, 1890 (ebd., Slg. Hahn);
Katharinenkirche in Hamburg, 1891 (ebd.);
Blick auf d. Kath. Hofkirche u. d. Opernhaus in Dresden, 1902 (ebd., Stadtmus.);
Dresdener Plätze und Bauten, 11 Bilder, 1910 (ebd., Neues Rathaus, Sitzungssaal);
- Am Brunnen, 1876 (Wiesbaden, Gem.gal.);
- Kirchenschiff d. Heiliggeistspitals in Lübeck, um 1896 (Berlin-West, Nat.gal.);
Kircheninneres, 1889 (München, Neue Staatsgal.);
Sonntagnachmittag, 1890 (ebd.);
Viskulenhof in Lübeck, 1894 (ebd.);
- Blick auf d. Hamburger Hafen, 1892 (Reichenberg, Mus.). -
Literatur
F. v. Boetticher, Malerwerke d. 19. Jh. I, 2, ²1941, S. 785 f.;
M. Morold, G. K., in: Die Kunst 21, 1905/06, S. 481-503;
R. Stiller, in: Dt. Kunst u. Dekoration 40, 1917, S. 336-44 (P);
F. Löffler, in: Jb. z. Pflege d. Künste 2, 1954, S. 145 ff.;
200 J. Hochschule f. bildende Künste Dresden 1764-1964, Werke d. Lehrer, 1964;
Dt. Landschaftsmalerei 1800-1914, Ausst.kat., Berlin, Nat.-gal. DDR, 1957;
Dt. Kunst d. 19./20. Jh., Ausst.-kat. Berlin Altes Mus., Nat.gal. DDR, 1966;
E. Jansen, G. K., Sein Leben u. Werk in s. Zeit I: 1850-90, Diplomarbeit Berlin Humboldt-Univ. 1956 (Ms.), II: 1890-1915, Forschungsarbeit ebd. 1958 (Ms.);
ThB. -
Porträts
Selbstbildnisse: Radierung, um 1893;
Gem., 1902 (ehem. Dresden, Slg. P. Leopold). -
Autor/in
Kurt Pilz -
Zitierweise
Pilz, Kurt, "Kuehl, Gotthardt" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 187-188 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118934783.html#ndbcontent