Adriani, Matthäus
- Lebensdaten
- 2. Hälfte 15. Jahrhundert , erwähnt 1513 – 1521
- Beruf/Funktion
- Hebraist ; Arzt
- Konfession
- mehrkonfessionell
- Normdaten
- GND: 128428430 | OGND | VIAF: 13361708
- Namensvarianten
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- Adrianus, Matthäus
- Adriani, Matthäus
- Adrianus, Matthäus
- Adriani, Matthäus
- Adriani, Mateo
- Adriani, Mattheus
- Adrianus, Matheus
- Adrianus, Matthaeus
- Adrianus, Matthäus
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Adriani (Adrianus), Matthäus
Hebraist, * 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts.
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Biographie
A., ein getaufter spanischer Jude, taucht zum ersten Mal in Italien in einer „Introductio ad hebraicam linguam“ auf, die 1501 und 1508 bei Aldus Manutius in Venedig erschien, dann in der griechischen Grammatik des Konstantinos Laskaris (ebenda 1512). Erasmus von Rotterdam rühmt seinen guten Ruf als Hebraist in Italien und Deutschland. Ursprünglich war A. Arzt (Dr. med.). 1512 war er in Tübingen; hier erschien 1513 bei →Thomas Anshelm sein „Libellus horam faciendi pro Domino“ mit Übersetzungen christlicher Gebete ins Hebräische. Im gleichen Jahr kam er mit Empfehlungsbriefen von Johann Reuchlin (Tübingen) und →Konrad Pellican (Pforzheim) über Straßburg nach Basel, in der Absicht, über Venedig ins Heilige Land zu pilgern. Er unterrichtete in Basel Wolfgang Fabricius Capito, die Söhne des Buchdruckers →Johannes Amerbach, in Heidelberg Johann Brenz und Johannes Oecolampadius; 1517 erhielt er auf Empfehlung des Erasmus den hebraistischen Lehrstuhl am „Collegium Trilingue“ in Löwen. A. erregte aber bei den Theologen Anstoß mit einer am 27.3.1519 gehaltenen Rede zum Lob der alten Sprachen, die 1520 in Wittenberg mit einer Vorrede an →Georg Spalatin erschienen ist. Am 17.4.1520 erhielt er einen Ruf nach Wittenberg. Jedoch schon im Herbst überwarf er sich mit Luther, verließ im Frühjahr 1521 Wittenberg und wandte sich vielleicht nach Freiburg(Breisgau). Seitdem verliert sich seine Spur.
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Werke
Weitere W Introductio ebraice discere cupientibus, Basel 1518;
Oratio de linguarum laude, Wittenberg 1520; eine hs. Psalterübers. in d. Univ.-Bibl. Basel. -
Literatur
ADB I (unter Adrianus);
L. Geiger, in: Jbb. f. Dt. Theol. 21, 1876;
G. Bauch, in: Mschr. f. Gesch. d. Judentums, NF 12, 1904;
P. S. Allen, Opus epistolarum Des. Erasmi Roterdami III, 1913;
W. Friedensburg, Gesch. d. Univ. Wittenberg, 1917;
Die Amerbachkorrespondenz, hrsg. v. A. Hartmann, I, 1942;
Enc. Jud. I, 1928. -
Autor/in
Otto Schottenloher -
Zitierweise
Schottenloher, Otto, "Adriani, Matthäus" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 87 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd128428430.html#ndbcontent
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Adrianus, Matthäus
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Biographie
Adrianus: Matthäus A., Hebräist des 16. Jahrhunderts, von jüdischspanischer Herkunft, aber frühzeitig in Deutschland und zum Christenthum übergetreten. Er war Arzt, ist indessen bekannter durch seine Lehrthätigkeit in der hebräischen Sprache. Nachdem er Reuchlin kennen gelernt und Conrad Pellikan im Hebräischen unterrichtet hatte, wurde er der Lehrer der Söhne Joh. Amorbach's in Basel, des Fabritius Capito in Bruchsal und 1513 Lehrer des Hebräischen in Heidelberg, wo z. B. Johann Brenz und Johann Oekolampad seinen Unterricht genossen. Durch des Erasmus Empfehlung kam er 1517 an das neu eingerichtete Collegium trilingue in Löwen, das er aber, obwol man die größten Hoffnungen auf ihn gesetzt hatte, schon 1519 verließ, nachdem er|in einer Rede die Ansicht ausgesprochen, der h. Hieronymus sei ein oft irrender Mensch gewesen, und sich dadurch Schmähungen des Latomus zugezogen hatte. Sein rücksichtsloser Freimuth, aber auch seine Kleinlichkeit und Unverträglichkeit ließen ihn nirgends lange weilen. Sie vertrieben ihn auch 1521 von Wittenberg, wo er von Luther zuerst mit offenen Armen aufgenommen worden war und Manche, wie den später berühmten Valentin Trotzendorf, im Hebräischen unterwiesen hatte. Ob er sich dann nach Leipzig oder Freiburg gewandt hat und wann er gestorben ist, ist nicht bekannt. Seine „Introductio in linguam hebraeam“ und seine hebräische Uebersetzung einiger christlicher Gebete gehören zu den größten litterarischen Seltenheiten; aber weniger durch sie, als durch den von ihm ertheilten Unterricht hat er sich den Ruhm eines der tüchtigsten Kenner des Hebräischen aus jener Zeit erwarten.
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Literatur
L. Geiger, Das Studium der hebräischen Sprache in Deutschland. Breslau 1870. S. 41—48. 134.
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Autor/in
Geiger. -
Zitierweise
Geiger, Ludwig, "Adriani, Matthäus" in: Allgemeine Deutsche Biographie 1 (1875), S. 124-125 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd128428430.html#adbcontent