Krieg, Hans
- Lebensdaten
- 1888 – 1970
- Geburtsort
- Vaihingen/Enz
- Sterbeort
- Geretsried (Oberbayern)
- Beruf/Funktion
- Forschungsreisender ; Zoologe ; Biologe ; Arzt ; Regisseur ; Drehbuchautor ; Filmproduzent
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 118724401 | OGND | VIAF: 102459530
- Namensvarianten
-
- Krieg, Hans
Vernetzte Angebote
- * Antragsstellende der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft/Deutschen Forschungsgemeinschaft (GEPRIS Historisch – Forschungsförderung von 1920 bis 1945) [2021]
- * Filmportal [2010-]
- * Neue Deutsche Biographie (NDB) [1982] Autor/in: Zeller, Klaus (1982)
- Biographien der Entomologen der Welt (SDEI) [1974-]
- Database of Scientific Illustrators
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Landeskunde Entdecken Online - Baden-Württemberg (LEO-BW) [2015-]
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
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Krieg, Hans
Zoologe und Forschungsreisender, * 18.6.1888 Vaihingen/Enz, † 5.10.1970 Geretsried (Oberbayern). (evangelisch)
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Genealogie
V Ernst (1852–1929), Apotheker, dann Lebensmittelchemiker in Stuttgart, S d. Friedrich u. d. Christiane Kayser;
M Marie, T d. Baumeisters Balthasar Beck in Stuttgart u. d. Emma Kieferle;
⚭ Neuwied 1932 Marieluise (* 1902), T d. →Johannes Lohmann (* 1872), Kaufm. u. Fabr. in Porto Noar (Franz.-Westafrika), dann Bes. e. Verbandstoffabrik in Fahr b. Neuwied, u. d. Anna Engels;
2 T. -
Biographie
Bereits in frühester Jugend traten K.s naturkundliche Interessen hervor. So gehörte er in Stuttgart zu den ständigen Besuchern der kgl. Naturaliensammlung und des Linden-Museums. Er legte am Realgymnasium Heilbronn das Abitur ab. Danach reiste er 1908/09 nach England, später auch nach Korsika und an die Riviera, wo er 1911/12 jeweils 3 Monate in dem der Erforschung der Meeresfauna dienenden Laboratoire Russe de Zoologie in Villefranche bei Nizza arbeitete. In München und Tübingen studierte er Naturwissenschaften, besonders Zoologie|und Medizin (bei F. Blochmann, M. Heidenhain, R. Hertwig und A. Sommerfeld), und wurde 1914 in München mit der zoologischen Arbeit „Beiträge zur Rudimentierungsfrage“ zum Dr. phil. promoviert; 1915 legte er das med. Staatsexamen ab. Am 1. Weltkrieg nahm K. als Truppenarzt teil (EK I). 1919 erfolgte in Tübingen die Promotion zum Dr. med., im folgenden Jahr die Habilitation in Humananatomie. 1919-23 bekleidete er die Assistentenstelle an der Anatomie in Tübingen unter Heidenhain und wurde 1925 ao. Professor.
Auf Einladung deutsch-argentin. Freunde – der Brüder Wildermuth – unternahm K. zwischen 1922 und 1925 Orientierungs- und Vortragsreisen in Argentinien, Chile und im Gran Chaco. Nachdem er die Bindung an Tübingen aufgegeben hatte, führte er zusammen mit Erwin Lindner und Michael Kiefer 1925-27 die berühmte „Deutsche Gran Chaco-Expedition“ mit Unterstützung durch die Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft durch. Es war dies die erste wissenschaftliche Durchquerung des Gran Chaco. Nach seiner Rückkehr 1927 wurde K. als Nachfolger Döderleins zum Direktor der Zoologischen Staatssammlung in München berufen, wo er sich im selben Jahr an der naturwissenschaftlichen Fakultät in Zoologie habilitierte (ao. Professor). Die 3. Forschungsreise führte ihn 1931-32, begleitet von Michael Kiefer und Eugen Schuhmacher, in den Gran Chaco, nach Ostparaguay und Südbrasilien. 1937/38 hatte die 4. Forschungsreise in Südamerika Patagonien, den Alto Paraná und den Mato Grosso zum Ziel. Im April 1944 wurde K.s Dienststelle in der Alten Akademie in München völlig zerstört. Große Teile der Sammlungen, die er rechtzeitig in Sicherheit gebracht hatte, konnte K. in einem Nebenflügel von Schloß Nymphenburg wieder vereinen und neu ordnen. 1945 wurde K. zum Generaldirektor der Naturwissenschaftlichen Sammlungen des Bayer. Staates ernannt. Noch nach seiner Pensionierung 1956 unternahm er zwei größere Reisen, von denen ihn die eine 1957/58 nach West- und Ostafrika, die andere 1962 nach Indien und Pakistan führte. Zweimal war er bei Sven Hedin in Schweden zu Gast.
