Siegel, Ralph Maria
- Lebensdaten
- 1911 – 1972
- Geburtsort
- München
- Sterbeort
- München
- Beruf/Funktion
- Musikverleger ; Komponist ; Texter ; Sänger ; Regisseur ; Plattenproduzent ; Musiker ; Liederdichter
- Konfession
- katholisch?
- Normdaten
- GND: 126832161 | OGND | VIAF: 6962149198230474940008
- Namensvarianten
-
- Siegel, Rudolf Maria
- Siegel, Ralph Maria
- Siegel, Rudolf Maria
- Hansen, Theo
- Siegel, R. M.
- Siegel, Ralph
- Siegel, Ralph M.
- Siegel, Ralf
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Siegel, Ralph Maria (Pseudonym Willy Klüter)
Komponist, Texter, Sänger, Regisseur, Plattenproduzent, Musikverleger, * 8. 6. 1911 München, † 2. 8. 1972 München, ⚰ München, Nordfriedhof. (evangelisch)
-
Genealogie
V →Rudolf (1878–1948), Dr. iur., Komp., Dirigent, Gen.musikdir. in Krefeld u. Berlin (s. L), S d. Christian, Pfarrer in Berlin, u. d. Elisabeth Lepsius († n. 1884);
M Maria, T d. →Hermann Stiller (1850–1931), Architekt, Prof. (s. ThB), u. d. Erminia Bumiller;
Urur-Gvm →Bernhard Klein (1793–1832), Komp. (s. NDB XI);
Ur-Gvm Ludwig, Sup., →Richard Lepsius (1810–84), Prof. d. Ägyptol. in Berlin, Dir. d. Ägypt. Mus. ebd. (s. NDB 14);
2 B, 1 Schw;
– ⚭ Ingeborg („Sternchen“) (1911–99, ⚭ 1] N. N. Döderlein, 3] Helmut Hertlein), Operettensängerin, T d. N. N. Bobardt;
1 S →Ralph (* 1945), Komp., Musikproduzent, übernahm nach d. Tod d. Vaters dessen Musikverlag, gründete 1973 d. Label „Jupiter Records“, Bambi-Preis d. Phonoak., World Music Award of Excellence, Paul-Lincke-Ring 1983, BVK 1998 (s. W, L). -
Biographie
S., der schon früh musikalische Neigungen zeigte, besuchte nach dem Realgymnasium in Krefeld das dortige Konservatorium am Westwall. Nach weiterer Ausbildung als Geiger und Sänger in Köln, Rom und Florenz wurde er in Berlin Kompositionsschüler von →Ernst Toch (1887–1964). Seit 1930 schrieb er Bühnenmusiken zu Operetten, Musicals, musikalischen Komödien, Revuen und Spielfilmen. Seit Anfang der 30er Jahre unterhielt er zudem eine eigene Tanzkapelle am Deutschlandsender, trat auch als Schlagersänger auf und nahm mit den Orchestern Eugen Wolff und Bernard Etté Schallplatten auf. Daneben komponierte und textete er eigene Schlager, mit denen er bald sehr erfolgreich war, etwa „Die Musi, Musi, Musi“ (1940), „Unter der roten Laterne von St. Pauli“ (1941, Text Günther Schwenn, Peter Schaeffers) und „Sing ein Lied, wenn du mal traurig bist“ (1941). Um 1938/39 schrieb er den dt. Text zu Dino Olivieris „J'attendrai“: „Komm zurück“. Anfang der 40er Jahre wechselte S. vom Schlagersänger zum Operettentenor und debütierte 1941 am Münchner Theater am Gärtnerplatz mit der Titelrolle in Lehárs „Zarewitsch“, es folgte 1943 ein Engagement nach Berlin an das Metropoltheater.
Besonders bedeutsam war die Zusammenarbeit mit dem Komponisten →Gerhard Winkler (1906–77), die Mitte der 30er Jahre begann und mehr als ein Jahrzehnt lang die Musikbranche mit Bestsellern versorgte: „O mia bella Napoli“ (1937), „Ja, ja, der Chiantiwein“ (1940), „Es war an einem Frühlingstag im sonnigen Sorrent“ (1940), „Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt“ (1943) und „Mandolino, Mandolino“ (1949). Da Italien im Okt. 1943 in den Krieg gegen Deutschland eintrat, wurde das Lied von den „Capri-Fischern“ kurz nach der Einspielung auf Schallplatte von den Nationalsozialisten für den Rundfunk gesperrt, das „Chianti-Lied“ durfte nur noch mit der Textzeile „Ja, der Tiroler Wein“ gesungen werden.
