Braune, Wilhelm
- Lebensdaten
- 1850 – 1926
- Geburtsort
- Großthiemig/Sa.
- Sterbeort
- Heidelberg
- Beruf/Funktion
- Germanist ; Philologe ; Hochschullehrer ; Bibliothekar
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 104105100 | OGND | VIAF: 100207756
- Namensvarianten
-
- Braune, Wilhelm Theodor
- Braune, Wilhelm
- Braune, Wilhelm Theodor
- Braune, Theodor W.
- Braune, Theodor Wilhelm
- Braune, Theodor Wilhelm Georg
- Braune, W.
Vernetzte Angebote
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- Personen im Fachinformationsdienst Darstellende Kunst
- Index Theologicus (IxTheo)
- * Rektoratsreden im 19. und 20. Jahrhundert
Verknüpfungen
Personen im NDB Artikel
- NDB 4 (1959), S. 360 (Ehrismann, Gustav Adolph)
- NDB 8 (1969), S. 492 (Helm, Karl Hermann Georg)
- NDB 9 (1972), S. 125 (Hildebrand, Rudolf)
- NDB 13 (1982), S. 550* (Lange, Konrad von)
- NDB 14 (1985), S. 176 (Leitzmann, Albert)
- NDB 19 (1999), S. 235 (Niemeyer, Max)
- NDB 19 (1999), S. 317 (Nörrenberg, Constantin)
Orte
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Braune, Wilhelm Theodor
Germanist, * 20.2.1850 Großthiemig/Sa., † 10.11.1926 Heidelberg. (evangelisch)
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Genealogie
V Gottfried Wilhelm (1810–74), Pastor, S des Johann Gottfried, Fleischhauermeister, und der Joh. Rosine Fiedler;
M Marie Henr., T des Ortsrichters in Stumsdorf Heinrich Elste und der Marie Sophie Karbaum;
⚭ Sophie Luise Elisabeth, T des Univeristätsprofessors Ludwig Lange und der Adelheid Blume;
1 S, 3 T. -
Biographie
B. studierte in Leipzig Germanistik bei →F. Zarncke. Bei ihm lernte er eine strengere Methode in der Behandlung lautlicher Texte, bei August Leskien die neue zusammenfassende Durcharbeitung des sprachlichen Materials. Mit H. Paul und E. Sievers, die gleichzeitig in Leipzig studierten, verband ihn lebenslange Freundschaft. Um der neuen Methode, die Sprachvergleichung mit der Sprachgeschichte zu vereinigen, einen wissenschaftlichen Sammelpunkt zu verschaffen, gründete er mit H. Paul die „Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur“ (seit 1874, seit 1891 mit Sievers), die vor allem, aber nicht ausschließlich, Aufsätze der Junggrammatiker brachten. Sein Beitrag im 1. Band „Zur Kenntnis des Fränkischen und zur hochdeutschen Lautverschiebung“ wurde ein Markstein in der deutschen Sprachgeschichte. Darauf geht die Einteilung der fränkischen Mundarten nach ihrem verschiedenen Verhalten zur 2. Lautverschiebung zurück. Seine slawistischen Sprachkenntnisse befähigten ihn, im selben Band auf die Bedeutung der altslowenischen Freisinger Denkmäler für das Verständnis der althochdeutschen Orthographie aufmerksam zu machen.
1877 wurde er außerordentlicher Professor in Leipzig, 1880 ging er als ordentlicher Professor nach Gießen, 1888 bis 1919 wirkte er in Heidelberg. Hier liegt der Höhepunkt seiner wissenschaftlichen Arbeit. 1894 führte er die kritische Herstellung der neugefundenen Bruchstücke der altsächsischen Bibeldichtung durch. Die Sicherheit und Klarheit seines Denkens befähigte ihn, die grundlegenden grammatischen Handbücher für das Althochdeutsche und Gotische zu schaffen, die sofort alle früheren Grammatiken verdrängten und noch heute in der Betreuung durch andere Forscher im Wesentlichen unverändert von jedem Studenten der Germanistik benützt werden. Sein „Althochdeutsches Lesebuch“ (1875, ⁸1920, 121952 bearbeitet von K. Helm) ist ein zuverlässiges Hilfsmittel geblieben. Mit überlegener Sicherheit hat er die seit →Karl Lachmann viel behandelten Probleme der Handschriftenverhältnisse des Nibelungenliedes gelöst (Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 25, 1900, S. 1-222). In seiner Rektoratsrede von 1904 hat er sich mit der dringend gewordenen Einigung der deutschen Aussprache anregend beschäftigt. Sein wichtiger Aufsatz „Althochdeutsch und Angelsächsisch“ (Beiträge … 43, 1918), der sich auf auffällige nördliche Formen im fuldischen Tatian stützt, hat die Forschung über das so genannte Ingwäonische und die althochdeutschen Wortlandschaften sehr befruchtet. In seinem Beitrage zur Festgabe für R. Hildebrand 1894 gab er Richtlinien für die Geschichte der Verbalstellung im Satze. Immer trachtete er die einzelnen Stellen im literarischen Denkmal aus der Seele des schaffenden Dichters, die Bedeutungsgeschichte des Wortes aus der Kultur des Volkes zu verstehen. Eine Vorlesung über die Geschichte der deutschen Literatur des 16. und 17. Jahrhunderts führte ihn zu dem Plane einer Sammlung wichtiger Quellenwerke über diese beiden Jahrhunderte, die er 1876 mit einem Neudrucke von Martin Opitzens Buch von der deutschen Poeterey eröffnete. Sie sind mit ihren fast 300 Bänden Vorbild für ähnliche Sammlungen geworden. Durch sein ruhiges Maßhalten, die Sicherheit im Urteil, seinen klaren Blick für das Wesentliche, sein Beharren auf dem festen Boden der Wirklichkeit ist er Lehrer und Führer geworden.
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Werke
Weitere W Got. Grammatik, 1880, 141953 (bearb. v. K. Helm);
Althochdt. Grammatik, 1886, ⁸1953 (bearb. v. K. Mitzka);
Abriß d. althochdt. Grammatik mit Berücksichtigung d. Altsächs., 1891, ⁹1953 (bearb. v. K. Helm);
Bruchstücke d. altsächs. Bibeldichtung aus d. Bibl. Palatina, 1894;
Reim u. Vers, in: SB d. Heidelberger Ak. d. Wiss., 1916, Abh. 11;
Verz. d. Abhh., in: Btrr. z. Gesch. d. dt. Sprache u. Lit., Bd. 40, 1915, S. 546; Hrsg.:
Slg. kurzer Grammatiken german. Dialekte, dazu eine Ergänzungsreihe u. Abrisse f. d. Anfänger. -
Literatur
Aufsätze z. Sprach- u. Lit.-Gesch., W. B. z. 20. Febr. 1920, dargebracht v. Freunden u. Schülern, hrsg. v. G. Ehrismann, 1920 (P);
Gehalt u. Form, hrsg. v. R. Petsch, 1925 (P);
E. Sievers, in: Btrr. z. Gesch. d. dt. Sprache u. Lit. 51, 1927, S. I-VI;
F. Behrend, Gesch. d. dt. Philol. in Bildern, 1927, S.48 (P);
Kürschner, Gel.-Kal. 1925 (W). -
Autor/in
Ernst Schwarz -
Zitierweise
Schwarz, Ernst, "Braune, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 558-559 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104105100.html#ndbcontent