Kirchner, Timotheus
- Lebensdaten
- 1533 – 1587
- Geburtsort
- Döllstädt bei Erfurt
- Sterbeort
- Weimar
- Beruf/Funktion
- lutherischer Theologe ; Professor der Theologie in Jena, Helmstedt und Heidelberg ; Superintendent in Weimar ; Evangelischer Theologe ; Pfarrer ; Hochschullehrer ; Hofprediger ; Generalsuperintendent
- Konfession
- lutherisch
- Normdaten
- GND: 116187263 | OGND | VIAF: 56634501
- Namensvarianten
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- Kirchner, Timotheus
- Kirchner, Timothaeus
- Kirchnerus, Thimotheus
- Kirchnerus, Timothaeus
- Kirchnerus, Timotheus
- Circhner, Timotheus
- Circhner, Timothaeus
- Circhnerus, Thimotheus
- Circhnerus, Timothaeus
- Circhnerus, Timotheus
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Kirchner, Timotheus
lutherischer Theologe, * 6.1.1533 Döllstädt bei Erfurt, † 14.9.1587 Weimar.
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Genealogie
V Johannes, aus Erfurt, Lehrer in D., S d. Mag. Sigismund (1480–1561), seit 1530 Pfarrer an d. Kaufm.kirche in Erfurt;
M N. N. v. Cämmerer (Camerarius) aus Herbsleben;
⚭ Erfurter Bürger-T; mehrere K, u. a. Timotheus († 1601), Kanzleiverwalter u. Sekr. in W., Catharina (⚭ 1575 Mag. →Nicolaus Großcurdt, † 1596, Gen.sup. in Alfeld), Blandina (⚭ 1582 Mag. →Johannes Fladung, 1555–1623, Sup. v. Orlamünde, K.s Biograph);
E Mag. Philipp (1580–1661), 1605 Pfarrer in W., 1609 in Buttelstedt, Mag. Joh. Timotheus († 1626), Pfarrer in Rothenstein, Mag. →Justus Großcurth (1586–1626), Gen.sup., Pastor prim. u. Theologieprof. am Pädagogium in Göttingen;
Ur-E Anna (⚭ 1627 Mag. Adrian Beier);
Urur-E Adrian Beier († 1698), Jurist (s. NDB II). -
Biographie
Nach den Schulen in Erfurt und Gotha besuchte K. seit 1549 die Universität Wittenberg und übernahm nach kurzer Lehrertätigkeit die Pfarrstellen in Furra/Weißensee (1554), Dachwig (1555) und Herbsleben (1561), nachdem er 1560 im flacianisch geprägten Jena nochmals studiert und Anfang 1561 die Magisterwürde erworben hatte. Wegen Ablehnung des Strigelschen Synergismus infolge des theologischen Parteiwechsels Johann Friedrichs des Mittleren 1563 amtsentsetzt, fand K. bei Heinrich von der Asseburg in Ampfurth (Erzstift Magdeburg) eine neue|Anstellung, konnte aber unter Johann Wilhelm 1568 wieder nach Herbsleben zurückkehren, von wo er noch im selben Jahr als Pfarrer nach Jena abberufen wurde. Am Altenburger Religionsgespräch zur Beilegung der Differenzen zwischen Flacianern und Philippisten nahm er teil. In Jena erhielt K. nach seiner Promotion (1571) eine theologische Professur, übernahm aber noch vor der erneuten Vertreibung der Lutheraner unter Kurfürst August die Generalsuperintendentur und Hofpredigerstelle in Wolfenbüttel (1572) und nach Mißstimmigkeiten mit Herzog Julius die Generalsuperintendentur in Gandersheim (1573). Gleichzeitig lehrte er am dortigen Pädagogium. 1576 wurde er Professor Primarius in der theologischen Fakultät und Vizegründungsrektor der Universität Helmstedt. Durch Kritik an der Weihe des Erbprinzen Heinrich Julius zum Bischof von Halberstadt in Ungnade gefallen, verlor K. Anfang 1579 seine Stellung, erlangte aber schon 1580 nach einjährigem Aufenthalt in Erfurt durch die Vermittlung von M. Chemnitz eine neue Bestallung als Theologieprofessor in Heidelberg. Als nach Ludwigs VI. Tode die Heidelberger Fakultät unter Johann Kasimir wieder reformiert wurde, mußte K. 1582 abermals weichen. Er beschloß sein bewegtes Leben als Superintendent von Weimar (seit 1583). – K. gehört zu jenen frühorthodoxen Theologen, die unter Verzicht auf Originalität entschieden, kompromißlos und unter Bejahung aller persönlichen Nachteile für die Reinerhaltung des lutherischen Erbes mit großer Gelehrsamkeit und literarischer Fairneß eintraten.