Nach dem Ende des 2. Weltkriegs war S. 1946–49 künstlerischer Leiter und Oberspielleiter des Neuen Theaters Augsburg. 1949 gründete er den Ralph-Maria-Siegel-Musikverlag zur Verwertung seiner Rechte und veröffentlichte mehrere Reisebücher. Seine italophilen Schlagerproduktionen zusammen mit Winkler, allen voran „O mia bella Naopoli“ und die „Capri-Fischer“, erreichten nach 1945 in Aufnahmen mit den Schlagersängern →Rudi Schuricke (1913–73) und →Vico Torriani (1920–98) Rekordauflagen in Millionenhöhe. Sie begründeten in Westdeutschland, wo wirtschaftlicher Aufschwung Urlaubsreisen ans Mittelmeer ermöglichte, eine beispiellose musikalische Italien-Welle; seit den 60er Jahren setzte aber auch heftige Kritik an sog. „Schnulzen“ und unterhaltender „Trivialmusik“ ein. S. selbst bezeichnete diese Arbeiten später selbstkritisch als „Industriefließband-Amore-Serie“.
Die Anzahl der von S. verfaßten Schlagertexte, darunter Evergreens wie „Ich hab' noch einen Koffer in Berlin“ (1951, Text: Aldo v. Pinelli), wird auf zweieinhalbtausend geschätzt. Unter seinen Operetten und Musicals ragt v. a. die Musik zu „Charleys Tante“ hervor (1962, nach d. Lustspiel v. B. Thomas). Darüber hinaus schrieb S. die dt. Texte zu einer Reihe internationaler Chansons wie „C'est si bon“, „Non, je ne regrette rien“, „La mer“, „ Les feuilles mortes“, „La vie en rose“, „Deep In The Heart Of Texas“ oder „Baby, It's Cold Outside“.
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Werke
Weitere W u. a. Operetten: Liebesolympiade (Glück am Ziel) (Text: Jo Hans Rösler, Wilhelm Krug), UA Düsseldorf, 1935;
Liebeszauber (Text: K. Adalbert), UA Berlin, 1936;
Blumen für Gloria (Text: J. Scheu, E. Nebhut), UA Augsburg, 1949;
– Filmmusik:
Hilde u. d. 4 PS, 1936;
Die Fischerin vom Bodensee, 1956;
Tante Wanda aus Uganda, 1957;
Ihr schönster Tag (mit F. Schröder), 1962;
– Schlager, Chansons, Lieder u. a. Du bist meine gr. Leidenschaft (M:
H. M. Kirchstein), 1934;
Wenn d. Adria träumt (T: B. Balz), 1937;
Eine kl. Insel liegt im blauen Meer (M: W. Gabriel), 1937;
Ja, d. Musik, 1938;
Carola Carolina, 1938;
Das Nachtgespenst, 1938;
Der kl. Postillon, 1939;
Georgine (Musik jeweils G. Winkler);
Alo ahé (M: trad./A. Steimel), 1940;
Großmütterlein, 1943;
Skandal im Harem (Im Harem sitzen heulend d. Eunuchen) (Musik jeweils G. Winkler), 1947;
Das Lied d. Taube (T: mit R. Marbot), 1949;
Vater hat nichts dagegen (M: W. Berking), 1951;
Keine Angst vor gr. Tieren (M: M. Jary), 1953;
– Schr.:
Müssen Schlagertexte schlecht sein?, 1964;
14 Tagebuch aus Rio: Zehn vergnügte Reiseberichte aus Südamerika, 1965;
– zu S Ralph:
über 2000 Schlager, Chansons, Lieder u. a. Die kl. Kneipe;
Griech. Wein: Du kannst nicht immer 17 sein: Ein bißchen Frieden (Grand Prix 1982). -
Literatur
H. C. Worbs, Der Schlager, 1963;
E. Köppen, in: W. Höller u. E. Köppen, Sie kamen aus Krefeld, 1982, S. 140–43 (P);
Lex. d. dt. Schlagers, hg. v. M. Bardong, H. Demmler u. C. Pfarr, 1992;
A. Dümling, Musik hat ihren Wert, 100 J. musikal. Verwertungsges. in Dtld., 2003;
A. Neuner, „Mandolinen d. Liebe erklingen . . .“, Italien im dt. Schlager, in: Wenn b. Capri d. rote Sonne . . . , Die Italiensehnsucht d. Deutschen im 20. Jh., Ausst.kat. Bad. Landesmus., Karlsruhe, 1997, bearb. v. G. Kindler, S. 144–52;
W. Butry, München von A bis Z, 1966;
Munzinger;
Kosch, Theater-Lex.;
– zu Rudolf:
A. Dümling, Musik hat ihren Wert, 2003;
Wi. 1935;
Altpreuß. Biogr. II;
MGG;
Riemann;
Kosch, Theater-Lex.;
– zu Ralph:
H. Gertz, in: SZ v. 25. 5. 2002 (P);
E. Reents, Unwiederbringlich, . . . R. S. wird sechzig, in: FAZ v. 30. 9. 2005;
Munzinger. -
Autor/in
Volker Kühn -
Zitierweise
Kühn, Volker, "Siegel, Ralph Maria" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 341-342 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd126832161.html#ndbcontent