Als Forscher in Grenzgebieten erweiterte K. die Kenntnisse über Anthropologie und Ethnographie der südamerikanischen Indianer beträchtlich. Ebenso trat er als Tiergeograph, Anatom, Naturphilosoph, Museumsmann (Vom Sinn u. Unsinn der Museen, in: Naturwiss. Rdsch. 1953) und Verfasser von populärwissenschaftlichen Büchern hervor. Die rund 1 000 Stücke zählende Sammlung von Ethnographica, die K. von seinen Reisen aus Südamerika mitbrachte, meist von Stämmen des Gran Chaco, ging zum größten Teil an das Linden-Museum in Stuttgart, aber auch an Museen in München, darunter auch an das Staatl. Museum f. Völkerkunde. Eine große Zahl hervorragender Skizzen, Zeichnungen, Aquarelle und karikierender Charakterskizzen zeugt von hoher künstlerischer Begabung; K. hat alle seine Werke selbst illustriert. Wie weitgespannt K.s Interessen waren, zeigt sich u. a. auch darin, daß er sowohl Ehrenmitglied bei den deutschen Berufsjägern als auch Begründer und 1. Präsident des Deutschen Naturschutzringes (1950–64) gewesen ist.|
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Auszeichnungen
Ehrenmitgl. d. Ges. f. Erd- u. Völkerkde. Stuttgart; Bayerischer Verdienstorden (1959); Ehrenbürger v. Vaihingen (1968);
Gr. Bundesverdienstkreuz;
van-Thienhoven-Preis;
Goldmedaille d. Internat. Jagdrates in Paris. -
Werke
Weitere W Über d. mechan, wirkenden Papillen, in: Zs. f. d. ges. Anatomie, 1921;
Prinzipien d. Streifenzeichnung, in: Vorträge u. Aufsätze üb. Entwicklungsmechanik, H. 30, 1922;
Urwald u. Kamp, 1927 (1925?);
Indianerland-Bilder aus d. Gran Chaco, 1929;
Wiss. Ergebnisse d. Dt. Gran Chaco-Expedition I/II, 1931/34;
Yaguareté-Tierbilder aus Südamerika, 1933;
Menschen, d. ich in d. Wildnis traf, 1933, ⁷1949 (auch schwed.);
Chaco-Indianer (Bilder-Atlas), 1934;
Vogelbeobachtungen bei e. argentin. Estancia, in: Journal f. Ornitholog., 1934;
Der Gran Chaco als tiergeogr. Problem, 1935;
Amphibien u. Reptilien, T. 1, 1936 (mit L. Müller u. W. Hellmich);
Als Zoologe in Steppen u. Wäldern Patagoniens, 1940, ²1951;
Vogelbilder aus d. Gran Chaco, 1939;
Tiergeogr. u. ökolog. Beobachtungen u. Probleme in Südamerika, in: Tier u. Umwelt in Südamerika, 1940, S. 1-34;
Marquartsteiner Vorträge üb. Grenzgebiete d. Biologie, 1946, ²1947;
Zwischen Anden u. Atlantik, 1948;
Entwicklung als grundgesetzl. Notwendigkeit, 1948;
Unter d. Sonne Südamerikas, 1948;
Im Lande d. Jaguars, 1948;
Landsknecht am La Plata, 1950;
Begegnungen mit Tieren u. Menschen, 1959;
Mein afrikan. Skizzenbuch, 1960;
Die Große Unruhe - mein Lebensweg als Tierfreund u. Biologe, 1964 (P);
Ein Mensch ging auf d. Jagd, 1967;
Zahlr. Veröff. In Zs. f. Morphol. u. Ökol. 1923-30. -
Film: Indianerleben im Gran Chaco, 1950. -
Literatur
E. Hennig, Württ. Forschungsreisende, 1953, S. 66 f. (W);
G. Diesselhorst, in: Anz. d. Ornitholog. Ges. in Bayern 4, 1953, S. 43 f.;
Th. Haltenorth, in: Säugetierkundl. Mitt. 1, 1953, S. 127 (P);
E. Schüz, in: Jhh. d. Ver. f. vaterländ. Naturkde, in Württemberg 126, 1971, S. 32-34;
ders., in: Tribus, Zs. d. Ges. f. Erd- u. Völkerkde. in Stuttgart, Nr. 20, 1971, S. 7-9 (P);
W. Engelhardt, in: Bll. f. Naturschutz 51, 1971, S. 39-41 (P);
L. Gebhardt, Die Ornithologen Mitteleuropas III,|1974, S. 50 f. (W);
Kürschner, Gel.-Kal.;
Kürschner, Lit.-Kal. -
Autor/in
Klaus Zeller -
Zitierweise
Zeller, Klaus, "Krieg, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 38-40 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118724401.html#ndbcontent