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Werke
Thesaurus explicationum omnium articulorum … doctrinae christ. … ex Lutheri … operibus … collectus …, 1566 (dt. 1578);
Index od. Register üb. d. 8 dt. Tomos aller Bücher u. Schrr. … M. Lutheri, 1564 u. ö.;
Enchiridion, in welchem d. fürnembsten Hauptstück d. Christl. Lehre durch Frag u. Antwort … erkläret …, 1584, lat.: Methodica explicatio praecipuorum capitum doctrinae coelestis, 1586, ²1595 (S. 1005 ff.: K.s Biogr. v. J. Fladungus);
Reden u. Traktate üb. kontroverse Fragen (Erbsünde, Abendmahl, Rechtfertigung). -
Mitvf. neben M. Chemnitz u. N. Selnecker: Apologia od. Verantwortung d. Christl. Concordien Buchs, 1584 (gen. Erfurter Apologie);
Gründl. warhafft. Hist. v. d. Augsburg. Confession … im Artickel vom Abendmahl …, 1584 (lat. 1585). -
Literatur
ADB 16;
J. G. Leuckfeld, Antiquitates Gandersh., 1707, S. 324 ff.;
J. C. Zeumer, Vitae professorum theol. … Jenens. I, 1711, S. 79 ff.;
P. Zimmermann, Die Dienstentlassung T. K.s, in: Braunschweig. Mgz., 1918, S. 42 ff.;
ders., Album Ac. Helmstadiensis I, 1926, S. 371;
Schottenloher. -
Autor/in
Inge Mager -
Zitierweise
Mager, Inge, "Kirchner, Timotheus" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 664-665 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116187263.html#ndbcontent
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Kirchner, Timotheus
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Biographie
Kirchner: Timotheus K., lutherischer Theolog des 16. Jahrhunderts, geb. den 6. Jan. 1533 als Sohn eines Schulmeisters zu Döllstädt (Tolstadii) in der Grafschaft Gleichen in Thüringen, † den 14. Sept. 1587 als Superintendent zu Weimar. Er besuchte die Schule zu Gotha, studirte zu Jena und Erfurt Theologie, wurde in sehr jungen Jahren Prediger zu Furra bei Weißensee, zu Dachwich bei Erfurt, 1561 zu Herbsleben bei Gotha, aber bereits 1562 von da vertrieben, weil er sich weigerte, in dem sogen. synergistischen Streit die Strigel’sche Declaration zu unterschreiben. Er wandte sich nach Jena, wurde hier Magister und nach längerem Umherirren, nachdem er 1565 in Frankfurt|verweilt, 1566 eine Berufung nach Braunschweig abgelehnt hatte, 1568 von Herzog Johann Wilhelm als Pfarrer und Professor der Theologie in Jena angestellt, wo die Gnesiolutheraner Wigand, Cölestin, Heßhus seine Collegen und Gesinnungsgenossen sind. Mit ihnen betheiligt er sich im October 1568 an dem sogen. Altenburger Gänsecolloquium, wird 1571 Dr. theol., leitet 1572 eine Disputation gegen die flacianische Erbsündenlehre, folgt aber schon 1572, noch vor der neuen Vertreibung der Gnesiolutheraner aus Jena, einem Ruf des Herzogs Julius nach Wolfenbüttel. Die Generalsuperintendentur von Wolfenbüttel vertauscht er im folgenden Jahre mit derjenigen von Gandersheim und übernimmt zugleich die Leitung des dortigen Pädagogiums. 1574 übersiedelt er mit diesem nach Helmstädt und wird 1576 bei Eröffnung der neuen Juliusuniversität deren erster Vicerector und Professor theologiae primarius. Als er aber 1578 über die Tonsur und Salbung des zum Bischof von Halberstadt bestimmten Prinzen Heinrich Julius sich tadelnde Aeußerungen auf der Kanzel erlaubt, wird er im Januar 1579 durch Handschreiben des Herzogs Julius seiner Aemter entsetzt, verläßt Helmstädt heimlich den 17. Februar und geht nach Erfurt, wo er ein Jahr lang sich aufhält und an der Abfassung des sog. Erfurter Buches zur Vertheidigung der Concordienformel sich betheiligt. 1580 wird er von Kurfürst Ludwig VI. von der Pfalz nach Heidelberg berufen als Professor theol. primarius, aber schon 1583 von Johann Casimir wieder entlassen. Er findet eine Anstellung als Superintendent in Weimar, endigt aber schon nach vier Jahren, erst 54 Jahre alt, sein vielbewegtes Leben mit dem Ruhm, daß er „ernstlich und mit christlichem Eifer über der reinen Lehre gehalten, aber ohne Verketzerungssucht“. — Unter seinen Schriften ist keine, der ein höherer Werth oder eine dauernde Bedeutung zukäme; sie behandeln meist die theologischen Streitfragen seiner Zeit: Ueber das Fleisch Christi, Abendmahl, Erbsünde, zwei Naturen in Christo und communicatio idiomatum; „Widerlegung der Einwürfe der Anhaltischen Theologen gegen das Concordienwerk"; auch verfaßte er eine Erklärung der Glaubensartikel und ein Register zu den 8 deutschen tomi der Opera Lutheri.
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Literatur
Vgl. Tileman Heßhus, Vita Kirchneri, Leipzig 1595; Leukfeld, Antiq. Gandersh., S. 24; Chrysander, Diptycha prof. theol. Helmstad., S. 26; Zeumer, Vitae theol. Jenensium, S. 79 ff.; Jöcher, II, 2104; und die bekannten Werke über die Geschichte der prot. Theologie von Salig, Planck, Heppe, Frank.
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Autor/in
Wagenmann. -
Zitierweise
Wagenmann, Julius August, "Kirchner, Timotheus" in: Allgemeine Deutsche Biographie 16 (1882), S. 22-23 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116187263.html#adbcontent